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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 29.05.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190205294
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19020529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19020529
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1902
- Monat1902-05
- Tag1902-05-29
- Monat1902-05
- Jahr1902
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 29.05.1902
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WOillMMl UM «rscheittt geden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1LS durch die Post Mk 1.82 frei in's Haus. nehmen außer der Expedition auch die Austräger aus MM /M M UI UI, dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- (U Expeditionen solche zu Originalpreisen. für Hohenstein-Ernstthal, Osterlnngivitz, Gersdorf, Jugan, Hermsdorf, Kernsdorf, ZMgenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, Hüttengnmd u. s. w. für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Hohenstein - Ernstthal. Orgcrrr crller <8snrerrrde-Verwcrltrrirgen der urnlregenöear Ortschaften. Nr. 121. Donnerstag, den 29. Mai 1902. 52. Jahrgang. Die Bänke in der Kirche zu Gersdorf ollen gestrichen werden. Bewerbungen mit Kostenanschlägen einzureichen bei dem Kircheuvorstaud zu Gersdorf. Zwei exotische Besuche. Zn Berlin treffen zum Besuch am deutschen Kaiserhose zwei exotische Fürstlichkeiren, der Schah von Persien und der Kronprinz von Siam, ein, die beide mit hohen Ehren und mit glänzender Prachtentfaltung ausgenommen werden. Denn einmal reflektiren asiatische Fürsten auf solche Ehrenbezeugungen und Prachtentfaltung, und zweitens sind beide Fürsten Vertreter von Ländern, mit denen Deutschland in sehr regen wirthschaftlichen Beziehungen netzt, und zwar in ganz besonders lebhaftem Verkehr mit Persien. Persien, dessen Despot, der Schah Mussaffer- ed°din, auf seinen Rundreisen durch Europa schon früher die deutsche Reichshauptstadt besucht hat, ist eines der wenigen asiatischen Reiche, welches sich seine Unabhängigkeit bewahrt hat, denn außer Persien er- sreuen sich nur noch Japan, China und Siam, dessen Kronprinz gleichzeitig mit dem Schah von Persien die deutsche Reichshauptsradt besucht, einer solchen Sou- cewnüät. Die persische Despotie umfaßt einen Mchenraum von 1,648,195 Quadratkilometer mit nur 8 Millionen Einwohnern. Das Land hat also einen mehr als dreimal so großen Flächeninhalt wie Deutsch land, während seine Bevölkerung noch nicht einmal den sechsten Theil der Bevölkerung Deutschlands beträgt. Die einstige Herrlichkeit Persiens ist seit einigen Jahrzehnten sehr im Rückgang begriffen. Die älteren unter uns werden sich noch entsinnen, welche über- riebenen Vorstellungen man sich früher von der mär- henhaft morgenländischen Pracht gemacht hat, init lenen die Schahs von Persien umgeben sind. Noch «r drei und zwei Jahrzehnten pflegte man von einem lesonders eingebildeten Protzen zu sagen: „Der bildet ich auch ein, er sei der Schah von Persien". Wenn Nussaffer-ed-din bei seinem Aufenthalt in Deutschland rgendwo auf diese Redensart stoßen sollte, dann winde r zweifellos verwundert den Kopf schütteln, denn die chöneu Tage der Schahs von Persien sind längst «rüber und der Stand der Schahs muß heute zu den Rothleidenden" gerechnrr werden. Unter Mussaffer-ed-din, der am 1. Juni 1896 einem ermüdeten Vater Nassar-ed-din auf dem Throne olgte, ist Persien noch mehr als früher in politische ind finanzielle Abhängigkeit von Rußland gcrathen. )ie Verschwendungssucht des Schahs und eine aus- augerische