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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.09.1919
- Erscheinungsdatum
- 1919-09-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191909194
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19190919
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19190919
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Anzeiger
- Jahr1919
- Monat1919-09
- Tag1919-09-19
- Monat1919-09
- Jahr1919
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 19.09.1919
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* auswärtige Angelegenheiten, daß Lenin einen Waffen st ill st and vorgc - schlagen habe. House und Smuts seien damit einverstanden gewesen. Lloyd George habe den Widerstand der Northclisspresse gesürchtet und die Entsendung des euren oder anderen Konservativen nach Nutzla^ß^'twl-geschlagcn, um die Lage zu untersuchen. Der Vorschlag sei aber nicht zur Durchführung gekommen, iveil Kolt- schak damals gerade Fortschritte machte. — Be züglich der Erklärung Lloyd Georges im Unter hause,. daß die Sowjetregierung niemals Frie densangebote gemacht habe, sagte Bullitt, dies sei ein besonderer Fall von Irreführung der öffentlichen Meinung. Lloyd George habe die Absicht gehabt, das Angebot der Sowjetregierung zu befürworten, habe aber erfahren, daß Northcliffe und Churchill ihrer- seits die Absicht hätten, seine Politik zu durch kreuzen, wenn ex das Angebot annehmen würde. Die beabsichtigte Zusammenkunft' auf der Insel Principo sei aus Ersuchen Lloyd Georges fallen gelassen worden. Im Originalcntwurf des Völ- kerbündes sei der Grundsatz des Sclbstbestim- mungsrechtes der Völker zur Motivierung von Gebietsveränderungen eingeführt, in den Origi nalentwurf sei auch ein Artikel ausgenommen, in dem das Recht zur freien Fahrt auf See ge fordert wird. — „Newyork Sun" schreibt: Die Erklärung Bullitts habe dem Friedensvertrag einen schrecklichen Schlag versetzt und dem Völ kerbund einen tödlichen Schlag. — „Newyork Tribune" sagt: Es sei möglich, dah der Frie densvertrag verworfen werde oder daß so dra stische Abänderungen angenommen würden, daß der Präsident sich weigern werde, ihn an die Alliierten zu schicken. Die Lage iv Firme hat sich nicht geändert. d'Annunzio schaltet wei ter als Diktator. Er ließ laut „Tribuna" Gene ral Pettaluga verhaften, weil dieser den An marsch der Truppen des Generals Robland aus Istrien zu spät gemeldet hatte. Verhaftet wurde ferner Admiral Casanova, der mit zwei Kreu zern in Fiume eintraf, um die Abfahrt der Schiffe zu erzwingen. d'Annunzio richtete einen Brief-an den König und verfaßte eine Kund gebung an das italienische" Heer. Die Brigade Regina soll sich vollständig dem Kommando d'Annunzios unterstellt haben. Die Pariser Nach richten bestätigen den Abschluß eines italienisch französisch-englischen Abkommens, nach den: die Stadt Fiume gegebenenfalls auch ohne Zustim mung Wilsons unter italienische Souveränität komme, der Hafen dagegen soll dein Völkerbund unterstellt werden. Der Friede mit Ungarn. Neber den Frieden mit Ungarn wird aus zuverlässiger Quelle gemeldet, daß das Ergebnis der Wahlen abgewartct werden soll, bevor die Ungarn nach Paris eiugeladen werden. Ungarn wird keine Kriegsentschädigung anferlegt werden und an Söldnertruppen wird cs zwei Friedens divisionen halten dürfen. Auf Wunsch der Tsche- cho-Slowaken und der Südslawen soll eine V e r- bindung Ungarns in i t Rumänie n, in welcher Form es auch sei, ver boten werden. Ser MSichener Wselmrd vir Stricht. Der Staatsanwalt verzichtete auf eine Er widerung der Verteidigungsreden, worauf die Angeklagten das letzte Wort erhalten. Der An geklagte Petermeyer wundert sich darüber, daß der Staatsanwalt die