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Anzeiger für Zwönitz und Umgebung : 10.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id185994292X-188008106
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id185994292X-18800810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-185994292X-18800810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungAnzeiger für Zwönitz und Umgebung
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-10
- Monat1880-08
- Jahr1880
- Titel
- Anzeiger für Zwönitz und Umgebung : 10.08.1880
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der ganzen Gemeinde sich gestaltete. Nachdem am Sonnabend abends Zapfenstreich und Sonntag früh Neveille stattgefunden hatte, erfolgte von 11 Uhr ab der Empfang geladener Feuerwehren, deren sich außer der im hiesigen Orte bestehenden zweiten Feuerwehr noch 13 von Auswärts einfanden. Nach Einholung der neuen Spritze durch eine Deputation des Gemeinderaths begann um 2 Uhr Nachmittag die Aufstellung der anwesenden Feuerwehren, sowie der geladenen Corporationen, nämlich des Militär-, Gesang- und Turnvereins auf dem Festplatze. Die eigentliche Feier wurde mit dem Abt'schen Ge sänge: „Gott grüße dich" eröffnet, worauf der zum Festredner er wählte Herr Cantor Jähnig die Nednerbühne betrat rind nach Begrüß ung der anwesenden Festvcrsammlung folgende Ansprache hielt, der der Wahlspruch der deutschen Feuerwehren zu Grunde gelegt war: Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr. Es ist mir nicht bekannt, wer diesen Spruch ersonnen; doch wenn der Verfasser desselben nicht blos ein eitles Wortgeklingel damit beabsichtigte, wenn es ihm so recht von Herzen gekommen ist, dann muß er ein ganzer Mann, noch mehr, er muß ein ganzer Christ sein, d. h. ein Christ, der sein Christenthum nicht durch Worte, sondern durch die That beweist, dessen Christenthum also ein lebendiges, mit anderen Worten ein praktisches ist. Die Hauptforderung des Chriftenthums lautet: Liebe Gott über Alles und deinen Nächsten als dicht selbst. Nichts anderes fordert der Wahlspruch der deutschen Feuerwehren. Es ist mithin in ihm das ganze Wesen des Christenthums beschlossen. So fordert denn dieser Spruch vom Feuerwehrmann: Sei ein rechter Christ! Und warum das? Weil Du nur dann ein echter Feuerwehr mann sein kannst. Daraus folgt nun ganz von selbst, daß alle an deren es nicht sein können. Ohne den Sinn, welchen der Spruch fordert, kann es wohl Verwegenheit geben, die wie toll und blind ins Zeug geht, aber nicht einen umsichtigen, ausdauernden Muth, der auch bei scheinbar ungünstigen Erfolge nicht wankt; nur dieser Sinn feuert an, auch das Höchste im Dienste zu wagen, nämlich das Leben; nur dieser Sinn giebt Freudigkeit, unverdrossen und schnell jedem zur Hilfe bereit zu sein. Denn dieser Sinn stellt auch die Sache der Feuerwehr in Gottes Dienst, wie wir ja in allen Stücken uns als Diener Gottes beweisen sollen. Gott zur Ehr ist also die erste Forderung, welche dieser Spruch an einen Feuerwehrmann stellt. Wohl hat die Feuerwehr, wie sie jetzt aller Orten eingerichtet ist, schon manches Große erreicht und wir müssen uns freue», daß die Zeit vorüber ist, wo die Spritzenschilder noch von Haus zu Haus wanderten, sowie auch die Einrichtung der Zwangsfeuerwehren noch mit mancherlei Unvollkommenheiten behaftet war. Auch die ältere Feuerwehr unseres Orts, die heute diesen festlichen Tag begeht und durch den jugendlichen Eifer eines Gemeindegliedes ins Leben ge rufen worden ist, das leider nicht mehr unter uns weilt, hat schon segensreich gewirkt. Noch größere Wirkungen können vielleicht erzielt werden, wenn einmal unsere beiden Feuerwehren sich unter einem Commando vereinigten, was gewiß viele aus unserer Gemeinde mit mir wünschen. Aber mag auch noch so Großes erzielt werden, so gehört der Ruhm nicht Menschen, sondern