Günstlingsherrschaft haben in Persien ein larkes Anleihebedürfniß erzeugt, dem Rußland in »nfassendem Maße, und erst unlängst wieder, Genüge ethan hat. Hat Rußland auf diese Weise seinen iinfluß in Persien immer mehr verstärkt, so ist Eng- and andererseits mit Eifer bemüht, seine etwas wuck- ig gewordene Position in Persien zu halten und sich licht ganz aus Persien Hinanswersen zu lassen. Die unglückseligen Wirkungen des seinem Ende sich zu- eigenden südafrikanischen Krieges haben sich kaum rgendwo so bösartig fühlbar gemacht wie in Persien, w England eben seit 2 r/, Jahren nahezu völlig lahm elegt worden ist. Was die Stellung Deutschlands u dem russisch-englischen Wettkamps in Persien be- cifst, so treffen unsere Interessen hier mit denen nglands zusammen, denn auch Deutschland, das mit iersien nicht nur einen außerordentlich ledhasten Han- elsverkehr unterhält, sondern dort auch stark an üsenbahnbauten betheiligt ist, die sich an das anato- ische Eisenbahnnetz anschließen, hat ein dringendes büeresse daran, daß Persien gegenüber der Begehrlich st Rußlands seine politische Selbstständigkeit be- auptet. Das gleiche Interesse hat Deutschland in Bezug rrs Siam, wo die Verhältnisse ähnlich wie in Per- in liegen, nur daß dort nicht der englische und rus- Iche, sondern der englische und französische Einfluß >it einander konkurriren. Das hinterindische König eich Siam ist eine absolute Monarchie mit wesentlich nlgeschritteneren Einrichtungen, als sie die Despotie irrsten aufweist. Neben dem König Maha Chula- >ngkorn, der seit dem 2. Oktober 1868 regiert, steht fn Ministerium und ein StaatSrath. Das Land hat inen Flächeninhalt von 640,000 Quadratkilometern mit ca. 9 Millionen Einwohnern; es ist also größer als Deutschland, während seine Einwohnerzahl nicht den sechsten Theil der Bevölkerung Deutschlands beträgt. Abgesehen von Japan ist kein asiatisches Land so von der europäischen Kultur überzogen worden wie Siam, trotzdem das Land dabei seine eigene eigen artige Kultur mit Zähigkeit bewahrt hat. Wie Ruß- land auf Persien, so ist Frankreich auf Siam lüstern. Als 1893 Frankreich einen Vorstoß gegen Siam machte, konnte dieses nur durch das Eingreifen Eng lands seine Unabhängigkeit bewahren, doch mußte Siam an den Angreifer und den „Retter" etwa die Hälfte seines Gebietes abtreten. Der französisch-englische Wettkamps in Siam dauert noch heute fort, und Siam sowohl als Persien sind zwei schwerwiegende Gründe, welche England zum Friedensschluß mit den Buren drängen. Vom Landtage. Dresden, 26. Mai. Beide Kammern setzten heute die Weiterbsrathung des Etats fort. Bei Kapitel 53, hygienische Unter suchungsanstalten, wünscht Staatsminister a. D. von Nostitz-Wallwitz, daß, wenn seitens des Reiches wirk lich noch der Gedanke verwirklicht werden sollte, eine neue Organisation sür ständige Nahrungsmittel-Unter suchung in's Leben zu rufen, die sächsischen Bevoll mächtigten angewiesen werden möchten, sich entschieden gegen diese Maßnahme auszusprechen. Was das Reich thun mußte, das habe es gethan, indem es gesetzlich fiststellte, daß, wer schädliche Nahrungsmittel seilbiete, der Strafe verfalle. Nur möchten der Polizeiverwal tung nicht zu viele Befugnisse in die Hand gegeben werden, aus den bloßen Verdacht einer Nahrungs mittelfälschung hin vorzugehen. Früher habe der Grundsatz gegolten, die Polizei solle sich nicht in Dinge mischen, deren Erledigung man vom gesunden Menschenverstände und von vernünftigen Leuten er warten könne, jetzt aber sage man, die Polizei müsse so energisch kingreifen, daß selbst der unvernünftige Mensch beruhigt sein könne. Es