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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.09.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190309112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19030911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19030911
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1903
- Monat1903-09
- Tag1903-09-11
- Monat1903-09
- Jahr1903
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 11.09.1903
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m einem großen Hause eingeschlossen, diese» dann mit Petroleum begossen und angezündet. Die Frauen sollten in den Flammen umkommen, damit sie nicht» von den verübten Grausamkeiten erzählten. Die Eingeschlossenen wurden jedoch noch rechtzeitig von anderen BaschibozukS befreit. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 10. September. *— Die Anmeldung der Entschädigungs- forderungeu anläßlich der durch die diesjährigen Truppenübungen im Bezirke der Königlichen Amts hauptmannschaft Glauchau entstandenen Flurschäden ist bis spätestens Freitag den11. d. M. zu bewirken. *— Falbs Witterungsvoraussage für die zweite Hälfte des September lautet: 15. bis 19. Sept.: Die Regen lassen etwas nach, verschwinden aber nicht gänzlich. Gewitter dürsten kaum ein- lreten. Die Temperatur hält sich näher der nor malen. 20. bis 27. Sept.: Die Regen nehmen bedeutend zu, namentlich an der deutschen Nord küste, wo auch Gewitter eintreten. Die Temperatur, welche anfangs normal ist, sinkt in den letzten Tagen unter die normale. Der 21. September ist ein durch eine Sonnenfinsternis verstärkter kritischer Termin 1. Ordnung, der zweitstärkste des Jahres. 28. bis 30. Sept.: Die Regen und Gewitter nehmen etwas ab, sind aber noch immer etwas ausgebreitet. Die Temperatur steigt wieder bis zur normalen. *— Das Eigentumsrecht an Obstbäumen. Zur Zeit der Obstreife spielt der Zankapfel nicht selten seine bekannte Rolle. Er ist sogar imstande, nachbarliche Freundschaft zu zerstören, denn die be treffenden gesetzlichen Bestimmungen sind den Be teiligten meist unbekannt. Das Eigentumsrecht an einem Baum steht demjenigen zu, auf dessen Grund und Boden der Stamm aus der Erde kommt. Geschieht das auf der Grenze, so teilt sich das Eigentumsrecht. Ein Besitzer hat das Recht, auf sein Grundstück überhängende Zweige fremder Bäume abzuschneiden oder dies vom Eigentümer zu verlangen, nur gehören dieselben dem letzteren. Wurzeln fremder Bäume in seinem Grund und Boden kann er ebenfalls entfernen und diese ge hören ihm. Alle Früchte, auch die überhängenden, gehören dem Eigentümer des Stammes, welcher jedoch behufs des Abnehmens derselben das Grund stück des Nachbars ohne dessen Erlaubnis nicht betreten darf. Uebergefallene Früchte sind Eigen tum dessen, auf dessen Grund und Boden sie fallen. *— Geld als Gewicht. Zum Abwiegen ge ringerer Gemichtsmengen lassen sich in Ermange lung kleiner Gewichte sehr gut Geldstücke verwen den. 1 Ein-Pfennigstück ist gleich 2 ss, 3 Zwei- Pfennigstücke --- 10 1 Zehn-Pfennigstück---4 x, 9 Markstücke — 50 9 Zwei-Markstücke -- 100 1 Zehn-Markstück — 4 x, 1 Zwanzig-Markstück - 8 x. * Bernsdorf, 10. Septbr. Die geisteskranke ledige Bertha Selma Wagner von hier, die anfangs voriger Woche ihre Mutter im Schlafe durch Berl- Hiebe so schwer verletzt hat, daß diese kürzlich ver storben