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Hohensteiner Tageblatt : 18.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id184110793X-189010188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id184110793X-18901018
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-184110793X-18901018
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: Beilage enth. falsches Ausgabedatum und falsche Ausgabennummer.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohensteiner Tageblatt
- Jahr1890
- Monat1890-10
- Tag1890-10-18
- Monat1890-10
- Jahr1890
- Titel
- Hohensteiner Tageblatt : 18.10.1890
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Hohenstemer Tageblatt Geschäfts-Anzeiger Erschein» Kuhschnappcl, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Nr. 242 Sonnabend, den 18 Oetober 1890 40. Jahrgang Congretz der Socialdemokraten * 8 »Die der Partei Ein Summen tcn, die Weiteren Bekanntmachung. Nächsten Sonntag, den 19. d. M., Nachmittag 4 Uhr sollen die zur Eentralschule gehörigen Feld- und Wiesengrundstücke anderweit aus 6 Jahre unter den zur Zeit be stehenden Bedingungen durch den unterzeichneten Schulvorstand verpachtet werden. Pachtlicbhaber wollen sich zu oben bestimmter Z-it hinter dem Gotteracker, wo die betreffenden Grundstücke liegen, einfindcn. Gersdorf, den 17. October 1890. Der Schulvorstand. Bochmann, V. weiterer Antrag fordert die Aufwendung größerer für die Brochürenlitcratur, ganz besonders sür Schris- sür die ländliche Bevölkerung berechnet sind. Im wird die Aussetzung eines Preises für die beste Agi- tationSschrist für die ländliche Bevölkerung beantragt. Die Genossen von Marburg stellen folgenden Antrag: „In Anbetracht des Eindringens der antisemitischen Bewegung ans immer weitere Kreise und der verwerflichen Kampscsweise, welcher sich die Antisemiten speciell gegen die Socialdcmolraten bedienen, beschlicht der Congreß, dah die Partei die Parteigenossen Marburgs iu irgend einer Weise unterstützt, damit am Herde der antisemitischen Agitation eine kräftige Gcgenagilalion entwickelt werden kann." Inserate nehmen die Expedition bis Vorm. 18 Uhr- sowie für Ausw ärts alle Austräger, dc-A alle Annoncen-Expeditionen zu Originär» Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Abtei Oberlungwitz, Gersdorf, Lugau, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grttna, Mittelbach,' üyprung, Leukersdorf. Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Halle, 15. Octobcr. ES sind etwa 40 Anträge cingeganqen. Darunter befindet sich ein Antrag von den Gubener Genossen: gesammtc socialdcmokratischc Partcipressc müsse Eiqenthum werden." Bekanntmachung, Cinquartierungsgelder betreffend. findet gegen Abgabe der Quarticrzcttel V0M14. bis 18. Octobcr nachmittags von 4—6'/„ Uhr im Nachhause (Stadtkasse) statt. Die Beträge, welche an diesen 5 Tagen nicht erhoben sind, fallen der Armenkasse zu Hohenstein, am 10. Octobcr 1890. Der Stadtrat h. vr. Ebeling, Bürgermeister. Die Bautzener Genossen beantragen: „Die socialdemokralischc RcichSlagssraclion zu vcrpflichlcn, alle von ihr beabsichtigten selbstständigen Gesetzentwürfe vor deren Einbringung im Reichstage der Gesammtpartei durch deren Vorstand zur Begutach tung vorlegen zn lassen. Dringliche Fällc sollen ausgenommen sein." Ein 'ernercr Antrag lautet: „Es ist Pflicht jedes Parteigenossen, insbesondere der Reichlagssrac- tion, dahin zn wirken, daß die Gesiudeordnnngcn der Eiuzelstaaten auf gehoben werden und daß ine Arbeiter, Arbeiterinnen, jugendlichen