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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.02.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191902229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190222
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-02
- Tag1919-02-22
- Monat1919-02
- Jahr1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 22.02.1919
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Die U»r«he» t« Ha«a« Im Schloß des Landgrafen non Hefsen, Philippsruhe bei Hanau, plünderten junge Leute und Frauen die Jnmmräume und nahmen Wäschestücke und ähnliches mit sich. Die Pliiu- derer wurden schließlich durch hercmnickendc Ma uen verjagt, die den Leuten die Bente zum Teil wieder abnahmen. Später kam es aus dem Paradeplatz zu einem blutigen Zusammenstoß zwischen Truppen und Demonstranten, wobei auch Maschinengewehre in Tätigkeit traten. A cb t Personen wur - den getötet und mehrere verwundet. Anch die Truppen hatten zwei Tote und einige Verwundete. Pr,trststrett ter Sslhaer BürKrschaft ge«e« de« »e»eralstle«k. Gotba, 20. Fcbr. ?llS Protest der Bür- gerschaft gegen den Generalstreik der Arbeiter schaft ist heute vormittag 11 Uhr der gesamte Geschäftsverkehr, einschließlich des Verkaufs von Lebensmitteln, des Verkehrs der Banken und Kassen, die Arbeit der Aerztc, Apotheker rind Zahnärzte eingestellt worden. Diese GegeMiaß nabme tvird sofort aufgehoben, sobald der Gene ralstreik aufgehoben wird. EpartaNsttsche Rsheite«. Hof, 20. Fcbr. Hier hat gestern wegen der Ernährung?- und Kohlennot eine Tcmonstration von Soldaten und Arbeitslosen ßattgefundcn. Tie Menge zog zum Nathaule und holte den Oberbürgermeister Neuperl herunter, der gefesselt im Zuge mitmarschieren mußte. Ter Zug be- wcgte sich dann zum „Hofer Anzeiger", woselbst der Chefredakteur ebenfalls herausgeholt und unter Gejoble von der Menge mit fortgesebleppt wurde. Bei dem Oberbürgermeister Neupert hielt oie Menge eine Haussuchung naeh NntznmgS- mitteln ab, aber ohne Ergebnis. * Die Vilavz »er Berliner LvarlaluSnnrnhe« Tie Spartakusunrubcn in der zweiten Ja nuarwoche in Berlin haben, nach den mmmebr vorliegenden Schadcnerlahanmeldungcu an die Stadtgemcinde Berlin 9 Millionen Marl Seha den verursacht. In einer SpartakuSversammlung am letzten Sonntag wurde die Zab! der Spar- lakuSopfer bei den Januarunnwen auf 137 Tote rind mehr als 300 Verlebte angegeben MWMer Patsch i« Muche«. schon gestern unter Depeschen gemeldet, fand am Mittwoch nachmittag in München eilt mißglückter Putsch statt. Ein angeblicher Aus schuß zum Schuhe des zusammeutretenden Land tages, bei dem der Obermatrose Lotter eine Rolle spielte, besetzte mit Matrosen die Siadt- kommandantur und die Polizeidireltion. Ter Polizeipräsident, der Stadtkommandant, der Pri vatiekrctär des Ministerpräsidenten und zwei Mil glieder des Arbeiterrates wurden verhaftet. Ole geit 5 llhr nachmittags rückten Matrosen und Pioniere vor dem Landlagsgebäude an, um die LandtagSwache abzulöscu. Durch Wersen von Handgranaten wurden im .Hausgange des Laud tages eine Frau schwer und ein Landlagsdiener leichter verletzt. Die LandtagSwache schlug den Angriff ab, wobei mehrere Soldaten leichter ver letzt wurden. Am Abend gegen 7 lftu waren alle öffentlichen Gebäude wieder befreit und die 'Matrosen lieferten freiwillig ihre Waffen ab. Tie Verhafteten wurden sämtlich wieder in Freiheit geletzt und dafür Prinz Jeachim v<« Preuße», der sich unter dem Namen eines Grafen Mert in München ausbält, festgenommen und im Hotel ..Bäuerischer .Hos" interniert. Eiile spätere Meldung besagte Obermalrose Louer Halle sich eigens zu diesem Punch aus