Anklage gegen ibn nicht überhaupt ganz habe fallen lassen. Er wisse doch ganz genau, daß die Resolution, die er, der Angeklagte, überbringen mußte, in keß ner Beziehung zu dein Morde stand. Er be wundere daher also den Mut des Staatsan walts. —- Der Artist Hesselmann gesteht den Diebstahl an dem Nachlaß des erschossenen Weißgardisten zu. — Der Angeklagte Schickt- Hofer hält eine läirgere Rede. Er habe nicht das Kommando zu den Erschießungen gegeben, sondern man habe ihn überrumpelt und jcht falsch bezichtigt. . Seidels Verteidigungsrede: Genau in dersel ben Situation, wie ich damals ain 30. April als Kommandant des Gymnasiums dastand, stehe ich auch heute vor Ihnen und soll das ver antworten, was damals geschehen ist. Genau wie damals bin ich auch heute nicht in der Lage, das zu verantworten. Am 30. April war die Stimmung im Gymnasium bereits derart, daß ein Kommandant absolut nichts mehr anordnen, geschweige denn verantworten konnte. Oesscntlich war am I. Mai bekanntgegeben und erklärt worden, daß man mir den Schädel einschlagen würde, wenn man mich in die Hände bekäme. Deswegen bin ich damals fort. Ter Staatsan walt hat mir das als Feigheit vorgeworsen. Nein, mein Herr, ich hatte für eine Gattin zu sorgen, für ihr Leben einzutreten und ich folgte dem Entschluß meiner Oberen, die mir rieten, mich zu verziehen. Nach meiner Flucht habe ich in Sachsen an allen Tafeln mein Bild mit der Auslohnung von 10 000 Mk.' und der Behaup tung, ich sei ein elffacher Mörder, plakatiert ge sehen. Würde nun die Todesstrafe gegen mich beantragt, so wehre ich mich dagegen und bin nicht so feige, wie etwa der Angeklagte Hessel- mann. Ich bin mir aber bewußt, daß ich kei nerlei Schuld an den Vorgängen trage. Ich würde es verstehen, wenn Sic mich als Hoch verräter an die Wand st e l l t e n, aber als Geiselmörder, das verstehe ich nicht. Ich weiß, daß heute ganz Deutschland meinen Kopf fordert. Und Sie, meine Herren Richter, werden sich davon nicht ganz ansschlichen kön nen. Die Stimmung damals war auf das äußerste gereizt. Was aber Hesselmann gegen mich gesagt hat, wird er mit feinem Gewißen nicht vereinbaren können. Ich habe die Erschie ßungen abgelehnt mit der Erklärung: „Wir ha ben hier keine Geiseln". Aber dann kam Egl- hofer, um seinen Befehl trotzdem durchzusctzcn. Darum, meine Herren Richter, meine Hände find rein von Blut und bleiben rein. Tas llrteil wird heute, Donnerstag, nach mittag 4 Uhr, verkündet. Me Chemnitzer Unruhen Von der Neichswehrbesehlsstelle Sachsen wild uns über die Chemnitzer Unruhen folgendes mitgetcilt: lieber die Vorgänge in Chemnitz vom 4. bis i0. Anguß, vor allem über die Unruhen und Kümpfe am 7. und 8. August, sind in den letz ten Wochen in der Presse der verschiedensten Parteirichtungcn so widerspruchsvolle Milleilnn gen erschienen, daß eine amtli ch e , das E r- gebnis der bisherigen E r m i t t e - l u n g e n der mit der Vornnlcrfnchnng betrau ten Stellen (Untersuchungsrichter, Staatsanwalt schaft, Polizei und militärische Dienststellen) z w s a m m e n f a s s e n d e R i ch t i g st e l l u n g erwünscht erscheint. Am Abend des 7. August hat eine planmäßige Entwasfnung von Reichs wehrsoldaten, z. T. durch von auswärts zuge reiste Elemente staltgefunden. Die Verletzung mehrerer Personen durch eine Handgranate am 7. August war dadurch bewirkt worden, daß ein von der Menge verfolgter Mann der örtlichen Sichcrheilstruppcn, die z. T. auch mit Stahlhelm ausgerüstet und daher für Reichswehrleute ge halten wurden, eine an seinem Leibriemen be findliche Handgranate, die sich beim Ausspringen ans ein fahrendes Lastauto durch Hängenbleiben entzündet hatte, rasch abwarf, ohne jemand ver wunden zn wollen. Die zur Sicherung der aus- znladendcn