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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.06.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-186506075
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18650607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18650607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1865
- Monat1865-06
- Tag1865-06-07
- Monat1865-06
- Jahr1865
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 07.06.1865
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Merger Anzeiger und Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. Mittwoch, den 7. Juni. Srschkint jeden Wochentag früh S N.! Inserat« «erden bi« Nachm. 3 Uhr für di« nächst« Nr. angenommen. Pret« vierteljihrl. LV Ngr. Inserat« werdtn die gespaltme Jeile oder deren Raum mit d Pf. berechnet. Der Herr Mmisterpräsident hat etwa folgenden Gedankengang in seiner Rede verfolgt: er begreife nicht die Opposition gegen die Vergrößerung der Marine, da doch für die Flotte gerade die libe rale Partei immer geschwärmt; nun wolle die Regierung, da sie in Kiel eine Hauptgrundlage für die Marinemacht gewonnen habe, diese letztere schassen. Kiel aber müsse ohne Frage preußisch werden; ohne Kiel trete Preußen von seinen Rechten auf Schleswig-Holstein nichts ab; um Kiel wegen würde es selbst einen Krieg nicht scheuen. Wenn das Abgeordnetenhaus diese Politik unterstütze, so sei es ihm lieb; wo nicht, nun, denn nicht. Auch diese Opposition würde nicht erzwingen, was die Opposition hoffe, daß ihr das Budgetrecht, wie sie verlange, zugestanden. Wenn das Volk zu der Opposition halte, so weiß man ja, daß es sich eben nur durch die Phrasen der Ab geordneten bestechen läßt. Jedenfalls sei die Politik des Abgeord netenhauses, lehne es die Vorlage ab, eine ohnmächtige Verneinung, wenig mehr als ein Schlag in's Wasser. Trotz seiner gewandten Vertheidigung konnte die Marinevorlage dem Schicksale nicht ent gehen, welche wir bereits voraus verkündeten. Nach mehrtägiger Debatte nahm das Haus folgende, vom Abgeordneten Carlowitz beantragte Resolution an: „Das Haus der. Abgeordneten befindet sich nicht in der Lage, dem gegenwärtigen Staatsministerium, welches das verfassungsmäßige Budgetrecht des Hauses thatsächlich mißachtet, An leihen zu bewilligen. Sinne und man muß sich zuweilen ernstlich fragen, ob denn Alles so zutrifft, wie der Redner es mit so großer Sicherheit behauptet. Herr v. Bismarck vertheidigt sich geschickt und greift ebenso muthig als überraschend an. Er sucht die Seltsamkeit und Ungereimtheit der Opposition nachzuweisen und spricht dann nicht ohne Gewandt heit zu dem urwählerischen Volke hinüber, nm es für die Vorzüge seiner Politik zu interessiren und zur Einsicht über die Natur der Opposition in der Kammer zu bringen, Vie seiner Meinung nach sich nur durch die angeborene Lust der Menge stärke, da« Erhabene in den Staub zu ziehen und einige Steuerlast los zu werden. In Italien gehen die Wogen der antipapistischen Be wegung mit jedem Tage höher, und man bemerkt gewiß richtig, daß die Regierung die 22,000 Mann, die sie für das Statutenfest in Turin zusammenzieht, wohl nicht zur Parade versammelt, da ge rade Turin der Brennpunkt einer liberalen Agitation geworden ist, welche sich über alle anderen Provinzen erstreckt. Dabei spricht man jetzt wieder viel von einem bevorstehenden Staatsstreiche, der den wachsenden Verlegenheiten der Regierung ein Ende machen soll. Es ist namentlich das Mailänder Meeting, welches sehr ernste Be sorgnisse erregt hat. — Aber auch in Florenz hat der liberale ' Verein gleich dem .Schwesterverein in Turin ein großes Meeting gehalten und sein Executiv-Comite ernannt, das von Baron Ri casoli präsidirt wird. Bei dem großen Ansehen, welches Ricafolk jn Italien genießt, ist dies unleugbar von großer Bedeutung. Wie schon vor einigen Tagen von französischen Blättern die Möglichkeit angedeutet wurde, daß