Wilhelmshaven 600 Malrolen nach München ge holt. Er verterlte am Morgen unter dte Blau jacken für 1000 Mark Zigaretten. Er hatte bei seiner Verhaftung noch 8000 Mark bares Geld bei sich sowie die Liste derer, die verhaftet wer den sollten. Abends wurde auch Prinz Joachim von Preußen, der sich als Graf Geldern einge tragen hatte und erst am Montag abend von Garmisch nach München gekommen war, verhaf tet. Der Privaftekretär des Ministerpräsidenten begab sich in das Hotel zu dem Prinzen und erklärte ibm, daß er Prinz Joachim von Preu ßen sei. Es wurde ibm und seiner bald olm mächtigen Gemahlin bedeutet, daß sie vorläufig unter Aussicht gehalten werden müßtet,. Der Prinz beteuerte seine Unschuld. Es haben sich auch leiuerlei Anhaltspunkte sür die Beteiligung des Prinzen an dem Münchener Putsch ergeben. Er wird unter Polizeibedeckung über die baye rische Grenze nach Preußen gebracht werden. Der Prinz erklärte, daß er froh sei, nichts mehr von der ganzen Sache wissen zu müssen. Man sand unter seinen Briefen nur eine Aufzeichnung: „Warum der Kaiser nach Holland floh?" Der Putsch hat bisher ein Menschenleben ge tastet. Der Trambalmschasfuer, der einen Kopf schuß erhielt, ist gestorben. Verhaftet ist nur noch der Obermatrose Lotter, der vor seiner Verhaf- tung gründlich verprügelt wurde, ohne daß die Sicherbeitsbeamlen cS verhindern kannten. ES scheint sick> demnach tatsächlich nur um eine ganz sinnlose Aktion eines einzelnen zu handeln, der sich scheinbar bei der MchrbeitSsozialdemokralic beliebt machen wollte. Dir WMkkvMtv der Wafftistillstaidrirdliziait«. Der Vertreter der Telegraphen-Kompanie er fahrt von gutunlerrichuter Seite interessante Ein zelbeiten über das Zustandekommen der neuen Wa fensiillstandsbedlngnngen Sie beruh-n in der Hauptsache a,ü der Angst vor einem Wieder- erwachen dec militärischen Kräfte Deutschlands, die der FrtedcnZlonfkrenz durch eine geschickt in szenierte Propaganda Clemewceaus, .Klotz' und FocbS suggeriert worden ist. Diese Propaganda Mar kn der Hauptsache eine Vorbeugungsmaß nabme der Franzosen dagegen, daß die amcri- lanlsche Delegation Neigung zeigte, die Verhand lungen nicku nur in einem Geiste der Mäßigung, sondern mn einer An von Wohlwollen gegen Teutichland zu führen, weil Amerika einerseits durch den Krieg am wenigsten gelitten batte, und wett eS anderseits an eurovogchen urrilo rialen Frage;, nicht interessiert war. Die ameri kanische Delegation hat üch auch im Lause der Verhandlungen gegen alle Versuche einer Berge waltigung Deutschlands entschieden zur Webr ge setzt. Während Clemenceau von Deutschland militärische und wirtschaftliche Garantien ver langte, vertrat Wilson den Standpunkt, daß es vor allem nötig i'e.i, Deutschland Vertrauen ent gegen zubringen, und aus diesem Grunde seine Lebensmittelversorgung zu erleichtern. Clemen ceau wollte lediglich nehmen, während Wilson zum Geben bereit war. Bei den Verhandlungen üellte sich Italien in der Hauptsache aus seilen Fows, mährend England einen vermittelnden Slandpunlt zwilchen den beiden entgegengesetzten Richtungen cinncwm. Das Ergebnis der Be ratungen war ein Kompromiß, in dem Foch durch die militärische Uuiälügleit. Deutschlands zufriedengeslellt wurde, während man den ameri kanischen Standpunkt dadurch respektierte, daß die Alliierten der Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln zuftimmtcn. Am 1 Juai definitiver Friede? Aus Paris tvird gemeldcl. Unter den Abgc ordneten des Friedenskongresses ist man überein stimmend der Ansicht, das: wahrscheinlich Mitte April oder Anfang Mai die Vertreter der Mit telmächte zur Konferenz eingeladen werden sollen und daß am 1. Juni