Arbeiter und Kinder, welche in der Landwirthschaft, Forstwirtschaft, Gärtnerei, Fuhrwesen in der Binnenschifffahrt, in der Fischerei und in persönlichen Dienstleistungen beschäftigt werden, der dcntjchen Gewerbeordnung unter stellt werden." Elsasser Parteigenossen beantragen: „Die Begründung eines Parteiorgans für Elsass Lothringen und die Bewillignng der dazu erforderlichen Mittel aus der Parleikassc." In einem Anträge wird verlangt, daß den Opfern des SocialistcngcsetzeS der Dank der Partei ausgesprochen, gleich zeitig aber der Staatsregirung eine Resolution übermittelt werde, in welcher erklärt wird, daß cs mit den Aufgaben einer Rechts staates nicht vereinbar sei, daß noch jetzt auf Grund der Socia- listengesetzeS deutsche StaatSbrüder im Gesängniß schmachten. ES sei daher Pflicht der StaatSrcgierung, die Aufhebung der bezüglichen Strafbestimmung auszusprechen. — Auerbach (Ber lin) und Genossen beantragen: „Ter Parteivorstand wird verpflichtet, allmonatlich eine Agilations- nummer, gerichtet an die indifferenten Arbeiter und Arbeiterinnen, er scheinen zn lassen." Ein Antrag verlangt: „Die Achtstundcn - Demonstration künftighin allgemein am erste» Sonntag im Mai zn veranstalten." Avg. Liebknecht beantragt: „Den l. Mai dauernd zum Arbeiterfeiertag zu machen und wo an diesem Tage Hindernisse im Wege stehen, Umzüge und Feste auf den ersten Sonntag im Mai zu verlegen." Stettiner und Rostocker Socialdcmokraten beantragen: „Bei Stichwahlen zwischen den bürgerlichen Parteien haben sich die Socialdemokraten der Abstimmung zu enthalten." In der heutigen Nachmittagssitzung wurde die Gencral- diScussion über den OrganisationScntwurs fortgesetzt und schlie- lich beschlossen: den Entwurf einer 25zlicdrigen Commission zur Vorberathung zu überweisen. — Der Vorsitzende, Abg. Dietz, lheilte alsdann mit, daß im Vorzimmer ein Berliner Regierungt- rath und ein Polizeipräsident aus Sachsen anwesend seien. ES werde nun die Frage gestellt, was dagegen zu machen sei. Er (Dietz) sei der Meinung, daß die Herren dem Congrcsse nur sehr willkommen seien. (Lebhaftes Bravo.) Den folgenden Gegenstand bildete das Programm der socialdemokratiichen Partei. Der Referent, Abg. Liebknecht: Er habe kciuc Programmrcde gehalten, sonder» wolle mir über das Programm sprechen. Das bisherige Programm, das l87.i anf dem Congreß zn Gotha fcstgcstcllt wurde, sei ei» Compromib-Programm. da damals der „Allgemeine deutsche Arbeiter-Verein" und die >oclaldemo- kratische Arbeiterpartei, die sogenannter, Encuachcr, sich vereinigten. Unter diese» Compromiß-Programm sei selbstverständlich kc,^ gebe» von Grundsätzen zn verstehen; mcs sei bcicmcr Partei M socialdemokratischcn, die die Acudermig der yentigcn GsstU Zafword- nung bezwecke und sich auf der national-ökonomischen Wissenschaft auf baue, nicht denkbar. Allein da die SocialdcmokraNc weder eme himm lische noch eine irdische Autorität anerkenne, ,o könne sie auch keinen papierium Papst, das heißt kein Programm, als Autorität anerkennen, ein republikanischer Staal sein kann. Deshalb ist auch diese Forderung für »ns überflüssig, zumal auch iu republikauischcn Staaleu die Aus bentung nud Unterdrückung in der schlimmsten Forni herrscht. Ter Redner bclenchtcie noch in eingehender Weise die einzelnen Programm- pnukle nnd schließt mit etwa solgcuden Worten: Es ist nicht zn längnen, daß das Programm Mängel hat, allein dasselbe Hal uns in den letzlcn Jahre» als Leitstern gedient. Es ist die alte Parteisahne, die