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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.06.1901
- Erscheinungsdatum
- 1901-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190106151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19010615
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19010615
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-06
- Tag1901-06-15
- Monat1901-06
- Jahr1901
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 15.06.1901
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Oesterreich-Ungarn. — Kaiser Franz Josef ist jetzt in Prag eingetroffen und wird in den nächsten Tagen auch den deutschen Städten Aussig und Leitmeritz seinen Besuch abstatten. DaS Erscheinen deS Kaisers in der böhmischen Haupt stadt, wo er seit zehn Jahren nicht mehr geweilt hat, sowie in zwei Bezirken mit weit überwiegend deutscher Bevölkerung bildet den vorläufigen Abschluß der von der Wiener Regierung geschickt und erfolgreich einge- leiteten Aktion zur Beschwichtigung der nationalen Leiden schaften, die in den letzten Jahren einen solchen Grad erreicht hatten, daß im öffentlichen Leben Oesterreichs eine bedenkliche Stagnation und Zersetzung Platz zu greifen drohte. Die Voraussetzung für die Erfüllung der Zusage, diesen Besuch in Böhmen zu unternehmen, war die Erledigung der wichtigsten von der Regierung eingebrachten Vorlagen im Parlament und die darin zum Ausdruck gelangende Rückkehr zu geordneten ver fassungsmäßigen Zuständen. Der Reichsrath hat — ein seit Jahren ungewohntes Bild — binnen verhältniß. mäßig sehr kurzer Zeit tiefgreifende Gesetze geschaffen und durch sie einer furchtbringendcn Belebung des Ver- kehrs die Wege geebnet; er hat das Budget bewilligt und damit das Staatsleben wieder auf den konstitutionellen Boden zurückgeführt; außerdem ist die erste Lesung des Ausgleichs mit Ungarn über die Quote glücklich zu Ende geführt worden, anderer, minder wichtiger Materien nicht zu gedenken. Nachdem diese beinahe überraschenden Erfolge erzielt worden sind, begiebt sich Kaiser Franz Josef in denjenigen Theil seines Reiches, in dem der Nalionalitätenstreit am heftigsten gewüthet hat. Der Monarch erscheint dort der Bevölkerung als oberster Repräsentant des österreichischen Staatsgedankens, dessen Grundlage die friedliche Auseinandersetzung zwischen den Wünschen und Bestrebungen der zahlreichen Volks stämme, die das österreichische Territorium mit einander zu theilcn haben, bildet. Während seines Aufenthaltes auf böhmischem Boden wird Kaiser Franz Josef Gelegen heit finden, sich davon zu überzeugen, daß seine deutschen Unterthanen böswillig verleumdet werden, wenn ihnen der Wunsch nachgesagt wird, sich von Oesterreich loszu reißen. Für die Ausschreitungen einzelner Heißsporne können die Deutschen Oesterreichs in ihrer Gesammtheit nicht verantwortlich gemacht werden. Frankreich. — Aus Paris wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Die monatlichen Ausweise der Staatseinnahmen geben seit dem Jahresbeginn ein fortwährend düstereres Bild, das wohl geeignet ist, nicht nur den Finanzminister, sondern auch das französische Volk mit schwerem Un behagen zu erfüllen. In den ersten fünf Monaten bleibt der Gesammtbelrag um 30 282 400 Francs hinter dem Voranschlag, der auf die wirklichen Ergebnisse von 1899 gegründet ist, und um 41726100 Francs hinter den Ergebnissen von 1900 zurück. Der Voranschlag für 1901 war mit knapper Noth in's Gleichgewicht gebracht worden. Durch den Einnahmen-Aussall und die un vermeidlichen Nachbewilligungen wird ein Fehlbetrag ausklaffen, den man schon jetzt auf 90 bis 100 Millionen Francs schätzen kann. Für 1902, da» letzte Haushaltsjahr, wofür die gegenwärtige Kammer zu sorgen hat, sieht der