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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.03.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-03-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190703013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070301
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1907
- Monat1907-03
- Tag1907-03-01
- Monat1907-03
- Jahr1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 01.03.1907
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WWn-ErnMr TUM Anzeiger Hohenstein Ernstthal. Oberlungwitz, Gersdorf, Knga«, Hermsdorf, Kernsdorf, Erscheint jede« Wochentag abends für den folgenden Ta- und kostet durch d» Austräger pro Quartal Mk. 1 bb durch die Psst Mk. Iy2 frei in'S HauS. Inserat» nehmen außer der Expedition auch die AsStrtger «st dem Lande entgegen, auch befördern die Annonce». Expeditionen solche zu Originalprrifen. Zangenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, TiMheim, Kuhschnappel, Grumbach, St. Egydien, HMengrund u. s. w- für das königliche Amtsgericht und den Atadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Organ aller Oenreirröe-Verrvaltuirgerr der irrnlregenöen Ortschaften. Freitag, den 1. May 1M. 57. Jahrgang. Ur. 5«. Da» im Grundbuch für Vvuftthul Blatt 484 auf den Namen des Kunstgärtners Ernst Arthur Strohbach eingetragene, in Hohenstein-Ernstthal an der fiskalischen Straße gelegene Gärt nerei-Grundstück soll am 17. UpM 1S07 vormittags 1.1» Uhr an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden: DaS Grundstück ist nach dem Flurbuche 75,1 Ar groß, auf 8000 Mk. — Pf. geschätzt, mit zwei Gewächshäusern (eins mit Heizungsanlage und eins ohne Doch und Heizungsanloge) und einem Holzschuppen bebaut. Wasserleitung ist vorhanden. Die Ginsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück be treffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 8.°Januar 1907 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wen« der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Anspruch des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. H»he«ftei«-Er«ftthal, den 1S. Februar 1907. Königliches Amtsgericht. Feld- großen nationalen Fragen zu ihrem Volke. Der Frrtbank: HMe Verlauf sau «kkichlesi MjW, W. sh M ? und Nörgelpoiitik Wie ich Ihnen schon einmal agte, verdienen Sie für Ihre Kritik die Zensur Is, ür Ihre positiven Leistungen die Zensur Vb. (Heiter, eit ) Ich selbst hatte ja einmal Hoff lungen auf doch in Dresden offen erklärt, daß er nicht ruhen Herr Schippel, jüngst in einem Artikel dargelegt Hst' werde, bis dieser Staat und diese GesellschastSord-(In diesem wird Ihre Niederlage zurückgeführt auf lieber ernst, Bebel abzu- nnug beseitigt seien. Ist das nun reformatorisch? Er will nicht ruhen, b.s die Monarchie beseitigt ist. Nun, meine Herren. die Monarchie ist die Grund lage unserer Verfassung. Jeder Staatsmann muß also die Sozialdemokratie bekämpfen; das hat Fürst Bismarck getan, und jeder seiner Nachfolger muß es auch. Herr Bebel hat ferner gemeint, ich sei gegen- ReichSkanzler Kürst Bülow: Ich will auf eine konkrete Anfrage, die der Abg. Bebel im Laufe Zeiner Ausführungen über angebliche Wahlbeein- fiussuugen der Regierung während des Wahl kampfes an mich gerichtet hat, mich vor diesem hohen H iuse und vor dem Lande auf das entschiedenste und unzweideutigste erklären und feststellen, daß mährend der Wahlbewegung aus amtlichen Fonds für Wahlzwecke nicht ein roter Heller auSge- geben worden ist. (Hörtl hört! rechts.) Uebrigens, m. H., weiß jedes Mitglied dieses hohen Hauses, daß