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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.07.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190307176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030717
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-07
- Tag1903-07-17
- Monat1903-07
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 17.07.1903
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Hohcilsttin-EriisNhiilcr Anzeizer Tageblatt für Aoßengein-Grnstthak, Gberkungwih, Hersdors, Aermsdorf, Wernsdorf, Wüstmbrand, Ursprung, Mittelbach, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Grumbach, Tirschheim rc. - Weitverbreitetes Insertions-Organ für amtliche «nd Privat-Anzeige«. m Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnement: Bei Abholung monatlich 35 Pfg. die einzelne Nummer 5 „ Frei ins Haus monatlich 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg. Durch die Post bezogen 1.25 Mk. excl. Bestellgeld. Jnsertionsgebühre«: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Auuahme der Inserate für die folgende Nummer bis Vorm. 1V Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Nr. 163. 30. Jahrgang. Freitag, den 17. Juli 1903. TageSgeschichte. Deutsche» Reich. Berlin, 15. Juli. Der Kaiser, der bei regnerischem und kaltem Wetter in ^Bergen (Nor wegen) ankam, ging dort an Land und besichtigte die Kirche. — Die Veröffentlichung de« Schriftwechsels zwischen der deutschen und der englischen Regierung in der kanadischen Zollfrage, die in London dieser Tage erfolgte, bringt u. a. auch dar Schreiben unsere« Reichskanzler», da« in Vertretung de« Grafen Bülow vom Staatssekretär v. Richthofen unterzeichnet und unter dem 27. Juni an den deutschen Botschafter in London ergangen ist, zur öffentlichen Kenntnis. Diese« Schreiben wurde gestern von der „Nordd. Allg. Zlg." in seinem vollen Umfange veröffentlicht. Aus ihm geht her vor, woran schon längst kein Zweifel mehr bestand, daß die deutsche Regierung in der kanadischen Zoll frage mit der strengsten Objektivität und Vorurteils losigkeit gehandelt hat. E« wird darin die historische Entwickelung der deutschen Handelspolitik dargestellt und nachgewiesen, daß Deutschland gar nicht ander« handeln konnte, als e« Kanada gegenüber gehandelt hat. Es wird konstatiert, daß England dar deutsche Verhallen von unzutreffenden Voraussetzungen aus beurteile und endlich die Bereitwilligkeit zu einem Meinungsaustausch behus« Beseitigung der bestehen den Differenzen erklärt. Mehr konnte Deutschland doch unter keinen Umständen tun. — Der sächsische Gesandte Gras von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit Urlaub verlaffen. Während seiner Abwesenheit führt der Legation«, sekretär v. Nostitz-Wallwitz die Geschäfte der Ge sandtschaft. — Die sozialdemokratische „Münchner Post" hatte behauptet, der Kaiser habe kürzlich nach einem Frühstück in Hamburg bei dem Gesandten von Tschirschky einen Kampf „mit Feuer und Schwert" gegen die Soz'aldemokratie angekündigt. Trotz der Berufung auf eingcweihte Kreise beruht, wie die „Nordd. Allg. Ztg." konstatiert, die Erzählung mit allen Zutaten auf plumper Erfindung. — In der Reich«bank zu Berlin beginnen am heutigen Donnerstag Verhandlungen mit „Silber- kommtssionen" au« Nordamerika und Mexiko. Es soll versucht werden, zwischen den Münzsystemen der Länder mit Gold, und Silberwährung ein feste« Verhältni« zu schaffen. — Wie die „Staat«b.-Zlg." behauptet, soll auf Anordnung de« Kaisers der Ankauf von Heu unter Umgehung der Zwischenhändler direkt bei den Land wirten geschehen, wenn möglich sogar vom Felde fort. Auch bei dem Ankauf von Hülsensrüchten, Stroh usw. sollen die Produzenten in erster Linie berücksichtigt werden, damit diesen und der Militär verwaltung der früher den Agenten und Ver mittlern indirekt gezahlte Prozentzuschlag zu gute kommt, bezw. damit die Proviantämter im eigensten Interesse besser und billiger einkausen können. — Ueber den Verkehr mit Geheimmitteln hat der Hamburger Senat eine Verordnung erlassen, wie sie ähnlich möglicherweise für dar ganze Reich Geltung erlangen wird. Sie betrifft 95 Geheim- mittel, deren Anpreisung untersagt wird; zugleich wird verfügt, daß bestimmte Geimmittel nur auf jedesmalige ärztliche Verordnung abgegeben werden dürfen. — Nun erhält auch Württemberg die Waren. hau«steuer. Die Stuttgarter Abgeordnetenkammer beendete die Beratung der Gemeindesteuervorlage. Die Warenhau«struer soll in Form von Gewerbe, steuerzuschlägen in Höhe von 20 bis 50 vom Hundert erhoben werden. In Preußen, besonder« tn Berlin, blühen die Warenhäuser trotz der „Er- drosselungssteuer" weiter. Die Firma Wertheim läßt in der Rosenthalcrstraße zu Berlin einen neuen Geschäft«palast errichten, dessen Bau Millionen kostet; allein für da« Grundstück wurden 1'/, Mill. Mark bezahlt. — In Posen mußte infolge von Differenzen nationalen Charakter« bei der Proklamation de« Schützenkönig« de« Märkisch-Posener Schützenbundc« die Polizei einschreiten. Der Bundesvorstand legte sein Amt nieder, und die Proklamation unterblieb. — Dem „Ges." wird au« Eydtkuhnen gemeldet: Rußland läßt jetzt die Lande«grenzen (so auch die unsrige) durch Stacheldrahtzäune absperren, um das Ueberschreiten der Grenze auf verbotenem Wege zu verhindern. Oesterreich-Ungar». — In Prag sand im Altstädter Rathause an läßlich der Husfeier eine Versammlung tschechischer Frauen und Mädchen statt, in welcher ein Frl. Mach die Anwesenden aufforderte, auf da« Bildni« Hu»' folgenden „Schwur" abzulegen: „Wir schwören, Meister Hu«, vor deinem ehrlichen, reinen, heiligen Angesicht, daß wir kein Stückchen tschechischen Bodens preisgeben werden, daß kein Tropfen tsck-echischen Blute« in einem Kinde entfremdet, daß der Klang der tschechischen Worte« in unserer jungen Mädchengeneration nicht durch germanisierende Klöster ertötet werden soll, und daß wir keinen Heller unseren Feinden zu verdienen geben werden. (Rufe: Wir schwören! Wir schwören!) Frankreich. — Die neue französische Jnfanterieunisorm wurde in Puri« gelegentlich de« Nationalfestes zum ersten Male getragen. Sie besteht in einer weiten Bluse, wetten, an den Knöcheln zusammengebundene» Hosen von dunkelblauer Farbe ohne blanke Ver zierungen; dazu kommt ein Burenhut. Während einzelne die Uniform praktisch und kleidsam finden, meinen die anderen, die Soldaten sähen entstellt aus. Rußland. — Zur Heere«- und Flottenergänzung werden im laufenden Jahre 320 732 Mann zum aktiven Dienst einberufen. — Ein neues Gesetz gibt den Fabrikarbeitern da« Recht, aus ihrer Mitte Ver treter zu wählen, die die Interessen der Arbeiter vor der Fabrikinspeklion vertreten. Aus den früheren Bnrenstaaten kommen Nachrichten, die zeigen, daß dort neuer dings gegen die Engländer eine immer weiter um sich greifende Erbitterung herrscht. So erhält die „Köln. Ztg." aus der Kapkolonie folgendes Stim mungsbild: Die holländische Bevölkerung hat sehr viele berechtigte Beschwerden, in London aber rührt man bisher keinen Finger, um sie ab zustellen. Je mehr man, so heißt es in dem Schreiben aus De Aar, von den Leiden und Ver lusten hört, welche die holländische Bevölkerung der Kapkolonie, also englische Untertanen, unter der Herrschaft des Kriegsrechts durch die Militär behörden erlitten hat, von der Willkür, Parteilich keit, Ungerechtigkeit, denen die Bevölkerung während dieser Zeit anscheinend in ganz unge rechtfertigter Weise ausgesetzt war, um so mehr muß man sich angesichts der immer lauter werden den Anklagen darüber wundern, daß der Kolonial minister bei seinem Bestich in der Kapkolonie jede Untersuchung über diese Unglückszeit nachdrücklich zurückgewiesen hat mit der Begründung, daß eine solche Untersuchung nur die Rassen- und Partei leidenschaften aufs neue entfesseln könnte. Die Beschwerden kann man im allgemeinen dahin zusammenfassen, daß die englischen Militär behörden in der Kapkolonie ivie in Feindesland verfuhren und daß jeder englische Untertan, der einen holländischen Namen irug, von vornherein als Feind angesehen und gedemütigt wurde. Die Militärbehörden umgaben sich für den Nachrichten dienst mit einem Stabe, größtenteils aus ortsan sässigen und nicht immer wohlbeleumundeten Zivil personen bestehend, denen natürlich in ihrer neuen Eigenschaft für die Befriedigung persönlichen Hasses der weiteste Spielraum gegeben war. Hunderte wurden aus einfache Angebereien von Kaffern und Farbigen, oft ihrer eigenen Diener, ins Gefängnis geworfen nud ohne Untersuchung dort monatelang festgehalten. Den Landwirten im allgemeinen wurden unter dem Vorwande, daß die Lebensmittel in die Hände des Feindes fallen könnten, alle Vorräte abgenommen nnd sie mit ihren Familien auf Ra tionen gesetzt, von denen sie unmöglich leben konnten. Auf jede, auch die geringste Entfernung von ihrem Gute stand schwere Strafe. Wenn also das übrig gebliebene Vieh, da alle Zäune vom Militär nieder gebrochen waren, davonlief, mußte man es laufen lassen, um sich nicht durch Entfernung über seine Grenzen ins Unglück zu bringen. Viele Engländer haben gesagt, daß das Vorgehen des Militärs die Bevölkerung zum Aufstand reizen müßte. Die Kriegsleistungen, ob in Vieh, Nahrungs mitteln oder Transportkosten, sind mit wenigen Ausnahmen noch unbezahlt, und es ist wohl beispielslos, daß ein moderner Staat auf Kosten seiner Untertanen, auf deren Treue er in Zukunft rechnen muß, gegen einen äußeren Feind Krieg führt mit der alleinigen Begründung, daß einige wenige dieser Untertanen abtrünnig geworden waren. Die Arbeiterfrage ist in der Kapkolonie nicht minder brennend und unbefriedigt als im Trans vaal und wird wohl noch für viele Jahre lang die Hauptsorge in Südafrika bilden. Der Farbige ist durch den Krieg vollkommen verlottert und verkommen. Er ist als Soldat zur Kriegführung gegen Weiße zugelassen worden und fühlt sich nun letzteren gleichgestellt, umsomehr, als der englische Tommy ihn als seinen Bruder behandelte und sich herabließ, mit ihm aus einem Topfe zu essen und dieselbe Pfeife zu rauchen. Ein ländlicher Arbeiter erhält 3 bis 3^ Schilling täglich außer Ver pflegung, die 1'/, Pfund Fleisch und 6 Gläser Schnaps einbegreifen muß. Mit weiblichen Dienst boten steht es beinahe noch schlimmer und gerade die Farbigen tyrannisieren das ganze Hauswesen. Die Kaffern und Farbigen sind vollkommen und für immer verdorben. Durch Hunger wird man sie von Zeit zu Zeit zur Arbeit veranlassen können; das aber wird alles sein. Wie über London gemeldet wird, beabsichtigt Louis Botha, sich in einigen Wochen nach dem Haag zu begeben, um mit Krüger, Leyds und anderen Burenführern zu konferieren In einem Schreiben an einen Freund in England führt Botha aus, Chamberlains Besuch in Südafrika sei, soweit Transvaal in Betracht komme, von einem traurigen Fiasko begleitet gewesen. Die Lage sei jetzt schlimmer, als Chamberlain sie ge funden habe. Botha klagt, daß Milner durch falsche Berichte die öffentliche Meinung in Eng land täusche, daß Staatsgelder rücksichtslos ver geudet würden und daß die Verwaltung Trans vaals fast völlig von den Minenmagnaten geführt und die Politik der Regierung von Furcht und Mißtrauen beeinflußt werde. Das Hochwasser in Schlesien. Der durch die Hochwasser-Katastrophe an gerichtete Gesamtschaden wird im Kreise Neisse auf mehrere Millionen geschätzt. An Einzelheiten ist noch zu berichten: In Füllstein im Ossatal sind elf Häuser eingestürzt und die beiden neuen Straßen brücken verschwunden. Ein Mann rettete sich mit Frau und Kind auf eine Linde; sie mußten acht Stunden ausharren, ehe ihnen Rettung wurde. Ein Kleinbahnzug blieb im Wasser stecken, die Reisenden mußten mit langen Seilen in Sicherheit gebracht werden. In Arnoldsdorf ist fast die Hälfte des Kirchhofes 2 Meter tief gänzlich fort geschwemmt. Im noch darüber fortgehenden Waffer- laufe sieht man nur Steinblöcke, keine Spur von Boden, nichts von Särgen oder Leichenresten. Die Kirche, ein Muster reiner Renaissance aus dem Jahre 1753, ist größtenteils eingestürzt, die noch stehenden Mauern mit dem Turm drohen zu stürzen. Mit dem weggeschwemmten Boden gelangten sämtliche Leichen und Särge in den Flußlauf, der, sonst zwei bis drei Meter breit, die ganze Dorf straße einnahm. Etwa 40 Leichen, meist ohne Sarg, sind geborgen und auf dem Kirchhofe in einem Massengrabs beigesetzt und mit starker Kalk schicht bedeckt. Gegen 80 Leichen, darunter erst jüngst begrabene, fehlen noch. Sargreste fanden sich am Goldbach bis hinuter zu den letzten Häusern des Wildgrundes, Leichen oder Leichenteile aber nicht mehr, sie mögen wohl in den massenhaften Schlamm- anhäufungen zwischen Balken und Gestrüpp liegen. Auf einem zur Neuanlage des Kirchhofes schon in Aussicht genommenen Gelände, weit vom Fluß und außerhalb des Dorfes, wirdZein neues Massengrab angelegt. Jede Leiche wird mit Kalk bedeckt, nicht zusammenfügbare Sargreste werden verbrannt. Das Arnoldsdorfer Brunnenwasser darf nur gekocht ge nossen werden, die Säuberung der Wohnungen vom Schlamm ist zur Seuchenverhütung angeordnet. In Deutsch-Rasselwitz sind infolge der durch Damm bruch eines Teiches, sowie durch Einsturz des hohen Eisenbahnmadukts und zweier Bahnbrücken am Orte begünstigten Ueberschwemmung des Hotzenplotz- tales Hunderte von Menschen mit einem Schlage obdachlos und bettelarm geworden. Ueber 25 Ge bäude sind total zerfallen, mindestens 30 Gebäuden droht der Einsturz; außerdem sind viele Stallungen und Zäune ein Raub des Elements geworden, Weitere minder betroffene Gebäude sind wegen Krankheitsgesahr für ihre bisherigen Bewohner vor sechs Wochen nicht wieder benutzbar. Der Schaden beziffert sich schätzungsweise auf 80 000 Mark, ungerechnet den Verlust an Feldfrüchten. Breslau, 16. Juli. Das Hochwasser ist um weitere 5 Centinieter gestiegen. Die Fürstenbrücke ist polizeilich gesperrt. Kardinal Kopp schenkte 10 000 Mark für die Ueberschwemmten. * * * Für die in Schlesien durch Hochwasser Ge schädigten ergeht folgender Aufruf: „Wiederum ist die Provinz Schlesien durch Hochwasser schwer getroffen. Der Schaden ist noch unübersehbar, aber zweifellos sehr groß, zunächst handelt es sich um Abstellung der dringendsten Notstände, des Hungers und der Obdachlosigkeit. Schnellste Hilfe tut Not. Die Unterzeichneten haben sich daher, um die Privatwohltätigkeil wirksam zu organisieren und ungeordnetes Sammeln und Verteilen zu ver hüten, entschlossen, mit dieser schleunigen vorläufigen Bitte an die Opfersreudigkeit aller heranzutreten. Geldspenden wolle man an den „Schlesischen Bankverein", Breslau I., Albrechtstraße, richten. Wegen der Gründung eines größeren Komitees und von Unterausschüssen in den Kreisen der Provinz ist das Erforderliche veranlaßt. Der Vor sitzende des Provinziallandtages Herzog von Ratibor. Der Oberpräsident i. V.: Michaelis, Oberpräsidial rat. Der Landeshauptmann Freiherr v. Richthofen." Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 16. Juli. *— Kinder sollen nicht furchtsam gemacht werde». Wie jede Mutter wissen dürfte, bringen die Kinder keinerlei Furcht auf die Welt mit, nicht einmal die Furcht vor, wie man meinen möchte, ganz augenscheinlichen Gefahren. So ist es eine bekannte Tatsache, daß Säuglinge, wenn man ein brennendes Zündholz ihrem Munde nahe bringt, darnach schnappen wie nach einer willkommenen Speise. Erst wenn sie älter werden, lernen sie allmälig einzelne Schädlichkeiten kennen und fürchten. Gerade in dieser Zeit beginnen nun Dienstboten und mitunter leider auch Eltern die Fantasie des Kindes durch allerhand Ammenmärchen und Ge spenstergeschichten mit quälenden Schreckbildern zu erfüllen. Die Kinder träumen dann oft die ganze Nacht hindurch von dem, was sie am Tage er zählen gehört haben, sind nicht mehr zu bewegen, im Finstern zu bleiben und sehen sich auf Schritt und, Tritt von drohenden Phantomen umgeben, was mitunter Trübsinn oder gar schwere körper liche Erkrankungen zur Folge haben kann. Daher sollten die Eltern derartige „Beruhigungs"- und Zerstreuungsmitte! aus der Kinderstube verbannen und besonders darauf achten, daß die Fantasie der Kleinen nicht durch ungesunde Vorstellungen ver giftet werde. *— Die Landtagswahlreform des Ministe- riums Metzsch wird in der Dresdener Presse recht verschiedenartig beurteilt. Die „Dresdener Nach richten" tun so, als ob die ganze Reformabsicht auf ihre Anregung zurückgesührt werden müßte. Die katholische „Sächsische Volksztg." macht sich darüber lustig, erklärt aber zum Schluß ziemlich verschämt, eigentlich hätte sie der Regierung den guten Rat gegeben, obgleich sie „uneigentlich" der Regierung keinen guten Rat hätte geben wollen.
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