ist, ist am Montag in die Jrrenheil- und Pflegeanstalt Zschadraß gebracht worden, die sie wohl kaum wieder verlassen dürfte, da sie unheil bar geisteskrank sein soll. * Röhrsdorf, 9. Sept. Das Schadenfeuer am 2. September, welches anfangs in gefahr drohendem Ausdehnungsdrange Kirche und Kirch schule vernichten zu wollen schien, ist dank dem unermüdlichen Opfermut, der Tapferkeit und Um sicht der zahlreichen an der Brandstätte zusammen geeilten Feuerwehren auf zwei ansehnliche Wirt schaftsgebäude des Lehngerichtes beschränkt worden. Doch haben jene beiden öffentlichen Bauwerke immerhin erheblich gelitten. Vom Kirchturm muß die Spitze abgetragen werden, welche sogar, laut bausachverständigem Gutachten, die mit dem Läuten verbundene Erschütterung nicht mehr vertragen kann. Die Schule befindet sich infolge der ge sprungenen Fensterscheiben, des angebrannten Giebels und der allgemeinen Durchwässerung in bis auf weiteres gebrauchsunfähigem Zustande. So spüren alle Röhrsdorfer, auch die nicht unmittelbar be troffenen, in ganz eigentümlicher Weise die Nach- wehen des Unglücks vom Sedantage. Die Kinder der Kirchschule hatten zuerst unfreiwillige Ferien, jetzt sind sie notdürftig in der Pfarre untergebracht. Uns allen aber erklingen keine Glocken mehr. Nach des Tages Last und Hitze warten wir vergeblich aus das friedliche Abendläuten, und zum sonntäg lichen Gottesdienste ruft uns kein festliches Ge läute mehr. * Stollberg, 8. Sept. Der hier stationierte Gendarm Heinker wird unter dem 1. Oktober d. I. nach der neu zu errichtenden Gendarmeriestation Kupferhammer - Grünthal bei Olbernhau versetzt und unter gleichem Tage siedelt der in Grüna stationierende Gendarm Möckel nach hier über, sowie der Gendarm Döring von Scharfenstein nach Grüna. * Zwickau, 9. September. Die Behörden und die Verwaltungen der Bergwerke im Zwickauer und Oelsnitz-Lugauer Kohlenrevier haben schon seit Beginn dieses Jahres weitgehende Vorsichts maßregeln gegen das Eindringen der Wurmkrank heit der Bergleute getroffen. Vor allem sind die aus den verseuchten preußischen Revieren nach Sachsen gekommenen Bergleute einer genauen Be obachtung unterworfen worden. Aus einer Be kanntmachung, die auf dem Zwickauer Tiesbau- schachte angeschlagen ist, geht hervor, daß jetzt ein Fall von Wurmkrankheit konstatiert morden ist. Diese Bekanntmachung lautet: „Der vom 22. Juli bis 14. August 1902 auf dem Vertrauensschacht beschäftigt gewesene Lehrhäuer Franz Emil Dietel aus Stenn, welcher vorher vom 1. Juni 1900 bis 30. April 1902 auf den rheinisch - westfälischen Gruben gearbeitet hatte, ist jetzt ärztlich für wurm- behastet befunden worden. Alls diesem Grunde wird die Mannschaft nochmals zur gewissenhaftesten Befolgung der aushängenden Regeln zur Verhütung einer Ansteckung mit dem Bedeuten aufgefordert, daß Zuwiderhandlungen nach Punkt 2 der aus hängenden Regeln mit sofortiger Entlassung be straft werden. Die Werksverwaltung." * Planitz, 9. Septbr. Sein Jahresfest begeht am 13. d. M. hier der die amtshauptmannschaft lichen Bezirke Zwickau und Glauchau umfassende, 66 Wehren und 6000 Wehrmänner zählende Krei sfeuerwehrverband Zwickau-Glauchau. * Leipzig. Wenn Kaiser Wilhelm II. während seines Aufenthaltes hierselbst am 5. September durch seinen Flügeladjutanten Oberstleutnant von Plüskow einen Kranz auf das Grab des Leipziger Rechts anwalts und