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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190106098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19010609
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19010609
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-09
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.06.1901
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Von letzterer befördert ein Reichspostdampfer über 200 Stück. Ganz besonders viel verschickt wird condensirte Milch, oft mehr als 6 500 Kisten, von denen der größere Theil allerdings erst in Antwerpen nnd Genua an Bord kommt. Conserven, Wein und Liköre machen ebenfalls einen beträchtlichen Theil der Ladung aus. Von Bremerhaven kommen etwa 150 Kisten Conserven und 200 Kisten Wein und Liköre, von Antwerpen 1 200 Kisten Wein und Champagner und 500 Kisten holländischer Genever. Ueber Genua kommt dazu noch ein sehr ansehnliches Quantum italienischer Früchte, namentlich Rosinen, Feigen und Mandeln, sowie einige Hundert Platten Marmor. Nachdem dann auch in Neapel noch einige Hundert Colli Südfrüchte und kleinere Mengen Marmor zu der Ladung hinzugekommen, je nach dem noch frei gebliebenen Raum, ist der Dampfer mit geringen Ausnahmen ganz voll beladen. Wenn dann in Port Said, dem letzten wichtigen Kohlenplatz vor dem Suez-Kanal, noch der Kohlenvorrath bis auf 1800 bis 2 000 Tonnen ergänzt ist, so ist ge wöhnlich die höchste zulässige Grenze der Beladung erreicht, um ohne Gefahr für das Schiff den Kanal zu passiren. Ueber einen gewissen Tiefgang darf der Kanalpaffage wegen naturgemäß nicht hinausgegangen werden. Wie große Quantitäten die bekannten Barbarossa dampfer des Norddeutschen Lloyd auf einer Reise nach Australien befördern mögen, zeigt am besten die große Anzahl der verladenen Colli; dieselbe erreicht die statt liche Höhe von 72 000 und mehr Stück an Kisten, Fässern, Ballen, Säcken oder dergl. Das Gewicht dieser Ladung beträgt mehr als 5 000 Tonnen zu je 1 000 ÜA. Hierzu kommt das Gewicht der an Bord befindlichen Kohlen, der Proviantvorrath für 200 Passagiere und 185 Mann Besatzung und die für die Schiffsausrüst ung nöthigen Requisiten, Materialien für die Maschine sowie für das Schiff. Alles in allem beträgt die Tragfähigkeit der Barba- roffadampfer 8 500 Tonnen bei einem Tiefgang von 26 Fuß. Die Art der Ladung der nach Ostasien gehenden Reichspostdampfer ist, von einigen Artikeln, wieSpiel- waaren, Cement, Zucker und den italienischen Früchten abgesehen, im Wesentlichen dieselbe wie die für Australien bestimmte. Die vom Osten auf der Heimreise beförderten Güter setzen sich naturgemäß aus den Hauptprodukten der verschiedenen Herkunftsländer zusammen. Die in Australien zur Verschiffung kommenden Waaren bestehen in der Hauptsache aus Wolle, Schaffellen, Häuten, Erzen und Kupfer, während China Seide, Thee, Gallnüsfe, Federn, Häute, Taback, Borsten, vegetabilischen Talg, Strohgeflechte, Bambusrohr, Matten und Kuriosi täten, Japan neben Seide, Porzellan und lackirten Holz- waaren, Blumenzwiebeln und Pflanzen, Matten, Kupfer und japanische Kuriositäten liefert. Vermischtes. * Ueber die große sibirische Eisenbahn liegen recht interessante Mittheilungen vor. Gerade zehn Jahre sind heute verflossen, seit der jetzige Zar Nikolaus II., damals noch Thronfolger, in Wladiwostok persönlich zu dem grandiosen Werke den Grundstein legte. Sibirien wartete und hoffte lange auf diese Erlösung, auf den Schlüssel zur heutigen Cultur. Nach der Auslegung des verstorbenen Zaren soll die sibirische Bahn „die Beziehungen Sibiriens zu den übrigen Theilen des Reiches erleichtern." Sobald der allgemeine Plan ent worfen war, wurde der riesige Schienenstrang in drei Theile gelheilt: Die Westsibirische Bahn von Tscheljabinsk bis zum Ob (1380 Werft)/,die Mittelsibirische Bahn vom Ob bis Irkutsk (1754 Werst), endlich die