der definitive Fneden ab geschlossen werden dürfte. Ach lthil Ne MM-r der »eslsqr« SesNMt« sb. Aus das Schreiben des Reichsministers Erz berger zur Frage der Auslieferung der deutschen Kriegsgefangenen bat der Minister erst bei den Verhandlungen in Trier am Ul. dss. Mts. die folgende schriftliche Antwort des Marschalls Foch erhalten: Herr Staatssekretär! In Bcamwonung Ihrer Mitteilung vom 2. dss. Mts. beehre sch mich. Ihnen mitzuteilen, daß der oberste Kriegs rat der alliierten und assoziierten Mächle sich davin schlüssig geworden ist, daß für bei; Augenblick die Zurücksührung der deutsche!; Kriegsgefangenen in die Heimat nicht in Frage kommen Umm daß jedoch diese Mächte mit der größten Dorgsalc darüber wachen, daß die Schwerkranken und Verwundeten in mög lichst kurzer Feist in die Heimat zurückbeför- den werden. Frankreich ist infolgedessen im gegenwärtigen Augenblick im Begrifft unab hängig von den nach Deutschland und der Schweiz zurückgesaudteu Kriegsgefangenen die Heimbeförderung von 2000 deutschen Krccgs- gesangenen in die Wege zu leiten. England iil geneigt, das Gleiche ebenfalls io schnell wie Möglich zu tun. Mil ausgezeichneter Hochachtung Jules Foch. Wie crinnerliech bat Reichsminister Erzberger den; Marschall Foch därauüün während der letz len Verhandlungen in Trier erklärt, die Ant wort deö deutschen Volles auf diesen Bries des Marschalls Foch ließe sich nur in zwei Worte kleiden: Trauer und Entrüstung. Reichsminister Erzberger bat diele WoNe auch in der Nationalversammlung wiederholt. ZW A«Mg a«f Elmenem. lieber den Anschlag ans Clemenceau per öftemlicht Agence HovaS folgende Einzelheiten: Der Anschlag wurde in einein Augenblick ver übt, als der Wagen des Mickstierpräftdenten den von der Fra-ülinftraße und dein Boulevard de LeiseA gebildeten Winkel powern. Eni in einer BedürsuiSanftaft verinckler Manu stürzle sich auf den Anwschlag und gab ,7 Revolverscbüsse gegen den Minislerpräsidenlen ab. von denen einer Clemenceau «ras. Die Menge warf sich aus den Anme'ft'., und es gelang Polizisten, ibn feilzn nebmcn. Später gab der Mann noch Mehrere Schüße ab und verwunden emen Soldaten. Auch der Ebaui'-ur wmde leickU verletzt. Ter An greifer gab an, er beiße Eotiin und wobne in Compicgne. Ter Polizcüomwistac de.-- .Ouarr.c-rs nabm ein Verhör vor. Clemenceau ist von der Kugel in den Oberteil deS. rechten Schullerblat tes getroffen worden. Tie Wunde ist ziemlich lick. Es wurden keine inneren Organe verletzt. Tas Allgemeinbefinden des Patienten ist gut. Die Aussage« -et Atte»t8terS. T.n Url'eber des Attentats aus Clemenceau, Eoitiu, ü! 1896 geboren und französischer Na tionalitäl. Er erklärte, er sei ausgesprochener Anarchist und habe schon nngesäbr 6 Monate cwran gedarbt, den französischen Ministerpräsi denten zu Wien, da er ibn sür den größten Feind der Menschheit balic. Cottin kaufte vor zwei Tagen einem demobilisierten Soldaien einen Browning ab und versuchte in feinem Zimmer die Waise. Da er beobachte! baue, daß daS Haus Elemcnceaus bewacht war, entschloß er sich, in einer gewissen Entfernung davon daS Altenlai auszusühren. So gab er meine re Re- voltterschüsse auf das Automobil des Minister Präsidenten ab. Er hatte die Empfindung, daß das letzte odAMöottetzte Geschoß Clemenceau ge troffen hätte. Der neben dem Chauffeur sitzende Soldat war sofort vom Wagen gespnmgei^alte sich gegen den Täter gewandt und zwei^oder drei Revolverschlisse auf ihn abgegeben, ohne ihn jedoch zu treffen Ein Vorübergehender hielt hierauf den Mörder fest, der von der Menge her- umgezrrtt winde, bis er den Händen der Polizei übergeben werden konnte. Es wurde auch ein gewisser