ebenso wie zum Kriegführen auch zu einer Wahlkampagne Geld gehört. Ich habe mich deshalb für die Bildung eines Komitees interessiert, welches für die Minderheitsparteien vom 13. Dezember Geld gesammelt hat. (Lebhaftes Hört I hört! bei den Soz.) Das zu tun, m H., war mein gutes Recht. (Sehr richtig! rechts.) Von meinem guten Rechte hatte ich Gebrauch gemacht. Die gesammelten Gelder sind nicht durch mich, sondern durch Vertrauensmänner der Parteien verteilt worden. Dem Wunsche ein zelner Geber gemäß haben auch in einzelnen Fällen Anregungen, die mir zugegangen und die von mir in die Verteilungsstelle übermittelt waren, Berück- ichtigung gefunden. Im übrigen gehe ich auf die Ausführungen des Herrn Abg. Bebel über Wahlbe- einfluffung heute nicht weiter ein, da ich sie gestern chon im ooranS widerlegt habe. (Lautes Gelächter links, Sehr gut! rechts.) Höchstens will ich diese Ausführungen dankbar quittieren als einen Beweis dafür, daß die Regierung bei dieser Wahl nicht ge- chlafeu hat, sondern auf dem Posten war und ihre Lchuldigkeit tat. (Sehr lebhafte Beifallskundgebungen bei den Mehrheitsparteien, stürmische Zurufe bet den klappten zusammen wie Taschenmesser. Herr Bern- tein schrieb zwar neulich einmal, der Revisionismus ei keineswegs tot, er schiene nur tot; aber an eine solche Wanzentaktik glaube ich nicht. (Heiterkeit.) über der Sozialdemokratie nervös. Ach du Himmel! Ich nehme die Sozialdemokratie aber nervös macht sie mich garnicht Herr hat sich bemüht, die Niederlage seiner Partei schwächen und zu beschönigen. Geschlagene Herren pflegen sich verschiedenartig zu benehmen. „Vorw." hat sich nicht gescheut, zu schreiben, daß wir Entweder schweigen sie, das ist wohl das Würdigste an unserem Besitz in Südwestafrika nur festhielten, (Heiterkeit): das hat Benedek getan; oder sie bringen um von da aus den englischen Besitz zu bedrohen, sich um, wie das der römische Feldherr Cato getan DaS ist eine ungeheuerliche Behauptung, eine nieder hat; oder aber, ihre Redeseligkeit steigert sich noch, trächtige Verleumdung, die uns das Miß- (Slürmische Heiterkeit.) Ich glaube aber, daß das trauen des Auslände-, und insbesondere Englands, keinen großen Eindruck machen wird auf die außer- zuziehen muß. Ein solches Tun ist verwerflich. Und halb Stehenden und nicht einmal auf die Partei-; nun die Bedeutung Ihrer Niederlage. Angehörigen selber oder doch nur auf die nächne Ich sehe sie in zwei Momenten: 1. darin, daß die Umgebung. (Erneute Heiterkeit.) Die Niederlage sozialdemokratische Doktrin widerlegt ist, als sei die der Sozialdemokratie war zu wohlverdient; sie war Sozialdemokratie eine Naturnotwendigkeit, eine Flut, einmal die Strafe für zu viele vorausgegangene die nun unaufhörlich steigen müsse, bis sie alle- Großsprechereien. Wie prahlte man im Voraus mit überschwemmt. Schon jetzt sind Bremen, Stettin einem totalen Zusammenbruch des Liberalismus!Iund eine ganze Anzahl anderer Großstädte zurück- Nun, der Liberalismus befindet sich offenbar sehr!gewonnen. Ich hoffe, wir erleben eS, daß auch noch i wohl. Weiter war die Niederlage verdient wegen Lübeck, Hamburg usw. nachfolgen werden und daß l der sozialdemokratischen Gesinnungsschnüffelei, wegen eS auch schließlich in Berlin nicht so dunkel bleiben eines von Ihnen geübten Terrorismus, wie ihn die wird wie jetzt. (Heiterkeit.) Das zweite Moment Welt vorher noch nicht gesehen hat. Selbst Herr aber sehe ich darin, daß das Bürgertum au- JaureS hat mit seinem abfälligen Urteil darüber eig en er K r aft u nter d er H e rrschaft d e S nicht zurückgehalten. Ist doch Herr Bebel