GrefSkaja- Chabarowsk (347 Werft) und von Myssowaja dis Stretensk (1009 Werst), woran sich dann die um den Baikalsee führende Bahn (292 Werft), sowie die Strecke von Chabarowsk-Stretensk (2000 Werft) anschließt. Bereits im October 1896 wurde die West-Sibirische Bahn dem regelmäßigen Verkehr übergeben und 1900 die Transbaikalbahn, sowie die Linie JrkutSk bis zum Baikalsee. Interessant sind die officiellen Daten, die über das Riesenwerk bekannt werden: Nicht weniger als 6000 Beamte waren zur Fertigstellung der 5612 Werft langen Bahnlinie und 70000 Arbeiter nothwendig. Erdarbeiten wurden auf 10 000 000 Kubikfaden ausge führt, über 6 500 000 Pud Cement zu Brücken und und anderen Baulichkeiten verwendet, ferner 9 Millionen Schwellen. Die Bahn ist ausschließlich von Russen und russischem Material hergestellt. Der Verkehr überstieg alle Erwartungen und steigerte sich alljährlich um 50 Procent, der Pasfagierverkehr um noch mehr. Bis zum Beginn des Jahres 1901 hat die Sibirische Bahn 4*/, Millionen Menschen und 176 600 000 Pud Fracht be fördert. Der Bau der Sibirischen Bahn hat die Aus wanderung nach Sibirien sehr begünstigt. Dadurch, daß seit 1893 I 000 200 Personen beiderlei Geschlechts nach Sibirien übersiedelten, hat sich dort selbst geregelte Organisation mehr und mehr eingebürgert. Immense Reichthümer im Innern der sibirischen Erde harren noch ihrer Befreiung, reiche Erzlager, Kupferminen und Goldfelder und speciell Steinkohlen bieten der Industrie eine reiche Zukunft. Dank dem großartigen Schienen strange durch jene reichen Gegenden kann jetzt zu einer erfolgreichen Exploitation jener endlosen Reichthümer geschritten werden. Bei der letzten Mobilisation gegen China hat sich die sibirische Bahn auch in strategischer Hinsicht aufs vortheilhafteste eingeführt. Die Aus dehnung des Transitverkehrs ist vorläufig schwer vor- herzusaqsn, doch mag nicht unerwähnt bleiben, daß man die Strecke von London oder Paris nach Wladiwostok, zu der man früher sechs Wochen per Dampfer via Suez brauchte, heute zu Lande in 3'/, Woche bequem zurücklegen kann. Handels-Nachrichten. trvrttn, 7. Juni. (Wechsel-Court Luak- vlseout 9- Mark Amsterdam 8 T 169,25 G per 100 fl. b. " 2M 168,25 G Brüssel und Antwerpen oi, 8 T pr. 100 Francs. "3M 81,— G 80,50 G Italienische Plätze - 10 T 77,— G pr. 100 Lire 2M — Schweiz. Pl. 100 Frc. 4 10 T 81,— G London 8 T 20,42 G pr. 1 Lstrl. 4 3M 20,25 G Madrid und Barcelona p, 14 T — pr. 100 Pesetas 2M — Paris 8 T 81,10 G pr 100 Franc 3M 80,60 G Petersburg ^>,.8 T — pr. 100 Rubel "gM — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T — Wien . 8 T 85,— G per 100 Kr. ö W. 3M 84,15 G Reichsbank 4°/o, Lomb.-Z.- F. S°/o. vsrli». 7. Juni. Spiritus 70er loco ohne Faß 43,80 Mk. Umsatz: 8000 Liter. 50er —M. Umsatz Liter. 7. Juni. Kornzucker cxcl. 88 °/g Rendemenl 10,55 bis 10,80. Nachproducte excl. 75°/o Rendement 7,50 bis 8,05. Stimmung: Stetig. Krystallzucker 1 mit Sack 28,95. Brodraffinade I ohne Faß 29,20. Gem. Raffinade mit Faß 28,95. Gem. Melis 1 mit Faß 28,45. Rohzucker I. Product Transito f. a B. Hamburg per Juni 9,40 Gd., 9,45 Br., per Juli 9,45 Gd., 9,47'/, Br., per Aug. 9,52 Gd., 9,55 Br., per Okt.-Dez. 9,82'/, Gd., 9,87'/, Br., per Jan.-März 8,95 Gd., 9,00 Br. Stimmung: Still. — Wochenunisatz 75 000 Centner. Hamburg, 7. Juni. Weizen schwach, Holsteiner loco 174 bis 176, La Plata 133—136. — Roggen ruhig, südruss. cif. Hamburg >04—109, do. loco 106 bis 110, Mecklenburgischer 140 bis 148. Mais matter, amer. mixed. 115,50 La Plata 86. Hafer stetig, Gerste ruhig. — Wetter: Schön. Lremen, 7. Juni. (Baumwolle-. Tendenz;: Anziehend. Upl. middl. loco 41' i Pfg. -Liverpool, 7. Juni. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Umsatz : 8000 Ballen. Stimmung: Ruhig. Jmoort: 8 000 Ballen. Preise '/„ höher. — Umsatz: 80r-0 Ballen, davon für Spekulation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner fester, Ostindische ruhiger, Egypter unverändert. Middling amerik. Lieferungen. Juni-Juli 4"/«, Berkäuier, Aug.