sei ganz richtig, wenn dort die Wege ve rbessert würden, wo ein großer Fährverkehr stattfinde, falsch aber sei eS, daß man überall da Barrieren machen lasse, wo vielleicht einmal ein Betrunkener verunglücken könnte. (Bravo.) — Minister v. Metzsch: Ec sei ebenfalls der Ansicht, daß seitens der Polizei nicht so rigoros vorgegangen werden möchte, er könne aber nicht zugeben, daß das Ministe rium des Innern bei der Ausübung der Nahrungs- mitteltontrolle rigoros verfahren sei. Das Reichsgesetz, betr. die Nahrungsmittelkontrolle, lasse ausdrücklich die Vornahme von Revisionen zu. Wenn jetzt die Erfahr ung gemacht worden sei, daß die Nahrungsmittelkon trolle nicht in der Weise geübt wurde, wie es dem Gegenstand entsprechend angezeigt erscheine, so habe doch die Regierung nicht anders vorgehen können, als daß sie die Kontrolle zur größeren Sicherheit verall gemeinerte, und dies sei nicht anders möglich gewesen, als die Vornahme der Revision obligatorisch zu machen. Sachsen sei in dieser Richtung der bayerischen Regier ung gefolgt. Die Nahrungsmittelchemiker hätten mit der Regierung Verträge abgeschlossen, nach welchen sie sich bereit erklären, für 5 Pfg. pro Kopf der Bevöl kerung die Revisionen in Zukunft vorzunehmen. Damit sei nicht gesagt, daß sich die Regierung für die Zukunft an diesen Satz halten muss,. Er könne nach alledem dem Vorredner die Zusicherung nicht geben, daß die sächsischen Bevollmächtigten sich gegen diese Maßnahmen aussprechen möchten. Er sichere aber zu, daß die Regierung bestrebt sein werde, die bei der Kontrolle hervorgetretenen Härten in Zukunft zu mil dern. Staatsminister o. D. v. Nostiz-Wallwitz spricht noch den Wunsch aus, daß die Obliegenheiten der Gemeindevorstände im Lande nicht noch mehr erschwert werden möchten. Sei die Kontrolle unbedingt noth wendig, dann solle man königliche Kommissare anstelle», nicht aber die Angelegenheit den Gemeindevvrständen und Polizeibehörden überlassen. Berichterstatter Dom herr v. Trützschler meint, die Nahrungsmittelchemiker würden sich wohl noch herbeilassen müssen, etwas billiger zu arbeiten. Jedenfalls sei die Berechnung nach der Kopfzahl der Bevölkerung nicht die richtige. Ihm sei eine gewisse Nahrungsmittelkontrolle auch auf dem Lande nicht ganz unerwünscht. Das Kapitel findet seine Erledigung nach der Vorlage. Die Zweite Kammer genehmigte den Gesetzentwurf betr. die Unfall- und Kranken-Bersicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen. Den letzten Berathungsgegenstand bildeten die wegen Errichtung von Amtsgerichten eingegangenen Petitionen (Berichterstatter sür die Gesetzgebungsdepu tation : Abg. Dr. Kühlmorgen, für die Finanzdeputation Abg. Gontard.) Die Deputationen beantragen: 1. Die Petitionen wegen Errichtung von Amtsgerichten in Rötha und Wilkau der Regierung zur Erwägung zu überweisen; 2. die Petitionen aus Brandis, Gott euba, Schöneck, Strehla, Weißenberg und Zwönitz zurKenntnißnahme zu überweisen, und 3. die Petitionen aus Dohna, Geringswalde, Geyer, Grünhain, Hartha, Lugau, Meinersdorf, Mügeln b. P., Oelsnitz i. E., Thalheim und Thum auf sich beruhen zu lassen. Weiter wird beantragt, die Petition des Stadtraths zu Wurzen, sür den Fall der Errichtung eines Amts gerichts zu Brandis eine Verkleinerung des Amts- gerichtsbezirk Wurzen abzuwenden, und die Petition von Bruno Zacharias in Dresden um Errichtung noch zweier Amtsgerichte und Vormundschastsgerichre eben falls auf sich beruhen zu lassen. Zu diesem Berathungs- gegenstände ergriff zunächst Justizminister Dr. Otto das Wort: Die Kammer lese schon aus dem Deputa- tionsbericht, daß die Regierung die Frage der Errich tung von Amtsgerichten gegenwärtig vorwiegend als eine finanzielle ansehe. Wir hätten in den letzten drei Finanzperioden füns neue Amtsgerichte erhalten, und daraus sei zu ersehen, wie viel mehr Aufwand jedes Gericht koste. Derselbe betrage für Richter und andere Psrsonalausgaben, sowie sür die Verwaltung für jedes Gericht jährlich 16230 Mk. und nach Abzug einiger zurückzurechnender Kleinigkeiten Verbleibs immer noch ein reiner Mehraufwand von 'etwa 15500 Mark. Dazu kämen die Kosten für die Erbauung der Ge- bäude, die sich im Durchschnitt auf 205000 Maik beliefen, wobei er versichern könne, daß vsrhältniß- mäßig billig gebaut worden sei. In Ganzen erfor derte die Amortisation der Summe für Errichtung eins? Amtsgerichts jährlich etwa 22300 Mk., und wenn alle Petitionen, die jetzt vorlägen, in Erfüllung gehen sollten, so würde der Regierung ein Aufwand von jährlich 334500 Mk. erwachsen. Zu beoenken sei noch, daß durch neue Amtsgerichte die Geschäfte bei der Mutteranstalt fast gar nicht vermindert würden. Die Kammer werde sich hiernach nicht wundern, daß die Regierung für die nächste Periode keine neuen Amts gerichte errichten könne, ob dies für die übernächste Periode möglich sei, wage ec nicht bestimmt zu hoffen. Auch seien im nächsten Justiz-Etat Forderungen sür dringend nothwendigs Neu- und Erweiterungsbauten an den Landgerichten in Dresden, Leipzig, Plauen u. s. w. einzustellen, denen die Kammer schon grund sätzlich zugestimmt habe. Das Alles seien Momente, die der Regierung nicht den Muth geben, noch Mitte! für Neubauten von Amtsgerichten zu verlangen. Immerhin lasse sich die Regierung nicht ausschließlich von finanziellen Erwägungen leiten und würde nicht zaudern, wenn das unabweisbare B.dürfuiß vorliegs, Vorschläge zu machen. Maßgebend gewesen seien seither stets die Verkehrsschwierigkeiten, und da könnten nur Schöneck und in minderem Grade Gottleuba in Betracht kommen; bei den anderen Orten handle es sich nur um Unbequemlichkeiten, deren Beseitigung sich die Regierung thunlichst angelegen sein lasse, indem sie u. A. den betr. Orten die Gerichtstage belasse. Die Justizverwaltung habe aber auch ein Interesse daran, daß die Zahl der Amtseingesessenen keine zu kleine werde, sie wolle für die Richter usw. keine Sinekuren schaffen. Die Regierung sei ferner durchaus nicht blind gegen die ethischen und sozialen Vortheils, die ein Ort mit einem Amtsgericht genieße. Einige der Petitionen stellten die soziale Seite geradezu in den Vordergrund. Trotz aller Bedenken wolle er ver sichern, daß bei günstigerer Finanzlage den Wünschen entgegengekommen werde; welche Orte in Vorschlag gebracht würden, darüber könne er jetzt keine Erklär- ung abgeben, doch würden die Orte, die die Deputa tion jetzt zur Erwägung bez. Kenntnißnahme Vorschlags, zuerst berücksichtigt werden; man könne sich darum die betr. Petitionen und der Deputation die Arbeit damit ersparen. Bezüglich Schöneck wolle er noch bemerken, daß die Regierung ein Amtsgericht dort nicht für lebensfähig ansehen könne, da seine gewünschten Amts- eingesessenen an zwei Amtsgerichten, Markneukirchen und Oelsnitz vorbei müßten. — Vizepräsident Opitz warnt davor, daß Lie Regierung die finanziellen Ge sichtspunkte allzusehr in den Vordergrund stelle. Auch solle man nicht bloß die großen Städte bedenken, dis kleinen Orte, die immer nur an den Staat zahlten, könnten auch einen finanziellen Bortheil zugewiesen bekommen. Bezüglich der Errichtung von Amtsgerichten befänden sich die Petenten in der gleichen Lage, wie hinsichtlich der Eisenbahnpetitionen. Angesichts der