Finanzminister Caillaux höhere Einnahmen vor, als für 1901 angesetzt worden waren. Er wird seine Schätzungen bedeutend herabsetzen müssen, wenn das Haushaltsgesetz kein Luftschloß werden soll. Man deutet an den niederjchlagenden Ziffern herum; sie sollen hauptsächlich die Folge der Neuerungen in der Steuergesetzgebung isein; man möchte sie den am 1. Januar in Kraft getretenen Bestimmungen über die Getränkesteuer und der Zunahme der Zuckerausfuhrvergütungen zü schreiben. Diese beiden Gründe spielen allerdings eine Rolle, aber sie allein erklären den Rückgang der Staats einnahmen nicht. Dieser Rückgang ist vielmehr der Ausdruck eines allgemeinen wirthschaftlichen Niederganges, der ja nicht auf Frankreich beschränkt ist, sondern zur Zeit alle vorgeschrittenen Länder Europas heimsucht. Nach den sieben fetten Kühen die sieben mageren. Nach der Fluch die Ebbe. Es ist ein cyklisches Gesetz, dessen Wirkungen kein Wirthschaftskörper sich entziehen kann. Die Regierungen, die mit dem ansteigenden Theil des Kreislaufes gleichzeitig sind, haben es gut. Die Regier- ungcn aber, unter denen der wirthschaftliche Kreislauf seinen niedergehenden Abschnitt erreicht, haben sür eine Lage zu büßen, an der sie unschuldig sind. England. London, 13. Juni. Englische Blätter beschrieben Frau Bothas Ankunft in Ostende detaillirt. Ebenso dauern die Friedensmeldungen unbeirrt fort. Es heißt jetzt in hiesigen Blättern, Frau Botha habe zwar keinen Brief für Präsident Krüger; aber sie habe hier Freunden gegenüber zugegeben, daß ihre Mission den Zweck der Beendigung des Krieges habe. Ihr Gatte ließe Krüger empfehlen, die kürzlich von England angebotenen Be dingungen mit einigen das Prinzip nicht berührenden Modifikationen anzunehmen. Aus Kapstadt wird ge meldet, dort herrschten sehr optimistische Ansichten über einen baldigen Friedensschluß. Aus Standerton wird telegraphirt, der niederländische Konsul ist von Prätoria dorthin zurückgekehrt nnd hat die Friedensverhandlungen mit den Burenanführern wieder ausgenommen. Kitchener gab ihm Erlaubniß zu einer Konferenz mit Botha, so wohl Botha wie Dewet stehen im telegraphischen Ver kehr mit Krüger und die Aussichten auf Frieden seien nie bester gewesen als jetzt. Man hofft auf eine auto ritative Erklärung der Regierung über diese Gerüchte im Unterhause, wo heute nachmittag Campbell Banner- man den ersten Lord des Schatzes darüber interpelliren wird, ob dem Hause bald Gelegenheit gegeben werde, volle Auskunft über die Lage in Südafrika zu erlangen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 14. Juni. — Morgen Sonnabend wird von Vormittags 8 Uhr ab im Rathhause da« Fleisch einer wegen Tuberkulose beanstandeten Kuh, roh, ü Psd. 40 Pfg., öffentlich verkauft. — Resultat des Preis- und Königsscheibenschiebens vom 9. bis 13. Juni, worauf Preisgegenstände fallen: n.) Königsscheibe: 1. Herr Baumstr. L. Richter 53 Punkte (König) 2. ,, Beruh. Werner 3. ,, Julius Wünsch 4- „ Louis Berger 5. „ Fritz Hcyne 6. ,, Otto Grimm 7- ,, Herm. Schmidt 8. „ Moritz Hofmann 9. „ Arthur Heinze 10. „ Louis Dähne 11. „ Ewald Lange 12. „ LouiS Schmidt d) Preisscheibe: 1. Herr Gustav Rothe 56 Punkte 2. Condilor Sattler 55 3. Paul Fülle 55 4. Postassistent Petzold 55 5. Otto Forbrig 54 6. Ottomar Teichgräber 54 7. Ernst Lehmann 53 8. Conditor Stöler 53 9. Wilh. Siegel 53 10. n Monteur Franz 53 11. Max Meischke 52 - 12. Otto Hillig e) Freihandscheibe: 52 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. Herr Otto Grimm Louis Berger Ewald Lange Loui« Dähne Franz Schrepel Louis Richter Fritz Heyne Herm. Güter Arthur Heinze August Großer Richard Heinze Beruh. Werner. 