DrcvftiS verhaftet, der den Passanten ihre Brutalität vorwarf. Bei seinem Verhör gab Dwpftis an, er habe im Augenblick, als er gegen da-Z Benehmen der Leute protestierte, nicht ge- wußl, daß Clemenceau verletzt worden lei. und er babc Clemenceau nicht gekannt. Clemenceau—Jahres Nach einer' HavaS-Meldung erklärte der Vize präsident Monestier in der Kammer, daß der Mordversuch gegen Clemenceau im Lande schmerz lich berichten werde. Er drückte den Wunsch aus, daß Clemenceau bald wiederhergestelst werde und richtete an ihn den Ausdruck tieser Verehrung, die Frankreich sür ihn hege. Renaudel erklärte im Namen der Sozialisten, daß er, obwohl Geg ner der Politik ClemenceauS, sich den Worten deS Präsidenten anschließe, denn die Sozialisten vergäßen nicht, daß einer der Ihrigen zu Beginn deS Kriege? gefallen sei. LehgueS sagte: Als wir heute früh 'die Nachricht von dein Attentat erhielten, . dachten wir daran, daß ein anderer großer Franzose zu Anfang des Krieges -gefällt wcgd.m ist. OertlicheS nud SLHstscheS. '' — D I c d iesj ä h iigt So IN IN e r - zeit beginnt, wie wir bereits mstleikten, am l I. Aprst, nichts wie in verschiedenen Blättern vebnupiet worden ist, am 2. März, und endet am 15. September. Von einer Aenberung der ursprünglichen Bestimmung ist weder im Mini sterium des Innern noch im Arbeitsministerium rcrawtt. * — F u r K a r t o s s e l v e r b c a u ch e r wird folgendes von Jükenstr stick: Tils Kariös- seftabr endet am iö. Aügusl;. das sind vom 15 Februar au gerechnek noch 182 Tage oder 26 Wochen. Aus die Woche Hal künftig zu entsal- icn 5 Pfund Kartoffeln je Mann, das sinh auf 26 Wochen 130 Pfund: mithin darf jeder Kar- ttüfclveibraucher nicht mein als 130 Pfund Be stand an Kartoffeln haken * -- Z ur Besel! i g u n g der II e b e l- st a st d e i m Eisenbah n w e sen , die be ¬ sonders in der Benützung von Abteilen 1. und 2. Klasse durch Bescher von Fahrkarten Z und l. st lasse und In deck! färarken Zuwersen der Aigcittürcn herbonreten, empfiehlt die General- diretliou u, a. auch Selbsthilfe des reisenden Publikums. Cs müsse sich immer und immer 'nieder gegen lösche- Aicku'aßuckg wevrcu. E i 'N s ch > ä n l n n g deö u r l a u - b c r o c r k e h r s. Tie außerordenklich schwie rige Cifenbabnben ic: slnge bat die Generaldirek tion dec SiaaEeftcnbabneu gezwungen, den ZC vilreisevcrtcbr in stärkstem Maße einzuschränten Tie Auftttbu: battnng der Ordnung im Personen zngvelkchr tvird aber durch den noch immer sehr siaAen Micitäruclauvecvcrkebr und durch doS zügellose Verhalten einzelner Militär Personen Fhh cr'chwer: und in vielen Fällen sogar unmöglich gemattu. TaS Ministerium sür Mststärweseu Hai sich da er 'unter dein» 12. dis. MtS. veranlaßt geilst en, billiger unste auch den Müüärnrlanbcr oci ebr aus das äußerste zu bescknäuien und zu Veilimmen, daß Urlaub, mu dem Eftcubabmabr! verknüpft in - zunächst bis. 15. März d. I. — nur noch in bestimmttu AuSuabmesällen erteilt werden darf. Beurlaubungen zu VergnügungS zweckcn und der sogenannte Sonnabend Sonutag- Unaub, soweit hierbei Eiicnbatmbenutzung in Frage lockunt, sind — zunächst bis 15. März d. I. — gänzlich verboten worden. Tie Soldaten rnlc sind angewiesen worden, die genaueste Aus- tc'.sthungeu beginnen. men gehabt. jeorie allein geblieben, verwundert den Kopf über diesen schon f seltsamen Menschen, der durchaus wissen wollte Ischen was für Besonderheiten ein Angenglas besaß, das ans seiner Fassung gefallen war und woher das- Glüser haben nur ihrem Erfinder genützt, sonst nie deuücsitzer zu. verehrter Herr tiirlicher Slekluug hindurchsehen kann. Alles Theo rie, Verehrtester, Theorie! Grau ist alle Theorie