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Anzeiger für Zwönitz und Umgebung : 08.04.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id185994292X-188004081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id185994292X-18800408
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-185994292X-18800408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAnzeiger für Zwönitz und Umgebung
- Jahr1880
- Monat1880-04
- Tag1880-04-08
- Monat1880-04
- Jahr1880
- Titel
- Anzeiger für Zwönitz und Umgebung : 08.04.1880
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sondere nach dein Rücktritt Mac Mahon's, mehr der englischen Freund schaft zu. Erst als Rußland zu behaupten anfing, es sei durch Deutschland um die Früchte seines orientalischen Krieges und Sieges gebracht worden und als in Folge dessen die deutsch-russische Freund schaft einen bedenklichen Stoß erlitt, konnte Gortschakoff seine Zettel ungen mit Frankreich mit besserer Aussicht auf Erfolg wieder auf nehmen. Schon sprach man von dem bevorstehenden Abschluß einer Offensiv-Allianz, da wurde der Attentäter Hartmann verhaftet und nach kurzem Prozesse dessen Auslieferung an Rußland verweigert. Mit der russisch-französischen Allianz war es abermals zu Ende. Die wiederholten Annäherungsversuche zwischen Frankreich und Rußland haben stets ihre guten Gründe gehabt. Die Interessen sphären beider Staaten liegen weit auseinander; es ist also kein Konflikt zu befürchten. Dagegen kann jedes Reich dem anderen gute Dienste leisten, indem es die Feinde seines Verbündeten überwacht, im Schach hält oder im Rücken «»greift. Diese Sachlage zeigte sich sofort am deutlichsten, wenn in beiden Reichen die Eroberungspolitik auf der Tagesordnung stand. Der Umstand aber, daß oft das un bedeutendste Ereigniß die größten Anstrengungen plötzlich in ein Nichts auflösen konnte, ist kein Zufall, sondern er beruht auf der durchaus verschiedenen Natur beider Reiche. Politisch, social, recht lich, religiös, kurz in allen Dingen, die man unter dem Namen Kultur begreift, ist das halbasiatische Rußland das gerade Gegenstück des hochzivilisirten Frankreich, und diese Verschiedenheit bricht oft da zu Tage, wo man es am wenigsten erwartet. Die beiderseitigen Staatsmänner mögen thun, was sie wollen, diese Verschiedenheit können sie nicht aus dem Wege räumen. Heute ist der Gegensatz größer denn je. Das gebildete, demokratisch-republikanische, das Asylrecht schützende Frankreich kann keine Allianz schließen mit dem despotischen, barbarischen Rußland. Nur wenn in Frankreich gleich falls ein Despot lind ein Eroberer haust, hat die französisch-russische Allianz einigermaßen Aussicht auf Verwirklichung. Ein friedliches, freibeitsfreundliches und arbeitsames Frankreich kann Rußland nie die Hand reichen. Das hat der Fall Hartmann aufs Neue wieder bewiesen. kB. Vlks-Ztg.) Tagesgeschichte. Deutschland. Mit dem am Dienstag erfolgten Wiederzusam mentritt des Reichstages wird jene Ruhe unterbrochen, die die Sig natur der innern Politik während der letzten vierzehn Tage war. Der Reichstag wird angestrengt arbeiten müssen, wenn er sein Pensum vor Pfingsten bewältigen will. In erster Linie seiner Arbeiten steht die Militärvorlage, welche in der Comission fertig gestellt ist. Nach der Stimmung, - welche im Hause während der ersten Lesung des Entwurfs herrschte, ist nicht zu bezweifeln, daß auch im Plenum die Commissionsbeschlüsse Annahme finden werden und die Wehrkaft des deutschen Reiches in der zur Sicherung des Friedens nothwendigen Weise erhöht, und gekräftigt werden wird. Das Schicksal der Steuer vorlagen läßt sich noch nicht voraussehen, da die Ansichten hierüber erheblich auseinandergehen und die Zahl der Gegner keine geringe ist. — Die Petitionen gegen die obligatorische Civilehe mehren sich. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Majorität der Petitionscommission Vorschlägen wird, dieselben den« Reichskanzler zur Berücksichtigung zu überbringen. — Nicht nur die Bucht von Wismar soll befestigt werden; die Militärverwaltung beabsichtigt auch strategisch wichtige Küstenbahnen anzulegen und alle Verhältnisse derjenigen Küstenstriche zu erforschen, welche bei einer etwaigen Vertheidigung gegen feindliche LandungS- versuche von Belang werden könnten. Frankreich. Einstweilen unterhält die klerikale Presse nur ein Kleingewehrfeuer gegen die Negierung; man will erst abwarten, in welcher Weise der Papst sich äußern wird. Die gemäßigten Ele mente halten es für wahrscheinlich, daß der Papst Leo dem Jesuiten orden die Auflösung der „Provinz Frankreich" empfehlen wird, um so einen tiefgehenden Conflict mit dem Cabinct Freycinet aus dem Wege zu gehen. — In conservativen Kreisen erregten die Entlass ungen einer namhaften Zahl adeliger Oberlieutenants der National garde große Erbitterung; an Stelle der verabschiedeten sind Bürger liche gesetzt worden. — Die Generalräthe beginnen demnächst ihre Sitzungen. Der Minister des Innern hat an die Präfecten die Wei sung erlassen, daß die Negierung jede Resolution bezüglich der Jesu- itenfraga als ungesetzlich ansehen würde. Rußland. Gerüchtweise verlautet, daß die Stellung des Grafen Loris-Melikow erschüttert sei. — General Gurko, der Vorgänger des obersten Machthabers, hat Petersburg in voller Ungnade und, wie man glaubt, auf immer verlassen. Nach der Niederlegung des Ge neralgouverneur Postens war er zum „Gehilfen des Commandanten der Garden" ernannt worden, aber auch diesen Rang nimmt er nur noch nominell ein. Ueber die Ursachen der kaiserlichen Ungnade gegen Gurko erfährt das Blatt, daß der General, erschreckt von der Strenge der gegen die revolutionäre Partei ergriffenen Maßregeln, den Muth gehabt habe, den Czaren in diesem Sinne Vorstellung zn machen. Er hielt bei dieser Gelegenheit mit seiner Meinung über einige sehr hochstehende Persönlichkeiten keineswegs zurück. Mehr hatte es nicht bedurft, nm alle Intriganten des Hofes gegen den General in Be wegung zu setzen, und das Resultat ist seine Ungnade, seine Abreise. Sollte Graf Loris-Melikow jetzt sein Schicksal theilen?! Vokales und Sächsisches. — Ihre Maj. unsere Königin hat die Frauenvereine ersticht, junge Mädchen, welche in den beiden größten Städten Sachsens Arbeit suchen, auf das „Daheim" aufmerksam zu machen, welches ihnen billige Wohnung und Kost bietet und Schutz vor den Gefahren gewährt, welchen junge Mädchen in großen Städten ausgesetzt sind. Das „Daheim" in Dresden befindet sich: Altstadt, Maxstraße 2 (Hintergebäude), das in Leipzig: Braustr. 17, 2. — Die Strafverfolgung von Vergehen, die im Höchstbetrage mit einer längeren als dreimonatlichen Gefängnißstrafe bedroht sind, verjährt nach H 67,2 St.-G.-B. in fünf Jahren, von anderen Vergehen in drei Jahren. In Bezug auf diese Bestimmuug hat das Reichsgericht, II. Strafsenat, durch Erkenntniß vom 27. Januar 1880 ausge sprochen, daß die Strafverfolgung von Vergehen, welche nur mit Geldstrafe bedroht sind, stets in drei Jahren verjährt, also auch dann, wenn der Höchstbetrag der angedrohten Geldstrafe im Falle der Um wandlung in Gefängnißstrafe, zufolge 82, 92 des St.-G.