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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.10.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190410211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19041021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19041021
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1904
- Monat1904-10
- Tag1904-10-21
- Monat1904-10
- Jahr1904
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 21.10.1904
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tung der Regierungsgeschäfte, darum seine genauen ernsten Erwägungen vor jeder wichtigen Entschei dung, um ja nicht Recht und Gerechtigkeit zu ver letzen. Darum die Treue in seinen Versprechungen. Denn „Gott wird Rechenschaft von mir verlangen". Das war sein Gedanke. Darum seine Sorge um das Wohl des Volkes und die Mühe, seine Liebe zu gewinnen; denn Gott hatte ihn mit dem Volke geeint. Darum auch die Geduld und die Ergebung unter den Schlägen, mit denen Gott ihn heimgesucht hat in einer Art, als ob er die Treue seines Die ners ermessen wollte. „Wie Gott will," mar seine Antwort auf alle Prüfungen, die ihn trafen. Ein treuer Diener seines Herrn! Wie die Soldaten, wenn zum Appell geblasen wird, von allen Seiten dahineilen, um sich dem Führer zu zeigen, so stellte sich auch der Verewigte tagtäglich zum Appell vor seinen Führer und Herrn, um mit ihm und in ihm rind durch ihn dem Höchsten seine Huldigung darzu bringen, und immer inniger sich mit dem Führer zu vereinigen. Unvergeßlich wird es mir bleiben, wie er noch an: 6. September dieses Jahres früh uni die siebente Stunde, schwer atmend und auf den Stock gestützt, in die um einige Stufen höher gelegene Kapelle zu Rehefeld zum Besuche des Gottesdienstes mit den förmlich hingehauchten Wor ten eintrat: „Beinahe wäre ich nicht heraufgekommen." Er kam zum Appell mit dem Aufgebot der letzten Kraft, die er noch besaß. Ein treuer, tapferer Sol dat! Daraus ist das Gottvertrauen zu erklären, das dem Verewigten in so hohem Maße eigen war, denn Treue erwirbt Treue, wenn schon bei Menschen, um so mehr bei Gott. Wie hätte er auch sonst die schweren Prüfungen, mit welchen Gott ihn bedacht, mit solcher Ergebung und Geduld getragen. Dem Herrn schüttete er sein Herz aus und hinterlegte bei ihm das schwere Opfer, das er dadurch darbrachte, daß er immer wieder von neuem dem unergründ lichen heiligen Willen Gottes sich unterwarf. Dann erhob er sich neugekräftigt und frohgemut, und man konnte aus seinem Antlitz den Gedanken lesen, der sein Inneres bewegte und stärkte, und dieser war kein anderer als: „Ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin sicher, daß er die Macht hat, mir alles wieder zurückzugeben, was ich bei ihm hinterlegte." Der edle König, dessen wir heute gedenken, war ein hochherziger Dulder. Wohl haben auch die Siege, die er in treuer Bundesbrüderschaft wider dem Erb feind erfochten, sein Haupt mit dem Lorbeer ge schmückt ; aber verehrungswürdiger macht ihn der Lorbeer, den der Schmerz um sein Haupt gewunden, kraft des göttlichen Duldens, mit dem er für Gottes Ehre gestritten und gelitten. Er hat geduldet, bis an das Ende seines Lebens, bis er zu den Füßen des Gekreuzigten seine edle Seele ausgehaucht, die mild gebettet auf das Wort des Herrn und beschützt und gehütet von seiner Gnade