und grün des Lebens goldener Baum, wie s Altmeister Goethe so schon sagt. Die orthozcntrischen „Hat es einen besonderen Zweck, einen derartig Mlgesaßteu Kneifer zu tragen ?" „Aber keineswegs, verehrter Herr. Viele Per sonen bevorzugen ih» nur aus Eitelkeit, weil er weniger auffällt. Sie meinen, daß es sie nicht klei det, wenn jedes Auge aus einem Metallrand oor- schant. Diese ungefaßt en Kneifer sind übrigens durchaus nichts Seltenes und gegenwärtig direkt in der Mode, Sie tönneu sie allenthalben sehen. Leute mit guten Augen, welche den Kneifer im Gruude mir tragen, um interessant zu erscheinen, benutzen sie selbstverständlich nie —" „Destvmehr aber solche, deren Augen sehrschwach sind," fiel Brümmel ein. „Demi einen körperliche» Defekt mag am Ende jeder möglichst verbergen, auch wenn er an sich nicht entstellend ist. Es liegt das in der meiischlichen Natur begründet und man könnte demnach ans der Vorliebe für ungefaßte Gläser allein schon darauf schließen, daß ihr Be sitzer nicht nur sehr kurzsichtige, sondern auch sehr schlechte Auge» an mid kür st ch bat." ' mand." „Das meinst Du natürlich, weil Du sie nicht vorrätig hast, mein Lieber," sagte sich Brümmel im stille». Laut aber sagte er: „Also nochmals, Herr Werkeuthin — haben Sie keine Vermutung, wo der betreffende Kneifer gekauft fein könnte? Wer führt hier orthozeutrische Gläser?" „Je mm, SekuleS in der Kärluerstraße gewiß. Wahrscheinlich auch Niedner in der Mariahilfer straße und Ginbuer an der Freiimg. Ich habe sie natürlich auch geführt, aber da sie gar keinen An klang fanden, schaffte ich sie ab. Uebrigcns—was mir cinfällr — kann der Kneifer auch ans der Habs burgerstraße sei» vo» Jmbusch — der hält lmiter französische Fabrikate." „Woraus schließe» Sie, daß dies französisches Fabrikat ist?" forschte der Detektiv gespannt. davon überzeugt gewesen, daß Oliers der Täter sei, aber durch'die letzte» Ermittlmige» in derWoh- uuug des Varieteesterns hatte diese Ueberzeuguug einest arge» Stoß erlitte». Die Gestalt des gehelmiiiSvoHe» Meuscheu.der von der Brnsio und ihrer .Kammerfrau einmal für - uuni Artisten, ei» andermal für eine» Aiitiqnitä- ic'v.puudttr ausgegebeii worden war, »ahm stetig veuttuhere Forme» i» seiner Embildmigskraft an, cr sah ihn sbcmlich i» des Grase» Schlafgemach Uchen und ihn dorr mit düster zusammengezogcmcm Bi nnen irgeuo eine lichtscheue, furchtbare Tat ooll- lu ingem Wer ivar der Mensch? Wo konnte er ihn fin- ben? Am nächsten Morgen begab sich Brümmel zu einem Optiker, dem er das m der Wsttenkarten- phale jieftmdeue Augenglas zeigte nud ihn sragte, ums er von diesem hielte. „Es ist ein sehr scharfes GlaS, sür sehr kurzsich tige Augen bestimmt," ent. gnete der Optiker. ,Au's emem Monokel kann es nicht stammen?" „Gewährt dies Augenglas keinen Aahaltspunti, darüber, wo eS gekauft ist?" fragie Brümmel. Der Optiker überlegte. „Hm. es war eiu soge nannter orthozeutrischer Kneifer, das heißt ei» sol cher mit elastische» Schienen. Uusercms erkennt das ans verschiedene» Anzeichen, unter auderm daraus, daß die Schiene» sehr wenig über das Glas gegriffen haben. Weil die Nasenürücke elastisch ist, braucht sie nicht so fest am Glase zu sitze» — sie hält infolge ihrer Dehnbarkeit leichter. Das heißt, so urteilt mau tm allgemeine», denn in Wahrheit fallen die Gläser, wie ja auch dies Beispiel lehrt, meist aus den Schienen. Ich halte nicht viel von den orthozentrischen Kneifern, denen mau auch nachrühmt, daß sie die Augen schonen solle», weil sie angeblich nicht unter den Gläsern vorbeifchie- leu köime». Sie sttzc» — ich wiederhole immer, so sagt man — stets richtig, so daß das Auge iu ua- Sachkundigeu