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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191311167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19131116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19131116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-16
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 16.11.1913
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von 33 bezw. 26 Zöglingen, darunter 44 Für sorgezögling«. In, Martin Luther-Stifte wur- den aus Anregung des Fürs orgeverbandes Chemnitz bei einer Revision verschiedene bau liche Peränderungen mit einem Kofienaus- wände von gegen 1000 Mart vorgenommen. Die von den Rechnungsprüfern, Herren Dippold-Glauchau und Bürgermeister Prahtel- Callnberg geprüften Rechnungen des Kreis- vcreinS, der ReNungShäuser „Wettinstift" und „Martin Lut! erstitt" sowie der Herberge zur Henna! in Lichtenstein wurden von der Ver sammlung richtig gesprochen, den Herren Schatzmeistern und Rechnungsprüfern wurde der Dank der Versammlung ausgedrückt. Für das Jahr 1913 wurden etwa 1900 Mk. Bei- ! ilsen für Einrichtungen innerhalb der Epho rie und über 600 Mk. für Landesvereine und Anstalten bewilligt, darunter befinden sich u. a solche für Gemeindekrankenpflegen, Wander- tochurse, kirchliche Jugendheime usw. Wieder- bezw. neugewählt wurden: a) ins Direktorium: die Herren Amtshauptmann Graf v. Holtzendorff,--Glauchau, Superintendent Reumann-Glauchau. Kommerzienrat Lossow- Glauchau, Pfarrer Schmidt-HohensteiwErnst thal, Pfarrer Kleinpaul-Ber n s d o rf; b) in die Kuratorien: die Herren Kommerzienrat Los sow-Glauchau, Schuldirektor StettiwGlauchau f» r das Wettinstift, Kommerzienrat Pfefser- iorn, Kaufmann Layritz, Schuldirektor Gat- ster-Hohenstein-Ernstthal für das Marlin Lu- therstift, als Rechnungsprüfer: die Herren Privatmann Lippold und Kaufmann Schulz- Glauchau. Im Anschluß hieran fand eine Hauptversammlung des „Bunde- der Krauen- verciue uu Bezirk Glauchau" statt. Dieselbe war ebenfalls zahlreich besucht und wurde gleichfalls stellvertretungsweise von Herrn Superintendent Neumann geleitet, der einen kurzen Bericht über die Tätigkeit der Frauenvereine des Bezirks zur Kenntnis brachte, aus dem vor allem das segensreiche Wirken der Frauenvereine aus dem Gebiete der christlichen Nächstenliebe, insbesondere durch laufende Unterstützungen von Armen, Kranken, sowie durch Weihnachtsbescherungcn, Bekämpfung der Säuglingsfürsorge usw., her vorzuheben ist. Hierauf erfolgten Neu- bezw. Ersatzwahl !en: Neu- bezw. wiedergewählt wurden: a) in den Hauptausschub: Frau Pfarrer Schmidt- Hoheustein-Ernstrhal, Frau Bürgermeister Wirthgen-Meerane, Fran Pfarrer Zeißig- Hohndorf, Frau verw. Pastor Scharre-Mül en St. Niclas, Frau vertu. Gemeindeoorstand Oppermann-Oberlungwitz, Frau Srlperintcn- dent Neumann-Glauchau, Fran verw. Stadt banrat Stange-Glauckau und Fran Amts- haupunann Gräfin v. Holtzendorsf, Herr Pfar rer Kleinpaul-Bernsdorf und Herr Pfarrer Frenzet-St. Egidicu; b) in den Ausschuß für l-answirtscka t iwcn Unterricht: Frau Super intendent NcumanwGlauchau, Frau verw. ^tad.aurtt Stanze-Glauchau, Frau Amts- - anpt« ann Gräfin v. Holtzendorff-Glauchau und > crr Pfarrer Rau't-Mülsen St. Micheln. Weitet ir i'rde beschlossen, daß der „Frauen- vereüis.und Glauchau" die