von hinnen gegangen ist in eine bessere Welt. Ein treuer Gefährte seines Führers, jenes Führers, der uns allen zuruft: „Wenn jemand mir nachfolgen will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach." Jetzt ist der Tag und die Stunde ge kommen, wo ihm doppelt, ja hundertfach zurückge geben wird, was er bei seinem Herrn hinterlegt hatte. So hat er uns verlassen, und doch steht er noch vor uns, als ein Muster desGlaubens, als ein Muster der Treue zu Gott und den Menschen, als ein Muster der Gerechtigkeit, und van des Himmels Höhe ruft er den Seinen und uns allen zu: „krovickcatiLe memor! Seid eingedenk der Vor sehung Gottes!" Ja, Gott tröste und führe und schütze unseren allergnüdigsten König, den Nachfolger des Verewigten aus dem Throne, das gesamte König liche Haus und das ganze sächsische Volk. „?rovi ckcnime -nowor!" sei unser Waylspruch heute und allezeit, der edle König aber, der ihm seine besondere Prägung gegeben, er ruße in Frieden. Amen." Bischof W n s ch a n s k n segnet die Leiche; wieder beginnt der Männerchvr in liturgischem Stile — er singt „lübcra mc ckomine"; der Lcle- bravs spricht die dazu gehörigen Gebete. Vom Schloßplatz herüber donnern sechsunddreißig Kanonen schüsse, dann gibt die von zwei Bataillonen vom Leib-Grenadier- und dem Schützenregiment gebildete Trauerparade sechsunddreißig Salven ab, worauf die Artillerie nochmals 101 Schuß löst. Die heiligen Gefäße senden ihren Weihrauch über das Lastm > — die Stunde des Abschieds ist gekommen. Wie von Geistermacht entrückt, sinkt mittels mechanischer Versenkung der Sarg mit dem Katafalk langsam in die Fürstengruft hinab. Der Platz vor dem Hoch altar ist leer geworden. Die funktionierenden Geist lichen steigen zum Altar hinauf — man hört das Murmeln leiser Gebete — dann ertönt die Orgel, und vom vollem Chor, den Solisten und der König!. Kapelle vvrgetragen, hebt, unter v. Schuchs Führung, das „3»1ve re^wa" an, dasselbe ergreifende Werk, unter dessen Tönen König Albert zur ewigen Ruhe entging. Unter leisem Orgelnachspiel entfernt sich die illustre Versammlung. — Der Oberhofmarschall, Graf v. Vitzthum, als Köuigl. Kommissar, steigt mit dem Pfarrer in die Gruft hinab, um die Schlüssel zum Sarge zu übergeben. Das Gotteshaus liegt bald in Grabesstille. Wieder ruht ein Sachsenkönig in der Gruft seiner Väter, einer, der viel ertragen nnd gelitten, ein Mächtiger zwar, dessen armes Menschenherz aber stückweise brechen mußte. Die Ankunft des Kaisers in Dres- d e n erfolgte gestern abend 7 Uhr 30 Min. auf dem Hauptbahnhofe. Schon lange vorher hatten sich die angrenzenden Straßen mit einer gewaltigen Menschen menge gefüllt. Als das Signal zur Einfahrt des Zuges gegeben wurde, betrat König Friedrich August mit den Herren des Ehrendienstes und dem sächsischen Gesandten in Berlin, Grafen Hohen- thal, den Bahnsteig. Der Kaiser stieg elastisch aus dem Coupe und umarmte den König sehr herzlich zur Begrüßung, ihn auf beide Wangen küssend. Er sah außerordentlich wohl aus, aber sehr ernst und trug die Uniform seines sächsischen Grenadier-Regiments Nr. 101, soivie den Marschallstab. Mit augenschein lich tiefer innerer Bewegung sprach er eine Zeitlang mit dem Könige und stellte diesem sodann die Herren seines Gefolges vor. Liebenswürdig begrüßte er hierauf den Gesandten Grafen Hohenthal und die ^Herren