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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 12.10.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190010125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19001012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19001012
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1900
- Monat1900-10
- Tag1900-10-12
- Monat1900-10
- Jahr1900
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 12.10.1900
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Israel. sich der Einfluß der christlichen Umgebung auf die Gestaltung des jüdischen Religionswesens in einer Weise geltend, welche viele Juden mit größter Besorgniß erfüllt. In England und Amerika ist eine Bewegung entstanden, welche den Sonntag statt des Sonnabends zum wöchentlichen Feiertag machen will. Uad auch in Deutschland mrchen sich wieder, wie auch schon einmal früher, ähnliche Bestrebungen geltend. In 130 deutschen Synagogen hat man übrigens jetzt dann die Kirche nachahmend, die Orgel eingeführt. Aber dem gegenüber glaubt man doch wieder viel Tröstliches in der allgemeinen Lage zu erblicken. Ganz offenbar schließt sich ja die große Mehrheit der Glieder des Stammes überall enger als früher zusammen. Richt weniger als 147 jüdische Zeitungen darunter 19 in hebräischer Sprache, suchen den Zusammenhang lebendig zu erhalten. Und die israelitische Allianz bemüht sich ernst.ich die orientalischen Juden den übrigen anzugliedern. Dazu erhält die jüdische ReligionSgenosseoschatt in verschiedenen Ländern immer größere Rechte. In Ungarn ist dieselbe den christlichen Kirchen gleichgestellt. Und in Preußen werden staatlicherseits Geldmittel zur Anstellung von jüdischen Religionsrehrern an christlichen Schulen be willigt. Auch die soziale Lage der Juden zeigt in West- und Mittel» Europa ein in manchen andern Ländern im Durchschnitt günstigere Ver hältnisse als unter der übrigen Bevölkerung auf. Dies hat seinen Grund zu einem bedeutenden Theile darin, daß sich die Juden mit Vorliebe den Gewinn dringenderen Beschäftigungen zuwendcn. So befinden sich von den gewerbSthätigen Juden Preußens nur gegen 4000 in der Landwirth- schaft, dagegen fast 47000 in der Industrie und über 13300 im Handel. Oder während nicht mehr als etwa 6400 Juden in dienender häuslicher Stellung vorkommen, beschäftigen sich 44 o/o derselben gegen 3,90 "/g der Christen mit den Handel. Sie sind also auch am Schluß des Jahr hunderts, das die gewerblichen Schranken für sie beseitigt hat, wesentlich ein HandelSvolk geblieben. Wohl nimmt die Zahl der Juden in den lieber die gesammte Lage der Jude» am Ende des 19. Jahrhunderts schreibt der bekannte Judenmissionar äa Io koi: „Welch ein bewegtes und erregtes Bild zeigt doch das jüdische Volk am Schluffe des 19. Jahr hunderts auf! Am Anfänge desselben begann cS erst hie und da von dem Schlaf des RabbiniSmus und Talmudismus zu erwachen, der eS Jahr hunderte lang gefangen gehalten hatte. Jetzt sehen wir die Kinder Israels von diesem Schlafe allentoalben bereits erwacht oder im Erwachen begriffen. Im Anfänge des Jahrhunderts hatten erst Nordamerika und Frankreich den bis dahin von dem übrigen Volksleben ausgeschlossenen Judm das allgemeine Staatsbürgerrecht verliehen. Jetzt sind nur noch wenig: Kultur- staaten damit im Rückstand. Im Anfänge des Jahrhunderts yörte man höchstens hie und da den Gedanken unter den Juden aussprechen, daß ihre Einheit lediglich eine religiöse sein dürfe und sie in nationaler Beziehung mit ihrer Umgebung verschmelzen müßten. Im Laufe des Jahrhunderts dagegen bemächtigte sich allenthalben in den civilisirten Ländern dieser Ge danke der Juden. Und wieder am Schluffe desselben hat man, nachdem der weithin verbreitete Antisemitismus eine tiefe innere Abeinigung gerade der wichtigsten Völker gegen eine nähere Verbindung mit den Juden als Thatsache an das Licht gebracht, unter den