Mitzliedscha t beim „Landes Lamarilervewand für das Königreich Sarhsen" erwirbt. Dadurch wird den ange- »öligen Frauenvereinen u. a. die Erlangung von „Entleih-Depots fiir die Gemeindekran- kenpflege" zu ermäßigten Sätzen ermöglicht. Endlich «vurde der neugegr.indete „Frauen verein" zu Stangendors als Mitglied des Frauenvereinsbundes ausgenommen. Mitgliederversammlung des Liberalen Beleins Oberlungwitz. „Die Antisemiten". Der Vorsitzende, Herr Johannes Bahner, führte zur Eröffnung der Versammilung aus, daß eigentlich ein anderes Thema fiir den beutigen Abend vorgesehen war, durch die Gegner jedoch das Thema des heutigen Vor trages au'genötigt worden sei. Er erinnerte an die Kämpfe, die der Liberale Verein seit -einem Bestehen init der Sozialdemokratie ausgefochten hat. Selbst in den Zeiten der stärksten Erregung, wie sie die Wahlen mit sich dringen und wo es hart auf hart geht, ist es nicht nur von uns, sondern auch von den Sozialdemokraten immer vermieden wor den, die Person des Gegners verächtlich zu machen, oder in die Debatte zu ziehen. Was geht es uns an, wer die Frau von Basser mann ist und der Schwiegervater von Paa- swe, mit wem Bebel verheiratet war, oder ob er oder Heydebrandt Vermögen besitzt oder nicht. Niemals haben wir dem Privatleben der Gegner nachgeschnüffelt, kaum seinen Na men genannt. Das ist erst anders geworden, seit ein Klüngel von politischen antisemiti- schen Leuten sich anfängt breit zu machen in unserer Gegend. Das Häuslein ist eigent lich so klein-, daß inan es ruhig unbeachtet lassen könnte, vor allem, da sie nach Feig- Angsmanier anonym und aus dem Hinter halte ihre ehrenrührigen Angriffe machen Aber es gibt noch viel politisch Ungeschulte, die diese Beschimpfungen für bare Munze nefi men und deshalb uns zwingen, dagegen auf zutreten. Es gibt keine Partei, die so viel Schmutz am Rocken hat, als gerade die Anti semiten. Wir beschäftigen uns heute mit die ser Partei, um den Mitgliedern Wasen zu liefern- gegen- derartige unsaubere Angriffe. Zum Erfolge hat diese verwerfliche Kampfes- weise der Antisemiten auf die Dauer nie ge führt und wird auch hier in unserer- Gegend einen Einfluß nicht gewinnen können-. Hierauf nahm der Kreisvorsitzende, Herr Lehrer Müller, das Wort zu seinem Vortrage „Die Antisemiten-". Der Antisemitismus reicht bis zur Zeit der Kreuzzüge zurück, nach deren Beendigung mit großer Lefidenschast die Juden vefiolgt und unter drückende Ausnahmegesetze gestellt wurden. Sie mußten in abgesonderten» Stadt teilen- zusammen wobnen, jedes Handwerk, die Erwerbung von Land, der Ackerbau wur den ihnen verboten und nur der Handel er laubt. Man beschuldigte sie der Einführung der Pest, der Cholera-, der Brunnenvergif- tung, um nur Grund fiir neue Verfolgungen, Plünderung und Beraubung zu erhalten. Erft im Juli 1869 fielen in Deutschland alle Be- schräwungen und erlangten sie hier die staats bürgerliche Gleichberechtigung. Während der folgenden Jahre, vor allen Dingen während der Kriegsjahre, war von einer judenfeind- ßichen Bewegung wenig zu merken. Erst der Rückschlag, der dem industriellen Aufschwung der 70er Jahre folgte und der durch Uei er produtiou, Schwindelunternehmungen und Gründungsschwindel verursacht war, brachte ein neues Aufleben des Antisemitismus. An den Schwindelunternehmungen