vom Ehrendienst und schritt dem Ausgange zu. Ein Hofbeantter trug ihm einen wundervollen Kranz aus Lorbeer und Lilien nach, den in der Kirche ein kaiserlicher Flügeladjutant am Sarge König Georgs niederlegte. Am Ausgange des Königspavillons nahmen Kaiser und König in einem zweispännigen geschlossenen Wagen Platz und fuhren durch die in ehrfürchtigem Schweigen verharrende Menge dem Schlosse zu. — 9 Uhr 15 Min. traf der Kaiser wieder auf dem Bahnhofe ein. Er ver abschiedete sich am Ausgange des Königspaoillons von dem Könige, der ihn begleitete, durch herzliches Händeschütteln, und bestieg dann den Zug, der um 9 Uhr 17 Min. die Halle verließ. Brünn, 19. Oktober. Im Landtag er bat sich der Landeshauptmann die Ermächtigung, an läßlich des Todes des Königs Georg von Sachsen, der Erzherzogin Marin Josepha das Beileid der Landesvertretung auszudrücken. Sofia, 19. Oktober. Aus Anlaß des A b- lebens des Königs Georg von Sach- s c n fand heute vormittag in der katholischen Kirche ein R e g u ie m statt, welchem der Ministerpräsident, der deutsche Geschäftsträger, der bulgarische diplo matische Agent in Berlin, die Herren des Zivil- und Militärkabinetts, soivie die Mitglieder der deutschen Kolonie beiwohnten. Für König Georg ist eine Hoftrauer von 10 Tagen angeordnet worden. Aus dem Reiche. Bom lippifchen Thronstreit. Die für heute angesetzt gewesene regelmäßige Sitzung des Bundesrats ist auf den Sonnabend verschoben worden. Zurzeit finden Verhandlungen statt zwischen dem Reichskanzler und den anwesenden Ministern der Bundesstaaten über die lippische Frage. Auch der bayerische Ministerpräsident Freiherr von Pvdewils hat dem Grafen Bülow einen Besuch abgestattet. Man wird auch nicht fehlgehen in der Annahme, daß in der gestrigen Unterredung des Kaisers mit dem Reichskanzler die lippische Frage ebenfalls berührt worden ist. Uom ostastatischeu Kriegsschauplatz. Die Nachrichten, die über die Lage auf dem mandschurischen Kriegsschau plätze eingelaufen sind, lassen auch heute nicht klar erkennen, wie es mit den Chancen hüben und drüben bestellt ist. Nur das eine scheint daraus hervorzugehen, daß der rechte Flügel der Russen nach wie vor mit gutem Erfolge gegen die Japaner tätig ist, während die Russen auf ihrem linken Flügel zurückweichen. Im allgemeinen ist die Ruhe zwischen den Schlachten wenig gestört worden. Nur beim linken russischen Flügel sieht es möglicher weise anders ans. Telegramme berichten uns: Petersburg, 19. Oktober. Nach Privatmel- dungen aus Charbin ist die Station Schahe in den Händen der Russen. Nach diesen Privat meldungen wurden die Japaner zuriickge- wvrfe n. Ein Zug wurde abgefertigt, um die Station zu besetzen und die Bahn zu besichtigen. Es erhält sich hartnäckig das Gerücht, daß die fünf Divisionen des japanischen rechten Flügels geschlagen und russischerseits viele Japaner gefangen worden seien. London, l9. Oktober. Aus Petersburg wird gemeldet, es verlaute, daß heute zwei japanische Divisionen, die eine auf der Linken, die andere im Zentrum, Niederlagen erlitten. Einem weiteren Gerüchte zufolge sollen 12000 Japaner gefangen genommen worden sein. Petersburg, 19. Oktober. General S fach Ii ro w meldet dem Geucralstab unter dem heutigen Datum: Die Nacht auf den >9- Oktober verlief ruhig. Der Gegner erhält im Dorfe Linschinpu Verstärkungen. In der Nacht zum 19. wurde von unserer Vorhutstelluug aus von einer Freiwilligen- Abteilung eines Schützeuregiments eine kühne^Re- koguoszieruu g ausgeführt. Unsere Freiwilligen erbeuteten ohne Kampf noch zwei japa nische Feldgeschütze und brachten sie in unsere Stellung. Tokio, 19. Oktober. Marschall Oyama be richtet unter gestrigem Datum: In der Richtung unserer rechten Armee scheint der Gegner allmählig seine Streitkräfte zu verringern, nur kleine Abteilungen desselben fahren in ihrer Tätig keit fort. Die bei Pensihu geschlagenen Russen gehen in nordöstlicher Richtung zurück. Gegen unsere zentrale Armee machte der Feind in der ver gangenen Nacht mehrere Sturmangriffe, welche aber alle zurückgeschlagen wurden und heute, am 18. Oktober, wurden auf beiden Seiten nur von Zeit zu Zeit Kanonenschüsse gewechselt. Gegen die Front unserer linken Armee richtet der Feind dann und wann indirektes Feuer. Tokio, 1!'. Oktober. Gestern abend und heute ist keine M eldung vom Hauptguartier einge troffen. Es wird angenommen, daß auf die erfolg losen Angriffe der Russen in der Nacht vom Mon tag eine Weile der Untätigkeit folgte. Die Zusam menziehung der russischen Truppen gegenüber den Abteilungen Oku und N v d z u, welche Montag nacht erfolgt ist, hat hier den Eindruck hervorge- rufeu, daß die Russen zum Angriff überzu- geheu beabsichtigten und eine große Schlacht nahe bevvrstehe. Jetzt nimmt man aber an, daß General Kurvpatkin lediglich seine Nachhut auf dem rechten Flügel zu decken beabsichtige, nm Zeit zu gewinnen, die Armee über den Hunho zn- rückzuführen, denn man glaubt hier, daß es ihm weder möglich sein werde eine Angriffsbewegung gegen die Japaner zu unternehmen, noch auch seine Stellung am Schnho zu behaupten. Die Aufstellungen über die japanischen Verluste seit dem 10. Oktober sind noch nicht vollständig, ebenso die Meldung über die Verluste des Feindes, auch ist die Zahl der er oberten Geschütze noch nicht sichergestellt. London, 1!'- Oktober. Der bei der Armee Okus befindliche Berichterstatter des „Reuterschen Bureaus" meldet in einer am 19. Oktober in Fusan aufgegebenen Depesche. Russische Karten, welche von Japanern erbeutet wurden, zeigen, daß die Russen ihren Rückzug organi siert hatten unter Festsetzung der Punkte, wo wäh rend der Verfolgung Widerstand geleistet werden sollte. Dies erklärt die Langsamkeit des Marsches der Japaner und den Mißerfolg bei dem Versuch, den Russen den Rückzug zu versperren, welcher mit großer Geschicklichkeit geleitet wurde. Ueberdies war das Gelände von Schluchten durchzogen, welche den Vormarsch hindern. Die japanische Kavallerie brachte durch Ueberschreiten des Hunho die Umgehungsbe wegung der Russen zum Scheitern. Petersburg, 19. Oktober. Die Sieg es - nach richten vom Kriegsschauplatz wurden in allen Schichten der Residenz-Bevölkerung mit lautem Jubel ausgenommen. Ihr Eintreffen am gestrigen Tag fiel mit dem 50. Gedenktag des ersten Bombardements von Sewastopol und mit deni ersten Namenstag des kleinen Großfürsten- Thronfolgers Alexis zusammen. — Es wird weiter gemeldet, daß die den Japanern abgenom- menen Geschütze während der neuen Schlacht in der Nacht zum 18. d. M. zum Teil von den Russen benutzt wurden. Jni Verlaufe dieses Kampfes wurde der linke japanische Flügel in die Flucht ge schlagen und durch ein russisches Korps