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02-Zweites-Blatt Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 02.08.1913
- Titel
- 02-Zweites-Blatt
- Erscheinungsdatum
- 1913-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-19130802025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-1913080202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-1913080202
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1913
- Monat1913-08
- Tag1913-08-02
- Monat1913-08
- Jahr1913
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Nr. 59. Unterhaltungs-Beilage Ws. zum Wenstem-Ernstthaler Tageblatt Tlintsblcrtt. — Erscheint wöchentlich zweinral. > Druck und Verlag von I. Ruhr Nachfolger vr. Alban Hrisch, tzohenstein-rrnftthal. flm Leben gestorben Koman von 6. L. von Suttner. US. Fortsetzung.) „Ja, aber — siehst du einen groben Vorteil darin?" „Aber, Kind!" rief der Graf schmunzelnd. „Das liegt üoch auf der Hand: das Tier ist in der Entwicklung um wenigstens ein Jahr voraus. Weißt du, was das für einen Landwirt bedeutet?" „Ja, wenn es so wäre, dann freilich." „Verlass' '-dich darauf, es ist so, es ist so." Es vergingen acht bange Tage, bis endlich bei der Kranken eine kleine Besserung eintrat. Hertha hatte es nicht für notwendig erachtet, den Gatten zu berufen; hatte er ihr doch ziemlich deutlich zu verstehen gegeben, daß er nur zu kommen beabsichtige, wenn eine Katastrophe eintrat. Diese Gefahr war nun so ziemlich vorüber, und Hertha konnte sich endlich der langentbehrten Ruhe hin geben. Die Pflege ivar aufreibend gewesen, obwohl Frau Muntigl getreulich mitgeholfen hatte. Aber diese Ruhe hatte für Hertha etwas Drückendes. Jetzt, da sie Zeit fand, sich in ihrem Heim umzusehen und alle die wohlbekannten Dinge zu begrüßen, setzt drängten sich plötzlich im verstärkten Maße alle die alten Er innerungen auf. Wohl vermied sie es noch immer, den Ort aufzusuchen, wo sich einst der Roman ihrer Liebe ab gespielt hatte und der nun allerdings verwüstet war, allein sie bedurfte dessen nicht, um in die Zeit der süßen Zuknnftsträume zurückversetzt zu werden. Alles, was sie hier umgab, stammte ia aus jener Zeit und rief ihr irgend ein kleines Ereignis aus jenem friedlichen, hoffnungs erfüllten Liebesfrühling ins Gedächtnis zurück. Niemand wußte über Erich oder dessen Mutter Neues mitzuteilen. Beide waren wie verschollen, und als sie einmal am Castell von Feldegg vorüberging, fand sie die Gardinen sämtlicher Fenster Herabgelasseu, — ein Zeichen, daß niemand dort wohnte. Das bestätigte ihr auch ein Bauer, der auf ihre Frage erwiderte, da? „Gschloß" sei versperrt, und die kleine Wirtschaft habe ein vermög- licher Landwirt, der in einem Nachharflrcken wohnte, gepachtet. Das Erwachen des Frühlings stimmte Hertha noch trauriger. In ihrem Herzen hatte sie kalten, frostigen Winter, und dazu paßte weder das Knospen der Bäume, noch das leise Gezwitscher der Vögel, die über den Nesterbau schon Ratschlag hielten. Die Gräfin erholte sich zusehends, und Hertha dachte schon daran, wieder zum Gatten zurückznkehren, als von diesem eine Depesche kam, die seinen Besuch auf Gamlitz ankündigte. Diesmal war der Graf entschlossen, den Schwieger sohn für seine Sache zu gewinnen. Er empfing ihn äußerst freundlich, und wartete nue eine günstige Stunde zu einer Konferenz ab. Frankcnburg hatte nicht die Sehnsucht hierher gebracht. Er war, wie er seiner Frau sogleich erzählte, in einer wichtigen Geschäftssache nach Wien be rufen worden, und mußte auch in wenigen Tagen wieder dorthin zurücklehreu. Da er voraussichtlich mehrere Wochen zurückgehalten werden würde, meinte er, Hertha könne ihn begleiten. (Nachdruck verboten.) Sie stimmte zu. Es wäre ihr eine Oual gewesen, länger mit ihren düsteren Gedanken hier zu bleiben. Am nächsten Tage stellte sich der Graf, wie er sagte, auf den Anstand, um seinen Schwiegersohn abzufangen. Er wurde auch glücklich seiner habhaft und nahm ihn sogleich unterm Arm. „Kommen Sie doch einmal mit, lieber Alois. Ich hab' Ihnen eine Menge interessante Sachen zu zeigen." Frankeuburg ließ sich ins Schlepptau nehmen, allein er legte eine empörende Begriffsstutzigkeit an den Tag. Bei den Wunderfrüchten sagte er: „Das sind nicht Erd beeren und auch nicht — Zündhölzchen: was soll man mit so einem Zeug anfangen, das nach Phosphor schmeckt?" Bei der elektrischen Vegetation bemerkte er: „Da man genug Haselnuß und anderes Holz für Spazierstöcke hat, wozu die Spargel zu diesem Zweck ziehen?" und die Er zeugung von gehörnten Kälbern nannte er „die reine Tierquälerei". „Na hören Sie!" rief der Graf aufs äußerste auf gebracht. „Man sieht, daß Sie Ihr Lebtag mit nichts anderem, als mit Kohlen, zu tun gehabt haben!" „Jetzt auch mit Eisen, Verehrtester", erwiderte Frankenburg selbstbewußt. „Also meinetwegen auch mit Eisen. Aber das sollte Sie doch nicht hindern, zu begreifen, daß meine Er findungen von Bedeutung sind. Was würden Sie sagen, wenn es mir gelungen wäre, Ihre Braunkohle in Glanz kohle oder Ihre Erzstufen in Gußeifey zu verwandeln?" „Können Sie das?" fragte Frankenburg freundlich. „Nein", versetzte der andere verblüfft- „Na, was sollte ich dann sagen?" meinte der Schwieger sohn achselzuckend. Unter solchen Umständen war es ganz vergebliche Mühe, den verbohrten Menschen für ein neues Unter nehmen gewinnen zu wollen. Ja, es gab sogar «ine hitzige Auseinandersetzung, als der Graf andere An spielungen versuchte und klagte, daß er seine kostspieligen Experimente wegen Geldmangel werde aufgeben müssen. „Das hab' ich Ihnen schon längst raten wollen", ver sicherte Frankenburg aufrichtig. „Sehen Sie, bei solchen Spielereien leidet das andere; die Wirtschaft hier ist schrecklich vernachlässigt, und das —" „Das lassen Sie wohl meine Sache sein, ja", gab der Schwiegervater gereizt zurück. „Sogenannte gute Ratschläge sind immer sehr billig. Damit ist mir keines wegs gedient." „Dann müssen Sie auch nicht klagen." Während zwischen den beiden Männern diese Aus sprache geführt wurde, die eine ziemliche Abkühlung zur Folge hatte, gab es auch zwischen Mutter und Tochter eine erregte Unterredung. Die Gräfin, die trotz der Besserung ihre üble Laune bewahrt hatte, klagte über ihr trauriges Schicksal und jammerte scher das freudlose Dasein, das sie seit ihrem Hochzeitstage führte. „Da hast du freilich ein anderes Glück gehabt!" schloß sie. „Dir habe ich ein« beneidenswerte Eristen» verschafft."
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