48 Punkte — Das Postbuch, Rathgeber für den Post- und Telegraphenverkehr, ist anläßlich der vielen Aenderungen in der Postordnung, den Tarifen u. s. w. soeben unter Berücksichtigung der neuesten Bestimmungen neu heraus- gegeben worden. Das Merkchen, welches in manchen Punkten eine Erweiterung erfahren hat, enthält u. A.: Versendungs- und Zollvorschriften, Auszüge auS der Postordnung, dem Postgesetz und dem Wellpostvertrag, Tarife aller Art für den In- und Auslandsverkehr, Umrechnungstabellen für den ausländischen Postanweis ungsverkehr, Verzeichniß sämmtlicher Reichs-Postanstalten, der deutschen Postorte im Auslande, der wichtigeren Postorte in Bayern, Württemberg und Oesterreich-Ungarn (14 000 Postorte) nebst einer Zonenlabelle zur Berech nung deS Packet- und Geldbriefportos nach jedem be liebigen Postorte; Telegraphen- und Fernsprechverkehr. Das Merkchen, welches sich als zuverlässiger Rathgeber in den einschlägigen Fragen bestens bewährt hat und dessen sorgsame Bearbeitung anerkannt wird, ist zu dem geringen Preise von 90 Pfg. an den Postschaltern er hältlich. — Zu den unaufschiebbaren Neu- und Umbauten, deren Kosten den sächsischen Landtag beschäftigen werden, gehört vor allem der Leipziger Centralbahnhof, der, wie seinerzeit der Dresdener Bahnhof, ein Millionenobjekt sein wird, ferner die neu zu errichtenden Leipziger Eisen- bahnwerkstätten und die neuen Zwickauer Werkstätten; der Bauaufwand hierfür ist auf je 5 Millionen Mark veranschlagt worden. Im außerordentlichen Etat wird der viergleisige Ausbau der Strecke Niedersedlitz-Dresden- Strehlen und die Beseitigung der Niveauübergänge inner halb der Strecke Pirna-Dresden die Bewilligung einer größeren Summe nolhwendig machen. Für die Bahn höfe im Lande werden sich Nachsorderungen ergeben, da die Bauten bereit» in Angriff genommen worden sind; ihr Kostenaufwand berechnet sich auf mehr als 12 Millionen Mark. Oberlungwitz, 13. Juni. Der niedererzge- birgische Concertina-Bund (Sitz Chemnitz) hält sein dies- jähriges Bundesfest, bestehend in Commer«, Festzug, Concert und Ball, am 22. und 23. Juni in unserem Orte ab. Die Vorarbeiten sind im besten Gange. Lichtenstein. Das diesjährige Rosenfest, ver bunden mit Rosenausstellung, findet am 30. Juni und 1. Juli in den Garlenlokalitäten des Hotels zum „Goldenen Helm" statt. Dresden, 13. Juni. Die Ansammlung vor dem Bankgebäude der Creditanstalthaben heute aufgehört, ebenso wie der Zudrang zu den Kaffen nur noch ein geringfügiger ist. Die Einlagen mit täglicher Kündigung sind nahezu vollständig zur Abhebung gelangt und an standslos ausgezahlt worden. — Der Minister des Aeußeren hat den schwedisch norwegischen Generalkonsul Horn und den Vicekonsul Klötzer in Dresden, bisherige Direktoren der Credit anstalt für Industrie und Handel, von ihren Aemtern suspendirt. — In Chemnitz stürzte am Mittwoch Vormittag der Neichstagsabgeordnete Hofmann auf dem Johannisplatz von einem Straßenbahnwagen aus da« Pflaster und brach den rechten Unterschenkel. Glauchau, 13. Juni. Vergangene Nacht kurz nach 2 Uhr wurden die Bewohner unserer Stadt durch Feueralarm, zum zweiten Male in dieser Woche, aus ihrer Nachtruhe gestört. Es brannte in dem Häßler's Erben gehörigen Hause Am Graben Nr. 3. Das Feuer war im Dachraum ausgekommcn und wurde zuerst durch eine im Spitzboden schlafende Frau bemerkt, die durch ein Knistern in dem Nebenraume erwacht war. Dieselbe mußte sich mit zwei Kindern durch ein Fenster auf das Platte Dach des Seitengebäudes retten, da das Feuer die hölzerne Treppe schon ergriffen hatte und der Aus- weg hierdurch versperrt war. Von hier aus wurden sie durch die rgsch herbeigeeilten Nachbarn mittels Leitern aus ihrer gefährlichen Lage gerettet. Die schnell herbei- geeilte Feuerwehr nahm die Bekämpfung des Feuers sofort mit mehreren Schlauchleitungen energisch in An griff, so daß