Truppenteile ausgestellten Posten suchten, trotzdem sie sofort beschimpft nnd be lästigt wurden, zunächst durch gütliches Zureden, dann durch Sperrketten und schließlich durch Schreckschüsse die immer ungestümer vordrängende Menge von den zn sperrenden Eingängen sern- zuhalten. Erst als die durch Zuzug von der gleichzeitig auf dem nahen Königsplatz statlge- fundencn Volksversammlung immer mehr an- schwellende und aufgereizte»Menge die Reichs ivehrleute zu umringen und die an der Albert- straße ausgestellten Maschinengewehre zu nehmen suchten, was dann leider auch gelang, sielen auf beiden Seiten die ersten scharfen Schüsse. Darauf folgte ein regelrechter Stnrm gegen den Bahnhof, bei dem schließlich die den Soldaten entrissenen Maschinengewehre gegen die Neichs- wehrtruppen gerichtet wurden. An der Lade rampe in der Dresdner Straße wurden die Trup pen auch von einem nicht, der Reichswehr weg genommenen Maschinengewehr zuerst beschossen. Schwere Mißhandlungen von Reichswehrlcnten, ja sogar von Verwundeten sind unzweifelhaft vorgekonnmm. Gefangene und verwundete Sol daten sind in zahlreichen Fällen ihrer Bannit tel, Wertsachen und Bekleidungsstücke beraubt worden. „Grausame M arterungcn " von NeichSwehrlcuten, Ivie sie in einzelnen Zci- tungsmeldungen erwähnt wurden, ließen sich je doch bis jetzt nicht einwandfrei f c st- st e l l e n , die Nachforschungen darüber werden fortgesetzt. Auch die behauptete Verstümmelung Gefallener kann bisher n i ch t als erwiesen an gesehen werden. Von Verschleppungen sind nur zwei Fälle bekannt geworden, die noch der Auf klärung bedürfen. Sämtliche Mannschaften sind, soweit sic nicht gefallen oder verwundet in La zarette oder Krankenhäuser eingeliefcrt worden sind, zu ihrer Truppe zurückgekehrt. Bei der Plünderung von Hecrcsgut haben sich auch weibliche Personen und Bahnbedienstete stark be teiligt. Die Mitwirkung von Bahnbediensleten bei den Ausschreitungen gegen die Reichswehr steht fest. Die Transportzüge sind völlig auS- gcplündert worden. Fleisch von Pserdekadavcrn wurde auf offener Straße verteilt. Toten hat man Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke weg genommen. Tie Beteiligung politisch interessier ter, zum Teil vou auswärts zugereister Elemente bei den Unruhen ist vom 7. August an nach weisbar. An diesem Tage brachte ein von aus wärts gekommener Mann in Matrosen-Unisorm ein den Sichcrheitstrnppen entrissenes Maschinen gewehr in eine kommunistische Versammlung mit. Weitere I08 Mann in feldgrauer Uniform, dar unter 40 angebliche Matrosen, die ebenfalls schon früher eingetrosfcn waren, haben am 9. Anguß um vorübergehende Verpflegung nachgesncht, da sic sich auf der Durchreise befänden. Tie Lei tung der Transportzüge nach dem Hauptbabulws halte ihren Grund darin, daß die Rampe in Hilbersdorf für schwere Ausladungen nicht ge eignet war rind infolgedessen ein Angestellter der Linien-Kommandautnr, ohne seine Vorgesetzten zu verständigen, die Leitung der Züge nach dem Hauptbahnhof veranlaßt hat. Deutliches und -Sägefisches. * — Der B e z i r k s o b st b a u v e r e i n hielt in Glauchau eine Versammlung ab, in der der Vorsitzende u. a. mitteille, daß im Einblick auf die gegenwärtige Lage von dem Verband der Bezirksobslbauoereine des Erzgebirges die Gründung einer Einkaufsgenossenschaft m. b. H. in Erwägung gezogen worden sei, um Dünge mittel, Torfmull, Kalt, Konservengläser, Zucker usw. gemeinschaftlich .zu beziehen. Nachdem der Vorsitzende auseinnndergesetzt hatte, wie die Ein richtung einer solchen Genossenschaft gedacht iß, entspann sich eine längere Aussprache, die zu dem Schlüsse führte, daß der Verband zu groß nnd die Bedürfnisse zn klein sind, um Vorteile von der Genossenschaft zu