des Wahlspruches einge- deuk, geschehe alles Gott zur Ehr. Wenn einst der alte Blücher, bei dem vielen ihm gespendet;» Lobe, rief: Was ist's, das ihr mich rühmt? Es war meine Verwegenheit, Gneisen aus Besonnenheit und des großen Gottes Barmherzigkeit, so klingt aus seinen Worten ver nehmbar hervor: Gott sei die Ehr. Und wenn unser alter Kaiser, als am großen Tage vor Sedan die Sonne sich neigte, der Kaiserin telegraphirte: Welch'wunderbare Fügungen der göttl. Vorsehung! so klingt auch hierdurch: Gott sei die Ehr! Diesen Vorbildern nach zueifern sei jeder bestrebt und unauslöschlich stehe in des Feuerwehr manns Brust: Gott zur Ehr! Dann wird auch die 2. Forderung nicht vergessen werden: Dem Nächsten zur Wehr! Zur Wehr! Wer dachte da nicht an Kampf und Noth, die abzuwehren sind? Nicht zu eitler Pracht sammel» sich die Regimenter unseres Heeres im glänzende» Waffenschinucke, sonder» sich zu rüsten zur Abwehr der Feinde, die unsere Grenzmarken verletzen möchten. So soll auch nicht Eitelkeit und Wohlgefallen an Lustbarkeiten die Reihen der Feuerwehren füllen, sondern der Eifer, gerüstet dazustehen, wenn der entfesselte Element gierig nach unserer Habe seine feurige» Arme aus streckt, und trotz des Prasselns der Flamme, trotz des Krachens des stürzenden Gebälks und Gemäuers unverzagt und geschickt zu käm pfen, bis der gewaltige Feind gedämpft ist. Ja nicht zu eitler Pracht und Lust, sondernden; Nächsten zur Wehr, das ist des Feuerwehr manns Beruf. Dazu bedarf er aber auch der Waffen, und so ist denn der heutige Tag insofern ein wichtiger für unsere erste Feuerwehr, als an ihm unsere Gemeinde ihr eine Waffe in die Hand giebt, die sie geschickt machen soll, mit noch mehr Erfolg als bisher dem Feuer Trotz bieten zu können. Und so mögest denn du, Spritze, wenn deins Kraft erprobt wird, dem Meister, der dich baute, loben, aber auch, wenn es gilt, der lodernden Flammen zu wehren, mächtig sie däm pfen. Mögest du auch ein Werkzeug werden, das unsere Feuerwehr immer tüchtiger mache, ihrem Wahlspruche getreu zu handeln: G§tt zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr. Nach dem hierauf erfolgen den Gesänge des Mendelssohn'schen Liedes: „Was uns eint", übergab der Gemeinde.vorstand der Feuerwehr die Spritze (von Müller-Döbeln gebaut), worauf der Commandant der Feuerwehr mit kurzen Worten dankte. Die Feflversammlung verließ hierauf im Zuge den Festplatz und durchzog das auf'S beste geschmückte Dorf. Nach dem Gasthaus zur Linde zurückgekehrt, entwickelte sich daselbst ein reges Leben, das bei günstiger Witterung noch weit lebhafter geworden wäre. — Ain Montage fand eine Nachfeier statt, bestehend in Concert mit darauf folgendem Ball, womit das wohlgelunge Fest seinen Abschluß fand. Dresden, 5. August. Am Sachseudenkmal vor St. Privat wird am diesjährigen 10. Gedenktage der Schlacht gleichen Namens von dem in Metz garnisonirenden sächsischen Festungsartillerieregiment Nr. 12 eine militärische Feier in Verbindung mit einer Bekränzung des Denkmals und der Sachsengräber slattsinden. Infolge dessen und weil sich das Kommando genannten sächsischen Regiments auf dies bezügliche Anfrage gern bereit erklärt hat, etwa aus der Heimath eingehende Kränze zu gedachter Feier entgegenzunehmen und am Denkmal beziehentlich auf den Sachsengräbern durch Angehörige des Regiments unter entsprechenden Feierlichkeiten niederlegen zu lassen, ist die in den Kreisen der sächs. Militärvereiue angeregte Idee, Mitte August einen Extrazug nach Metz zu veranstalten oder eine Deputation ehemaliger sächsischer Soldaten behufs erwähnter Gedenkfeier der Schlacht von St. Privat dorthin zn senden, aufgegeben und beschlossen worden, den Ertrag der hier und da schon cingeleitete» Sammlungen zum Schmuck für das Gräberfeld von St. Privat am 18. Aug. zur Beschaffung von Kränzen mit Widmungsschleifen zu