Suche löschen...
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191311096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-09
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 09.11.1913
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
VMM M HohMm-kuWIrr ä^ngrr Taaeblatk. Rr. 3:6 t Sonntag, den V November IVIS» 4V. Jahrgang MchellslhM. Wenn der November mit Regenschauern und grauem Himmel sein Regiment eröffnet, naht die Zeit der parlamentarischen Hochsai son, der das deutsche Volk diesmal jedoch gleichmütiger als sonst Wohl entgegenschaut. Einmal ist es zwar vieles, was der am 25. d. M. zusammentretende Reichstag erledigen soll, aber viel ist es nicht. Große Voblagen, wie in, vorigen Jahre das Wehrgesetz, feh len. Außer den Entwürfen, die aus dem vorigen Sessionsabschnitt mit harübergenom- men wurden,, find es minder wichtige Dinge, wie die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe, die Einschränkung des Hausierhandels und der Warenlager, die Errichtung ebnes kolonialen Gerichtshofes in Berlin und dergleichen, die die deutsche Volksvertretung beschäftigen wer den. Andererseits sind die großen Ereignisse, die die Anteilnahme des gesamten deutschen Polkes in hohem Maße fesselten, die Erledi gung der braunschweigischen Thronsxage und die Uebernalme der Königswürde durch den l isherigen Prinzregenten Ludwig bereits vor- angcgangen. Die Aufhebung der Regentschaft in Bay ern und die glatte und würdige Erledig,ung der Formalitäten, die dem Verweser des Kö- nigrciobs den Königsnamen verliehen, haben nicht nur innerhalb der blau^weißen Grenz- pMle, sondern im ganzen Deutschen Reiche lebhafte Zustimmung und Befriedigung er- weckt. Unbeschadet ihrer Besonderheiten um schlingt die deutschen Stämme das Gefühl der engsten Zusammengehörigkeit, durch das Leid oder Freude des einen den lebhaftesten Wider hall bei allen anderen erweckt. Das wider- holtc und feierliche Bekenntnis des nunmeh rigen Königs Ludwig III. zum Deutschen Reiche als dem gemeinsamen Vaterland er höht die freudige Anteilnahme der Allgemein heit an dem bedeutungsvollen Wandel, der soeben sich im Baycrmande vollzogen bat. Und überall wird der innige Wunsch land, daß Bavcrns Königsthron blühen möae znm Segen des Landes und des ganzen Deutschen Reiches bis in ewige Zeiten. Zerstreut sind die Bedenken, die wochen- ang gegen die geplante und jetzt glücklich dnrchgeführte Lösung der braunschweigischen Frage erhoben worden waren. Die wieder holten Gelöbnisse und Versicherungen des iun- gen Herzogs ErnÜ August bei der Thronbe ¬ steigung haben jeden Zweifel daran beseitigt, daß feine Regierung in Braunschweig der Welfenfrage noch einmal zum Leben verhel fen könnte. Der Herzog hat offen erklärt, er fühle sich in jeder Beziehung als Braun schweiger, und damit einwandfrei festgestellt, daß ihn die welfischem Hannoveraner nicht für sich in Anspruch nehmen können. Die Lö sung der vorhanden gewesenen Schwierigkei ten ist durch die Besteigung des braunschwei gischen Herzogsthrones durch den Wolfenfür sten in einer alle Beteiligten befriedigenden Weise erfolgt; sie ist eine endgültige und dau ernde. Das müssen und werden sehr bald auch die wölfischen Heißsporne erkennen, die Hinfort keinen Punkt mehr finden werden, an dem sie ihre Hebel in Bewegung setzen könn ten. Wenn am Montag in acht Tagen unser Kaiserpaar seinen ersten Besuch bei dem jun