waren nämlich zum wenigsten Juden, aber sehr viele konser vative und selbst höhere Kreise mit beteilig!, und als der liberale Aogcordne.e Laster r ick- sichtslos gegen diese Mißstände ankämpfte, versuchte man von konfirvativer Seite vor allen Dingen, die Juden hierfür verantwort lich zu machen. Dieser Versuch ging a er fehl, und erst Ende der siebziger Jahre ge lang es den« Hofprediger ^»öcker, eine starte antisemitische Bewegung in Fluß zu bringen. In glänzenden Versammlungen, umjubefi von Tausenden, schilderte er in Berlin die Juden als Väter alles Unheils. Seine Versamm lungserfolge waren aber nur Scheiner o ge. Bei den» Wahlen 1890 fiel er und sein Freund Liebermann von Ronnenberg glänzend dnr ä. Berlin blieb liberal. Auch Bismarck, von dem man Ausnahmegesetze gegen die Juden stür misch gefordert hatte, wies dieses Ansinnen »ühf zurück, und so schnell wie die Beze.ste- rung cmporgeflammt war, flaute sie in Berlin wieder ab. Von Berlin wandten sich die Antisemiten nach Hessen und richteten ihre Angriffe be sonders gegen die Hochfinanz, den GrosUapi- talismus, gegen die Börse und die Juden. Man gründete 1889 die Deutsch-Soziale Par tei, gab iür ein neues Programm, bas wie derum die Bekämpfung des Judentums als Hauptforderung verlangte. Bei den Wahlen 1890 eroberte diese Partei 5 Mandate, sic «Pallete sich ater sofort danach in die Deutsch- Soziale Partei und die Antisemiti-che Volts partei. Ueber Thüringen fanden die Anti semiten dann auch Eingang in Sachsen, er oberten die Wahlkreise Bautzen, Martenberg und Meißen, und zwangen am 8. Dezem er 1892 die Konservativen, im sogenannten Ti voliprogramm auch Stellung gegen die Ju den zu nehmen. Die blinde Agitation und unwire Kamyfesweise veranlaßten die Kon servativen bald, ihr ungeratenes Kind zu ver leugnen und vom Antisemitismus etwas ab zurücken. 1894 einigten sich die Deutsch-So ziale Partei und die Antisemitische Volkspar tei zur Deutsch»Sozialen Resormpartei und verlangten in ihrem Programm auch den Schutz des Mittelstandes. Schon 1900 jedoch siel die Deutsch-Soziale Reformpartei gleich wieder in 3 Teile auseinander: in die Deutsch-Soziale Partei, in die Deutsche Re formpartei und in den Deutschen Volksbund. 1906 vereinigten sich die antisemitischen Par teien wieder und gründeten aus dem Bund der Landwirte die Wirtschaftliche Vereinigung Sie stellten ein in vielen Punkten fortschritt liches Programm auf, waren sich aber über den Weg, wie diese Forderungen zu errei chen, nie einig und setzten sich dann auch in der Foslgezeit durch ihre Taten in den größ ten Widerspruch mit ihren Grundsätzen. „Denn an ihren Früchten sollt ihr sie er kennen", darum ist es notwendig, auf die Arbeit der Antisemiten im Parlament noch kurz einzugehen. Hier haben sie bis in der neuesten Zeit völlig versagt. Jrgendweiche positiven Erfolge konnten sie nfcht erzielen. Das liegt nicht an ihrer geringen Stärke, son dern daran, daß sie sich selbst in den prinzi piellsten Fragen nie einig waren und bei «nichtigen Abstimmungen immer gegen» ein ander stimmten. Es kann wohl Ausnahmen geben«, daß in einer Partei über nebensäch liche Fragen Meinungsverschiedenheiten herr schen, bei den Antisemiten aber wurde die Ausnahme zur Regel. Bei der Militärvor lage 1893 stimmten z. B. 3 Antisemiten mit ja, 3 mit nein, bei