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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.04.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190304104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030410
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-04
- Tag1903-04-10
- Monat1903-04
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 10.04.1903
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junger Mann. Er geriet unter die Näder und wurde völlig zermalmt. * Saalfeld, 8. April. Ein Großseuer zerstörte nacht» total die Maschinenfabrik von August Reiß- mann. Der Schaden ist bedeutend. 130 Arbeiter sind brotlo». * Arendsee (Altmark). Der „Naturmensch" Gustav Nagel hat seine Heimat verlaise», angeblich für immer, weil man ihn und seine Braut hier aus» ärgste gekränkt haben soll. Nagel reist zu nächst nach Ungarn, dann nach Italien, Spanten und Amerika. * Düsseldorf, 8. April. Die Tochter de« früheren Direktors der Solinger Bank, Dauber, hatte beim Baden ihre Kleider an den geheizten Ofen gehängt. Die Kleider fingen Feuer, das Zimmer geriet in Brand und ehe Hilse kam, war da» bedauernswerte Mädchen verbrannt. * Dortmund, 8. April. Im Gemeindewalde von Rüthen stieß ein Förster aus eine Anzahl Wilderer. ES entspann sich ein Kampf, wobei zwei Wilderer niedcrgeschosse» wurden. Einer derselben erhielt eine lebensgefährliche Verletzung an der Brust. * Eschwege. Ein niederträchtiger Racheakt ist gegen einen hiesigen Landwirt verübt worden. Man hat demselben seinen gesamten Schweinebestand — nämlich 8 Tiere von verschiedenem Aller, welche in zwei Ställen untergebracht waren — vermittels Strychnin vergiftet. * Würzburg, 8. April. Die Ehefrau des Schmiedes Müller aus Versbach sprang mit ihrem L^jährigen Kind in den Main. Beide sind er- trunken. Die Leiche der Frau ist gelandet. Häus liche Differenzen bilden die Ursache der Tat. * Wien. Ein anständiger Honorar. Der hiesige Professor Lorenz kehrt am 15. April nach Chicago zurück, um gegen ein nochmalige» Hono rar von 120 000 Mark den im letzten Oktober an gelegten Gyprverband von dem Bein de» Töchterchen» de» bekannten Millionär» und Schweinehändler» Armour abzunehmen. * Chicago, 8. April. Ein Teil der Bahnlinie der Süd-Pactfic-Bahn an der nördlichen Seite de» Großen Salzsees in Utah beginnt im Flugsand zu versinken, der sich erst kürzlich unerwartet gebildet hat. Zwölf Arbeiter, die die Bahnstrecke reparieren sollten, haben ihr Leben verloren. Etwa zehn bi» zwölf Meilen der Bahnstrecke sind völlig ver schwunden. Die Arbeiter weigern sich, nach dem Unsall dort zu arbeiten, so daß die ganze Strecke in der Nähe de» See», deren Bau 16 Millionen Mark gekostet Hal, ausgegebcn und ein großer Um weg einige Meilen nördlich gebaut werden muß. Vermischtes. 