von »ns in de» heftigsten Kämpscn vorangclragcn wurde. Wohl ist dieselbe zerfetzt und zerschossen worden, allein sie hat uns zum glückliche» Siege geführt. Deshalb wolle» wir diese Fahne in Ehren halten. Wenn unsere Gegner sagen: „Tas Socialistengcsetz war der eiserne Reis, der uns zusammenhielt," so sage ich, unser Programm ist das diamantene Band, das uns unüberwindlich gemacht hat. Diamant entstammt dem griechischen Worte „ncknnias", das heißt „unüberwindlich", dieses diamantene Band soll uns serucr als Leichtster» im Kampfe dienen. Keine andere Partei Hai so offen nud so rückhallslos ihre Ziele cnlhülll, als cs dic jocialdcmokratifche Pariei in ihrem Programm gelhan. Die Wisseuschast uud dic Wirklichkeit sind unsere Waffen, mit denen wir alle nnscrc Feinde überwinden werden. (Stürmischer, lang anhaltender Beifall.) — Ter Redner fchlug folgende RefolMion vor: „In Erwägung, daß das auf dem Einigungscoiigreß zu Gotha 1875 anjgestcllte Partei programm, obwohl cs sich in dcn letzten 15 Jahre» vortrefflich bewährt hat, dennoch nicht in allen Pnukicii aus der Höhe der Zeit steht, wic das schon ans de» verschiedene» Parteicvttgrejsc» ausgesprochen worden ist, beschließt der Congreß: dcn Partcivorstaüd zu beauftrage», dem »ächstc» Parteitage dcn Eiitwiirs eines veränderten Patteiprogrämms vorzulcgen, das jedoch mindcstcns drei Monate vor Zusammentritt des Parteitages zur Kenntniß der Gesammtpartei lommcu muß, damit die Genöße» genügend Zeit zm Tisciission desselben haben." Danach wurde die heutige Sitzung gegen 7Uhr Abends auf Donnerstag, Vormittags 9 Uhr, vertagt. liiid zwar »m so weniger, da dic Wissenschaft nnaufhörlich fortschreite. Das Programm wäre im Lause der Jahre wohl auch den veränderten Verhältnissen entsprechend geändert worden, weit» das Socialistengcsetz dies nicht verhindert hätte. Im Kampfe könne man kein Programm ändern. Was nnn dcn Namen der Pariei anlangc, fo sei im Jahre 1876 der Name „Socialistifche Arbeiterpartei Deutschlands- beschlossen worden. ES werde nnn beantragt: dic Partei „Socialdemokralischc Arbeiterpartei" zn ucnncil: Die Forderung: das Wort „Arbeiter" zn streichen, könne er nicht bcistimmcn. Wenn auch einige edle Männer, die der Bourgcvsie angchören, au dcm Kampse der Arbeiter Ihcilnchmen, so seien das doch immcr nur Ausnahmen. Die Zerschmetterung der heutigen Capitalistcu-Herrschast könne mir von den Arbeitern selbst ge- jchehcn. Es werde im Weiteren gesagt: der Satz in dem Programm „Tic Arbeit ist die Quelle alles Reichthnms" sei salsch, da auch die Natnr Reichlhnm hervorbringe. Tas sei ciu Jrrthum. Dic Natur ohnc gesellschaftliche Arbeit könne leinen Reichthum erzeugen. Gegen dcn Passus: „der Arbcitcrklasjc gcgcnübcr siud allc anderen Klassen unreine reactionäre Masse", werde eingcwendct: das lasse sich nicht anSsühreu, da dic Socialdemokratie gcnölhigt jci, cin gutes Stück Weges mit der bürgerliche» Tcmvkratie zn gehe». I» Dcütschlaud liege» die Verhält nisse jo, daß in gewisse» Dingen ein Zusammengehen mit der bürger liche» Demokratie »othwcudig sei. Allein dies sei kein Hindcrnngsgnmd, sich rechtzeitig von der bürgerlichen Demokratie zn trennen. Während des Pariser Communelampscs habe cs sich anss Klarste erwiesen, daß der Arbeiterklasse gegenüber allc audcrcii Klasse eine reactionäre Masse sei. Damals sei die Commune von der „Frankfurter Zeitung" bis zur „Krcnzzeitnng" angegriffen worden. Nur vr. Guido Weiß besaß die Mannhaftigkeit, in seiner „Waage" für die Pariser Commune