haben, doch sollen die einzelnen Zwcigvereiue nochmals zu dieser Frage Stellung nehmen und dem Vorsitzenden das Er gebnis bis zum 29. September belanntgeben. * — Weit e r e E r h ö h u n g derD r u ck s a ch e n p reis e. Ten Puchdruckergehilfen ist, lvie bereits mitgeteilt, seitens des Tarisansschnß ,ses eine weitere Teuerungszulage zugebilligt wor den, die ab I. Oktober d. I. in Kraß tritt nnd je nach den Verhältnissen des Truckortes 0, 8, 10 und 12 Mk. wöchentlich beträgt. Maschinen setzer erhalten auf vorstehende Sätze noch einen Aufschlag von 25 Prozent. Infolge dieser durch die gegenwärtige ckßrtschaßliche Lage hervorge- rusencn abermaligen Mehrbelastung sind die Buchdruckereien leider gezwungen, auch ihrerseits vom 1. Oktober d. I. ab die Preise für alle Arten Druckarbeiten wiederum zu erhöhen. Diese Erhöhung ist ans 30 Prozent der Friedenspreise des Deutschen Buchdruck-Preistarifs festgesetzt worden. Die bisherigen Trucksachcnpreise ersah- ren hierdurch eine Erhöhung, dH für alle Orte Deutschlands ausschließlich Berlin 8^ Prozent, ! für Berlin selbst 14 Prozent beträgt. Auch diese Preiserhöhung iß, gleich wie die seitherigen, in den engsten Grenzen gehalten nnd wird bei den Auftraggebern des Buchdrnckgewerbes auch all- seitiges Entgegenkommen erwarten dürfen. * Hohenstein-Ernstthal, 18. Sept Die auch in unserer Stadt gegründete Ortsgruppe ehemaliger Kriegsgefangener, deren Vorsitzender Herr Alfred Fritzsche, Weinkeller- ßraße 14, I., ist, vertritt, wie uns mitgetcilt wird, folgende Forderungen: 1. Sofortige Zah lung der immobilen Löhnnng an die noch Kriegsgefangenen. 2. Die Nachzahlung der im mobilen Löhnung cm die ehemaligen Kriegsge fangenen für die Taner der Gefangenschaft bis znr Rückkehr in die Heimat oder bis zur Inter nierung im neutralen Auslände. 3- Die An rechnung der Gefangenschaft als Kriegsdienstzeit; a) Nachholung der Beförderung, b) Nachholung der Kriegsauszeichnungen (auch der bundesstaat- lichen), insbesondere auch für hervorragende Dienste in der Gefangenschaft, c) Erteilung des Zivil- und Forßversorgungsscheines für aktive Unteroffiziere und Mannschaften. 4. Doppel rechnung der Zeit der Gefangenschaft bei Be rechnung der Pensionsfähigen Dienstzeit. 5. Er satz der für die Flucht aus der, Gefangenschaft gemachten Aufwendungen, sowie Fluchtbetoh- nung 6. Ersatz der vom Feinde abgcnommenen Gegenstände Persönlichen Eigentums. *— Erntedankfest wird kommenden Sonntag in der TrinitatiSgemeinde gefeiert. Mit Rücksicht auf die. diesjährige gute Ernte ist aller Anlaß zn einem Erntedankfest gegeben. Kränze und sonstige Gaben zum Ausschmücken -des Got teshauses wolle mau bis Sonnabend nachmittag j.^4 Uhr in der Kirche abgeben. * — Der freie Handel mit S ch u h- w a r c n hat, wie nicht anders zu erwarten Ivar, ein bedeutendes Anziehen der Lederpreise zur Folge gehabt. Wie die Schnhmacher-ZwangS- Innnng im Anzeigenteil der vorliegenden Num mer bekannt gibt, sind die Lederpreise um das 3- Ifache gestiegen, infolgedessen sich wieder eine Erhöhung der Kosten für Reparaturen nötig mache. Bemerkenswert ist schließlich noch der Hinweis, daß sich, wie die Schuhmacher Zwangs- Znmmg zu Magdeburg bekannt gab, das Lchnh- machergewerve selbst mit allen zur Verfügung steRngen Mickeln gegen den freien Handel ge sträubt habe und an der abermaligen Erhöhung keine Schuld trage. Damit findet die von uns vertretene Hinsicht, daß bei Aufgabe von Zwangs vewirlfchackmigen das Angebot stets mit der Nachfrage in Einllang zn bringen ist, voll inhaltlich Bestätigung. Das Spekulautenlmn im Häute- und Fellhandel macht eine Beschasfung von Schnhwareu zu erschwinglichen Preisen ein fach zur Unmöglichkeit und die Regierung steht diesem Treiben anscheinend machtlos