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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-190705027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19070502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19070502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-02
- Monat1907-05
- Jahr1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.05.1907
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WGM-ClOWMllMr Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Urspn ng, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg. Falben, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. » »st» ' Vrgan kür Oolitik, Lokslgelchichte und Gelchäktsverkehr, lowie kür amtliche Nachrichten. Der „kjohenstein-Ernsttfialer Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sann- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages, vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Baus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäfts Mile Mk. 1.25, durch die (Vst bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Ausb iger, sowie sämtliche Kaiser!, s^ostanstalten und die t-andb.ienräger entgegen. 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S46 Rückzahlungen in Höhe von 12 t 466 . 32 - Mehr-Einzahlungen 46 558 M. 48 Pf. Dal Einlagen-Guthaben betrug Ende März 7434536 M. 72 Pf. Ende April 7 481095 M. 20 Pf Der Gesamtumsatz betrug 560297 M. 59 Pf. Eröffnet wurden 140 und erloschen sind 84 Konten. Der Reservefonds beträgt 425 944 M. 82 Pf. Der Zin-fntz für Einlagen beträgt 3 /r"/» Die bis zum 3. eines jeden Monats bewirkten Einlagen werden für den vollen Monat verzinst. Die Sparkasse befindet sich im Stadthaufe am Reumarkt und ist jede« Wochentag von vorm. 8—12 Uhr und von nachm. 2—5 Ühr geöffnet. Deutscher Reichstag. 42. Sitzung vom 30. April. DaS Haus ist gut besetzt. Am BundeSrats- tisch: Fürst Bülow, Graf Posadowsky, Dernburg, Freiherr v. Stengel. Auf der Tagesordnung steht der Etat des Reichskanzlers und der Reichskanzlei. Abg. v. Hertling (Ztr.): Unser deutsches Volk ist seit Wochen durch pessimistische Zeitungsartikel, durch die Besorgnis einer unbestimmten Gefahr beunruhigt. Ich meine, der Reichstag sollte sich öfter, als es geschieht, mit Fragen der auswärtigen Politik beschäftigen, und ec sollte öfter darüber in formiert werden durch Vorlage von Weißbüchern. Denn auch die Abgeordneten haben das Gefühl, daß unS zur Beurteilung der auswärtigen Lage die erforderlichen Unterlagen fehlen. Wir haben deshalb einen entsprechenden Antrag eingebracht. Eine häufigere Behandlung der auswärtigen Politik hier würde auch noch den Vorteil haben, daß da durch irrige Anschauungen im Auslande berichtigt werden. Man glaubt im Auslände, Deutschland ist ein autokratisch regiertes Land. Aus häufigeren Verhandlungen hier würde sich das Ausland über zeugen, daß das nicht der Fall ist und daß es in Deutschland nicht möglich sein würde, gegen den Willen deS Volke- zu regieren. Man hat dem Zentrum nachgesagt, es warte nur darauf, bei den Verhandlungen über die auswärtige Politik gegen den Reichskanzler vorzugehen. Es ist kindisch, unS so etwas nachzusagen. Da- Zentrum wird jede Erinnerung an innere Zwistigkeiten bei den Ver. Handlungen über die auswärtige Politik zurück- drängen. (Bravo!) Redner geht dann kurz ein auf Marokko, die Algeciras-Akte und erwartet, daß der Reichskanzler über die jetzige Lage in dieser Frage Beruhigung schaffen werde, ebenso wie dies der französische Minister des Auswärtigen Pichon jüngst in Paris getan hat. Daß die Bagdadbahn irgendwie ein Projekt für politische Unterhand lungen bieten sollte, glaube ich nicht; kann eS mir auch nicht denken, daß unsere Beziehungen in Kon stantinopel sich verschlechtert hätten. Nunmehr wende ich mich zu der sogen. Einkreisung-Politik Englands. Ein belgisches Blatt hat unS Deutschen vorgeworfen, die englische Politik, die durch König Eduard angebahnte anderweitige Gruppierung der Mächte, als eine gegen Deutschland feindselige ver schrieen zu haben. Tatsächlich ist das aber zuerst und in erster Linie seitens französischer Blätter ge- schehen. (Rufe: Sehr richtig!) Redner berührt dann namentlich die Monarchenzusammenkunft in Gaeta, betonend, daß man auf solche monarchischen Besuche überhaupt nicht allzuviel