einzn- Ircteii. Anf dem Congreß in Wyden >880, dcm crsten nach dem So- cialistcu-Gesetz, wurde das Wort „gesetzlich" ans niiscrem Programm gestrichelt. Damit haben wir keineswegs ausgesprochen, daß wir etwas Ungesetzliches begehen wollten. Allein durch das Socialisten - Gesetz wurde» wir außerhalb des Gesetzes gestellt. Wir konnten nnS nicht feige ergeben, sondern wir mußten gegen dies Gesetz einen Kampf führen. Tas konnten wir selbstverständlich nicht, indem wir uns aus dcn Bodcu dieses Gesetzes stellen. Es ist uns ja auch gelungen, die Fesseln dieses Gesetzes zu brechen. Ich halte cs sür gleichgültig, ob das Wort ,,gesetz lich" wieder in unser Programm ausgenommen wird; letzteres ist klar nnd deutlich genug. Daß wir nicht für die Erklärttilg von Grund und Boden als Gcmeineigeulhum sind, ist unwahr. Ich habe schon im Jahre >860 auf dcm Congreß dcr Jnternalionalcn Arbeilcr-Asjocialion, auf dcu ich von der damaligen Eisenacher Partei dclcgirt wurde, sür das Gcmcincigenthnm von Grund und Boden mich erklärt. Tic Franen- sragc ist sür dic Socialdcmokratcn kcinc bcsondcrc, sondern nnr ein Theil dcr allgemeincn socialen Frage; deshalb ist die Gleichberechtigung der Frauen mit den Männern für uns etwas Selbstverständliches. Tas Wort „ehernes Lohngesctz" wird im Programm zu streichen sein. Ein chenns Lohngesctz gicbt cs nicht; Lassallc hat dies allerdings als Agi- tationsmittel iind zwar mit großem Glück cmgcwendct. Ebenso hat sich die Forderung bcireffs Bildung von Prodnctivgcnosscnjchastc» längst überlebt. Wir verlangen die Rechtsprechung durch das Volk, obwohl im heurigen Staate die SchwurgerichtS-Urthcilc vielfach bedeutend schlimmer sind als die von Berussrichlern. Ferner muß dcm Volke Gelegenheit gegeben werden, ärztliche nnd advocotorische Hülfe unentgeltlich zu er halten. Deshalb müssen Aerzle nud Rcchtsauwalte Staatsbeamte wer den. Der Passus iu dem Programm: „Religion ist Privalsache" ist vielsach angegriffen worden. Allein zunächst muß ich bemerken, daß dic freireligiöse Bewegung in den Zeiten der Revolution nicht die geringste Rolle gespielt hat. Diejenigen, die so gewaltig gegen die Religio» an- kämpseu, haben eben noch cin Stück „Jchovah" in sich, das sic nicht los werden könncn. Die Kirche, dic protestantische wic die katholische, hat nicht dic mindeste Macht ohne den Staat. Dadurch, daß man einem Gläubigen gegenüber aus dic Religion schimpft, bekehrt man ihn nicht. Wenn mau gegen die Religion ankämpfen will, dann muß man Wissen verbreiten. Dic Schule mid die Erziehung können am crsolgrcichstcn gegen die Religion ankämpscn. Diejenigen, dic dcn Kamps gegen die Religion sichren, begehen dcnselbeii Fehler wie die preußische Regierung, als sic dcn Kamps gegen die katholische Kirche führte. Dadurch wird der Feind blos gestärkt. Wenn wir gegen den hentige» Staat ankämpscn und dic Arbeiter für dcn Classcukampf gewinnen, arbeiten wir gleichzeitig gegen dcn Gottes glauben. Wenn wir aber dcn Atheismus dcu Arbeitern von vor» her ein zur Pflicht mache», dann werde» wir selbstverständlich vielsach aus Wiedcrstand stoße,:. Sorgen wir dafür, daß im Volke Wissen verbreitet wcrdc, daß chic Schalen besser werde», dann werden wir am ersolg reichste» gegen die Religion ankämpsen. Deshalb bin ich dasür, daß wir den Pnnkt unseres Programms „Religion ist Privalsache" einfach stehen lassen. Wir wolle» Niemande» seine» Glauben nehmen. Wir wollen die Massen z» uns hcranziehen, sic über ihre Classcnlagc aiis- klärcn, dann werdcn sic