1 Die Geschichte eines reuigen Deserteurs. Vor ungefähr 8 Tagen sand sich auf der Wache eines Münchner Regiments ein feingekleideter, Ende der 20er Jahre stehender Mann, mit Zwicker, Lack- schuhen, Zylinder und Gummimantel versehen, ein. Er nannte deni wachehabenden Unteroffizier Namen und bat, beim Regiment vorgestelll zu werben. Auf die Frage nach seinem Begehr erwiderte er, er ser Deserteur des Regiments und wolle sich nun nach Sjährigem rostlosen Umherirren in der Welt freiwillig zur Verbüßung seiner Strafe zum Nach dienen stellen. Der Mann hatte vor seiner Deser tion einem Vorgesetzten beim Reinigen seiner Kleider 2 Mar! aus der Tasche entwendet. Er wurde des Diebstahls überführt und flüchtete hieraus aus Furcht vor der Strafe. Nach einer längeren Fußwanderung gelangte er ungehindert nach Oesterreich, von dort aus in die Schweiz und schließlich nach Frankreich, wo er sich zur Fremdenlegion anwerben ließ. Nach kurzer Zeit flüchtete er aus Algier und kam wieder in die Schweiz. Von dort aus wagte sich der Mann neuerdings nach Frankreich und fand bei einem Reiseunternehmen Stellung als Sekretär. Seit drei Jahren war er ununterbrochen auf der Reise in aller Herren Länder. Schließlich kam er wieder nach Paris, wo er eene reiche Dame kennen lernte. Da seine Eltern in der Rheinpfalz ein großes Gut und schon lange die Rückkehr ihres einzigen Sohnes wünschen, weil er ferner beabsichtige, mit der Pariser Dame eine Heirat einzugehen, habe er sich, so er klärte er, nun freiwillig dem Regiment gestellt. Der Di serteur wurde sofort verhaftet und in das Garnison gefängnis gebracht. Während seiner ganzen Wander zeit war der Flüchtling niemals von der Polizei kontrolliert worden. Er halte als einzige Legitimation nur seine Schulzeugnisse mit sich geführt. 7 Was die Humberts kosten, darüber be richten Pariser Blätter: Die große Therese, der schweigende Frödsric, der heitere Romain und die anderen Humberts haben dem französischen Staate schon am 1. Januar die Kleinigkeit von 110 849,79 Fr. gekostet. Diese Summe hat der Justizminister der Budgetkommission angegeben; es handelt sich um die Ausgaben, die bis zum Ende des vorigen Jahres für das Aufsuchen und Wiederholen der Schwindlcrfamilie gemacht wurden. Jetzt kommen noch die Prozeßkosten hinzu; und man hat begründete Hoffnung, daß die 200 000 Fi. sehr bald voll fein werden. 7 Eine Spukgeschichte hält die Einwohnerschaft von St. Peter Port, Guernsey (England), in einer fürchterlichen Aufregung. Ein dortiger Photograph hat das bisher von ihm bewohnte Hans verlassen, weil er und seine Familie durch „übernatürliche Erscheinungen entsetzt worden seien". Er behauptet, daß er bei der Mahlzeit zu seinen Häupten eine Hand bemerkt habe, die gierig nach dem Teller zu greifen schien. Währenddessen wackelten die Bilder an der Wand und das Rasseln von Ketten und Klingen von Schellen war deutlich vernehmbar. An einem Abend bemerkte die Tochter des Hauses eine von der Treppe herunterkommende Geisterer scheinung mit einer Hand, deren bluttriefende Finger außergewöhnlich lang waren. Bei einer anderen Gelegenheit deutete der Geist aus eine bestimmte Stelle des Zimmers, wo die Brosche der Gullin des Photographen wieder aufgesunden wurde, nach dem sie tagelang vermißt worden war. Die Polizei hatte verschiedene Constabler nach dem Hause be ordert. Einer fühlte, wie sich der Stuhl unter ihm bewegte, und floh entsetzt von dannen. Endlich fand sich ein beherzter Bürger, der während mehrerer Nächte mit seinem Hunde in dem Hause Aufenthalt nahm. Dieser Mann behauptet nun, daß die ganze Sache ein sein eingefädelter Schwindel des Photo- graphen sei, um Reklame sür sein Unternehmen zu machen. Nur in einer Nacht habe er an seinem einen Schenkel eine Berührung verspürt, und at er nach dem vermeintlichen Geiste greisen wollte, ergriff er die Schnauze seines treuen Hundes, der, weil ihm die Sache zu langweilig zu werden begann, seinen Herrn aufzufordern schien, nach Hause zu gehen. 7 Ein geretteter Selbstmordkaudidat zum Tode verurteilt In England besteht daS sonder bare Gesetz, daß, wenn zwei Personen Übereinkommen, gemeinschaftlich Selbstmord zu begehen, die eine stirbt, die andere mit dem Leben davonkommt, die letztere sich des Mordes schuldig malyt. Die ganze Härte dieses Gesetzes hat dieser Tage der 59jährige Arbeiter Joseph Abbot in London erfahren. Seit mehreren Monaten war er außer Arbeit. Auch seine Frau, eine Hemdenmacherin, hatte in den letzten Wochen wenig verdient, das Ehepaar war mit der Miete im Rückstand und sollte exmittiert werden. In ihrer Not und Verzweiflung beschlossen Mann und Frau, gemeinschaftlich in den Tod zu gehen. Abbot kaufte aus Drängen seiner Frau zwei Unzen Scheidewasser, und am Abend deS 27. Februar tranken die Eheleute das Gift. Sie wurden nach dem Krankenhause geschafft, wo Frau Abbot starb, während der Mann gerettet wurde. Jetzt stand Abbot vor den Geschworenen. Er erzählte schlicht und einfach den Tatbestand und wurde auf Grund seines Geständnisses und der Zeugenaussagen von den Geschworenen schuldig befunden und vom Richter zum Tode verurteilt. Die Geschworenen empfehlen den Bedauernswerten der Gnade des Königs. 1 Ein amerikanischer Massenmörder. Wenn die au« Philadelphia vorliegenden Berichte keine Sensationslüge» sind, so Hal man dort, wie ein Newyorker Korrespondent schreibt, in der Person eine» schwarzhäuligen „Kräuterdoktor«" einen grau sigen Massenmörder entdeckt, der für 50—100 Dollars die Mittel lieferte, um Personen, die man beerben oder au« anderen Gründen aus der Welt schaffen wollte, aus unauffällige Art zu vergiften. Die Polizei glaubt Beweise dafür zu haben, daß in mindesten« 38 Fällen innerhalb einer verhältni«- mäßig kurzen Zeit nach demselben unfehlbaren Re zepte aus Bestellung gemordet wurde! Die Schwierigkeit, einen Giftmord unentdeckt zu begehen, beruht in der nach englischen Ueberlieferungen hier eingeführten Leichenschau, wobei der Coroner prüfen muß, ob der betreffende Tode«fall keinen Verdacht einer strafbaren Handlung einschließt. Ein „Coroners- Fall" liegt immer vor, wenn ein Arzt erst inner halb der letzten 24 Stunden zugezogen wurde, da gegen darf ein seit längerer Zeit behandelnder Arzt, dem ein Patient verstirbt, den Totenschein, der zur sofortigen Bestattung führt, wirksam ausstellen. Aus diese Einrichtung gestützt und auf die Unwissen heit der Aerzte sich verlassend, gab der „dunkele Ehrenmann" von Philadelphia seinen Kunden folgenden Rat: „Geben Sie erst eine kleine Dost« von dem Gift, dann schicken Sie nach einem Arzt. Dieser wird der Krankheit einen großen Namen geben. Geben Sie das Gift dann wieder ein, und dann warten Sie; e« wird etwa« Erleichterung eintreten, und der Arzt wird glauben, daß der Patient sich aus der Besserung befindet. Nachdem Sie dem Kranken ein paar Tage lang Ruhe ge lassen, geben Sie ihm da» Gift wieder ein und sitzen Sie es fort, bis er tot ist. Der Arzt wird einen Totenschein autstellen, und der Coroner wird nicht« davon erfahren." Genau so verhielt e» sich anscheinend in 37 Fällen, beim 38. Falle aber be merkte der behandelnde Arzt, daß sein Patient von Personen aus seiner nächsten Umgebung vergiftet wurde, und veranlaßte da« gerichtliche Einschreiten. Der Giftmischer leugnet vorläufig aller und will seiner — meist durchaus zahlungsfähigen — Kund schaft nur höchst unverfängliche Tränklein gemischt haben. Ovsllu, 8. April. 8 4 8 47 Kornzucker cxcl. ksuk- Vlsvont G G G G G G G G G G 85,80 84,00 81,40 20,49 20,29 G G 88»/„ Ren- 81,45 80,80 5 4 Mark 168,90 167,70 81,25 80,70 81,85 Amsterdam per 100 st. Io Brüssel und Antwerpen pr. 100 Francs. Italienische Plätze pr. 100 Lire Ächwcft Pl. 100 Frc. London pr. I Lstrl. Madrid und Barcelona pr. 100 Pesetas Paris pr 100 Franc Petersburg pr. 100 Rubel Warschau 100 Rubel Wien per 100 Kr. ö W. Koxckvbur», 8. April. 8 T 2M 8 r 3M ior 2M 10 T 8 r UM 11 r -M 8 r .OM 8 T 3M 5'/, 8 T n-/ 6 T i /'UM Handels-Nachrichten (Wechsel-CourS.) dement 9,80—9,48. Rachvroductc excl. 75'/« Rendewcnt 7,20—7,40. Stimmung: Ruhig, Krystallzucker I 80,077» Brodrasstnade I 29,827». Bem Raffinade mit Fab 29,82'/». Bem. Melis 29,32. Rohzucker 1. Product Trans, f. a. B. Hamburg per April 16,45 Gd., 16,55 Br., per Mai 16,60 Gd., 16.70 Br., per Aug. 16,95 Gd., 17,05 Br., per Okt.- Dezbr. 18,00 Gd., 18,05 Br., 00,00 bez., per Jan. März 18,30 Gd., 18,40 Br. Stimmung: Still. Hamdurx, 8. April Weizen ruhig, Holsteinischer und Mecklenburger 153, Hard Winter 132. Roggen ruhig, südrufs. 104, Holsteinischer und Mecklenburger 141. Mais matt, 114—115, runder 91'/,. Hafer ruhig, Gerste stetig. Wetter: Rege». Vromvn, 8. April. (Baumwolle). Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 50'/. Pfg. Zahlungseinstellungen. Wilh. Ellert, 'Augsburg. Alfred Normanu, Berlin. Salli) Rosners Nachf., Beuthen, O.-S. Hans von Kalck- steiu, Breslau. Heinrich Delere, Dinslaken. O. F. I. Spalteholz, Dresden. Will» Ziegler, Dömitz. Heinrich Banmann, Eschwege. W. Dingeldey, Dresden. Paul Buchholz, Hcilsbcrg. Fritz Buchsteiner, JohanniSburg. Ludwig Zahn, Magdeburg. Leo Kollmann, Mannheim. Jean Th. Bachinger, Nürnberg. Mar Julius Hoffmann, Nürnberg. Adolf Brann, Pforzheim. Erdmann Arnold, Oberplanitz Zwickau. Notirungen der Produkte«»Börse z« Ehemuitz, am 8. April 1903, Mittags '/.1 Uhr. Witterung: Veränderlich. Tendenz: Ruhig. Mk. 10000 do. do. do. do. 178—179 158—158 132—135 138-143 148-150 mittlere Laplata 128—135 140—146 140—145 121—123 130-182 150—153 200—230 170—180 95—96 95—96 230 260 250—260 250 Leinsaat, feinste besatzfreie, russische feine, russische Bombay Obige Preise verstehen sich für Quantitäten von Kilo an. Getreide. Weizen, fremder do. sächsischer, Roggen, hiesiger, do. ntederländisch-sächs. u. preuß. do. fremder Gerste, Brauwaare, fremde do. Brauwaare, sächsische do. Mahl- und Futterivaare Hafer, inlävb. do. ausländ. Mais, grobkörnig do. neuer do. mittel do. Einquantin Erbsen, Kochwaare do. Mahl- und Futterwaare Roggenkleie Weizenkleie, grob Raps Mehl. Kaiser-Auszug Mk. 29,00 Weizenmehl 00 „ 24,50 bis 25,50 do. 0 „ 23,00 „ 24,00 Roggenmehl 0 „ 22,25 „ 22,50 do. I „ 20,25 „ 20,50 pro 100 bg. netto. Chemnitzer Marktpreise vom 8. April 1903. Weizen, siichs. Roggen, - Hafer Stroh Heu Kartoffeln Futtcrgcrstc Butter. I Kilo pro 50 Kilo 7 M. 65 Pf. bis 7 M. 90 Pf. 6 - 90 - - 7 - 15 - 7 - — - - 7 - 30 - 2 - 40 - - 2 - 90 - 3 - — - - 4 - — - 2 - 50 - - 2 - 60 - 6 - 40 - - 6 - 75 - L - 40 - - 2 - 72 - Briefträgers Hannchen. Von Georg Paulsen. 23. Fortsetzung. (Nachdruck verboten). „Hannchen!" Ec drückte sein heißes Gesicht in ihre festen, kühlen Hände. „So wär alles gesagt; leb wohl, lieber Bursch, ich vergeh Dich nimmer!" Und sie beugte sich leicht und küßte ihn aus die heiße Stirn. „Leucht' mir die Stufen hinunter und nun kein Wort weiter, Ich geh' voran. Gute Nacht!" Gewandt schlüpfte sie die Stufen hinab, öffnete die Tür, lauschte vorsichtig und trat dann eilig in Schatten der den Weg zur Stadt einfassenden Tannen. Ihr war wehmütig zu Mut, aber ein leises Lächeln umspielte ihren roten Mund: Was doch alles ge träumt wird; sie, Hannchen Hölder, zur Seite eines vornehmen Herrn ! „Da hat ein Kobold den guten Hermann ganz gehörig genaSsührt!" Eine kleine Weile später hörte man in Sonnenfeld einen lauten Schrei. Dann war alles wieder still. Lebrecht Hölder hatte am späten Abend noch einen mit der Eisenbahn eingegangenen Expreß brief bestellen müßen. Er kam gerade am Hause von Hannchens kranker Pate vorbei. „Willst dem Mädele sagen, daß Du sie abhvlst," dachte er bei sich, „und trinkst alleweil noch ein Quartle Bier. DaS wird daS Best' sein, da kann dem losen Ding, das in seinem Uebermut gern auf allerlei Späh' eingehl, nicht am letzten Abend in der Heimat noch was passiren." In der Stube der Pate war Licht, Lebrecht klopft an eine Scheibe die sofort geöffnet wurde: ,,N' Abend alle miteinander. Trink' im Hirschen nebenan noch a Quartke Bier und nehm's Hann chen nachher gleich mit nach HauS." „'S Hannchen ist lange wieder fort, war blos für ein paar Augenblick' da !" antwortete eine Frauen stimme. „Kruzitürken nochmal," fuhr Hölder heraus, „dös wär net schlecht. 'S Hannchen i» fort?" „Alleweil als ich sagt hab!" klangS zurück. „Wo soll denn's Hannchen sein zu der Stund? Zu Haus doch, wenn's morgen früh fort will." Der alte Briefträger wollte mit einer heftigen Bemerkung über Hannchen antworten, aber 's war doch nun mal seine Tochter, die er hier auf der Straße nicht blosstellen konnte. „Wird schon sein, wie Du sagst!" antwortete er deshalb so ruhig, wie er eS bei der gewaltigen Er regung, die in seinem Innern tobte, vermochte. DaS war bei Hannchen noch nie geschehen; ein Unband war sie gewesen, aber von der Wahrheit war sie kein Haarbreit abgewichen. Hatte sie doch etwa ein geheimes Liebesverhältnis, hatte