der Festlegung der 2jäh- rigen Dienstzeit 9 mit ja, 2 mit nein, 2 fe Iten, bei der 5jährigen Kontingentierung der Branntweinsteuer stimmen 3 mit ja, 7 mit nein, 5 fehlten, beim Zuckersteuergesetz 4 mit ja«, 6 mit nein, 4 fehlten, bei der fiir den Mittelstand so wichtigen Gewerbenovelle 1896 stimmen 5 mit ja, 11 fehlten, bei der Handwerkervorlage 1897 2 mit ja, 11 mit nein, 3 fehlten», beim Toleranzantrag des Zentrums 1902 2 mit ja, 2 mit nein, 7 'ehl- ten, einer enthielt sich der Stimme. Nur wenige Male waren sie alle da und waren sie alle einig. Sie stimmten geschlossen 1900 gegen das Fleischbeschaugesetz und auch gegen die Caprivischen Freihandelsvcrträge, «veil sie eine Herabsetzung der Zölle aus Ge treide und alle notwendigen Lebensmittel brachten. 1902 stimmten sie gegen den Hoch- fchutzzoll, weil er ihnen nicht hoch genug war. 8 Antisemiten stimmten sogar für deu Antrag Wangenheim, der einen Mindestzoll von 7,50 Mark für Getreide forderte; nur einer da- gegeu. 4 Antisemiten stimmten Mr den An- wag. Kanitz, der den offenbaren Brotwucher gesetzlich sanktionieren sollte. Sie bewilligten alle Liebesgaben und alle Gesetze, welche die Einfuhr ausländischen Fleisches unterbanden. Auch in den Baut- und Börsenfragen., worin sie sich immer einer besonderen Fachkenntnis rühmten, spielten sie eine klägliche Nolle- Sie stimmten gegen die Verstaatlichung-er Reichs bank, und als die Bankgesetznovölle zur Ver handlung stand, haben sie nicht einen-einzigen Reformvorschlag gemacht, ja sie haben zu diesem Gesetz überhaupt nicht das Wort ver langt. Sie schämen sich aber nicht, in der Agitation den Freisinnigen immer wieder die Auswüchfe der Bank- und Bövseninstution in die Schuhe zu schieben. Genau so verhielten sie sich bei Beratung des bürgerlichen Goetz- buhes. Nach ihrer Meinung sollte es aufs neue das Nebergewicht des Großkapitals und der Großindustrie gegenüber dem Mittelstände cg insligen. Während der viermonatlichen Be ratung stellte ater der Vertreter der Anti semiten Tr. Viölhaben zu dieser ganzen rie senhaften Materie nur 3 Anträge. Einen be- tre send die Analphabeten, einen die Ber st äudii»ng von Schissen betreffend und einen das sogenannte Kahlpfändungsrecht betreffend, was den Hausbesitzern erlauben sollte, Mie tern nicht nur die entbehrlichsten, sondern auch fiir das Leben notwendigen Gegenstände, wie Handwerkszeug, abzupfänden. Sic ver suchten auch mit den Sozialdemokraten das große bürgerlich« Gesetzbuch zu Fall zu brin gen. Bei der Gesamt-Abstimmung stimmte nur einer dafür, 9 fehlten, 6 enthielten sich der Abstlimmung. Trotzdem bringen sie es fertig, wenige Wochen irach Annahme des bürgenfichen Gesetzbuches einen Antrag »aus zeitgemäße Reform zu stellen, uin selbstver ständlich wie fo ost nur allgemeine Heiter keit dcmil zu ernten. — Ebenso versagten sie bei der Novelle zum Börsengesetz. Die Deutsch-Sozialen stimmten mit ja, die Re former, mit Ausnahme von Bruhn und Gäbel, mit nein. — Ihre Haltung bei der Reichs- inanzreform 1909 ist noch genugsam bekannt. Hier war ihnen Gelegenheit geboten, daS große Kapital für die Bedürfnisse des Staates heranzuziehen. Ihre Stimmen waren aus schlaggebend, sie bildeten das Zünglein an- der Wage! Trotzdem stimmten 4 gegen die Erb- schallssteuer, die den kleinen Mann und den Mittelstand