gegenüber. * — Zn der g e st r i g e n V erösse n t- l i ch n u g : Wo bleibt der Einmachezucker? wird uns vom städtischen Lebeusmickelami mitgeleilt, daß der Verteilungsplan für den Zucker schon seit Worben ausgestellt, der Zucker selbst jedoch noch nicht eingetrosfen ist. Wecker wird uns mit- geieick, daß die B e a m t c n des Amtes, bis ans einen, sämtli ch verheiratet sind, die Folgerungen der Notiz deshalb nicht znlreß send seien. — Hierzu ist zu bemerken, daß dem hiesigen Lebensmittelamt ja auch durchaus kein Vorwnrf gemacht wurde, denn es iß wohl ohne weiteres anzunehmen, daß, wenn der Zucker wirklich einmal seinen Weg doch noch nach hier ZLergmanns Töchterlein. Roman von Martin Förster. 34 An der Ecke eines Kohlenlagers hatte er sich aufgestellt, um eine Schar von Bergleute» zu be obachten, welche sich mit drohenden Mienen ge lagert hatten und von hundert Bewaffneten be wacht wurden. Die Bewaffneten patrouillierten mit geschulterten Gewehren vor den Maschinen- hänscrn auf und ab. Franz wollte sich eben den Zuschauern zuwenden, welche gleich ihm neugie rig von ferne standen, als er seinen Namen rufen horte und, sich unnoendend, seinem Hausgenossen, dem Irländer, gegeniiberstand. „Gute Nachricht, Herr Degow," sagt« er leise und eifrig. „Was?" rief dieser erfreut. „Ist Longholm in Sicht?" „Ja, Herr, wenn Sie wollen, können Sie ihn »selbst sehen." „Wo?" „Da drüben neben dem Kohlenwagen. Drän gen Sie sich durch, und ich will ihn Ihnen zei ge"." „Sind Sie sicher, daß es derselbe Mann ist?" fragte Degow, während er eilig neben dem Ir länder dahcrschritt. „Ganz sicher, Herr! Ich würde ihn überall wie derkennen." Als sie ans der Menge der Zuschauer hervor- traten und über die schlecht gepflasterte Straße gingen, gewahrten sie einen Trupp bewaffneter Männer, welche eine Art Vorratsrnum oder ein Zalßnugtzkontor zu bewachen schienen. „Hier ist er nicht, Connelly," sagteDegow ent täuscht, als sein Begleiter neben ihm stehen blieb. „Nein, er wird seht im Hanse sein. Sehen Sie! Da kommt er eben ans der Tür." Franz klopfte das Herz vor Freude und Auf regung. Dort im Eingang des Gebäudes stand wirklich der Mann, ans den er mit brennendem Eifer gefahndet. Es mußte Bernhard Franke sein. „Sie haben recht! Er ist es!" rief er mit flam menden Augen. „Ich muß ihn sprechen. Warten Sie hier!" „Sic wollen ihn sprechen?" fragte Connelly ängstlich. „Ich möchte nicht mit ihm zusammen ge sehen werden." „Warum nicht?" „Weil die Fremden ihn hassen wie das Gift, und wenn man uns mit ihm spreche» sieht, wird ma» glauben, wir ständen mit den Unruhestiftern in Verbindung, und mau möchte Ihnen ein Mes ser ins Herz bohren, ehe Sie es ahne»." Er legte beschwörend die Hand aufs DegowS Arin und sprudelte einen Bericht hervor von einem nächtlichen Aufruhr, bei dem eine Anzahl streiken der Ungarn, die von Lougholm angeführt winden, uiedergeschossen waren. Nun hatten deren Lands leute geschworen, bittere Rache an ihren Mördern zu nehmen, zugleich auch bei dem Anstifter, der sie ins Unglück gestürzt. „Aber sprechen muß ich ihn," sagte Degow rat los. „Aber nur nicht jetzt!" warnte Connelly. „Ent gehen wird er Ihnen schon nicht, da er vorlänfig jedenfalls hier bleibt. Er wird gut bezahlt für seine Arbeit." „Wenn ich ihm nur einen Zettel schicken könnte!" murmelte der junge Mann, während er nach der Tür sah, in welcher Norton Longholm stand und sich mit einem Mann mckerhielt. „Jawohl, Herr, schreiben Sie einen Zettel nnd warten Sie, bis einer von den Leuten hier vvrbei- geht." „Da kann ich vielleicht die ganze Nacht war ten," brummteDegow verdrießlich. „Aber es wird wohl nicht anders gehen," fügte er hinzu, indem er sein Taschenbuch hervorzog und in der zuneh- menden Dämmerung die