-Sept. 4"'/»t do, good ordin. Lieferung: Okt. 4".«, do., Nov.-Dez. 3>"-o. do. Zahlungseinstellungen: Actiengesellschaft für Holz-Import und -Export, Braunschweig. Bierbrauereibes.-Wtiv. Maria Dorsch, Dinkelsbühl. Kaufm. Christian Sackmann, Moosach-Ebersberg. Kaufmann Louis Wahl, Eisenach. Kaufm. Joseph Getzel, Glogau. Cigarren fabrikant Herm. Friedr. Otto Sehrwald, Hamburg. Kaufm. Alphons Kreis (Nachlaß), Hahnau. Kaufmann u. Fabrikant Wilhelm Pensel, Kulmbach. Off. Handelsgesellschaft Mosich u. Meyer, Schwetz. Mühlenbesitzer u. Landwirth Friedrich August Bochmann, Stollberg Kaufmann Joseph Schaumaier, Inh. d. Fa. I. Mayers Eisenhandlung, Traunstein. Kaufm. Albert Schilling, Deuna-Worbis. „Am Siel." Von Hugo Alphonse Revel. (Nachdruck verboten.) 1. Fortsetzung. „Der Leute? Gott, wer sieht mich denn hier? Was weiß ich denn von der Welt und sie von mir?" kam es ziemlich bitter von ihren Lippen. Der Alte wischte sich seinen Schnauzbart und schlug mit der Faust auf. Ein schwerer grifft lagerte auf dem verwitterten Gesicht: „Was sollen denn die An sichten heißen? Das wäre mir gerade recht. Ich weiß, warum ich Dich von dieser sogenannten Welt fernhalte. Das ist nichts für ein junges, noch dazu armes Ding, wie Du bist. Ich bin alt geworden, und weiß nichts von der Welt und was da draußen geschieht, nur daß sie eine verderbte niederträchtige Welt ist, wo ein so junges, unerfahrenes Geschöpf wie Du straucheln kann, eh es sich versieht. Du hast keine Mutter mehr und bist Dir selbst überlassen. Ich habe Dich in Ehrsamkeit und Gottesfurcht erzogen und will Dir heut oder morgen als einzige Mitgift einen ehrlichen Namen und ein braves, tüchtiges Herz mitgeben. Und diese beiden mußt Du Dir erhalten. Wenn Du mit einer Frau List verkehrst, ist das soviel, als seinen guten Namen ver lieren. Und ob das die Welt sieht oder nicht, bleibt sich ganz gleich. Schon vor Dir allein, vor Deinem Ge wissen mußt Du rein bleiben und alles vermeiden, was einen Schatten auf Dich werfen kann, und wenn es auch kein Mensch sieht. Das merke Dir. — Du weißt, daß der Korrektor aus der Druckerei Dir gut ist, und es ist nicht unmöglich, daß er heut oder morgen um Deine Hand bitten wird." „Leonhard!" rief sie schmerzlich aus, und Thränen der Verzweiflung drängten sich in ihre Augen, indes ihre Hände unter den Tisch das Tischtuch krampfhaft zerknüllten. „Armer Leonhard," schluchzte sie innerlich, ohne einen Laut über die eingekniffenen Lippen zu bringen. „Ja, Leonhard," fuhr der Alte fort, der ihre Thränen seiner etwas scharf gehaltenen Rede zuschrieb. „Was würde der sagen, wenn er Dich so reden hörte? Du warst bis heute mein braves, arbeitsames Kind, — ich hatte noch niemals über Dich zu klagen, und ich will Dir auch heute als Freund zur Seite stehen, und Du sollst auch für alle Zukunft brav und anständig bleiben. Nicht war, Grete?" Nun konnte sie sich nicht mehr bemeistern. Sie warf ihre Arme auf den Tisch, legte ihren Kopf darauf und begann heiß zu weinen, daß ihr ganzer Körper schluchzend erbebte. Sie war nahe daran, ihrem Vater alles zu gestehen, doch sie war feige und schwieg. Nicht, daß sie Franz so rasend geliebt hätte; nein: Sie war Weib, gereift und entwickelt, und ihre Sinne waren er wacht. Sie lechzte nach Befriedigung, und befriedigt verlangte sie nur noch mehr Rechte. Sie schwieg, weil sie den Vater und seinen Jähzorn fürchtete. Weigand stuzte erst über diesen Ausbruch seines Mädels, das er noch nie so leidenschaftlich gesehen hatte wie heute, — doch dann faßte ihn Mitleid, er schalt sich selbst, sie etwas zu rauh angelafsen zu haben, erhob sich, trai zu ihr und sagte sanft, wie eine Mutter zu ihrem Kinde, dessen Haare mit der rauhen Hand zärt lich streichelnd: „Na, weine man nicht, Gretel, sei wieder gut! Weiht