Gewicht legen solle. Dergleichen ist doch immer vorgekommen. Ziemlich unbeachtet geblieben ist der zwischen Car- tagen« und Gaeta liegende Besuch des Königs Viktor Emanuel von Italien in Athen Alles in allem glaube ich, daß die Gruppierung der Mächte keines wegs so gedeutet werden kann, als ob nun mehr England, Rußland, Frankreich, Spanien und Italien wie eine geschloffene Macht Deutschland gegrnüberstünden. Müssen wir denn überhaupt immer an eine dauernde Feindschaft Englands und Frankreichs gegen unS denken? Ich verneine das, und zwar deshalb, weil Deutschland ein gutes Ge wissen hat, eine friedliche Gesinnung, die doch schließlich zu einer Verständigung, zumal mit Eng land, führen wird. Und selbst wenn König Eduard gewisse Antipathien gegen Deutschland hat, so ist doch von solchen Antipathien bis zu einer Feind seligkeit noch ein weiter Weg. Und auch die fran zösische Republik wird der Natur der Sache nach eine friedliche Politik treiben müssen. Meine eigene Freundschaft für Frankreich geht allerdings nicht so weit, wie sie sich neuerdings auf Seiten einiger Vertreter der Linken geäußert hat. Ueber die Ab- rüstungSfrage will ich kurz sein. ES handelt sich da von vornherein um ein falsches Prinzip. An einen .ewigen Frieden" denkt niemand; deshalb auch nicht an eine volle Abrüstung. Ist doch die Rüstung, nach Ansicht selbst des Präsidenten Roose velt, die beste Vorbereitung des Friedens. Und denkt man an ein teilweises Abrüsten, ja, wo ist da die Grenze und wo der gerechte und billige Maßstab für die verschiedenen Staaten? Die ganze Abrüstungsfrage ist bestenfalls eine akademische Doktorfrage, die von der Tagesordnung verschwin den sollte. Etwa zu fassende Beschlüsse im Haag darüber werden doch nur Scheinbeschlüsse sein. In diesem Hause sind wir wohl alle darin einig: Wir wollen alle eine stetige friedliche Politik, aber wir wollen dabei auch nur den Schein der Schwäche vermeiden. Und noch eins: Wenn sich rings um uns herum Freundschaften bilden, so wollen wir wachsam sein. Aber wir wollen auch den Schein vermeiden, als ob die Freundschaft des mächtigen Deutschen Reiche« nichts wert sei. (Lebhafter Beifall.) Abg. Winckler (kons.): Wir sehen die Lage weder optimistisch noch pessimistisch an. Aber der Ernst der Lage steht uns allen vor Augen. Wir werden, wie es in der Thronrede heißt, von allen Seiten verkannt. Die Auffassung von Professor Münsterberg, der in Amerika erklärte, das deutsche Volk sei stolz auf seinen Militärdienst und sehe ihn nicht als eine Last an, auch sei Deutschland finanziell sehr wohl im Stande; diese Auffassung wird, so sehr sie auch Herrn Carnegie überrascht hat, von dem ganzen deutschen Volke geteilt. Und ich unterlasse, nicht, dem Professor Münsterberg hier dafür zu danken, daß er sich so in Amerika ge äußert hat. Ein hiesiges Blatt sprach neulich von der .Fülle" der Gefühle, die man uns im AuS- lande entgegenbringe, obwohl Deutschland 36 Jahre lang den Frieden bewahrte. Nu«, m. H., diese Fülle freundlicher Gefühle haben wir wohl alle in Gänsefüßchen gelesen. Was nun diese freundlichen Gefühle angeht, so möchten wir gern hell sehen. Was wir selbst tun und wollen, kann das Helle Licht vertragen. In Bezug auf die Frage der Ab rüstung, die von England auf die Tagesordnung der Haager Konferenz gesetzt ist, kann ich mich nur dem anschließen, was der Vorredner gesagt hat. Ein Erbteil jenes Zeitalters Kaiser Wilhelms I und des Fürsten Bismarck ist für unser deutsches Volk das feine Gefühl für nationale Ehre und Würde. Wir lehnen jedenfalls alles ab, was unsere freien Entschließungen über das Maß unserer Rüstungen beeinträchtigen könnte. (Beifall). Abg. Bassermann (nat.