freiließ und brachten sie damit zu Fall. Die Mebrzahl stimmte a-er für die Mühlenumsatzsteuer, den K oblenausfu'rzoll, die Zündholzsteuer, die Fahrkartensteuer. Sic befanden sich wie auch heute vollständig unter der Herrschaft der Schwarz-Blauen. Wo l/ieb da die vielgerübmke Mittelstandssreundlichkeit? Es zeigte sich, daß die Antisemiten nichts sind, chs eine Spielart des politischen Dilettantis mus und der wirtschast'lichen Reaktion, eine Filiale des Bundes der Landwirte, von dem sic auck' erhebliche Wahlunterstützung in Bar erhalten. Jeder Antisemit bcdci-.et eine Ver stärkung der konservativen Agrardemagogie. Der größte Teil der in den Eingesandts gemachten Angriffe ist hierdurch schon in das rechte Licht gerückt worden. Der Antisemi tsinus hat bis l eute positive Arbeit kaum geleistet. Er lebt nur von der Kritik und einer wilden persönlichen Agitation, ohne wirklich ausführbare Vorschläge fiir eine Ver besserung von Mißständen machen zu können. 30 Jahre haben die Antisemiten in engster Fül/ung mit den Konservativen und den« Zentrum maßgebenden Einfluß auf die Ge «etzgebung des deutschen Reichstages gestabt. Sie sind in der Agitation gegen den Kapi talismus und die Börse zu Felde gezogen, taten aber während dieser Zeit nicht eine einzige allgemeine Befitzsteuer eingeführt und ha en sorgsam die großen Vermögen, die hohen Einkommen und Erbschaften steuerfrei gelassen». In der sich anknüpfenden Diskussion WM de dann noch näher ach einzelne Angriffe der Antisemiten eingegangen. Wie kindlich sich politisch« Fragen im Kopse einzelner solcher Einsender abspieleu, zeigt die Behauptung, -aß nach den Reichstagswahlen von 1912 von der Fortschrittlichen Volkspartei nicht einmal ein Reichstags-Fraktiönchen existierte, während die Wirtschaftliche Vereinigung wenigstens einige Abgeordnete durchgebracht habe Die Existenz der Fortschrittlichen Reichs- tagsraktion verdanke sie nur den Konser vativen, den Nationalliberalen und zumeist den Sozialdemokraten. Und nun die Wirk lichkeit: Die Fortschrittliche Vdlkspartei erhielt in der Hauptwahl 1912: 1588000 Wähler und — Abg. die Nationallib.: 1700000 „ „ 4 „ die Winsch. Ver. nur 356000 „ aber 3 „ die Kons, und Frcikvnserv. nur 1490000 „ und 30 „ Mit anderen Worten: Auf über 3ß^ Mil lionen liberale Stimmen kommen nur 4 Ab geordnete, auf 1X Millionen Stimmen der Konservativen und Antisemiten kommen aber 33 Abgeordnete. — Wer bei diesen Zahlen nicht mertt, daß sich in dieses Wahlrecht irgend ein Fehler eingeschlichen haben muß und wie es die Antisemiten tun«, sich des- halo stärker schätzen als die liberalen Par-" teien, die sollten lieber die Finger von der Politik lassen. Wenn über 3/H Millionen Wähler im ersten Wahlgang nur 4 Abgeord nete durchlringen, so liegt das einmal an der ungerechten Wahlkreis-Einteilung -fe nur der rechten Seite zugute kommt, und 2. daran, daß der Liberalismus seine Wähler in allen VoiLsschichten hat, da er keinen einzelnen Stand noch Beruf vertritt, wie das alle anderen Parteien mehr oder weniger tun. Es ist direkt lächerlich, deshalb den Libera len eine Abhängigkeit von den bösen So zialdemokraten oder den guten Konservativen vorzuwerfcn. Die Antisemiten haben in der Hauptwahl einfach 3 Abgeordnete durchge- t rächt, weil ihnen von vornherein vom Zen trum und den