gen Herzogspaare abstattet, das sich die Her zen seiner Landeskinder im Sturme erwarb, dann wird es sich zeigen, wie eng und treu Braunschweig und das Reich miteinander ver bunden sind. Im Auslande ist die parlamentarische Tä tigkeit größtenteils schon im flotten Gange. Die russische Reichsduma wie die französische Deputiertonkammer sind eifrig bei der Arbeit. Besonderes Interesse bieten die Pariser Ver handlungen. Im Plenum der Kammer wer den scharte Schachzüge gegen das Kabinett Barthou unternommen, dessen baldiger Sturz ziemlich allgemein erwartet wird; die Bud getkommission soll Mittel und Wege finden, das große Loch im Budget, das durch die Marokkounternehmungen und die Einführung der dreijährigen Dienstzeit entstand, ausgu- stopsen. Das Defizit übersteigt 800 Millionen Franks. So trübe wie in diesem Jahre stand es um die Finanzen Frankreichs, das sich gern den Geldgeber Europas titulieren ließ, noch nie zuvor. Auf dem Balkan herrscht noch immer Un gewißheit. Bisher lat sich Griechenland, augenscheinlich im Vertrauen aus Frankreich, noch nicht bewogen gefunden, den die Inte grität Albaniens betreffenden Wünschen Oester reichs und Italiens, die von Deutschland un terstützt werden, zu entsprechen. An der Auf rechterhaltung der von der Londoner Bot- schafferkonferenz festgelegten Grenzen Albaniens ist indessen nicht zu rütteln. Davon wird sich auch Griechenland bald überzeugen müssen, zum ab England und Rußland im Prinzip den Standpunkt des Dreibundes teilen. Daß die Botschafter in London wegen dieser Ange- legenheit noch einmal zu einer Konferenz zu- sammentreten würden, wird für grundlos er klärt. Dringend notwendig aber ist es, daß die albanische Frage nun recht bald gelöst und die Möglichkeit für die Besteigung des albanischen Fürstenthrones durch den Prinzen Wilhelm zu Wied geboten wird. Ser Krupp-Prozeß. 48 Stunden Reife —zwei Minuten Vernehmung. — Krupp- Militärschriftfteller. — Herr Lieb knecht setzt sich in die Nesseln. — Der Staats anwalt beantragt 5 Monate Gefängnis. Der Krupp-Prozeß, der heute Sonnabend beendet wird, brachte am Freitag zunächst die Vernehmung des Generals z. D. v. Bücking. Der General, der sich an der Riviera aucjhielt, hatte 48 Stunden lang fahren müssen, um der telegrapl i chen Ladung zur Verhandlung Folge geben zu können. Seine Vernehmung nahm etwa 2 Minuten in Anspruch. Er sollte darüber ausfagen, ob Direktor Dreger einmal an ihn herongetreten sei wegen Anstellung des Zeugleutnants Hoge bei der Artillerie prüfungskommission. Der General konnte die Frage glatt verneinen. Auch der Zeuge Ma jor Allers von der Artillerieprüfungskommis sion bekundete, daß für die Versetzung des Zeugleutnants Hoge von Spandau zur Ar- tillerieprüfungskommifsion rein dienstliche Gründe maßgebend gewesen sind. Ein interessanter Teil der Verhandlung war die Debatte über den Fall des Majors Wangemann. In einem Briefe an Herrn v. Metzen im Jahre 1912 schrieb der Ange klagte Evcius, daß er nach Berlin fahren wolle, u. a. auch, um die Angelegenheit Wangemann zu erledigen. Der Vorsitzende fragte den Angeklagten Eccius, was er da mit meinte, ob cs sich auch beim Maior a. D. Wangemann um Bestechung handelte. Der Angeklagte Eccius gab eine längere Erklä rung, aus der hevvorging, daß Major a. D. Wangemann, der ein bekannter Militärschrisi- steller sei, zurzeit, als er nicht mehr bei der Artillerieprüfungskommiffion