sie deshalb sich so lange gesträubt, Sonnenfeld zu verlassen? Er ballte unwillkürlich die Faust. Sollte er am allerletzten Abend von seinem lieben Mädele, auf die er all' die Jahre lang so stolz gewesen war, noch etwas erleben? „Wirb schon sein, wie Du sagst, Hannchen wird daheim bei der Mutter sitzen. Gute Nacht!" Da mit ging er, während die Frau Pate ihm neu gierig nachschaute. „Was hat's da gegeben?" brummelte sie vor sich hin. Denn daß Hannchen nicht zu Hause war, hatte sie aus HölderS Be nehmen viel, viel zu gut erkannt; die Verstellung gelang ihm nicht. Lebrecht Hölder ging in den „Hirschen". Er trank statt des Quartle eine Maaß, es brannte ihm der Kopf vor Unruhe. DaS Bier minderte die Unruhe freilich nicht, aber während er trank, konnte er sich nochmal zu besinnen suchen. „Estimier' Dein Mädele und Dich!" sprach er vor sich hin, „die Leut' sind gleich wieder da mit ihrer spitzen Zung'. Und wenn dem Hannchen heut noch nachgesagt wird, daS sitzt fest, wie der Straßen- schmutz am Kleidersaum!" Der und jener sprach ihn an, aber Hölder war so mit seinen eignen Angelegenheiten beschäftigt, daß er gar keine oder eine verkehrte Antwort gab. „Hölder, dem Hannchen wird wohl das Scheiden von Tonnenfeld sehr schwer?" Liner au« der Be kanntschaft sprach so, und al» der Name seiner Tochter sein Ohr traf, fuhr Lebrecht zusammen. Als der andere nochmals fragte, nickte er. (Fortsetzung folgt.) Kirchen-Nachrichten. St. Kriuitatio-Uarocht«. Am Lharfreitag früh 9 Uhr Predigigottetdlenst mil daraus solgcndcr Abendmahlsfeier. Kirchenmusik. Kollekte sür die Mission im heiligen Lande. Nachm. 2 Uhr Passionsandacht. Am I. vsterfeiertag srüh halb 9 Uhr Kestgotte». dienst über Matth. 28, 1—10. Herr HilfSg. Scidcl. Kirchenmusik. Kollekte zum Besten der Sachs, Bibelgesellschaft Am 2. vsterfeiertag srüh 8 Uhr Beichte und hei«. Abendmahl. Borm. 9 Uhr Festgottesdirnst über Joh. 20, 1l—>8. Herr k. Schmidt. Kirchenmusik. Kollekte zum Besten der Sachs. Bibelgesellschaft Wochenamt: Herr Hilssg. Seidel. harschte St. Shristop-ori. Am heil. Charsrcitag Vorm. 9 Uhr Hanptgottesdtenst» Predigt über Joh. >9, 14—30, Herr I. Albrecht. Kirchenmusik. Nachm. 2 liturg. Gottesdienst. Abends 6 Uhr Beichte und Kommunion. Ao« Gberlungwitz. Charsrcitag, den 10. April, vorm. 9 Uhr Predigt- gottesdtenst. Herr ?. Werner. Motette: Wir drücken dir die Augen zu. Motette sür geu>. Chor von Schicht. Der Kirchcnchor. Kollekte sür das syrische Waisenhaus in Jerusalem. Nachm. 3 Uhr liturg. Gottesdienst. Herr k. Zeibig. 1. Ostersetertag vorm. 9 Uhr Predtgtgottesdtenst, Herr k. Werner. Darauf Beichte und hl. Abendmahl. Herr ?. Zeißig. Anmeldung von halb 9 Uhr an. Erglänzt, ihr Siegespalmcn. Motette von Schettler. 'Der Kindcrchor. Nachm. 7,2 Uhr Kindergottesdtenst. Herr?. Zeißig. 2. vsterfeiertag — Hauptkirchc — vormittags 9 Uhr Predigtgottesdienst, Herr k. Werner. „Hoch tut euch aus". Motette von Gluck. Der Kirchenchor. Obere Kirche — vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst, Herr ?. Zeißig. An beiden Ostcrsciertagcn wird eine Kollekte sür die Sachs. Bibelgesellschaft veranstaltet. Wochcnamt: Herr I'. Zeißig und Werner. Ao« Hersdorf. Am Charsrcitag srüh halb 9 Uhr Beichte und nach der Predigt Kommunion. Herr k. Böttger. Nachm. 