vollkommen abgeschnitten. — Die Erstürmung des „Berg- kegels mit dem Baum" war hauptsächlich das Verdienst des Generalmajors Putilow, Kommandeurs der 2. Brigade der 5. vstsibirischen Schützendivision vom 2. sibirischen Armeekorps; die Höhe, einer der wichtigsten strategischen Punkte, ist nach ihm „Putilowkuppe" benannt worden. Der furchtbarste Kampf wütete bei der Artillerie; die Russen vernichteten fast alle Bedienungsmannschaften und Pferde der japanischen Batterien. General Kuropatkin ritt trotz fürchterlichsten Feuer die genommenen Positionen ab und sprach den Truppen seinen wärmsten Dank aus. Petersburg, 20. Oktober. Die „Birshewija Wjedomodi" veröffentlicht eine Unterredung eines ihrer Mitarbeiter mit dem Verkehrsminister Für ste n Schilkvw. Dieser erklärte alle auswärts verbrei teten ungünstigen Meldungen über die Baikal- Ringbahn für unrichtig. Allerdings habe der Probe zug, auf welchem der Minister fuhr, 4 Tage ge braucht, um 20 Werst zurückzulegen, und es sei auch richtig, daß der Zug in einen Tunnel entgleiste, seitdem aber sei dergleichen nicht mehr vorgekommen. Die Züge verkehrten jetzt mit einer Schnelligkeit von 20 Werst in einer Stunde. Täglich könnten 16 Züge längs des Sees und über denselben auf Eis brechern befördert werden und das komme der Leistungsfähigkeit der Transbaikalbahn wie auch der sibirischen Bahn gleich. Der Minister betonte so dann, daß, solange die Truppentransporte andauern, die Beförderung von Privatfrachten über Irkutsk hinaus sehr erschwert bleibe. Abhilfe, könne nur durch Benutzung der sibirischen Wasser wege, besonders das Ob-Jenissei-Systems geschaffen werden. Ein hierauf bezüglicher Entwurf, dessen Durchführung 12 Millionen Rubel erfordern würde, sei bereits ausgearbeitet. Sollten die Truppentrans porte noch lauge erforderlich sein, dann würde die sibirische Bahn auch nach einem Jahre noch sicher lich für den Handel dienstbar sein können. Travebjjerg, 19. Oktober, uachm. 5. Uhr. 21 große russische Kriegsschiffe und 8 oder 9 Torpedoboote passierten soeben Samsöbelt. Das letzte Schiff passierte Refsuaes um 5 Uhr nachmit tags. Das dänische Torpedoboot „Narkvalen" ging um 1 Uhr nachmittags in See, um das Geschwader zu begleiten. London, >9. Oktober. „Morning Post" er fährt aus Schanghai vom 18. Oktober: Es ver lautet, daß der russische Kreuzer „Baj an" im Hafen von Port Arthur durch japanische Granaten zum Sinken gebracht wurde. Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 20. Oktober 1904. Wettervoraussagedes Kgl.Sächs.Meteorologischen Instituts zu Chemnitz. Für Freitag: Trockenes, wenn auch mehr oder weniger trübes Wetter bei normaler Tempe ratur und südwestlichen Winden. Barometer: hoch. 21. Oktober: Tagesmittel: -s-6,3", Maximum: -st 9,2«, Minimum ->-3,3». — Wie wir hören kommen in der Freitag, den 21. Oktober im Neustädter Ratskeller statt- findendeu Versammlung des Erzgebirgs vereins recht interessante Eingänge zum Vortrag. Da auch sonst die Tagesordnung sehr reichhaltig ist, so verfehlen wir nicht, nochmals darauf hinzu weisen und zu recht zahlreichem Besuch der Ver sammlung eiuzuladeu. — Gerüchte, die jedes sicheren 'Anhaltspunktes entbehren, kursieren gegenwärtig über den Fall „Rauschenbach" in unserer Stadt. Durch die kürzlich erfolgte Verhaftung des Webers Grad, der bekanntlich auf der fiskalischen