beschäftigt war, das reiche Archiv der Firma Krupp benützte. Daraus ergaben sich Beziehungen zwischen der Firma Krupp und Major Wangemann, die dazu führten, daß Major Wangemann mit Herrn v. Metzen in Verbindung trat, dem er Nachrichten über Personalvsräuderungen bei der Artillerieprüfungskommission und ähnliches mitteilie, was er früher erfuhr als die Firma. Es handelte sich aber durchaus nicht um Nach richten, die auf illegalem Wege zu erlangen waren. Die Beziehungen zu der Firma Krupp wurden insofern onge, als Major a. D. Wangemann feste Bezüge von 400 Mk. mo natlich von Krupp erhielt, wofür er der Fir ma gewissermaßen auf Anruf zur Verfügung stehen mußte, wenn die Firma es wünschte, daß er in Zeitungen, mit denen er in Ver bindung stand, jArtikel und Nachrichten lanziere. An die Erörterung dieser Angelegenheit schloß sich die Mitteilung des Oberstaatsan walts, daß er von dem Abgeordneten Lieb- 'nellt einen Brief erhalten habe, der gegen den Major Wangemann die schwersten Beschul digungen erhebt. Liebknecht behauptet, Major Wangemann sei, als er noch Soldat war, im Dienst der Firma Krupp tätig gewesen, um ihr Nachrichten zu verschaffen, die er sich in Offizierskreisen holte. Major v. Wangemann sollte eigens einen Klub gegründet haben, um Offiziere der Artillerieprüfungskommiffiou auszuhorcheu. Nachdem er aus dem Dienst geschieden war, habe er seine Tätigkeit fort- gesetzt und seine Beziehungen zu Offizieren benutzt, um Nachrichten zugunsten der Firma bcrauszuholen- Diefe sensationellen Angaben des Abg. Liebknecht sollten alsbald als vollkommen frei erfunden sich herausstellen. Angeklagter Direk tor Eccius bekundete sogleich, daß Major Wangemann der Firma Krupp keine Nach richten gegeben habe, die nicht auf einwand freiem Wege zustande kamen. Von einem Klub, in dem Offiziere ausgehorcht werden sollten, und zu dessen Unterhaltung, wie der Liebknechtsche Brief durchblicken lasse, die Fir ma Krupp Gelder hergab, wisse er nichts. Der Zeuge v. Metzen sagte zum Fall Wange mann folgendes aus: Es sei ihm nicht er innerlich, ob Major Wangemann der Firma Krupp Nachrichten geliefert habe. Die Be ziehungen zwischen Direktor Eccius und Ma jor Wangemann seien ziemlich intim gewesen. Ich glaube nicht, schloß Herr v. Metzen, daß Bestechung in Frage kommt, dazu fehlen Ma jor Wangemann die Mittel. Ich glaube-aber, daß die Berichterstattung des Majors eine Lücke in der Berichterstattung Brandts aus- füllen sollte. Sturmvögel. Ein Säbiffsroman au« dem Nordland von Anny Weth e. 47. Forts. (Nachdruck verboten.) 1910 Ißgjpriß. „Thit," jubelte Olaf auf. „Marne," gab der Knabe lächelnd zurück. „Immer Ihr treuer Kamerad, Ihr Wegge nosse und kleiner Freund, nicht wah-v, Olaf Bodenbringk?" Er nickte Olaf strahlend glücklich zu, dann schritt er durch den Haupteingang seiner Ka bine zu. Olaf sah der schönen Gestalt, die in dem Knabenanzug so sicher und stolz dahinging, mit einem wahren Rauschgefühl nach. Er verstand die stolze Abwehr dieses Mäd chenherzens, und er fühlte, warum Thit hier auf dem Schiffe nichts weiter sein wollte, als der Knabe, der sorglos seine Freundschaft ge noß Tbits Wünsche sollen ihm heilig sein. Die Nacht wich dem Morgen. Schon hörte man das Aufwinden der An ker, und dann zog die Ozean« wieder hin aus, bin über die schäumenden Wogen. Rosenrot tauchte im Glanz des neuen Ta ges der weißgekrönte Bergriese, der