Notars Hagemann legen ließ, so ehrte er dadurch das Andenken eines Jagdgenossen, der wegen seines Witzes allgemein beliebt war. Als der Kaiser einmal mit Hagemann Jagdgast beim Amtsrat von Dietze-Barby war, wurde abends Skat gespielt, und Hagemann verlor gegen 20 Mark. Dieses „Pech" verdroß ihn so, daß er die Aeußerung hinwarf: „Hier ist man ja wahrhaftig unter die Räuber geraten!" Alles lachte, der Kaiser auch. Ein Jahr darauf aber überreichte er nach der Jagd beim Amtsrat von Dietze Hage mann ein in Brillanten eingefaßtes 20-Markstück in Form einer Busennadel und sagte dabei lächelnd: „Von den Räubern zurück!" * Leipzig. Die Arbeiten an der Leipziger Zentralbahnhofsanlage, die die sächsischen wie die preußischen und bayerischen Bahnhöfe, Gleisanlagen und Verwaltungen einheitlich umfassen soll, haben in diesem Sommer im großen Stile begonnen. Die Ueberführung der Gleise der Berliner Bahn bei Mockau, die zuerst in Angriff genommen wurde, ist schon nahezu vollendet. Im nächsten Jahre erfolgt dann die Ueberführung der Karl Heine- Straße, also des Bahngebiets in Leipzig-Plagwitz, 1905 bis 1906 der Umbau der Magdeburger Linie Mockau-Eutritzsch. Im letztgenannten Jahre wird dann zugleich auch die Errichtung des Hauptge bäudes, das nur für Personen- und Handgepäck verkehr bestimmt ist, begonnen. Dieses soll nach dem Muster des Anhalter Bahnhofs in Berlin und des Frankfurter Bahnhofs eine Kopsstation mit der Front nach den Anlagen und der Goethe- straße werden. Der Leipziger Zentralbahnhof wird die jetzt schon nebeneinander gedrängten Dresdner (sächsisch), Magdeburger (preußisch) und Thüringer (preußisch) Bahnhöfe unter einem Dache vereinigen. Es sollen nebeneinander 20 Gleise einlaufen. An seinem Baue und seiner Verwaltung beteiligen sich Sachsen und Preußen zu gleichen Teilen. Auch der bayerische Verkehr wird in den Zentralbahn hof vom jetzigen Bayrischen Bahnhof mit über nommen. Letzterer bleibt künftig nur noch für den Vorort- und Lokalverkehr erhallen. Sachsen erhält im Leipziger Zentralbahnhof den größten in ganz Deutschland. * Leipzig, 9. Sept. Ein sogenannter schwerer Junge, der in Cottbus, Zeitz, Bitterfeld, Borna und hier Einbrüche verübl hatte, ist von der hiesigen Kriminalpolizei in einem 26jährigen Schuhmacher aus Czempner, Kreis Posen, verhaftet worden. Der Amtsanwalt in Luckenwalde verfolgte denselben bereits steckbrieflich. Ein großer Teil der gestohlenen Sachen wurde noch in seinem Besitze gefunden. Das übrige hatte er hier versetzt. — Aus einer Wohnung in der Kaiser Wilhelm-Straße zu Leipzig- Lindenau wurde ein grauer wildlederner Beutel mit 2300 Mark gestohlen. Als Dieb ist ver dächtig ein angeblicher Monteur Viktor Emanuel Baratowsky, etw 28 bis 30 Jahre alt, übermittel, schwarzhaarig, mit bräunlichem Teint. Auf die Wiedererlangung des Geldes hat der Bestohlene 100 Mark Belohnung ausgesetzt. * Leipzig, 9. Sept. In der in der Moritz- straße gelegenen Seifenfabrik von F. E. Steinbach brach nachmittags in der dritten Stunde Feuer aus, das an den daselbst aufgestapelten Vorräten an Seifen, Talg und Oel (man spricht von 500 Ztr. brennenden Oels) reichliche Nahrung fand. Der schnell herbeigeeilten Feuerwehr gelang es glücklicher weise, den Brand, der größere Dimensionen an zunehmen drohte, auf seinen Herd zu beschränken. Die erste und zweite Etage des erwähnten Ge bäudes,wo sich Niederlagsrüume und einLaboratorium befanden, brannten fast vollständig aus. Der ent standene Schaden ist ein bedeutender. * Licbertwolkwitz, 8. Septbr. Aus eigentüm liche Art kam hier ein kleines Kind ums Leben. Das 1'/.