innncrhni herauSznstudc». Gerade dieses Glas iu dieser Härte lassen sich die frauzö'i- scheil Optiker ausliahnckos in Jena fabriziere», da mau sich bis jetzt »irgendwo anders ans seine Her stellung versteht — es ist Geheiums der Schott- scheu Glaswerke, die mit den Zeiß-Wcrkeu in eng ster Berbrudmlg stehen. In Frankreich wird daS . GlaS dann »ach geschüsfeti und weiter verarbeitet. Sic könile» mir glaube», bester Herr, daß die Sache sich so verhält," schloß der Optiker in überredendem Lon, gleich als ob Brümmel ihm widersprochen hätte. Der Detektiv notierte sich die Rainen der von Herr» Wer kculhi» genannte» Optiker u»d ent- fernte sich mit höflichem Dank für die erhaltenen freundliche» Auskünfte. Der Optiker aber schüttelte, selbe stammte. „Wie ihn das mu interessieren kann," duckte er. Brümmels Urteil über Herrn Werkeuthieu nun »och weniger schmeichelhaft. Der Mann mochte sehr tüchtig in seinem Fach sei», aber Kombiiiationsgaüe und Scharfsinn be saß er nicht, dem, sonst hatte er seine, Brttmmels. Fragen von Anfang an mehr i» ihrem Zusammen Hanae erfaßt, statt sich auf jeden einzelnen Yimkt mit der Nase stoßen zn lassen. Er lenkte mm seine Schritte nach der HabSbuc gerstraße zum Juinbuschscheu Laden, lluterwegs trat cr »och in eine Trafik ein, ließ sich hier das Adreßbuch gebe» und schlug de» Name» „RochnS" »ach. ES gab verschiedene Leute, die so hießen, aber ein Kunst- oder Antiquitätenhändler war zücht da runter — natürlich nicht. MH. 17 ! erkundigte sich der Tettklw, dec au Welshofen Nr. j dachte, welcher eiu Monokel getragen. Kriminalroman von M Kossak. 14! „Ausgejchlosten, mein geehrter Herr, gänzlich r l. .. r I cttlSgeschtosscli. Ell! Monokel »st Nie so schmal-aus Opt gestorben, hx,. abgeriebeuen Stelle hier" — dabei ivies a ur dm, (fttt ivar kiues ans man hierzulande a„f eine» bestimmten Punkt auf dem Naude deS für Brummel fest u»d von Glases, au der sich eine kaum wahrnehmbare Ab- ouicr Annahme ausgehend, wollte ec seine Nach- pwitmig bemerkbar machte — „erkennt »um deut ¬ ln sei» bemerkt, mein Herr," stimmte der Lu-1 „Aber ick bitte S ie, daS. steht unsereiner ja aus „Sie haben Menscheukcmuttüs, mcuft de;, erste» Blick. Das Glas" — Herr Werkeuthin betrachtete cS durch die Lupe — „ist iu den Zeiß« Werken in Jena fabriziert, hier in dieser Ecke fin de! sich der Fabrikstempel, iialürlich ist ec nur durch das Vergrößerungsglas bemelkbar, aber sür de» . - .r.- lich, in welcher Art cS gefaßt geivefen ist. Eine tt'-u tomlte mm im Besitz eines solchen wemg solche Fassimg ist nur für ein doppeltes Augenglas bekanntem wahrscheinlich fremdartige» Gutes sei»? jjhljch " " - Unter dc» Artisten gab es Leitte äu? aller Herren ' . Länder, nicht nur Europäer, smideru auch Farbige . „Warum ist das Glas aber nicht cmgsum am - Judcr, Araber, Japaner, Re^ j Rande abaeriebeii?" »»qmnerte der Detektiv ,^)ie Wenn maii aber jemand ermordet, so umß man - F'!flckckg muß doch uberall dis gleiche Reft einen Grund dazu haben. Wem uutec Anitas Kol-, t.acn tonule daran liegen, den Grafe» aus der j "-^>w der Kiieisec, aus dem dies GüiS heraus- Well zii jchasseu? Nur'eben Öfters, von bei» eS gefalle» 'st. war eben nicht ringsm» i» Metall ge- bclauut mar, daß er die Jlnlieuecin liebte oder! ^sst. Es war ein Kiicifer mit imgefaßten Gläsern, zum miudeslcn geliebt hatte und von dem auch der !dw nur auf der Jmieuseitc durch kurze Schienen viclbcsprocheiie Brief hcrcühile. Bcünnnel war. be-! vellumde» waren, welche dazu bleuten, ihn auf cwc er mit der Köchin der Auila gesprochen, sest der Nase festznhalten. N,e hat dies Glas eine» Rah-
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