Juden die nationale Fahne des Zionismus zu entfalten begonnen. Wie vorher die Orthodoxie gegen die Reform, so verliert heute das Reform-Judenthum immer an Boden gegen den Zionismus, welcher den Juden die nationale Wiederbe lebung in der alten Heimath als Ideal und Ziel aufgestellt hat. Auch innere Vorgänge tragen zur Erschütterung des Judenthums und der Judenschast bei. Die Mischehe besonders bedroht in verschiedenen Ländern das jüdische Lager 'auf das Ernstlichste. Von den unter den preußischen Juden im Jahre 1897 geschlossenen Ehen war fast der 6. Theil Mischehen. Und etwa der 12. Theil aller jüdischen Kinder entstammte Misch:hen, die sich allerdings sehr wenig fruchtbar erwiesen. Dazu macht Beten die heilige Schrift zu lesen. Er fand darum viel Bewunderung und Nachahmung besonders bei den christlichen Frauen, aber auch Wider stand von Seiten der Welt. Die öffentliche Mißstimmung brach lebhaft auS, als eine junge 20jährige Wittwe, wie mau meinte, in Folge der ge waltsamen Kasteiungen, gestorben war und ihre Mutter, eine gewisse Paula, untröstlich sie beweinte. „Was treibt man nicht endlich," so hieß eS, „diese abscheulichen Mönche zur Stadt hinaus? Man sollte sie steinigen oder ins Wasser werfen!" Um sich der Verfolgung zu entziehen, reffte H. 385 über Cypern nach Antiochien und, begleitet von einer Schaar römischer Anhänger, nach Palästina. Bethlehem wurde bald ihre bleibende Wohnstätte. Ja diesem öden Flecken begnügte sich H. anfangs mit einer elenden Wohnung, in der er fast ganz einsam lebte. Rach 3 Jahren aber entstand dort eine fromme Kolonie, für die von den Reichthümern jener Paula klösterliche Häuser erbaut wurden, eins für die Mönche, denen H. als Leiter und Lehrer Vorstand, ein anderes für Jungfrauen und Wittweu, au deren Spitze Paula stand. Ein drittes Gebäude wurde zur Aufnahme und Pflege von Pilgern bestimmt. Brot, Wasser und Hülsenfrüchte waren die tägliche Nahrung dieser Frommen, ein Gewand von grobem Stoff ihr Kleid, ein hartes Lager ihre Ruhestätte, Fasten und B:ten, Lesen und Erforschung der heiligen Schrift unter Leitung des H erovymuS ihre fast einzige Beschäftigung. Er selbst aber sammelte mit eisernem Fl-üße die Vorräthe für die Schrist-Auslegung, mit der er seine andächtige Gemein schaft ernährte. Er schrieb Auslegungen biblischer Bücher, gab ein Werk über die Bedeutung der hebräischen Namen, ein anderes über die Ramen und die Lage der hebräischen Ortschaften heraus und arbeitete 15 Jahre lang an der lateinischen Ueberseyuna des alten Testaments nach ü^m he bräischen Grundtcxte. Seine Angriffe gegen PelaziuS (der die Erbsünde leugnete) zogen ihm im hohen Atter persönliche Befolgung eines wü- thenden VolkrhaufenS zu, so daß er auf kurze Z:it m einen befestigten Thurm sich flüchten mußte. Nach vielen Arbeiten und Kämpfen starb er im 90. Jahre seines Lebens am 30 September 420 zu Bethlehem, wo er auch begraben ward. Seine Gebeine sollen im 13. Jahrhundert nach Rom gebracht uad in der Kirche Maria Maggiore bei dem Altar der Krippe Christi beigesetzt, später aber von diesem Platze wieder entfernt worden sein. Bethlehem war der Ort, den er sich als liebsten auf Erden auS- erwählt. Kurz vor seinem Ende schrieb er jenes bekannte Zwiegespräch mit dem JesuSkindleiu in der Krippe. — Hieronymus wird oft in Bildern dargestellt, bisweilen als Einsiedler in einem rauhen Gewände, den Wüsten- dewohner, den Löwen, an der Seite, wohl auch mit einem Stein seine Brust schlagend, als der Büßende in der Einöde von Chalcis, bisweilen als Rathgeber des Papstes Damasus mit dem rothen Hute (dem Zeichen der Cardinalswürde), bisweilen als der Schriftgelehrte mit dem Bibelbuche. Correggio hat ihn gemalt, dem Jesuskinde in der Krippe gegenüber, wie er in Andacht vor dem neugeborenen Heiland die Weissagung des JcsajaS liest: Ein Kind ist uns geboren rc. — DaS ist der Hieronymus, den wir dankbar rühmen, der Schriitgelehrte zum Himmelreich