folgenden Wort« auf das «»MM»»«!» , »1 ,0», Papier schrieb: „Geehrter Herr Longholm! Ich warte täglich vergebens. Wann werden Sie Ihr Versprechen halten ? Da Sie meine Adresse besitze», bitte ich Sie, mir zu schreiben. Ergcbenst Franz Degow." Degow faltete dcn kurzen Brief zusammen »ud fragte sich nnu, wie er ihn wohl am sichersten ab liefern könnte. Da bemerkte er gerade, wie Long- Holm mit einem seiner Genossen ins Gebäude trat. Einige Minuten später kam der Letztere wieder heraus und schritt direkt ans Degow und den Ir länder zu. Ehe der Erstere sich einig war, wie er ihn an- redeu sollte, blieb der Mann vor ihm stehen nnd sagte in herausforderndem Tone: „Sind Sieder- Herr, welcher Mr. Norton Lvngholm zn sehe» wünschte?" „Ja." „Gut. Hier ist ein Brief von ihm." „Ich danke Ihnen," sagte Franz erregt, ihm das Schreiben abnehmend. „Wollen Sie ihm dies dafür geben?" Der Mann nickte nnd eilte davon, und Franz erbrach den Brief und las folgendes: „Es tut nur leid, Sie getäuscht zu haben, aber ich konnte weder zu Ihnen kommen noch au Sie schreiben, da ich hier zn sehr in Anspruch genommen war. Vielleicht kann ich Sie aber heute noch sehen. Warten Sie bis Mitternacht auf mich. Wenn es möglich ist, daß ich mich hier fortstehlen kann, will ich Sie in Ihrer Wohnung besuchen. Wen» es nicht geht, komme ich morgen in aller Frühe. N. L." Mit erleichtertem Herzen begab sich Degow in seine Wohnung zurück und wartete. Aber es schlug elf, es schlug zwölf, Mitternacht ging vor über, und der Erwartete kam nicht. Aufs neue enttäuscht mußte Frauz schließlich sein Lager aufsuchen. Würde ihm verfolgende Tag die erhoffte Auskunft bringen? Das warme Sonueulicht strömte ins Allster, als er am nächsten Morgen durch ein starkes Klopfen an der Tür geweckt wurde. „Wer ist da?" fragte er, als er sich aufrichtete und die Angen rieb. „Ich bin es," antwortete seine Wirtin. „Bitte, stehen Sie auf, es ist ei» Herr hier, der Sic zi, sehen wünscht." Degow sprang auf, kleidete sich in großer Hast au und eilte die Treppe hinab, wo ihn die Wirtin des Hauses in ihr kleines Wohnzimmer wies. Er trat ein in der bestimmte" Voraussetzung, Mr. Norton Longholm zn finden, und war nicht wenig erstaunt, als ihm ein völlig Fremder ent gegentrat, ein älterer Herr mit weißem Haar nnd glatt rasiertem Gesicht. Er trug einen dunklen Anzug, und Franz glaubte, in ihm einen Geist lichen zu erkennen. Er stellte sich auch sogleich vor als Mr. Broadford, der Prediger an der Metho distenkirche der Stadt, und sagte: „Ich komme auf die Bitte eine? Mannes, welcher Sie zu kennen behauptet und Sie baldigst zn sehen wünscht." „Ist es Mr. Norton Üangholin?" „Derselbe. Sind Sie bereit, mich zn ihm zu begleiten? Wir haben keine Zeit zu verlieren. Er hat Ihnen etwas sehr wichtiges mitznteilen, ivie er sagt." „Ich bin natürlich bereit, Mr. Broadford, aber was bedeutet dies alles? Warm» kommt Nir. Longholm nicht zu mir? Wo ist er?" ,',Jm Hospital." „So ist ihm etwas Angestoßen?" fragte Franz erschräken, als er mit seinem Begleiter das Haus verließ. 237,10 „Ja. Sie habe» noch nicht gehört, was sich in dieser Nacht in der Carndale-Mine ereignete? Eine Rotte betrunkeirer Arbeiter, lauter Ausländer, Polen, Russen und Ungarn, griff die Wächter dort an und sprengte mehrere Gebäude mit gestohle nem Dynamit in die Luft. Dabei wurden etwa zehn Menschen getötet uud geWrM verwundet." gebrm wird des doch blicklü Verzö weiter * Miete, im S die L hallen Zweck auch breitet * das v finden denzbr wirlui Opcret hier I zenden fehlen. Elsrie! Kindei Zwerg * S ä ch Hoben teilten, Ubr a führun retten den io Stamb Orcheß Leitnn vom -! sind a worder rettor Bremei Herr ! Berlin I. Oß vom 3
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