gegen '/,5 Uhr die Gefahr einer Weiter ausdehnung vorüber war. Das Haus ist bis zum zweiten Stock abgebrannt, jedoch wird wahrscheinlich auch das Stehengebliebene abgetragen werden müssen, da dasselbe durch das beim Löschen verwendete Wasser stark be schädigt ist. Als ein Glück ist es zu bezeichnen, daß während des Feuers fast völlige Windstille herrschte, sonst hätte leicht das Feuer auch auf die benachbarte Färberei von F. W. Pilling und das frühere Spinnerei- gebände von H- F. Wagner übergreifen können. Von den Kalamitosen hat nur ein Theil versichert. Unter anderem ist auch einem jungen Mädchen ein Koffer, in welchem sich Wäsche und gegen 170 Mk. in baarem Gelbe befanden, mit verbrannt. Die Entstehungsursachc des Brandes ist unbekannt. — Mit den Vorbereitungen zur 350jährigen Jubel feier der privilegirten Schützengeiellschaft zu Glauchau ist bereits begonnen worden. Die Festlichkeiten werden am Dienstag, den 25. Juni, stattfinben und in Folgen dem bestehen: Nachmittags */,2 Uhr Stellen des Fest zuges auf dem Schützenplatze. Am Festzuge werden außer der Schützen-Gesellschaft zahlreiche auswärtige Schützen, sämmttiche dortigen Vereine, Innungen usw. iheilnehmen, auch werden mannigfache historische Gruppen uno eine größere Anzahl Festwagen eingereiht, so daß der Festzug ein sehr imposantes Bild geben wird. Fest- aktus und Jubiläumrseierlichkeiten auf dem Schützen plotzs. Kurzer Festzug durch die Stadt und zurück nach dem Schützenplatze. Festcommers in der Schützenhalle. — In Stollberg fand am Sonntag Vormittag ein Bergarbeiter in einem rechts von der Zwickauerstraße gelegenen Teiche die Leiche eines neugeborenen Kindes, welche mittels Bindfadens an einem Steine befestigt war. — In einem Restaurant in Oel Snitz gerieth, wie der „Oelsn. Anz." schreibt, in der Nacht zum 10. Juni ein Gast mit der dortselbst in Stellung befindlichen Kellnerin wegen einer kleinen Zahlungsdifferenz in Streit, vergriff sich schließlich an ihr und bearbeitete sie derart mit den Fäusten, daß dieselbe zusammenbrach und be- wußlos vom Platze getragen werden mußte. Der sofort hinzugerufene Arzt stellte Gehirnerschütterung fest. Die Angelegenheit ist zur Anzeige gebracht worden. Mylau, 11. Juni. Bei dem gestern Nachmittag in der vierten Stunde hier ausgetretenen Gewitter schlug der Blitz nicht weniger als einundzwanzig Mal in die Leitung des ElektricitätSwerkes. Bernstadt. Der Invalide Altmann in Kemnitz trug seit dem Gefecht von Goschin, also seit 35 Jahren, einen Granatsplitter im rechten Arme. Erst jetzt ist das 1'/, Centiweter lange und 1 Centimeter breite Bleistück entfernt worden. An demselben Arme auch durch einen Flintenschuß und am linken Beine in derselben Weise bei Gitschin verwundet, mußte Altmann viel und lange leiden, genas erst in Zittau in trefflicher Privatpflege und wurde dann in der Pionierkaserne in Dresden nach etwa 3 Jahren vollständig hergestellt. Der jetzt entfernte Bleisplitter hatte sich von der in der Nähe der Schulter gelegenen Verwundungsstelle allmählich bis in die Nähe des Ellenbogengelenkes gesenkt und in letzter Zeit wieder holt Schmelzen veursacht. Das eigenhändige Testament. Von der durch das Bürgerliche Gesetzbuch gegebenen, früher nur für einen Theil des deutschen Rechtsgebietes vorhandenen Möglichkeit der Errichtung eines eigen händigen Testamentes ist, trotzdem noch nicht einundein halb Jahre seit der Einführung des B. G.-B. verflossen sind, bereits ein außerordentlich umfassender Gebrauch gemacht worden und die Anzahl der gerichtlichen und notariellen Testamente ist ganz erheblich zurückgegangen. Diese Erscheinung ist ganz natürlich und man hatte bei der Einführung des B. G.-B. mit ihr gerechnet
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