-B. eine die Dauer von drei Monaten übersteigende Gefängnißstrafe ergeben würde — In der Drechsler- und Bildschnitzer-Ausstellung in Leipzig läßt ein an derselben Betheiligter, der Tabakspfeifen-Fabrikant Friedr. Böger in Oberhausen, ein Schreiben des Reichskanzlers Fürst Bis marck sich zur Empfehlung dienen. Das an dem Schranke dieses Ausstellers aushängende Schreiben, datirt aus Varzin, lalltet folgeu- dermaßen: „Herrn Friedrich Böger in Oberhausen! Ew. Wohlgeboren danke ich verbiudlichst für die mir übersendete Pfeife. Ich habe eine so zweckdienliche Einrichtung seit meiner Studentenzeit nicht besessen und werde sie mit Vergnügen in Gebrauch nehmen, v. Bismarck." Meerane. Hier herrscht eine große Auswanderungslust. Im Laufe der letzten Woche haben ca. 30 dortige Familien den vater ländischen Boden verlassen, um in dem freien Nordamerika, am Mississippi und Missouri sich eine neue Heimath zu gründen; noch weitere Familien wollen Nachfolgen. In der Nachbarstadt Glauchau sollen in den letzten Wochen sogar an 300 Familien gen Amerika gezogen sein. Plauen, 2. April. Heute ist hier an Folgen einer in der Schlacht bei Sedan erhaltenen Perwundung der Buchbinder Julius Lorenz von hier gestorben. Er hatte einen Schuß in die Brust empfangen, der die Lunge verletzt hatte und zehnjähriges Siechthum herbeiführte. Die Eltern des Dahingeschiedenen sind durch den deutsch- französischen Krieg um zwei ihrer Söhne gekommen, da ein anderer Sohn in der Schlacht bei Sedan fiel. Seiffcu. Auf der Wilhelmshöhe bei Seiffen ist kürzlich ein un bewohntes, früher zu Bergbauzwecken benütztes Gebäude unter fürchter lichem Getöse in den unter ihm befindlichen Stölln versunken. Gin weiblicher Vampyr. Roman von Th. Seuberlich. (Fortsetzung.) Unglücklicher Weise halten Sie den Nath für mich und entdeckten ! ihm Ihre Liebe zu mir. Noch ehe er den Jrrthum aufzuklären im Stande war, hörte man innerhalb des Pavillons, vor dem die kleine Scene stattfand, einen leisen Aufschrei; — Sie fliehen Der Rath findet Ihren Gatten in einer Ohnmacht, von der er sich nur erholte, um seine letzten Verfügungen zu treffen. Er ging mit dem Glauben in das Jenseits, daß ich der Räuber seiner Ehre sei, ich, dem er gastlich sein Haus geöffnet, in dessen Ehrenhaftigkeit er nie einen Zweifel gesetzt hatte." Waldow hatte nach und nach seine Stimme drohend erhoben, jetzt senkte er sie schmerzlich bewegt, als er fortfuhr: „Er, den ich sehr hoch schätzte, ist von hinnen gegangen, ohne daß ich mich vor ihm rechtfertigen konnte. Vielleicht war sein letzter Seufzer eine Verwünschung für den Ehrlosen!" Er drückte seine Hand gegen die Stirn. „Unseliges Verhängniß!" flüsterte er. Seine Stimme nahm aber wieder einen scharfen, drohenden Ausdruck an, als er jetzt in die Worte ausbrach: „Und mm sprechen Sie offen die Wahrheit, ist es so? Ja oder nein!" Blanka war bei dem Eingänge der Rede erbleicht. Ihr Athem stockte; sie preßte die Unterlippe so fest zwischen die Zähne, daß ein feiner, blutiger Streifen entstand. Als jetzt Waldow, wie um seiner Frage mehr Nachdruck zu geben, ihren Arm erfaßte, zuckte sie schmerzlich zusammen. Sie versuchte mit stockendem Munde Ausflüchte, doch vor dem flammenden Auge, das sich in das ihre zu bohren schien, verstummte sie. „Ja, so war es," stammelte sie. Waldow ließ den Arm der jungen Frau mit einem tiefen schmerz lichen Seufzer los. Diese warf sich wie vernichtet in einen Sessel und verhüllte ihr Gesicht. Er ließ eine Weile seine Augen voll Schmerz und Bitterkeit
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