sogar a ll g e m e i nen, g leich e n W a h l r e ch t s d en schon von Parteiblättern „Lord-Protektor" genannt, Sieg erfochten hat. Ein solcher Sieg ist immer also mit Cromwell verglichen worden (Heiterkeit), mehr wert, als ein operativer Eingriff und mehr auch mit Julius Cäsar!? Soll ich Sie daran er- als Medizin. Wir dürfen uns aber freilich nicht umern, wie dieser Terrorismus geübt wurde und auf die Bärenhaut legen, sondern die bürgerlichen wie sogar sechs Redakteure des Parteiorgans an die Parteien müssen ihre Organisationen, die sie sich Luft gesetzt worden sind? Und das will eine demo- jetzt für den Wahlkampf geschaffen haben, weiter auS- kratische Partei sein! Ja, eine demokratische Partei bauen. Der Kampf, daS betone ich, galt nicht mit autokratischen Allüren, und das ist eine d en deutschen Arbeitern, sondern er galt contraäictio io achccto. Die Niederlage der Sozial- der politischen, der revolutionären Sozial demokraten war auch wohl verdient, weil sie eine d emokratie. Unsere Sozialpolitik, m der Strafe war für ihre ganze Kampfcsweise, für eine Deutschland allen Ländern der Welt voraus ist, wer- publizistische Methode, wie sie so brutal die Welt den wir weiter fotlführen. Die Sozialdemokratie wohl kaum schon gesehen hat. Ich entsinne mich teilt die Gesellschaft in zwei Lager, in die Bourgeosie nicht, derartige Rüpeleien gesehen zu haben, und in das Proletariat. Ich hoffe bestimmt, daß wie sie seit Dresden die sozialdemokratische Presse das kein unversöhnlicher Gegensatz in das Leben eingesührt hat. Die Presse mußte so bleiben wird. Man darf doch die mittleren Schichte« bei einem „Sauherdentone" anlangen.. Nicht nui nicht übttsrhen, die sich zwischen diesen beiden Polen die Armee, sondern alles, was das Vaterland und gebildet haben. Ich glaube, daß am letzten Ende die Nation anlangt, wurde in dieser Tonart in zwischen den Interessen der Arbeitgeber Ihrer Presse behandelt, und dieser Tonart sind und A rb ei lne h m er So l i d a cität besteht und Sie auch im Wahlkampf treu-geblieben. Wie ein ich glaube, daß nach langem, schwerem Kampfe der Jndianerstamm auf dem Kriegspfade (große Heiter- Tag kommen wird, da alle Teile einträchtiglich zu teil) haben Sie sich im Wahlkampfe benommen. Was sammenwirken werden und da wir auf die sozial- ind nicht auch von Ihnen für Fälscherkunststücke demokratische Bewegung zurückblicken werden, wie legangen worden!? Der Kanzler exemplifiziert zum der Genesende auf eine schwere Krankheit und wie beweise auf ein sozialdemokratisches Flugblatt in der Erwachende auf einen bösen Traum. (Lebhafter die Unwahrhaftigkeit Ihrer Agitation. Sie haben seinerzeit behauptet, der Zolltarif würde nicht zu stände kommen, und er ist zu stände ge- kommen. Sie haben behauptet, die Handels verträge würden nicht zu stände kommen, und sie sind zu stände gekommen! Ihre Niederlage ist die verdiente Folge endlich des unpatriotischen Handelns, in daS sie sich verrannt haben. Nur allein der deutschen Sozialdemokratie fehlt jeder Sinn für nationale Bedürfnisse. In allen anderen Ländern stehen die Sozialdemokraten in O»»li«, 27. Februar. 