verwenden und diese Kränze an das Kommando erwähnten sächsischen Regiments einzuscnden. Die Kränze müssen bis spätestens den 15. August früh zur Post gegeben und folgendermaßen adressirt werden: „An das Kommando des königlichen sächsischen Fußartillerieregiments Nr. 12 in Metz." Ehrenfriedersdorf. Am 5. August Nachts ^12 Uhr brach in der alten Schule ein Schadenfeuer aus. Durch die schnelle Hülfe der hiesigen freiwilligen Feuerwehr und der Bürgerschaft gelang es, die neue Schule, die etwa 20 Schritte der alten gegenübersteht, zu retten; auch der Thurm und die Kirche standen in großer Gefahr. Die alte Schule brannte total nieder. Eine Verletzung zog sich Max Krüger zu, indem er durch Einstoßen eines Fensters sich die Haupt ader durchschnitt, es gelang ihm aber durch schnelle ärztliche Hülfe das Blut baldigst zu stillen. Die Entstehung des Brandes ist un bekannt. Meerane, 6. August. Vorige Woche wurden in Dennheritz des Nachts in vier verschiedenen Bauerngütern des Oberdorfes sammtliche Zwiebeln und Kohlrabi gestohlen. Einer der Bestohlenen fand in einem seiner Getreidefelder verschiedene der gestohlenen Gegenstände. Man vermuthete ganz richtig, daß der Dieb diese noch holen werde und wachte deshalb. Der Dieb, ein Händler ans Pölbitz bei Zwickau, kam am darauf folgenden Abende auch wirllich, um seinen Raub vollends zu bergen, wurde aber festgenommen und an das hiesige Amtsgericht abgeliefert. Plauen. Am 5. August starb der 1'/» Jahr alte Sohn des in der Pfaffenfeldstraße wohnhaften Stickers Wunderlich. Das Kind hatte Tags zuvor im Beisein feiner Mutter bei einem Stubennachbar scharfe Soda genoffen, welche sich in einer Taffe unter einem Schranke befand, wohin das Kind, da es noch nicht laufen konnte, gerutscht war. Mittweida. In vergangener Nacht sind hier zwei äußerst freche Diebstähle verübt worden. Die Diebe haben sich mittelst Nach schlüssels Eingang in zwei an der inneren Rochlitzer Straße gelegene Häuser verschafft und in dem einen aus der Wohnstube des Besitzers durch Erbrechen eines Vertico Goldgeschmeide und Silbergeschirr im Werthe von 6—800 M., in dem anderen, dessen Besitzer Uhrmacher, eine Anzahl silberne Uhren gestohlen. Wermsdorf, 5. August. Vor einigen Tagen wühlten hier Hunde einen vergrabenen Leichnam eines neugebornen Kindes (weibl. Geschlechts) aus der Erde. — Die Verbrecherin wurde am 4. August in der Person der unverehelichten Th. aus Wermsdorf ermittelt. Dieselbe ist in das Gefängniß nach Mügeln abgeführt morden. Bautzen. Bereits fangen allenthalben in der südlichen Ober lausitz die traurigen Spuren der Ueberflnthung vom 14. Juni an zu verschwinden. Die Wege sind wieder fahrbar, die Brücken, wenn auch noch nicht wieder hergestellt, so doch durch Nothbrücken ersetzt, an manchen Orten ist der größte Theil der beschädigten Häuser wieder hergestellt, die Lehmwände durch festere Ziegelmauern ersetzt, und nur die ganz verschwundenen Häuser harren noch der Aufer stehung. Dazu warten die ihrer Habe Beraubten sehnlichst die Aus schüttung der milden Gaben. Diese Liebesgaben haben bereits die ansehnliche Höhe von 399,000 M. erreicht, und der unter dem Vorsitz des Kreishauptmanns v. Beust zusammengetretene Centralkomitee ruht nicht, durch immer erneute Aufrufe in entfernteren Gegenden weitere Beiträge zu sammeln. Dadurch, daß die für die Wasserbe schädigten gesammelten Gelder bei der landständischen Bank in Bautzen zinsbar angelegt sind, wird die urspringliche Summe noch immer wachsen. Das Cmtralkomitee hat jedoch nicht unterlassen, ansehnliche Summen an alle die Lokalkomitees und Gemeinden, welche darum nachgesucht haben, hinauszugeben, jedoch zur Zeit nur vorschußweise, da vor der hauptsächlichen Vertheilnng eine sorgfältige Taxation aller Schäden vorgenonimen werden mußte. Um eine gerechte Ver-
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