Snäfalls- jökull, auf, dessen starre Eisfelder im Mor- gcnlicht verglühten. Mauschwarz, von roten Rosen überflammt, ragten die Felsen. Weithin öffneten sich im blauen Dust die Fjorde. — Nnd immer weiter geht die Fahrt, hinein in den Jsakiord mit seinen wilden, tief zer klüfteten Felsen. Awmbeklemmende Einsamkeit ringsumher, und alles glutrot überstrahlt vom Morgen- licht. In der Ferne zieht ein Schiff vorüber. Purpurn glühen seine Schlote, und aus der Takelage flattern lustig im Winde Deutsch lands Farben. lind Olaf grüßte mit der Hand hinüber, weit über das Meer, obwohl niemand seinen Griff: bemerkte. Und er dachte an die deut sche Heimat, und daß er in dieser Heimat ein blondes Glück bergen möchte für alle Zeit. Da erschallt schon der Weckruf durch die stille Morgenluft, der die Schläfer aus den Federn lockt. Eine breite Goldflut liegt über den Wel len wie eine Brücke. Wie starre Riesenwächter ragen die Felsen, und von den Fjelden stürzen die Weißen Wasser. Nun liegt der schöne Evjafjord und die zweite isländische Stadt Akreyri schon weit zurück, und Pfeilschnell geht es mit Sturmes- gebraus dem nördlichen Eismeer zu. Drei Tage lang kein Land, nichts als Himmel und Wasser. Eisig wehte es über das Meer. Die Kabinen sind geheizt, und auf Deck hüllt man sich dichter in die wärmenden Pelze. Aber überall leuchten frohe Augen. Man llählt sich so sicher und geborgen in dem schwimmenden, Weißen Schiffspalast, und wenn der Wind auch heult und die Wogen wild gegen die Planken schlagen, man atmet doch wohlig die köstliche Lust und genießt die wogende Unendlichkeit des Meeres. — — — Nun ist auch der Polarkreis überschritten. Mit Kanonenschlägen wird er begrüßt. Und wie aus dem Meere gestiegen, mit lang herabwallendem Haar, an dem noch des Meeres Silberschaum hängt, erscheint ein Tri ton im Speisesaal, um als Abgesandter des Mcergottes Neptun alle Gäste morgen zur Polartauff zu loden. Es ist Schiffssitte, daß jeder, der zum erstenmal den Polarkreis überschreitet, die Polartause empfängt. Die ganze, bunte Schiffsgesellschaft hatte sich denn auch nachmittags am Achterdeck zu sammengefunden, um diesem amüsanten Tauf akt beizuwohnen. Marne, der anscheinend seine ganze Sicher heit und Unbefangenheit wiedergesunden hatte, und Astrid Gerstenberger fungierten als Tauf paten. Sie saßen beide, Hand in Hand, auf einem schmalen Brett nicht weit von dem Riesenbassin, das man aus Segeltuch berge richtet batte, und harrten der Dingo, die da kommen fällten. Ein Paar Matrosen mühten sich, mit Hilfe großer Schläuche, das Riesentanfbecken mit warmem Wasser zu füllen. Erwartungsvoll harrte bis zum Sonnen deck hinaus die schaulustige Menge. Frau von. Pätz stand, in weißer Mütze, den weißen Gazeschleier fest um den Pikanten Kopf ge wunden, an Olass Seite auf einer Bank, um besser sehen zu können, und beobachtete ibn scharf, wobei sie bemerkte, daß er immerfort zu dem Sitz herniedersah, auf dem Marne Jensen und die kleine Gerstenberger thronten. Lächerlich! Wollte vielleicht dieser Mann sich auch noch in das kleine Gänschen verlie- ben? Sollte er vielleicht gar in Lindemanns Fußtapsen treten und auch noch zum Mit- giftjäger werden? Die kleine Gerstenberger war doch wirklich ein ganz schamloses Ding. War es nicht un erhört, wie dicht sie an diesen reizenden Jun gen, den Jensen, der heute in einem weißen Flanellanzug steckte, heranrückte, und