5. Sitzung. Gewerbetreibende, die sie zu unserer Partei rechnen, oder die auch nur mit uns irgendwie in Verbindung stehen" Wir werden arbeiten nach wie vor, und, meine Herren, „unser die Zukunft trotz alledem!" (Beifall bei den Sosial- demokraten.) bürg. , , Die erste Lesung des «tat» wird sortgesetzt. Dr. Wiemer sirs. Vp.): Herr Bebel hat seine ganz« agitatorische Kunst ausgeboten, um dem durch die Nieder lage gesunkenen Mut seiner Anhänger wieder zu beleben. (Brumme» Singers.) Ich habe das nicht nölig, der ent schiedene Liberalismus ist verstärkt wiederaekehrt. Die freisinnige Volkspertei hat diese Wahl mit Erfolg durch- gesochten, und auch die beiden anderen Gruppen deS ent- ichiedenen Liberalismus haben Mandate gewonnen. (Lärm Frankfurt a. M. und fährt fort: Die Niederlage ist Beifall.) aber eine gerechte Strafe nicht nur für Ihren Klassen- Aba. Freiherr v. Uichthofrn (kons.) tritt namens andern sie war auch wohlverdient durch Ihren Cs müsse dabei etwas geschehen, und nicht Terrorismus, durch Ihre Einschüchterung, Unter- nur auf dem Gebiet der Administrative. Seine Freunde drückung anderer, durch Ihre despotischen Allüren, würden natürlich für das selbständige Kolonialamt ebens» baffe daß die Anbänaer unserer GesellsMaktl- wieder stimmen, wie für die Entschädigung der Farmer I und sonstige notwendige Kolonialforderungen. Sie rechneten ordnung, die „Ordnungslümmel , wie Sie sie ge- darauf, daß ein Handelsvertrag mit den Vereinigten nannt haben (Heiterkeit), solchen terroristischen Ex- Staaten nicht abgeschlossen werde, ohne das Urteil des zessen Ihrerseits künftig die Stirn bieten, daß sie diejWirtschaftlichen Ausschusses zu hören. Auch der hohe der Büroer okokn sostü* Prüfung. Für die Äe^ o ? /N werde in weitergehendem Umfange gesorgt werden werden. (Lebhafter Beifall.) Die Niederlage, die als st, dM vorgelegten Etat und in dem Er- Sie erlitten haben, war weiter wohlverdient, weil gänzungsetat geschehe. e die Strafe war für Ihre ganze VerneinungS- Schluß 5"« Uhr. — Weiterberatung morgen 1 Uhr. Wirtschafts-Reformer erhoben! Weshalb haben Sie denn der Fortsetzung der Sozialpolitik nicht schon vor den Wahlen widersprochen? Auch vom Mittelstände spricht die Thronrede. Ja, habe man dem Mittelstände nicht schon während der letzten Jahrzehnte hindurch mit allerlei Mittelchen zu helfen gesucht? Wir wollen, fährt Redner fort, unbedingtes Koalitionsrecht für die Arbeiter, Gleich berechtigung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, auch ungehindertes Recht, zu streiken, daher keine Verhinderung von Streikposten. Wir verlangen Aufhören der Klassen justiz, wir verlangen ein Reichsberggesetz, Gleichheit der Rechte ohne Ansehen des Standes und des Geschlechtes, überhaupt ohne Ansehen der Person. (Zwischenrufe von rechts.) Wir mißbilligen allerdings durchaus einen ge- wervlichen Boykott aus politischen Rücksichten. Aber boy kottieren nicht die nationalen Parteien alle Arbeiter und Deutscher (Reichstag. Berlin, 26. Februar 4. Sitzung. Am Tische des Bundesrats: GrafPosadowsky, Frhr. Von Stengel, von Tschirsckky, von Einem, von Tirpitz, Dr. Nieberding, Kraetke, Dernburg. Haus und Tribünen sind voll besetzt. Die erste Beratuug des «tat» wird fortgesetzt. Abg. Kekrl (Soz.): Der Reichskanzler scheint es ge radezu für ein Verbrechen zu halten, wenn eine bürger liche Partei Stimmen für einen Sozialdemokraten abgibt. (Sehr richtig!) Nun, ich erinnere an daS Telegramm, welches seinerzeit nach Frankfurt a. M. gerichtet worden ist: „Fürst wünscht Sabor!" Fürst B^Smarck hat über haupt die Sozialdemokratie hier im Hause viel objektiver behandelt, als Fürst Bülow. (Heiterkeit.) Ich werde beute überhaupt nichts sagen, was ich nicht beweisen kann. (Stürmische Heiterkeit.) Herr Bassermann hat ebenfalls wieder sittliche Entrüstung über uns geäußert. Bei den letzten badischen Landtagswahlen sind aber doch die Natio nalliberalen mit den Sozialdemokraten gegangen. Bei den jüngsten Rcichstagswahlen sind ja Zentrum und Sozial demokratie von dem Reichskanzler direkt in dieselbe