gelehrt, der aus seinem Schatze Altes und Neues hervorbringt, der kirchliche Bibel-Ueber- setzer der lateinisch redenden römischen Kirche, wie Luther der Dolmetsch des Wortes Gottes für die evangelische Kirche Deutscher Zunge ge worden ist. auf sein erregbares Herz und seine glühende Phantasie ein. Rach seiner Taufe unternahm er Reisen nach Gallien und an den Rhein, später auch nach dem Morgenlande. Den Winter 373 auf 74 brachte er unter Krank heiten, Trauerfällen und GewisseoSvöthen in Antiochien zu. Damals ent schloß er sich unter Gebeten, Fasten und Thränen, ein ganzer Christ zu werden, des Fleisches Lust völlig zu ertödten, der heidnischen Lektüre zu entsagen und für die Verherrlichung der Wahrheit sein Leben zu opfern. Damals hatte er auch einen merkwürdigen Traum: er sah sich vor Gottes Richterstuhl und der Herr fragte ihn, wer er sei. Er antwortete: Ich bin ein Christ! Da erwidert die Stimme: „Du bist nicht ein Christ, sondern ein Anhänger deS (römischen Redners) Cicero, denn wo dein Schatz ist, da ist dein Herz." Drauf folgten Geißelhiebe, wovon er noch nay dem Erwachen die Schwielen an den Schultern gefühlt und die Schmerzen em pfunden zu haben versichert. Diese Erschütterungen, die Hieronymus in Antiochien erfahren, setzten sich noch fort, während er in der Wüste von Chalcis mit heroischem Eifer die lüsternen Bilder, welche die durch frühere Eindrücke befleckte Phantasie ihm vorgaukelte, auszutreiben versuchte, was ihm durch alles Fasten und Beten nicht gelingen wollte, bis er endlich zu einer anstrengenden geistigen Beschäftigung seine Zuflucht nahm: er fing mit Hilfe eines bekehrten Juden an, die hebräische Sprache zu erlernen, als der erste Lateiner, der diesem Studium sich unterzogen hat. Dies ist der erste Anfang für selbstständige alttestamentliche Bibelstudieu im christ lichen Abend'ande, aber langsam reiften bei Hieronymus selbst die Früchte eines mehr denn 40jährigen Fleißes, den er auf die Uebersetzung und Erklärung des alten wie des neuen Testaments verwendet h tte. Nach 4 schweren Bußjahren kehrte H. nach Antiochien zurück, wo er sich zum Presbyter weihen ließ unter der Bedingung, daß er für immer von allen geistlichen Amtshandlungen entbunden blieb, um sein MönchSleben und seine Freiheit nicht aufzugeben. 379 begab er sich »ach Konstantinopel, um den großen Gregor von Razianz zu hören und die Schritten anderer Kirchenlehrer ins Lateinische zu übersetzen. Als er 382 nach Rom kam, wurde er von Papst Damasus mit großer Auszeichnung ausgenommen, auch als sein Vertrauter in kirchlichen Geschäften gebraucht, weshalb man in späteren Zeiten ihn mit dem Titel eines Kardinals der römischen Kirche beehrte. Besonders wichtig für seine Lebensaufgabe war es, daß der Papst ihn beauftragte, die lateinischen Uebersctzungen des neuen Testaments, die sehr verschieden und zum Theil sehr unrichtig und gefälscht waren, n.ch den besten griechischen Handschriften zu prüfe» und zu verbessern, um den Grund zu einer allgemeinen, gleichförmigen Uebersetzung für den kirchlichen Ge brauch zu legen. H. begann das Werk mit den 4 Evangelien und ver besserte dann auch die lateiniiche Uebersetzung des Psalters, aber nicht nach dem hebräischen Grundtexte, sondern nur nach der griechischen Uebersetzung der Alexandrine". Diese für die ganze abendländische Kirche so nothwendige und heilsame Arbeit fand aber viel^ Widersprüch: von Seiten derer, die an ihre fehlerhaften Exemplare, als an Gottes Wort, gewöhnt waren, und nun das, was ihnen als heilige Schrift galt, der menschlich:» Korrektur unterworfen sahen. — Im Gegensatz zu der entsetzlichen Sittenlosigkeit, die in Rom nicht nur unter den heidnischen, sondern auch unter den christlichen Einwohnern harscht, empfahl H. mönchische Enthaltsamkeit und Bewahrung der Jung- frauschast, um die Seelen ganz Gott zu weihen und über Fasten und
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