^jährige Kind eines Handarbeiters stürzte in einem unbewachten Augenblicke aus dem Kinder wagen in den nebenstehenden Wassereimer, in welchem es ertrank, da der Vorgang von niemand bemerkt worden war. * Riesa, 9. September. Bei größeren mili tärischen Hebungen pflegen fast immer Gerüchte über schreckliche Unfälle zu entstehen, die bei ge nauer Betrachtung zwar meist einen wahren Kern haben, aber gewöhnlich stark übertrieben sind. So war das viel verbreitete Gerücht, daß Ende August bei Glaubitz vier Kavalleristen tödlich verunglückt seien, auf eine Verletzung eines einzelnen Soldaten zurückzuführen. Am besten und wirksamsten wird derartigen ausgebauschten Meldungen durch möglichst baldige Veröffentlichung des wirklichen Sachver haltes entgegengearbeitet. Im Garnisonlazarett in Riesa ist ein Soldat des 68. Feldartillerie-Regiments gestorben, nachdem er krank aus dem Manöver dahin transportiert worden war. An Hitzschlag sind in Wermsdorf ein Reservist des Schützen- Regiments Nr. 108, im Oschatzer Garnisonlazarett der Reservist Leonhardt der 9. Komp, des 177. Infanterie-Regiments, nachdem er von Collin aus dorthin übergeführt worden war, gestorben. So lief bedauerlich nun diese einzelnen Fälle auch sind, muß doch unbedingt die große Umsicht der einzelnen Truppenführer anerkannt werden, der es wohl in erster Linie zu verdanken ist, wenn trotz der ge waltigen Anforderungen, die ein Kaisermanöver an die Truppen stellt, und trotz der namentlich längeren Märschen so hinderlichen Hitze bisher größere Unsälle ganz vermieden worden sind. * Oschatz, 9. Sept. Im nahen Dorfe Lonne witz entstand in der Nacht vom Sonntag zum Mon tag während der Tanzmusik eine wüste Schlägerei auf der Straße vor dem Gasthofe, die leider auch ein Menschenleben zum Opfer forderte. Halb wüchsige Burschen, die schon im Tanzsaale einen in Begleitung mehrerer Soldaten befindlichen jungen Zivilisten, gegen den sie seit einiger Zeit einen ge wissen Groll hegten, ins Gesicht gestochen und ihn gerempelt haben sollen, fielen auf der Treppe des Gasthofs und auf der Straße über die sich zur Heimkehr anschickenden Soldaten her und griffen sie mit Messern, Heu- und Düngergabeln, Latten und großen Steinen an. Die Soldaten, etwa 12 an der Zahl, zogen ihre Säbel und schlugen damit auf ihre Angreifer los. Dabei verletzten sie neben anderen Personen namentlich den Gutsbesitzer- Schroth, den Stellvertreter des Gemeindevorstands, der wohl in dem Bestreben, Frieden zu stiften, unter die Streitenden gegangen war. Schroth er litt außer Messerstichen auch Säbelhiebe über Arm und Kopf und einen gefährlichen Stirnhieb, der einen Teil des Gehirn bloslegte. Trotzdem ärzt liche Hilfe alsbald zur Stelle war und man ihm alle erdenkliche Pflege zuwandte, starb der schwer verwundete Mann gestern Abend. Die Teilnehmer an den unglaublich rohen Ausschreitnngen — einige Burschen schleppten kopfgroße Steine in den Saal und versuchten sie aus den Fenstern auf ihre Gegner hinabzuschleudern — sind bereits zum weit aus größten Teile ermittelt. * Flöha. Am Sonntag Nachmittag in der sechsten Stunde unternahm ein Schulknabe aus Oberwiesa das Wagnis, die Zschopau auf dem in folge geringen Wasserstandes des Flusses trockenen Wehrkamme zu überschreiten. Hierbei glitt der Junge aus und stürzte in den angestauten Wehr teich, in dem er ertrank. Die Zschopau selbst ist infolge der kürzlichen Hitze so wasserarm, daß an einzelnen Stellen das Wasser nur schmale, seichte Rinnsale bildet. * Klingenberg bei Tharandt. Der in der Klingenberger Vordermühle beschäftigte, in Colmnitz wohnende Brettschneider Kröhnert kam am Sonn abend so unglücklich in das Sägewerk, daß ihm der rechte Unterarin kurz hinter der Handwurzel in schräger Richtung fast halb durchsägt wurde. * Plauen i. B, 9. Sept. Unter dem drin genden Verdachte, ihr neugeborenes Kind erwürgt zu haben, ist heute die aus Bayern gebürtige, auf dem Rittergute Grobau bei Gutenfürst bedienstete 20 Jahre alte Magd Pistel auf Anordnung der hiesigen Königl. Staatsanwaltschaft verhaftet und zunächst ins hiesige Krankenhaus gebracht worden. — Tödlich verunglückt ist gestern Vormittag der 58 jährige Geschirrsührer Johann Hiermann, der auf dem Rittergute Reinsdorf in Dienst war. Er ist beim Einfahren von Getreide von einem um stürzenden Wagen erschlagen worden. * Schöneck, 9. Sept. Ein 53jähriger an gesehener Gutsbesitzer, der Jugelsburger Gemeinde kassierer Louis Penzel, wurde seit Ende August ver mißt und am Montag Nachmittag auf Kottenheider Staatsfürstrevier im Walde erhängt aufgefunden. Was den Mann in den Tod getrieben, ist nicht ersichtlich, seine Bücher und Kassen waren in Ordnung. * Schneeberg, 8. Sept. Am Sonntag mittag stürzte aus noch nicht ermittelter Ursache das vier jährige Söhnchen des Blaufarbenwerksarbeitcrs Unger in Oberschlema in den Dortigen Floßgraben und ertrank. Das Kind war von seinen Eltern nach Milch geschickt worden, kehrte aber nicht wieder zurück, und als sie es suchten, fand man es bereits tot am Rechen der Fürstenmühle hängen. * Ebmath i. B., 9. Sept. Am Montag Nach mittag wurde der Handarbeiter Lang, welcher die in der Nacht zum Montag niedergebrannte Lazarus- mühle mit bewohnte, wegen dringenden Verdachts der Brandstiftung festgenommen. Wie es heißt, ist er mit der ihm von dem Besitzer der Mühle, Herrn Jäckel, für geleistete Sonnlagsarbeit — er war beim Einernten des Getreides, welches mit verbrannte, tätig gewesen — gewährten Bezahlung unzufrieden gewesen und hat sich an Herrn Jäckel rächen wollen. Obwohl der letztere versichert Halle, erleidet er doch erheblichen Schaden. Nur vier Kühe konnten gerettet werden, alles übrige verbrannte. Zittau, 9. Sept. Die aus vier Personen be stehende Falschmünzer-Gesellschaft, welche vor einigen Tagen m Zittau verhaftet wurde, ist jetzt uach Bautzen überführt worden. Beim Umsteigen in Oberoderwitz machte einer der Verbrecher einen Fluchtversuch, der aber mißlang Die Verhafteten sind die Bäckergesellen Joses August Pietschmann und August Krug, sowie die Ehefrau und Schwieger mutter des einen. Gerichtssaal. 8 Jugendlicher Dieb. Der zweimal wegen Diebstahls vorbestrafte Grnbenjunge Heinrich Ewald Mökel, 1886 in Tersdvrf geboren, stahl im Mai 1903 in Oclsnitz aus dem Konkordiaschachle zwei Stück Kaukämme im Werte von 1.70 Mk. Wegen RücksallsdiebstahlS wurde der Angeklagte vom Land gericht Chemnitz zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. § Der Kampf auf der Lokomotive. Wegen Gefährdung eines Eisenbahntransportes hatte sich der Zugführer Maalsch vor der Strafkammer in Landsberg a. d. Warthe zu verantworten. In der Nacht zum 20. April war das große Schneetreiben niedergegangen, das besonders im Osten den Ver kehr lahmlegte. Alle Züge hatten Verspätung, so auch der Danzig-Berliner Schnellzug, der mehrfach unfreiwilligen Aufenthalt nehmen mußte. Maatsch, der nach einem Bericht der Berl. Morgenp. schon über 15 Stunden im Dienst stand und sehr nervös war, befahl — als der Zug hinter Filehne wieder hielt — dem Lokomotivführer weilerzufahren, obschon die Blockstrecke gesperrt war, der Maschinenführer weigerte sich, worauf M. auf die Maschine kletterte und ihm eine Ohrfeige versetzte. Es kam zu scharfen Auseinandersetzungen, die sich auch noch bei der Weiterfahrt fortsetzten, da der Zugführer bis Kreuz auf der Maschine blieb. Bei Friedeberg gab es dann nochmals Aufenthalt, da ein Streckenarbeiter daS Notzeichen gab und mitteilte, daß vor dem Schnellzug vier Züge festlägen. Aufs neue befahl der Zugführer die Weitcrfahrt und kam wieder auf die Maschine. Der Lokomotivführer gehorchte zwar, doch blieben weitere Schimpfereien nicht au» und schließlich entwickelte sich auf dem Dampfroß eine regelrechte Balgerei. Plötzlich sah man sich einem Güterzug gegenüber. Nun wurde mit aller Macht gebremst und e» gelang zum Glück, den Schnellzug etwa 200 Meter vor dem Gülerzug zum Stehen zu bringen. Der Gerichtshof rügte daS Verhalten deS Zugführers auf- schärfste, sprach ihn aber frei, da bei der Entfernung der beiden Züge voneinander eine Gefährdung als nicht bestehend angesehen wurde. 8 Graudenz, 9. September. Nach zweitägiger Verhandlung verurteilte die Strafkammer den städtischen Gasanstallsdireklor Hausselder auS Graudenz wegen Amtsvergehen in elf Fällen, dar unter Geschenkannahmen auswärtiger Lieferanten, zu 1100 Mark Geldstrafe, eventuell zu 100 Tagen Gefängnis. 8 Kiel, 10. Sept. DaS Marinekriegsgericht verurteilte gestern den Kapitän Berger wegen Miß brauchs der Dienstgewalt zu fünf Tagen Gefängnis und den Kapitänleutnant Memminger wegen falscher dienstlicher Meldung und Ausstellung unrichtiger dienstlicher Atteste zu zwei Tagen Stubenarrest. 8 Russische Justiz. DaS Militärgericht in Rostow an Don verurteilte zwei Teilnehmer an Arbeiterunruhen zur Hinrichtung durch den Strang und zehn zu Zwangsarbeit respektive Gesängnis. Kleine Chronik. * Berlin Der „Naturmensch Gustav Nagel" weilt gegenwärtig mit seiner Braut in Berlin. Nagel, der nach Aushebung seiner Entmündigung sich mit einer jungen Türkin verlobt hat, hat diese für seine Leben-gewohnheiten gewonnen. Er macht nun mit der Verlobten eine „Geschäftsreise" durch Norddeutschland. Da die „Türkin" übrigen« genau so leicht gekleidet ist wie ihr Bräutigam, so erregt Dar Pärchen in seinem Kostüm überall da, wo e« stch sehen läßt, großes Aussehen, und das ist wohl auch die Absicht des industriösen Herrn Nagel. * Hamburg, 9. Scptember. Eine schreckliche Szene spielte sich heute Vormittag in Uhlenhorst ab. Ein 17jähriger Arbeiter wurde dabei ertappt, als er sich an einem 4jährigen Mädchen vergehen wollte. Der Bursche entfloh in einen Hof, zog einen Revolver hervor und wehrte die Verfolger ab. Als dann ein Schutzmann erschien, kehrte ec die Waffe gegen sich selbst, drückte zweimal los und schoß sich beide Augen auS. Der Verwundete wurde in ein Krankenhaus gebracht, wo