Straße durch An wendung von Gewalt dem Weber V. den im Porte monnaie befindlichen Geldbetrag abnahm, ist seitens der Beteiligten, wie auch einiger Nachbarn der Ver dacht aufgetaucht, daß Grad auch den Mordversuch auf Frau R. verübt haben könne. Auf Grund ein- gezvgeuer Erkundigungen sind wir in der Lage, mit- zuteileu, daß irgend ein sicherer Anhaltspunkt in dieser Hinsicht bisher nicht zu finden gewesen ist. In der irrigen Meinung, der pp. Grad werde der Frau Rauschenbach vorgeführt, hatten sich am gestrigen Abend eine Anzahl Neugieriger vor dem Hause der Frau R. eingefundeu, deren Hoffen jedoch umsonst gewesen sein dürfte. Ob in diese Angelegenheit jemals wird Licht gebracht iverden können, bleibt vorläufig der Zukunft überlassen. Das Befinden der Frau Rauschenbach ist zur Zeit kein gutes. Durch den Schreck, den die Bedauernswerte an jenem Tage erfahren hat, hat der leidende Zustand, in dem sich Frau R. seit längerer Zett befindet, bedeutende Verschlimmerung erfahren. — Eine Tat, die von großer Roheit zeugt, verübte gestern nachmittag ein 12jühriger Schul- knabe an einem anderen 9jährigen Knaben auf der hiesigen äußeren Feldstraße, Oberlungwitzer Anteil. In der Nähe der daselbst liegenden Woh nung des ersteren schlug dieser den jüngeren Knaben M. mit einem Stein sowie mit einem Peitschenstock derartig in das Gesicht, daß er erhebliche Verletz ungen, namentlich unterhalb des linken Auges, davon getragen hat. Der Vorfall ist zur polizei lichen Kenntnis gelangt. Der größere Knabe, der bereits im strafmündigen Alter steht, dürfte sich deswegen auch zu verantworten haben. Der Vorfall hätte leicht schlimmere Folgen annehmen können, wenn der über die Nase geführte Schlag etwas höher gekommen wäre. Der Knabe hätte dann sicherlich das linke Auge eingebüßt. — Man schreibt uns aus interessierten Kreisen: Eine höchst praktische, für den Weber und Fabri kanten viel Zeit und Geld ersparende Neuerung hat der auf der Oststraße wohnende Webstuhl-Vor- richter, Herr Karl G. erfunden. Dieselbe dürfte, da damit ein schon lang gesuchtes Problem gelöst ist, in Fachkreisen berechtigtes Aufsehen erregen, zu mal sich dieselbe durch besondere Einfachheit und leichte Handhabung auszeichnet. Es wurde bisher, besonders in der Deckenbranche, als lästig empfunden, daß immer verschiedene Breiten der Waren, auch eine andere Vorrichtung verlangten. Wird z. B. jetzt auf einem Webstuhl eine 170 cm breite Ware ge fertigt und es wird eine dlos 140 cm breite ver langt, so waren die damit verbundenen Neben arbeiten, wie Reihen, Blattstechen oder Geschirrwechselu mit oft tagelanger Arbeit und Mühe, und für den Fabrikanten mit Geldauslagen verbunden. Alles dies bringt die erfundene Neuerung zuni größten Teil weg. Eine Breiteänderung läßt sich durch das neue Verfahren rasch in einem Zeitraum von 2—:l Stunden bewerkstelligen, ohne daß man zu reihen und blattzustechen braucht. Der Harnisch und das sog. Chorbrett bleiben in ihrer Lage. Auch wird durch das neue Verfahren das Webmaterial, sowie die Weboorrichtung sehr geschont. Die Neuheit läßt sich an jeder Jaquardmaschine, außer der französi scheu Feinstichmaschine, mit Leichtigkeit anbringen, doch blos auf Medaillonvorrichtung. Das Verfahren ist bereits au einigen Webstühlen eingeführt und bewährt sich vorzüglich zum Nutzen des Webers und des