-lib.): Wir bedauern, daß wir inbezug auf die auswärtige Politik meistens auf Zeitungsnachrichten angewiesen sind. Wir werden deshalb dein ZentrumSantrage wegen regel mäßiger Vorlage amtlichen urkundlichen Materials über die auswärtige Politik zustimmen. Redner gibt dann der Hoffnung Ausdruck, daß wir handelspolitisch mit den Vereinigten Ttaaien zu einer Verständigung gelangen möchten; ebenso daß es zu einer Einigung über das Privat- (Eigen tums-) Rechr zur See in Kriegszeiten, sowie des gleichen über die Seeminen kommen möge. Eine Zunahme der internationalen Spannung ist nicht zu bestreiten. Das erhellt aus der Presse aller Länder. Der etwas optimistischen Darstellung deü Freiherrn v. Hertling können meine Freunde md ich unS nicht im vollen Maße anschließen. Im Vordergründe der Haager Konferenz steht bekannt lich die Frage der Abrüstung. Daß Deutschland nicht allein abrüsten kann, hat ja neulich sogar der Abgeordnete NoSke anerkannt. Wenn gerade England diese Abrüstunqsfrage angeregt hat, so möge» dafür in erster Linie maßgebend gewesen sein Rücksichten der inneren englischen Politik, Rücksichten auf Verheißungen bei den letzten eng lischen Wahlen. Die Aufwerfung der ganzen Ab rüstungsfrage hat den Zündstoff nur vermehrt. Meine Freunde und ich meinen, daß Deutschland das Maß seiner Rüstungen selber zu bestimmen hat, und daß dafür seine Lebensinteressen, nament lich auch mit Rücksicht auf unsere geographische Lage, das ausschlaggebende Moment sind. Auch die Vereinigten Staaten und England werden es sich ja jedenfalls nicht nehmen lassen, ihre Schiffe zu vermehren. Daß eine solche Betriebsamkeit in Mittelmeerreisen, wie sie jetzt stattfindet, auch wieder neue Konflikte wachrufen kann, ist wohl sicher, und daß wir dem u.it etwas Besorgnis zuschauen, ist begreiflich, zumal ja, wie es heißt, die spanische Flotte mit englischen Mitteln verstärkt werden soll. Auch in dem intimen Verhältnis zwischen England und Frankreich liegen Gründe zum Mißtrauen vor, deren wir nicht Herr werden können, und wenn auch Italien zum Dreibund gehört, so dürste doch. der „Srcolo" darin recht haben, daß die Neigung des italienischen Volkes weit weniger Deutschland als Frankreich zugewendet ist. Fragt man nach den Gründen dieser nationalen Spannung, so sind ja die Sozialdemokraten rasch mit der Antwort bei der Hand. Sie verwiesen neulich auf die Fehler der deutschen internationalen Politik. Auch wir geben zu, daß Fehler gemacht worden sind; aber ver eigentliche Grund ist das rasche Wachsen der deutschen Macht und die Tatsache, daß wir auf allen Märkten dem Auslande wirtschaftliche Konkurrenz machen. Wir denken jedenfalls nicht an einen Angriffskrieg gegen England. Das wäre ja auch Heller Unsinn. Wir haben 35 Jahre Frieden gehalten und wollen es auch weiter tun! Der bevorstehende Besuch englischer Journalisten ist erfreulich, er dient zur Annäherung, aber — vor Ueberschwänglichkeiten sollten wir uns dabei doch hüten. Wir empfehlen: eine Politik der Ruhe, keine Politik der großen Worte, eine Politik, die sich mit den Tatsachen abfindet und Besse rungen zu schaffen sucht, aber nicht eine Politik der Reden und Telegramme. Ja manche Reden haben zur Mißstimmung Anlaß gegeben. Die Reden sind ja zum Teil in ihrer Tragweite über schätzt worden, aber sie haben jedenfalls verstimmt. Weiter wünschen wir eine gute Diplomatie. Der Kreis der in ihr tätigen Personen darf nicht so eng gezogen bleiben wie bisher. Auf jeden Fall werden wir die Augen offen halten müssen ange sichts unserer geographischen Lage und angesichts der Möglichkeit — nicht Gewißheit — einer feind lichen Politik Englands, angesichts auch der Re vanchegedanken, die in Frankreich noch immer nicht erloschen sind. Aus alledem sind auch die Konse quenzen zu ziehen auf der Haager Konferenz. Deutschland möge dort seine Beteiligung an der Abrüstungsfrage ablehnen, die Regierung werde dabei das Volk hinter sich haben. (Beifall.) Abg. Fürst v. Hatzfeldt-Trachenberg (Reichsp.): Im ganzen Lande und bei den Parteien herrscht das unbedingte Vertrauen zu dem Manne, der daS Staatsruder sührt. Im Reichstage find sicher lich nur wenige Mitglieder, die es gern sehen würden, wenn die Leitung unserer Politik in andere Hände übergehen würde. (Beifall rechts.) Es wird auf die Ausbildung unserer Diplomaten mehr nach der wissenschaftlichen Seite hin Gewicht zu legen sein. Die Kreise, aus denen die Diplomaten zu nehmen sind, werden weitergezogen werden müssen. (Sehr richtig!) Es ist richtig, daß ein gewisses Unbehagen über die allgemeine politische Situation herrscht. Die auswärtige Politik wird mehr als bisher im Reichstage behandelt werden müssen. Die Schuld an unserer sogenannten Jso- iertheit tragen nicht die leitenden Persönlichkeiten, ondern die Verhältnisse. Wir sind gewissermaßen noch Emporkömmlinge, die mit neidischen Augen betrachtet werden. Unsere geographische Lage ist ungünstiger