sich ganz von sclbst von dcm GvtteSglanbcn abwcndcn. Ich bin in de» letzten Lagen gefragt worden, weshalb wir die alte demokratische Fordcriiilg: „Trennung der Schule von der Kirche »nd der Kirche vom Staate" nicht in unser Programm ausnchmcn. Nun in der Forderung, dic Religion zur Privalsache zn erklären, ist dies doch bereits enthalten. ES ist ferner die Frage aufgeworfen worden: weshalb wir nicht dic Republik als Forderung ansstellcn. ES ist selbst verständlich, daß der socialdemokratische Staat, dcn wir crstrcben, nur Leden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1.40; durch die Post Pik. 1.50 frei ins Haus. Halle, 16. October. In dcr heutigen Sitzung theiltc dcr Abg. Singer mit, daß dcr Hallesche „Gcncral-Änzciger" die verleumderische Lüge gebracht habe, daß die meisten FractionS- mitglicder mit dcn französischen Delegirtcn eine geheime Con- ierenz gehabt hätten. Er glaube, im Einverständniß mit dem Congreß zu handeln, wenn er den etwa anwesenden Bericht erstatter dieser Zeitung auffordcre, dcn Saal zu verlassen. (Bravo.) — Soweit man sehen konnte, verließ Niemand den Saal. — Es wurden alsdann wiederum mehrere Begrüßungs- telegramme aus London, Paris und einigen deutschen Städten verlesen. Hierauf wurde in die Tikcussion über das Partei programm eingctretcn. Vom Wahlvcrein des fünften Berliner Reichstagswahlkreiscs lag folgender Antrag vor: „Die Revision des Parteiprogramms nicht z» verschieben, dagegen das Programm dahin zn ändern: 1) Die Forderung: Erklärung dcr Religion zur Privalsache — wird statt au die socialistische Gesellschaft au den heutigen Staat gestellt. — 2) Der die Prodnctiv-Assvciationc» betreffende Satz wird gestrichen. —Jede Beschränkung von Frauenarbeit im Uutcrschicd von der Männer arbeit sälll. Dic Forderung des gesetzlichen gleichen Lohnes sür Mann und Frau sällhweil ihre Durchführung thatsächlich zur Verdrängung der Frauenarbeit führt. Nnr das Verbot dcr Nachtarbeit vcrhcirathcter Frauen ist zu fordern. — 4) Die Aordcrung des politischen Wahlrechts dcr Frauen wird in das Programm ausgenommen nnd zwar unter die Forderungen an den heutigen Staat. — 5) Abschaffung der Gesinde - mdnung. — 6) Verbot dcr Natnralienlöhnttng an dic ländlichcn Ar bester. — 7) In dcu die Einkommcnstcncr betreffenden Passus wird die Steuerfreiheit der Einkommen linter 6000 Mark ausgenommen. Stern (Stuttgart) beantragte: l) Dem tetzteil Theil des Programms (Forderungen vom heutigen Staat) die weitere Forderung anznsügcn: „Der Staat hat die Pflicht, allen Erwerbslosen ans Staats mittel» a»srclchc»dc», den heutigen Culstirverhälstnsstm ent sprechenden Unterhalt zu gewähren, ohne Beeinträchtigung ihrer politischen Rechte." 2) Im allgemeinen Theil des Programms vo» der Socialdemo kratic neben dcm Charakter der Klassenbcwegnng auch den Charakter dcr Cnltnrbewegnug zn bctonen. vr. Riidt (Heidelberg) beantragte: Dcr Parteitag wolle dcn Parteivorstand beauftragen, bei der Aus arbcitung dcr Programmvorlaae in Erwägung zu ziehen, ob das Partei intcrcsse es nicht verlange, daß die Forderung des Gotha-Wqdcner Pro grammes: „Erklärung der Religion zur Privalsache" abgeänderl werde wie solgl: „Die socialistische Arbeiterpartei Deutschlands grcijt zwar in die religiöse Ueberzcugung der einzelnen Parteigenossen unmittelbar nicht ein; sie steht aber als revolutionäre Partei auch in religiöser Beziehung auf dcm Boden der freien, wifferschaftlichen Forschung. In Folge dessen
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