Fabrikanten. Der Erfinder ist bereit, diesen Fortschritt der Technik weiteren Fachkreisen zugäng lich zu machen und hat bereits mehrere Angebvn von Fabrikanten und Webschulen erhalten. — Die Betriebseinnahmen der fach fischen Staatseisenbahnen lieferten auch in September ein günstiges Ergebnis, besonders in Güterverkehr. Nach vorläufigen Feststellungen wurde« vereinnahmt: 3921200 Mk. im Personenverkeh stst 13370 Mk. gegen den gleichen Monat im Pm jahre), 7893850 Mk. im Güterverkehr <4- 69175l Mk.), 11815050 Mk. im ganzen l-s- 705120 Ml Die durchschnittliche Mehreinriahme per Kilomett Bahnlänge beträgt 200 Mk. — Vom I. Jamm bis 3.0. September wurden vereinnahmt 34 675 Ott Mk. im Personenverkehr (-st 1363334 Mk. — 421 MI auf l Kilometer Bahulänge gegen den gleich« Zettraum ini Vorjahre», 61726602 Mk. im Güte« verkehr ,-l- 3361802 Mk. 874 Mk. auf I Kist Nieter), 96401698 Btt. im ganzen <st 4 725 13«, Bl — 1295 Mk. auf 1 Bahukilometer.) Mülsen St. Michetn, 1 ' Oktob. Heute früh wurde in seiner Wohnung hier der c: 46jährige Lehrer Wünschmann erschossen aufgefundei Wünschmann ist verheiratet und hinterläßt auß seiner Frau noch 8 Kinder, wovon bereits 4 d Schule verlassen haben. Ehezwistigkeiten sollen d Ursache zu diesem bedauerlichen Schritt bilden. — Avitkau, 19. Oktober. Die Slrafkamm! verurteilte den taubstummen Maler Schmidt m Kirchberg, jetzt in Plauen i. V., wegen Mißhnu lung und fahrlässiger Tötung seines eigenen Kind zu 6 Monaten Gefängnis. Schmidt hatte sein i Herbst vorigen Jahres geborenes Töchterchen in heißem Wasser gebadet, daß dem armen Wesen « Drittel der ganzen Haut völlig verbrüht wüst und es außerdem durch Schläge aus den Kopf a mißhandelt. Den Brandwunden ist das Kind ba darauf erlegen. — Markersdorf, l9. Oktober. In ti! Betrübnis ist eine Familie vorigen Sonntag geg Abend versetzt worden. Ein Hausbesitzer und Fall machte sich im Garten zu schaffen und bediente si dabei eines Gartenmessers. Beim Abschneideu eie Zweiges schnappte das Messer ab und verletzte i! nm Vorderarm derartig, daß infolge Zerschneid« der Pulsader der Bedauernswerte nach kurzer Z) als eben ärztlicher Beistand eingetroffen war, sei» Geist aufgeben mußte. — Aue, 19. Oktober. Einer Diebesbai! von Schulknabeu und Fortbildungsschülern ist ! Polizei hier auf die Spur gekommen. Diese Hal sich schon seit längerer Zeit in der Hauptsache 6 schäftsleute als Opfer ausgesucht und aus dcc Läden sowohl Verknufsgegenstände mit fortgenomm^ als auch die Ladeukasseu bestohlen. Namen!!' haben sie in solchen Ladengeschäften ihr Wesen! trieben, in denen man beim Eintritt in den Lnl lauge warten muß, ehe jemand herbeikvmmt. Di Gelegenheit haben die Bürschchen im vollen M zu ihrem Vorteile ausgenutzt. — Werda«, 19. Oktober. Der hier seit ci: langen Reihe von Jahren praktizierende Arzt i Gustav Bertling hat sich iu vergangener Nacht de Morphium vergiftet. Die von anderer ^ärzrlii Seite angewandten Gegenmittel blieben erfolg! B. verstarb nach einigen qualvollen Stunden h« vormittag, lieber das Motiv der Tat sind hier ) schiedene Gerüchte im Ilmlauf, die sich nicht uü' erörtern lassen. Sv viel ist aber sicher, daß den 2' storbeneu, der in den 50er Jahren stand und F und eine erwachsene Tochter hinterläßt, die Verzug lung zum Selbstmord getrieben hat.
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