Schlachtreibe getrieben worden. Von einem „Bündnis" zwischen Zentrum und Sozialdemokratie war deshalb noch lange keine Rede und kann keine Rede sein. Das Zentrum hat der Regierung an Militär, Marine, für die Kolonien und an Steuern wer weiß was bewilligt und wird es wohl auch weiter tun. Redner kommt dann auf den Kolonialstreit. Als Herr Dernburg noch Direktor der Darmstädter Bank war, hat er sich gehütet, seine Millionen in der Sandwüste anzulegen. (Heiterkeit.) Jetzt denkt er anders darüber- Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er dazu auch den Verstand und die nötige Kolonial-Phan- tasie. (Heiterkeit.) Hintertreppen-Politik haben auch die Nationalliberalen getrieben, wie man ja zur Genüge aus den Hohenlohe-Memoiren ersehen. Welche Hintertreppen- Politik gar die Konservativen trieben, das Hot man im Wahlkampfe durch Herrn v. Kröchcr erfahren. Und hat man denn vergessen, wie seinerzeit die „Kreuz-Zeitungs"- Partei Svionagc gegenüber dem Prinz-Regenten Wilhelm getrieben hat! Redner behauptet weiter, daß wir bei den diesjährigen Wahlen „offizielle Kandidaten" gehabt hätten, ganz wie unter Napoleon m. Sei alles wahr, was in den im „Bayrischen Kurier" veröffentlichten Briefen er zählt werde, so müßte die Hälfte der jetzigen Mehrheit heimgeschickt werden. Redner verbreitet sich dann über die Rückständigkeit unserer Gesetzgebung aus dem Gebiete des Vereins- und Versammlungsrechts, des Gesindewesens, des Wahlrechts in Preußen, erinnert an das Wort des Fürsten Bülow im Herrenhäuser Preußen in Deutschland voran! und erklärt demgegenüber, gerade Preußen und Fürst Bülow an seiner Spitze sei Reinkarnation alles kulturellen Stillstandes. Wenn es in der Thronrede heißt, alle sozialen Versicherungsgesetze seien gegen unseren Widerstand zu stände gekommen, so ist das eine historische Unwahrheit. Sie haben alle unsere Anträge abgelehnt und uns daher die Zustimmung zu diesen Gesetzen un möglich gemacht. In den Kommissionen waren die fleißigsten und sachverständigsten Arbeiter meine Partei genossen. Hat Bismarck nicht gesagt: „Ohne Sozialdemo kratie — keine Sozialreform?" Dem jetzigen Reichs kanzler ist aber die ganze Sozialpolitik eine terr» incvxmt». (Vizepräsident Dr. Paasch»: Sie dürfen dem Reichskanzler nicht vorwerfen, daß er einen wichtigen Teil der deutschen Gesetzgebung nicht kenne. Lachen und Unruhe bei den Sozialdemokraten.) Bebel (fortfahrend): Der Passus in der Thronrede wäre sonst unmöglich. In der Thronrede werde Weiterfortführung der Sozialpolitik verkündet, aber welches Geschrei habe sich dagegen schon in der konser vativen Presse und in der Februar-Versammlung der Soz.) Nun hat der Abg Bebel auch gemeint, daß oie Sozialdemokratie eine vorzugsweise, wenn nicht lediglich reformatorische Tätigkeit entfalte, er hat Sen Vorwurf weit abgewiesen, als ob die Sozial demokratie destruktiv sei. DaS hat mich gewundert, da im Laufe derselben Rede der Herr Abg. Bebel Em Panther bleibt Panther, und Herr Bebel bleibt unS in Aussicht gestellt hatte, daß er heute nur Bebel! Die Niederlage der Sozialdemokratie ist dasjenige sagen wollte, waS er absolut beweise, auch eine wohl verdiente aus einem Grunde, den könnte. (Große Heiterkeit.) Nun, Herr Bebel, hat einer der guten Köpfe unter den Sozialdemokraten, . „ in /KN... I Am Tische des BuudcSrats: GrafPosadowsky, den Revisionismus in Ihrer Parte, gesetzt. (Hört, Freiherr v. Stengel, v. Tschirschky, v. Einem, hört!) Aber da kam Dresden und Ihre Revisionisten v. T i rp i tz, Dr. N i e b e r d i n g, Krätke, Dern.
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