2 Uhr liturg. Gottesdienst. Kollekte sür das syrische Waisenhaus in Jerusalem. Ao« Laugenchursdorf mit Jalken. Charsrcitag, den 10. April 1903, vorm. 9 Uhr Predigt- gollesdicust. Nachm. 2 Uhr liturgischer Gottesdienst. Aon Aernsdorf. Charsrcitag, dcn 10. April, vorm. 9 Uhr Hauptgottcs- dicnst mit Predigt und Liturgie über die Leidens- und Todcs- geschichtc deS Herrn. Nachm. 2 Uhr Abcndmahlsgottcsdienst. Ao« Arsprung. Charsrcitag, am 1. April, srüh 9 Uhr Prcdigtgollcsdienst. Nachm. halb 2 Uhr liturgische Pajsionsandacht. Vom ersten Oftcrscicrtagc an beginnt der Vormittags- gottcsdicnst sortan srüh 8 Uhr, .bei dcn Feiern des heiligen Abendmahles findet die Beichte srüh halb 8 Uhr statt. In dcn Gottesdicnstcn an dcn bcidcn Osterfcicrtagcn tvird wie alljährlich cinc Kollekte zum Besten der Sächsischen Haupt- bibclgcsellschaft in Dresden eingcsammclt werden. Ao« WAstenbrond. Eharsreilag — 10. April 1903 — vorm. halb 9 Uhr Beichte, um 9 Uhr Predigt- und Abcndmahlsgottcsdienst. Neueste Nachrichten und Depeschen vom 9. April. Berlin. Zur Streikbewegung iu Holland wird dem „B. T." aus Köln gemeldet: Der Verkehr mit England über Vlissingen ist gesichert. Nach einem Telegramm der „Voss. Ztg." aus München- Gladbach hat der holländische Eisenbahnerstreik den Verkehr auf der Linie München—Gladbach—Roer mond—Antwerpen noch nicht beeinflußt. Berlin. Wie aus Belgrad gemeldet wird, ist der russische Konsul Schterbina in Mitrowitza ge storben. Kopenhagen. Wie nachträglich bekannt wird, hat Kaiser Wilhelm die Prinzessin Marie von Orleans besonders ausgezeichnet. Sie erhielt eine prachtvolle mit Diamanten rcichbesetzte Taschenuhr als kaiserliches Geschenk. Pari«. Wie der „Rappel" aus Petersburg erfährt, soll die Zarin nicht unbedenklich an Ent zündung in den Eingeweiden erkrankt sein. Der Zar verbringt den größten Teil des Tages am Krankenlager seiner Gattin. London. „Daily Erpreß" will aus allerbester Quelle erfahren haben, Präsident Loubet werde den Besuch König Eduards noch in diesem Sommer erwidern. Das Blatt schreibt, der Besuch des Präsidenten sei dazu angetan, den besten Eindruck zu machen und der Beweis hierdurch geliefert werden, daß die Beziehungen zwischen England und Frankreich sich sehr gebessert haben und ein poli tisches Zusammengehen beider Nationen zu er warten sei. Konstantinopel. Der Großvezier empfahl dem Sultan die strengsten Maßregeln gegen die Albanesen. Ob dieser aber die Durchführung der Reform billigt, sei sehr zweifelhaft. Der Sultan hofft noch immer, die Albanesen im Guten zur Annahme der Reform zu bewegen. Seine Politik gegen die Albanesen ist unergründlich. Eingeweihte Kreise behaupten, der Sultan sei ein Meister in ihrer Behandlung. Kap Hattie«. Eine Spezialkommission meldet aus San Domingo, daß 3000 Mann Regierungs truppen die Stadt umzingelt haben. 3 Generäle wurden dabei gelötet. und Lpulsi'innvn sofort gesucht. Robert Pfefferkorn.
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