Erklärungen der Regierung möchten die Reden, die sonst zu den einzelnen Petitionen gehalten würden, wegfallen. (Bravo.) — Abg. Facius äußert Wünsche bezüglich deS Lugau-Oelsnitzer Kohlenreviers. — Abg. Härtwig möchte den Gemeinden, welche srüher Amts gerichte besessen haben, diese wieder zugewendet wissen. Auch würde sich empfehlen, daß die Regierung dem nächsten Landtage ein genaues Programm wegen der Errichtung von Amtsgerichten vorlegs, — Abg. Zschierlich wendet sich gegen die Ausführungen der Abg. Facius. Verschiedene Abgeordnete batten aus's Wort verzichtet, auch wurde fast jedem Redner auS der Mitte der Kammer, zum größten Theil unter- allgemeiner Heiterkeit, zugerufen: „Verzichtet!" Selbst Präsident Dr. Mehnert hatte in einer kurzen Bemerkung oen Wunsch ausgedrückt, daß er am liebsten keine Debatte hätte. — Die Kammer schloß sich einstimmig den Anträgen der Deputation an. Dresven, 27. Mai. Die Erste Kammer, deren Verhandlungen Seine Königl. Hoheit Prinz Georg beiwohnte, nahm gestern zunächst Kap. 16, Staatseisenbahnen, in Berathung. Der Berichterstatter, Kammerherr Sahrer von Sahr- Dahlen, berührte in seinen eingehenden Darlegungen, zum Theil unter Anlehnung an den ausführlichen Bericht der Zweiten Kammer, den Rückgang der Eisenbahnrente, die Maßnahmen zur Steigerung der Einnahmen und Verminderung der Ausgaben im Eisenbahnetat, die Reform der Eisenbahnverwaltung, den sogen. „Eisenbahnkricg" zwischen Preußen und Sachsen, die Frage des Anschlusses an die preußischen Eisenbahnen nach dem Vorbilde der preußisch-hessischen Betriebsgemeinschaft, welchen Gedanken Redner auf das Entschiedenste zurückgewiesen wissen möchte, und andere im Bericht der Zweiten Kammer hervorgehobene Gesichtspunkte. Zum Schluß betonte er, daß, wenn wieder bessere Zeiten kämen, auch unsere Elsenbahn- rente sich heben und wir zu günstigeren finanziellen Verhältnissen gelangen würden, und zwar auS eigener Kraft. Da eine allgemeine Debatte nicht beliebt wurde, begann sofort die Spezialdebatte. Auch hier bezog sich der Berichterstatter im Wesentlichen auf den jenseitigen Bericht. Bezüglich des Ausgabebudgets dec Eisen bahnen bat Oberbürgermeister Dr. Georgi-Leipzig die Regierung dringend, dieses Budget unabhängig vom gesammten Siaatsetat zu gestalten; man solle aus dem Ausgabebudget der Eisenbahnen ersehen können, welche Beiträge an dis allgemeine Staatskasse und wieviel zur Tilgung der Staatsschulden geleistet werde. Nachdem auch noch über die zahlreichen Petitionen reserirt worden war, beschloß die Kammer, die Einnahmen in Kap. 16 mit 132126000 Mark, die Ausgaben mit 101781930 Mark zu bewilligen und die Petitionen nach den Anträgen der Deputation zu erledigen. — lieber Kap. 1 bis 3 des Etats, Forsten, Domänen und Jntraden und Kalkwerke, sowie die hierzu ein gegangenen Petitionen berichtet Geh. Kommerzienrath Wäntig-Zittau. — Kammerhsrr v. Wiedebach äußert einige Wünsche wegen der Reorganisation des Forst wesens, an die man vorsichtig Herangehen möge, und wegen der Dienstaufwandtvsrgütung der Forstmeister und Oberförster. — Domherr v. Trützschler unterstützt d e Anregungen noch befand rS aus dem Gesichtspunkte, daß dieser Berufsstand unter ganz anderen Verhält- nissen sein Leben verbringe als alle anderen Staatsbürger. Was hier früher als ein Vorzug gegolten habe, sei fitzt mit großen Nachtheilen verbunden. Die Entwickelung dränge dahin, daß diesen berechtigten Wünschen so bald als möglich Genüge geschehe. lieber das Verfahren bei Verpachtung von Domänen und Gütern ergeht sich Kammecherr von Schönberg-
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