wie sie ihn lächelnd bei der Hand hielt? Und um dieses Mädchen riß sich die Män nerwelt? Frau von Pätz, die sich äußerst tugend haft fühlte, rümpfte die Nase, lächelte aber doch huldvoll zu den beiden jungen Menschen kindern hernieder, denn sie batte soeben einen strahlenden Blick Marne Jensens aufgefangen, der nur ihr gelten konnte. Welch eine Süße, welches Feuer, welche Glut lag in diesen türkisblauen Augen des blonden Jungen. Ihr wurde ganz warm ums Herz. Olaf von Bodenbringk mußte es auch bemerkt haben. Mit heimlicher Lust sah sie, wie ihm dun kel das Mut ins Gesicht stieg. Er war also eifersüchtig auf den blonden Knaben, weil dieser so glückstrahlend zu ihr herauf grüßte? Thora von Pätz' Seele schwoll in heißer, flammender Glut. Er liebte sie also doch, dieser blonde Hüne an ihrer Seite? Wer weiß, ob er nicht mir ibretwegen immer so viel mit dem jungen Studenten zusammen war. Da konnte er ver hindern-, daß dieser bezaubernde Junge sich auch vor ihren Siegeswagen spannte. Olaf von Bodenbringk? Eine ganze Welt schloß dieser Name für sie ein. lind dabei verharrte dieser Mann da steif wie ein Stock an ibrer Seite und sprach kein Wort zu ibr, obschon seine Eifersucht so wild entbrannte, weil der hübsche Junge zu ihr herauflächelte. , „Man muß diesem Mann entgegenkommen," reflektierte Frau Tbora, „er ist schüchtern." Nnd vorsichtig ihren Arm in den Olafs schiebend, sagte sie schmachtend: „Halten Sie mich, Herr von Bodenbringk, sonst stürze ich hier noch unfreiwillig in das Taufwassev." „Ihr Standpunkt ist etwas exponiert, meine gnädige Frau," gab Olaf zurück. „Wenn Sie bedenken, daß der Taufakt mindestens eine Stunde wäbrt, so würde es sich viel leicht doch empfehlen, einen etwas gesicher teren Platz zu wählen. „Will er etwa im geheimen mit der Ger stenberger kokettieren?" schoß es durch Frau Thoras Seele. Unwillig zog sie ihren Arm zurück. Da bei taumelte sie und wäre unfehlbar gefallen, wenn nicht die Arme des Rittmeisters von Lindemann sie aufgefangen hätten. Hingehend lag sie dann auch einen Mo ment an seiner Brust. „Verdammte Kiste," dachte er, während er die schöne Witwe in seinen Armen hielt und die wohlige Wärme spürte, die ihrem schlan ken Körper entströmte. „Nun sinkt die mir noch ans Herz, vor der ich alle Tage wie besessen renne, damit ich ibr nicht ins Garn larffe. Ist ja gar kein Gedanke, daß sie so schwer ist wie die Gerstenberger M'dchen. Nm, und nach Gewicht muß es ja doch geben." Er seufzte schwer und preßte Frau Tbora an sich, ehe er sie auf ihre Füße stellte. „Sollten hübsch auf ebener Erde bleiben, Gnädigste. Nehmen Sie sich an meiner Tu gend ein Beispiel." Frau Thora lachte. „Ihre Tugend, lieber Rittmeister, du lieber Gott, wenn ich ibr nacheifere, müßte ich bald Konkurs anmelden." „Geschäftssinn bat sie auch," reflektierte Lindemann. „Vielleicht hat sie mehr Mam- moni, als man denkt," und laut sagte er: „Meine Tugend, Gnädigste, müßte doch erst erprobt werden. Was ist beispielsweise die Tugend einer Frau, die nie versucht wird? Irgendein geistreicher Mann — ich kenne die Literaturfritzen ja nicht so genau — soll ge sagt haben: Tugend ist, wenn keiner kommt, und Treu« ist, wenn kein anderer kommt. Na, ick' weiß ja nicht, denn ich — bin oft versucht worden." (Fortsetzung folgt.) Lk'stSi62»'2sjclsntisus0tismnii2,Le!i6 ?08t- u. kwllensff.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder