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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191004015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19100401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19100401
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1910
- Monat1910-04
- Tag1910-04-01
- Monat1910-04
- Jahr1910
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 01.04.1910
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Hohenstein- ErnsttyalerAnzeiger Tageblatt für Kohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bemsdorf, Wüslenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund re. Der .Lohenstein-Lmstthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des solgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei sreier Lieserung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle MK.1.L5, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk.1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, di« Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Poftanstalten und die Landbriesträger entgegen. Als Extra- beilage erholten die Abonnenten jeden Sonntag das .Illustrierte Sonnlagsblatt'. — Anzeigengebühr sür die 0gespaltene Korpuszetle oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg., im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig Im .Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr, gröbere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Aufnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantte jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe cingesandter Manuskripte macht sich die Redaktion vrLrLrlLLrLerlLtLer<L<LLerL«LLLrerLLerer<LLlLLsereserLtLeriLererse; nicht verbindlich. krereriserlLereiiLerercriiLlLLlLiLLLLrlLerlLlLtLkLiLt-LcLiLLliL^lLtLLLerLLrlL Nr. 73 g-r»ip«ch-r Nr. isr. Freitag, den 1. April 1910. K-,chästsft-°- B-h-ft-. s. 37. Jahrgang. Trichinenschau betr. Vom 1. April 1910 ab werden die Trichinenschaubezirke wie folgt abgegrenzt: 1. «ezirk: Altmarkt, Bad-, Bismarck-, Conrad Clauß-, Dresdner- bis zur Karlstraße, Karlstraße, Kirchaäßchc», König Albert-, Landgrafs-, Langenberger-, Lichtenstciner-, Moltkestraße, Silbergäßchen, Weinkeller-, Zeißigstrabe 2. Bezirk: Antonstraße, am Bahnhof, Breite-, Dresdnerstraße, vom MeinSdorser- bis Pleißaerweg, Forststraße, ober halb des Friedhofs, Goldbach-, Herrmann-, Hüttengrund, Limbacher-, Logen-, Lungwitzerstraße, MeinS- dorferweg, Petrigäßchen, Pfarrhain, Plan, Röhrensteig, Schiller-, Schubert-, Schul, Schützenstraße mit Gchützenplatz, Talstraße, Teichplatz, Waisenhaus, Weberstraße, Zillplatz. 3. Bezirk: Aktienstraße Aue, Badegasse, Bahnstraße, Bergmannsgruß, Berg-, Brau-, Central, Chemnitzer-, Dresdner- straße ab Pleißaerweg, Feld-, Garten-, Hohestraße, Kroatenw g, Markt-, Mittelstraße, Neumarkl, Ost-, Pestalozzi-, Süd-, Wiesen«, Wilhelmstraße. Zugeteilt sind den Herren Trichinenschauern Karl Feldmann der 1. Bezirk, Karl Pfefferkorn der 2. Bezirk, Paul Schulze der 3. Bezirk. Hierbei wird erneut bekannt gegeben, daß die Anmeldung zur Trichinenschau, soweit der I. und 2 Bezirk in Frage kommt, bei der Stadtkasse Zimmer 5 des Rathauses und soweit es den 3. Bezirk betrifft, bei der Bezirkswache im Stadthause zu erfolgen hat und daß bei der Anmeldung auch die Ge bühr für die Trichinenschau an die gen Stellen zu entrichten ist. Die Anmeldung hat schriftlich zu erfolgen. Zettel hierzu können bei den Anmeldestellen in Emp fang genommen werden. Weiter wird noch daraus aufmerksam gemacht, daß, ebenso wie Schweine, auch Huude der Urichineufcha« unterliege«, und daß es im eigenen Interesse der Schlachtenden liegt, wenn die An meldung rechtzeitig bewirkt wird Hoheusteiu-Grvstthal am 39 März 1910. Ler Stadtrat Gememde-Sparkaffe Oberlungwitz — im Rathaus, Fernsprecher 161 Amt Hohenstein-Ernstthal — ist täglich vorm. von 8—12, nachm. von 2—5 Uhr geöffnet, expediert auch schriftlich, verzinst alle Einlagen — die bi- zum S. Werktage de- Monat- geleisteten für de« volle« Mo«at — 3'/,"/°. Heimsdarkaffe« werden unentgeltlich ausgegeben. Bismarcks SH. Geburtstag. Am morgigen 1. April jährt sich der Tag zum SS. Male, an dem in dem Familiensttz zu Schön- Hausen an der Elbe, heute Station der Eisenbahn Berlin-Hannover zwischen den Städten Stendal und Rathenow, der erste deutsche Reichskanzler ge boren wurde. Die Familie Bi-marck stammt an der altmärkischen Hauptstadt Stendal, wanderte infolge städtischer Unruhen nach dem im Magde- burgtschen gelegenen Schlofft Burgstall au- und vertauschte diesen Besitz auf Drängen des branden burgischen Kurprinzen Joachim mit Schönhausen. Außer der Schönhausener Linie gibt eS noch mehrere andere, die BiSmarck-Briest, BiSmarck- Bohlen rc Der erst« Kanzler hatte bekanntlich eine Bürgerliche, eine Tochter de- KabinettSrats Mencken, zur Mutter. Daß er selbst auS Aus zeichnungen und Titeln sich wenig machte, beweist, daß er sich stet« nur „v. Bismarck" unterschrieb. Al- er 1882 preußischer Ministerpräsident ward, schrieb das bekannte Berliner Witzblatt „Der Kladderadatsch-: „Herr von BiSmarck-Schönhausen wird schön Hausen!- Nun, das hat er auch ge- tan, in den April hat er sich nie schicken lassen. BiSmarck ist seinem Beruf nach gewesen: Auskul tator (Referendar) in Berlin und Aachen, Ver walter seines Grundbesitzes, Offizier (zeitweise in Naugard), Gutsbesitzer und Dorfhauptmann in Schönhausen, zugleich preußischer LandtagSabgeord- neler, Gesandter in Frankfurt a. M., Petersburg und Paris, preußischer Ministerpräsident und Minister deS Auswärtigen, norddeutscher Bundes kanzler und zeitweise Minister für Lauenburg, da- später mit Preußen vereinigt wurde, deutscher Reichskanzler und endlich auch (ohne Gehalt) preußischer Minister für Handel und Gewerbe und Reichstagsabgeordneter. Sein Ja,r als Einjähriger diente BiSmarck bet den Jägern ab; dann war er Ulanenosfizier, al- G-sandter in Frankfurt erst Landwehrleutnant von der Infanterie, später Kürassier, al- welcher er die Uniform der Halberstädter Kürassiere mit gelbem Kragen trug, 1866 «ar er Major, bei seinem Rücktritt vor zwanzig Jahren, am 20. März 1890, ernannte ihn der Kaiser zum General- Oberst. Am 1. April 191S »erden hundert Jahre seit der Geburt deS großen Staatsmannes verflossen sein. Jetzt flammen auf vielen Türmen schon die BtSmarckfeuer; in fünf Jahren wird sicher eine allgemeine würdige Feier folgen. Tagesgefchichte. Gtue A-»rd»««g d«S kathvltfche« Arbeiter verein» beim sächsische« St«at»»t«ißer de» Inner«. Gtaat-mtntster Gras Vitzthum von Eckstädt empfing am DisnStag eine Abordnung der dem katholischen Arbeiterverein, Sitz Berlin, angehörigen Bergarbeiter in Audienz. Der A'beitersekrrtär Mstiffek gab in seiner Ansprache die Gründe be- könnt, welche die katholischen^ Bergarbeiter veran lassen, für den im Dekret 11 gemachten Regierung-- enlwurf über die Einführung von Sicherheit»- männern beim Bergbau «iuzutreten Die Wünsche der Deputation decken sich vollkommen mit dem Anträge. Sie halten dagegen den von sozialdemo kratischer Seite in der Zweiten Kammer ringe, brachten Antrag für schädlich. Der Minister nahm die Zustimmung zu dem Gesetzentwurf von fetten der katholischen Bergarbeiter mit Genugtuung ent gegen und sprach die Hoffnung au», daß er in der RegierungSfaffung Gesetzeskraft erhalten möge. Der Minister erkundigte fich dann über die Orga- nisation deS Verbände- und die Stärk« seiner Mitglieder in Sachsin. Der Vertreter au- Zwickau gab dem Wunsche Ausdruck, daß die PenfionSgelder ein« Erhöhung «rsahren möchte«. Darauf antwort«te riner d«r mitanwesendrn Re« gierungSkommiffare, daß die Pension-Verhältnisse in nächster Z«it eine Abänderung in günstig«« Sinne für di« Arbeiterschaft erfahren werden. Di» Zukunft brr preußische« Wahlrecht»- Vorlage Die „Grrnzboten- veröffentlichen einen längeren Artikel, in dem sie heroorheben, daß da- neue preußische Wahlgesetz im wesentltchea auf der Bafi» der vom Abgeordnetenhaus« beschlossenen indirekten Wahl mit geheimer Stimmabgabe der Urwähler zustande kommen wird. Für ein so aufgebautr» Gesetz würden die Nationalliberalen nur dann ein- treten können, wenn, von kleineren Arnderungen abgesehen, dir Zahl der Abgeordneten in den größeren Wahlbezirken vermehrt würde. Wenn bet der zweiten Abstimmung über den Gesrtzrnt- wurs am 12 April an den Brfchlüffr« der dritten Lesung vom 16 März Aenderungen vorgenommen werden sollten, so hat nach abermal- 21 Tagen eine wiederholte zweite Abstimmung zu erfolgen. Die endliche Verabschiedung de- Gesetze- kann fich auf diese Weise noch außerordentlich in die Länge ziehen. — Wahlrecht-kundgebungen gegen den preußische« Gesetzentwurf werden auch im Herzog tum Sschsen-Anhalt geplant. Am Sonntag sollen dort Massenkundgebungen unter freiem Himmel veranstaltet «erden. Rene „wahlrechtsproreffe", die den Wahlrecht-spaziergang im Berliner Tier garten am 8 März zum Gegenstand hatten, wurden vor den Berliner Schöffengerichten verhandrlt. Im allgemeinen schien eine mildere Auffassung der Fälle vorzuherrschen. Ein Buchhalter, der vom BiSmarck- denkmal herab eine Rede auf da» gleiche Wahl recht gehalten hatte, wurde zu SO Mark Geldstrafe verurteilt. Der Angeklagte meinte, er habe doch nur das getan, waS Fürst Bülow seinerzeit in der Wahlnacht getan hatte. Ein Tischler, der sein rote« Taschentuch an «inen Tiock al- Standarte gebunden und laut auf den Straßen gebrüllt hatte, Marga. Roman von C. Crone. 41) (Nachdruck verboten.) Aber sogleich wandte sie sich wieder ab; denn Fanny hatte in einen Himmel geschaut, und der gehörte ihr ja nicht. „Weshalb nicht, Fanny?" „Ich — habe es mir vorgenommen, mit Marga ans einige Zeit zu Pastor Biehler zu gehen. Ler Brief liegt fertig, der meine Ankunft im Pfarrhanle meldet." „Dann bitte ich Dich, den Brief nicht abzuschicken." „Das darf ich nicht unterlassen." Warum er ihr doch diese Qual bereitete? „Fanny!" Die junge Frau schloß schwindelnd die Augen. Noch einen solchen Tonfall der Stimme und sie würde in ohnmächtiger Schwäche zusammenbrechen. Das mochte wohl auch aus ihrem tief erblassenden Antlitz ersichtlich sein, denn Hannibal trat hastig an ihre Seite und legte wie schützend seinen Arm um die schwankende Gestalt. „Meine Fanny, wir haben beide gefehlt, aber noch ist es nicht zu spät, zu bekennen, daß wir Thoren waren. In Zeit und Ewigkeit gehören wir zusammen und vor dieser Gewißheit versinkt alles, was uns ge trennt hat. Ich weiß, Du denkst wie ich. und jede fernere Stunde des Lebens soll es bestätigen, daß des einen Glück auch das des auderen iu sich schließt." Er zog sie in seine Anne und drückte seine Lippen auf ihr glänzendes Haar. Fanny wollte sich frei machen, aber Hannibal hicii fit fest. Sie versuchte zu sprechen, aber sie brachte kein Wort hervor. Wieder hob sie den Blick zn dein Gatten empor, dann legte sie stumm die Arme um seine» Nacken Und barg d«n Kopf an seiner Brust. Auf dem kleine» Ecksofa saßen sie Hand in Hand. Fragen und Antworten, Klagen und Frohlocken lösten sich ab, bis nach geraumer Zeit ein leises Klopfen an der Thür daran mahnte, daß die Toilette angefangen werden mußte. „Schon Mittag", sagte Fanny und sah nach der Ubr. - Hannibal legte den Arm um ihre Schulter. „Morgen, Fanny, sitzen wir am eigenen Tisch in dem lieben, alten Heim." „Auf dem Ulmeiihoi", nickte sie ihm zu. „Dann wirst Du mir auch sagen, woher Du weißt — daß —" „Nun, Fanny?" „Daß ich Dich lieb batte?" „Aus Deinem eigenen Munde, Geliebte. Ich saß am offenen Fenster im Biblivthekzimmer, als Du mit Maran sprachst, und — zürnst Du mir, daß ich blieb, um das zn hören, wonach ich mich so lange gesehnt?" Der Klang einer Glocke, die zum ersten Mal das Zeichen für die nahende Tafclzcit gab, verschlang das leise gesprochene „Nein" aus dein Munde der jungen Frau, aber in dem strahlenden Blick der lichtbramren Augen lag eine Antwort, die auch ohne Worte beredt genug war. Marga hatte unterdessen mit einer wachsenden Un ruhe gerungen. Hatte sie zn eigenmächtig gehandelt? Würde, was sie gewollt, gelingen? Fanny kam nicht, wie sie versprochen hatte; ob das ein gutes Zeichen war? Ach, die vielen Fragen und keine Antwort! Jetzt das erste Läuten. Das duftige Kleid wurde schnell übergeworfen. Eine Blume m das weiche Blondhaar, und eine in dem Gürtel befestigt. Gottlob, auf Sonnenblick waren die Toiletten keinen besonderen Vorschriften unterworfen. Margas Finger bebteu, daß sie kaum eine Nadel feststecken konnte. Sie hatte iedoch die Jungfer fort geschickt. Sie war zur Zeit nicht imstande, einen fremden, teilnahmslosen Menschen um sich zu haben. Es läutete zum zweiten Mal. Fanny kam immer noch nicht. Ach, möchte das heiligste Glück fich ihr doch zu eigen gegeben haben, so voll und ganz, wie sie es für die junge Frau erflehte! Mit dem dritten Glockenschlag öffnete Marga die Thür und trat in die Vorhalle. Von der anderen Seite kamen Hannibal und Fanny ihr, Arm in Arm, entgegen. „Wissen Sic, Fräulein Marga, daß wir Sie hier allein znrückzulassen gedenken?" begann er mit einem Blick auf seine Frau, der alle ihre Sorge zerstreute. „Morgen sind wir zu Hanse." „Einen guten Entschluß kann mau nie schnell genug ausführen, Herr Baron", erwiderte Marga lächelnd. „Selbstverständlich mnß ich mich dann mit der Einsam keit absinden, so gut es geht." Fanny hatte Marga aufmerksam angesehen. Sie zog sie mit durch die Vorhalle. „Singvögclcheu, Du mußt Deine Züge besser in der Gewalt haben, wenn Dn etwas verbergen willst", flüsterte die junge Frau leise, indem sie sich zu Marga hinüberbeugte. „Ich glaube, Du fängst an, Dich mit Jntriguen zu beschäftige». Später sollst Du mir beichten." Wäre Ihre Exzellenz, die Oberhofmeisterin, zugegen gewesen, sie würde mit sichtlicher Entrüstung das glück selige, klingende Lachen „respektlos" genannt haben, das jetzt vor den weitgeöffneten Flügelthüren zum Speise saal erklang. Achtzehntes Kapitel. Dragoner-Karl und Grauchen, ein kleiner, struppiger Schimm«!, mit kurzen, dicken Beineu und einem Fell, das jeder Pflege spottete, waren in dem Dorf an der Haide allbekannte Gestalten. Der erstere, als Waisenkind in der Gemeinde auf- gewachsen, »rächte in seinen jungen Jahren als Dragoner einen Feldzug mit, aus dem er zwar mit einem Ehren zeichen auf der Brust aber auch einem invaliden Körper zurückkehrte. Mit dem Handwerk, als Schmied, war e» vorbei. „Dragoner-Karl", wie er von da an hieß, ernährt« sich vom Besenbiuden, eine Industrie, welche die mcilen- weite Haide selbst vorschrieb. — Wo Grauchens Jugend verstrichen war, wnßte niemand. Zigeuner, die einst aus der Ferne hergekommcn waren, hatten das kleine, magere Tier, das ihren An forderungen an Arbeitskraft nicht entsprach, an die Dorfbewohner verkauft. Durch Pastor Biehlers Vermittelung war der Schimmel mitsamt einem primitive» Wägelchen als Geschenk in de» Besitz des Invaliden übergegangen und seitdem beförderten das unverdrossene Pferdchen und sein allzeit fröhlicher Herr, nicht nur die Post, sondern auch etwaige Aufträge aus der Stadt nach dem entlegenen Heimalsdorf. Gegen Sounenglut und Winterkält« gleich un empfindlich, sah man den Alten und sein Grauchen bei jeglichem Wetter zweimal wöchentlich den langgewohnten Weg durch Sand und Gestrüpp ziehen. Zur Zeit strich rin naßkalter Oktobernebel über di« Haide. Zn Wolken zusammtngeballt, kam er auf dem Rücken eines klagenden Windes herangeschwebt, ver dunkelte das Tageslicht und machte die Menschen frösteln. Drang ab und zu die Sonne durch, so spiegelten die bleichen Strahlen sich in den groben Tropfe», die voni Ginster troffen und beleuchteten eine dumpfe Oede, die über der Gegend lag, so weit das Slug« reichte. (Fortsetzung folgt.)
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