ja, wie gut ich's mit Dir meine, wenn's auch oft etwas barsch herauskommt. Du hast viel gearbeitet, bist abgespannt und müde, etwas überreizt. Darfst nicht mehr so die ganze Nacht durcharbeiten. Machst Dich nur krank damit. — Na, geh man schlafen, Mädel, — das Abräumen will ich schon besorgen. Geh schlafen! Gute Nacht, mein Kind," schloß er, sie in ihr Haar küssend. „Gute Nacht, Vater," stieß sie hervor, des Alten Hand rasch und heiß küssend, und stürmte, beinahe ohne Besinnung, in ihre Kammer, wo sie sich angezogen aufs Bett warf. Weigand blickte noch lange ernst und sinnend auf die geschloffene Thür und murmelte traurig: „Schade, hatte mich so auf heute Abend gefreut," — räumte ab und legte sich zu Bett, das er in der Küche aufge schlagen hatte, um Grete nicht zu wecken, wenn er früh Morgens in den Dienst oder spät Nachts aus dem Dienst kam. Grete schloß kcin Auge. Hundertmal lebte sie den jüngst verflossenen Abend wieder, immer wilder, immer wilder verzweifelnd, immer wilder schluchzend. Wie es gekommen war, wußte sie selbst nicht mehr, — selbst wie sich das Ganze angesponnen, konnte sie sich nicht niehr entsinnen. Zuerst hatten sie sich unter der Ein fahrt begegnet. Damals hatte sie nicht ausgesehen, doch sie hatte. seine Blicke gefühlt, — ein eigenthümlicher Schauer, wie sie ihn vorher noch nie gefühlt, hatte sie gepackt und sie floh damals vor dem i Unbekannten, das sie unbewußt und gebieterisch anzog. Zuerst wußte sie noch nichts von ihm; später erfuhr sie von Frau List, daß er Franz von Hornstedt hieß, Gardeofficier und der Geliebte der Frau von Kaschut im Vorder hause sei; er käme gewöhnlich um halb sieben zu ihr. Statt wie sonst des Vormittags ihre Einkäufe zu be sorgen, um gleichzeitig damit ihre Gänge zu ihren Kunden zu verbinden, richtete sie es jetzt so ein, daß sie stets erst gegen sechs Uhr von zu Hause wegging; und fast jedesmal traf sie ihn an der Ecke der Adalbert- und Köpnickerstraße. Vor vierzehn Tagen etwa war er ihr zum ersten Male gefolgt und hatte sie ange- iprochen. Anfangs sprachen sie über gleichgiltige Dinge, — er fragte sie, wovon sie lebe, wer ihr Vater wäre, ob sie am Siel draußen wohne, — kurz er benahm sich sehr anständig. Kürzlich erst gab er ihr zwei Dutzend feiner Taschentücher zum Sticken von Monogramms. Gestern, d. h. heute Abend hatte sie ihm dieselben in seine Wohnung gebracht. Es war so vornehm, so still bei ihm in seinen eleganten Räumen in der Kochstraße. Eine weiche Lust, halb Chypre, halb Cigaretten lag über den teppichbelegten, matt erhellten Räumen, die ihr als ein nie gesehenes Para dies erschienen. Er selbst hatte ihr geöffnet und ohne ein Wort zu sagen, als ob dies schon vorher abgemacht gewesen wäre, zog er sie an sich, sie fühlte seine sengen den Küsse und folgte willenlos dem sie geleitenden sehnigen Arm. Dann setzten sie sich aus eine Ottomane, er gab ihr süßen Wein zu trinken, seine schlanken, aristokratischen Finger glitten über die zarte Gestalt, über ihr Haar und sie schwieg. Sie wußte nur noch, daß er immerzu sprach, ganz ruhig und gelaffen, ihr die Paarung der Welten al« etwas ganz Natür liches und Erlaubtes hinstellend, — so ruhig und so klar, daß ihr Wille einfach gelähmt wurde. Sie sah, wie er die Cigarette fortwarf, wie er sie auf die Ottomane zurücklegte, sie fühlte, wie er seinen seidenen langen Schnurrbart an ihren Wangen rieb, wie seine Berührung immer enger, immer enger wurde, bis — So war es geschehen! Sie weinte nicht, da sie sich vor seiner Ruhe schämte. Sie hörte ihn noch sagen: „Na, siehst Du! Ist denn etwas so Schreckliches dabei? Paß auf! Du wirst es schon noch lernen mit der Zeit. Dann macht es Spaß. Gott, das macht doch jeder Mensch. Deshalb braucht man nicht gleich schlecht zu sein. Gelt?" Und er steckte sich eine neue Cigarette an. — Beim Abschied erschien ihr sein
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