Konservativen ihre Stimmen zugeMhr» wurden- — Auf -ie Frage, «ver in der Fortschrittlichen Vollspartei die szepter- schwingenden Großkapitalisten sind, nennt -er Einsender D. die Herren Rießer, KÜiirps, Schrader«, Mommsen und Gothein. Diese Herren «lso geben nach Meinung des Herrn D. der Fortschrittlichen Volkspartei das Ge präge einer Vertretung des Großkapitakismus. Leuen wir sie uns näher an! Wirklicher Ge eimer Rat Professor Dr. Rießer, ordent licher Professor an der Universität Berlin, den der Einsender D. so ehrerbietig abs den Juden Jc<ob Rießer bezeichnet, ist h eute Vor sitzender des Hansabundes und gehört poli tisch zu den Nationalliberalen». Eisenbahn dircktor Schrader, der eifrige Förderer der VoUsbildungsbestrebungen und des Pestalozzi- Fröbelbauses, der Freund Kaiser Friedrich lll. ist feit ca. 1 Jahre tot. Bankdirektor Momm sen ist nicht Mitglied des Reichstages, son dern nur des preußischen Landtages. Blei ben also von den szepterschwingen-en Groß- tapitansten noch übrig: Der Stadtälteste der Stadt Berlin, Reichstagspräsident Dr. Kämpf und der frühere Bergrat Gothein. Beides also selbst keine Kapitalisten, sondern frühere höl ere Beamte, die in Ausübung ihres frü heren» Berufes möglicherweise noch in der oder jener Gesellschaft als Ausichtsräte mit tätig sind. Es ist absurd, Gothein, den lei- den chaftlichsten Vertreter der Mittelstands- und Arbeiterinteressen, als Bcr,rcter des Groß kapitalismus zu bezeichnen. Ans Grund ihres demokratischen Programms kann die Fört sch ritttick c Boltspartei nie und nimmer die Vertretung einer Klasse oder eines Berufes sein. Sie Hot allein nur das Allgemeinwohl des Volkes in« Auge. Direkte Fälschung ist es von Seiten des antisemitischen Einsenders, Leute, wie den Bankier Hagen oder Ballin oder Rathenau — inan könnte ja auch «rock; die Fürsten Henkel-Donnersmarck, Krupp und Fürst von» Fürstenperg, den Vertreter des Für stentrusts in Berlin u. s. f. nennen — an die Rockfchöße der Fortschrittlichen Vobkspartei zu hängen. Die. Leute -er RheiuisckpWestfalischcn und Schlesischen Großindustrie, also -ie eigent lichen Großkapitalisten Deutschlauds, sind po Misch im Zentralverband Deutscher Indu strieller organisiert, der in Verbindung mii dem Bund der Landwirte und der Leipziger anfiscmitischen Mittelstan-svercinigung das fa mofe Kartell der schaßenden Stände, oder wie es richtiger heißt, der lückenlosen Selbstsucht geschaffen hat. Es gehört wirklich Mut da zu, angesichts der Verbindung der Antise miten mit den Großindustriellen» und dem Bun- der Landwirte die Fovtschritllichc Volkspartei ails Vertretung -es Kapitalls- mus zu bezeichnen. — Und nun zum Kron zeugen des antisemitischen Einsenders, zum M reinigt man sm Vesten wie lolgt: lVlsn löst Persil «sv IVssekmittsi in 8tsrk kanck«srmem >Vs88er sub Dann äie tVs8cke, okne 8ie ru kocken, etwa '/, 8tuncke in ciie8er bsuge 8cstvenken, -iersul gut su88pülen unck su8cirüc:ken, mcstt su8«ringen. Ös8 Trocknen cksrk sn niestt ru Veiten Orten acker an ckirekter 8onne gefliesten. Vie bleibt locker, ArittiA unri ivira niebt Mri^! UeberaU «rkLliliLk, niemals lose, nur in Orixinal-l^akelen. OV * R- -I Ill-tstlNktl. k On.. I)088kVs)O8sb Nuest st.ikrik.inten »Ivr Klbelieklen II 6NI<ei 8 VILION - 8O^S.
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