er nach kurzer Zeit starb. * Magdeburg, 9. Septbr. Hier wurde der frühere Kellner Emil Wulsert, der in der Uniform eines Hauptmanns der Gardelandwehr beim Einkauf in verschiedenen Goldwarengeschäften Betrügereien verübt hatte, sestgenommen. Da bei ihm auch Rechnungen auswärtiger Geschäfte und Hotels vor gesunden wurden, welche auf den Namen eine« Hauptmanns Wulsert lauteten, ist anzunehmen, daß er auch anderwärts ähnliche Schwindeleien verübt hat. Wulsert ist bereit« im Jahre 1897 wegen gleicher Vergehen vorbestraft. * Naumburg, 9. Seplb- Wie ein Manöver- bummler erzählt, geriet die preußische Artillerie (47. Feldart.-Reg.) durch die anstürmenden 134er bei Naumburg derart in die Klemme, daß sie — 12 Geschütze in den Händen de« Feindes lassen mußte. Dec Wegnahme der preußischen Batterien durch die sächsischen Truppen sah übrigens zusällig der Herzog von Teck in Begleitung eine« englischen Artillerie- Hauptmann« zu. Jene Ueberrumpelung der preußische» Artillerie, der keine Jnfantericbedecknng zur Ver- sügung stand, sand ungesähr in derselben Weise statt, wie sich der Verlust der englischen Batterien bei Colenso vollzog. * Weißenfels. Am ersten Munövertage, wo die Westarmee bekanntlich von der Ostarmee zurück gedrängt wurde, lagerten sich Mannschaften der sächsischen Bataillone, denen man nach zwölsstündigem Marsche die Ermattung deutlich ansah, an einem Bahndamm, den sie nicht überschreiten durften. Als ein Leutnant e« an dieser Stelle nicht dulden wollte, daß die Leute ein wenig ausruhten und einen Trunk von den hilfreichen Einwohnern annahmen, sprengte, so erzählt das „Leipz. Tagebl.", General v. Eriegsrn, der einst da« Wurzener Jäger-Bataillon kommandierte, mit dem Ruse heran: „Herr Leutnant, ich bitte mir au», daß meine Befehle ordencktch ver standen werden. Lasten Sie die Leute trinken. Und offene Reihe habe ich gesagt, damit die Lust durch kann!" Ein Bravo aus der Zuschauermenge galt dem menschensreundlichen Manne, der übrigen» später zwanglos unter den Leuten in einem nahen Holz schuppen Platz nahm. * Osterode (Harz), 9. Sept. Gestern Vormittag kam der Vorarbeiter Lorand aus Cattenburg mit den elektrischen Leituugsdrähten des Vorwerkes Albrechlshausen beim Herabschreiten vom Bahndamme in Berührung und wurde auf der Stelle getötet. Der Arbeiter August Wiemer, der ebenfalls die Drähte berührte, wurde zu Boden geschleudert und schwer verletzt. Zwei Arbeiter, die die beiden auf dem Boden liegenden aushehen wollten, erhielten gleichfalls elektrische Schläge und wurden zu Boden geschleudert. Der Zustand deS Wiemer ist sehr bedenklich. * Essen a. d. R., 10. Sept. Unter den Kruppschen Arbeitern herrscht eine starke Mißstim mung wegen der Haltung der Firma gegenüber dem Koalitionsrecht. Eine Versammlung ist in Aussicht genommen. * Düsseldorf, 9. Sept. Der Bauunternehmer Georg Riester» hierselbst wurde in der vergangenen Nacht in seiner Wohnung im Schlafe überfallen und durch Schläge auf den Kops sowie durch mehrere Messerstiche in die linke Seite so schwer verletzt, daß er zur Stunde noch besinnung«lo» darniederliegt. Alsdann raubten die Einbrecher eine Summe von 5000 Mark und suchten da» Wette. Bi» jetzt ist ihre Festnahme noch nicht gelungen. * In Wiesdorf a. Rhein stürzte sich die Ehe frau eines Handelsmann« mit ihren beiden Kindern
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