als die anderer Länder. Unsere Nach- barn haben mehr Freiheit; daher müssen wir stark genug sein, um auch einmal ohne Bundesgenossen einer großen Koalition gegenüberstehen zu können. (Beifall.) Was Preußen unter dem großen Friedrich vermocht hat, wird doch daS geeinigte Deutschland auch tun können. (Lebhafter Beifall.) Deutschland ist das friedfertigste Land der Welt; nur Narre» wünschen einen Krieg. Wir könnten uns daran leicht den Magen verderben. Auf die AbrüstungS- frage bei der Friedenskonferenz sollten wir uns gar nicht einlassen. Der schlüpfrige Boden der allgemeinen Abrüstung kann nur große Verwick lungen bringen. Dem Unbehagen über unsere politische Situation ist jetzt eine gewisse Nervosität gefolgt. (Beifall.) Warum erregt man sich, wenn ein Monarch einem anderen einen Besuch abstattet ? Wollte man daS unserem Kaiser verwehren, wir würden uns das energisch verbitten. Das Land würde dem Reichskanzler danken, wenn er durch beruhigende Erklärungen dazu beitragen würde, daß Unbehagen und Nervosität verschwänden. (Leb- Hafter Beifall) Abg. Wiemer (freis. Volksp.): Der deutsche Reichstag ist frei von Nervosität und Gespenster, seherei und wird davon noch freier werden, wenn wir genügend Auskünfte über die auswärtige Lage erhalten. Bei allem Vertrauen, das wir zu der verantwortlichen Leitung unsrer auswärüge« Politik haben, meinen wir doch, daß Fehler vorgekommen sind. Den Monarchen-Begegnungen kann auch ich eine entscheidende Bedeutung nicht beimcssen Ent scheidend find doch nur die realen wirtschaftlichen Verhältnisse. Eine Beratung der Abrüstungsfrage sollten unsere Vertreter nicht ablehnen, wenn im Haag dabei auch wenig herauskommem wird. Keinesfalls darf die Konferenz als diplomatisches Mittel benutzt werden, um die Machtstellung Deutschlands zu schwäche«. (Beifall.) Retch-kauzler Fürst Bülow: Von allen Rednern ist die bevorstehende Haager Konferenz berührt worden. Darüber will ich sagen: Ende 1904 hat der Präsident der Vereinigten Staaten Einladungen zu einer solchen Konferenz ergehen lassen. Di« russische Regierung nahm diese Ar beiten 1905 auf. Die Vorarbeiten fanden die Zustimmung der Mächte. Die neue Konferenz soll sich mit der Schiedssprechung, dem Landkrieg und mit der Frage der Ueberlragung der Genfer Kon- vention aus den Seekrieg beschäftigen. Die deutsche Regierung hat diese Vorschläge sympathisch be grüßt. Sie wird bereitwilligst mitwirken, um ein praktisches Ergebnis der zweiten Konferenz herbei zuführen. Das Programm erscheint uns zweck mäßig. Dann ist auch die AbrüstungSsrage ange schnitten worden. Die Vorschläge haben noch keine feste Gestalt angenommen. England, Spanien und Rußland haben sich nur das Recht vorbehalten, diese Frage auf der Konferenz zur Diskussion zu stellen. Die Verfechter dieser AdrüftungSidee wollen eine bessere Bürgschaft für den Frieden darin er blicken. Wer sollte diese Motive nicht billigen ? Es ist aber noch keine Formel gefunden worden, die der Verschiedenartigkeit der einzelnen Staaten gerecht werden kann und die als Grundlage für ein Abkommen dienen kann. Wir haben diese Formel nicht gefunden; auch andere Staaten sind, so viel ich weiß, nicht so glücklich gewesen, sie zu finden. (Heiterkeit.) So lange aber nicht einmal die sichere Hoffnung aus eine befriedigende Lösung dieser Frage gegeben ist, so lange die Möglichkeit ihrer praktischen Durchführung nichi besteht, so lange vermag ich mir von einer Erörterung dieser Frage nichts zu versprechen. (Beifall.) Wenn nicht die Möglichkeit besteht, zweckdienliches zu erreichen, wozu darüber sprechen? (Beifall) Schon die Aussicht aus eine Behandlung dieser Frage hat keine beruhigende Wirkung auf die internationale Lage ausgeübt. Als es sich, ich glaube 1873, da rum handelte, in Brüssel über das Kriegsvölker, recht zu verhandeln, erklärte der englische Delegierte, daß über diesen Gegenstand nicht verhandelt wer den dürfe. Wir hätten es diesmal genau ebenso machen können, aber wir haben dies nicht getan, sondern haben lediglich erklärt, wir würden an der Verhandlung darüber nicht teilnehmen, würden dies vielmehr den anderen Mächten allein überlassen. ES ist nicht zu befürchten, daß unS diese Zurück haltung in dieser Spezialfrage in den Ruf bringen
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