das Zerwürfniß innerhalb der kaiserlichen Familie von Frankreich nicht gar so ernstlich ge meint sei, so enthalten die neuesten Pariser Berichte auch Manches, was die Vermuthung rechtfertigt, daß man in den höchsten Kreisen der Hauptstadt den kaiserlichen Brief an den Prinzen Napoleon schon jetzt mit anderen Augen anzusöhen beginnt und eine Versöh nung der beiden hochgestellten Persönlichkeiten für wünschenswerth hält. Wie dieselbe eingeleitet werden soll, davon schemt allerdlNgS noch Niemand einen Begriff zu habe«. Der „Ostd. Post geht übrigens eine nähere und -ineswegs erbauliche Schilderung der Umstände ui unter denen die Enchandlgung des kaiserlichen Briefe» an den Prinzen erfolgte. Danach wurde der Marquis Halliset, der als Courier des Kaisers sungirte, bald am Lhoner KqWvsr Auf diesen Abschluß der Verhandlung über die Einberufung der Stände hat die binnen 2 Wochen in Karlsbad stattfindende Be gegnung der Monarchen Oesterreichs und Preußens sicher einen sehr entscheidenden Einfluß geübt. Hätten die Cabinete sich jetzt nicht geeinigt, so wäre ihnen die Verständigung zwei Wochen später, eben auferlegt worden. Aber Angesichts der gestern nach Berlin abgegangenen Annahme-Erklärung der preußischen Anträge erinnern wir uns unwillkührlich jener vor nicht langer Zeit von einem öster reichischen Minister abgegebenen Erklärung, daß der Mitbesitz unter allen Umstanden genüge, die Rechte Oesterreichs und des deutschen Bunde- in den Herzogtümern zu wahren. Die Einberufung der Stände von 1854 und die getrennte Verhandlung jedes Mitbesitzers mit denselben ist zwar nicht ein Triumph für die preußische An- nexionspartei, aber noch viel weniger ein Sieg Derjenigen, welche den Anschluß der Herzogtümer bis jetzt mit zäher Ausdauer und wahrlich nicht ohne Aussicht auf Erfolg bekämpft haben. Im preußischen Abgeordnetenhaus ist die Debatte über die Ma- rinevorlage beendet. Niemand wird dieselbe ohne Interesse lesen. Herr v. Bismarck zeigt sich in derselben wieder in all seinem ele ganten Grist, in all seiner Elastizität und in jener Offenherzigkeii, die unter allen Umständen schätzbar ist. Die Ironie ziHt sich wie di» Keele durch das -Ganze; eine bestechende Logik fängt oft die 4- Freiberg, 6. Juni 1865. Abermals M in der schleswig-holsteinischen Frage eine Entscheidung zu Gunsten Preußens erfolgt. Das Wiener Ca- binrt hat in die Einberufung der Stände von 1854 gewilligt. Oesterreichische Blätter schreiben darüber Folgendes: „Nach Allem, was wir über die am 1. Juni nach Berlin abgegangene österrei chische Rückäußerung auf die preußische Depesche vom 24. Mai ver nehmen, hat das Berliner Cabinet so ziemlich das Meiste davon durchgeseht, was eS überhaupt wünschen karM Das Wiener Ca- binet läßt m seiner Rückäußerung unter allerlei Rechtsverwahrun- aen seine gegen die Stände von 1854 erhobenen Einwendungen mSgesamMt fallen Md nimmt die preußischen Vorschläge einfach an. Das österreichische Cabinet erklärt zwar, dies nur nothgedrun gen und ungern zu thun, da es von der Nothwendigkeit und Er sprießlichkeit der Einberufung der Stände von 1854 zur Herstellung Siner legalen Gesammtvertretung der Herzogthümer durchaus nicht überzeugt sei, aper demungeachtet erklärt sich Oesterreich einverstan den mit den Anträgen in Ker Depesche vom 24. Mai, um, wie cs sagt, der DiScussion ein Ende zu machen. . Zum Schluß verwahrt sich das österreichische Cabinet gegen jede Verantwortlichkeit für die voraussichtlich bedenklichen Folgen dieses Vorgehens, und die öster reichisch-preußische Verhandlung über die Einberufung der Stände ist hiermit in der von Preußen gewünschten Weise abgeschlossen. MS. Wenn nun, was hier und dort noch gehofft zu werde» scheint, der siegreiche preußische Premier nicht überhaupt auf die seinen Wünschen entsprechend angebahnte Einberufung der getrennten Stände von Schleswig-Holstein gänzlich verzichtet, so wird jetzt zur Ausschreibung der Wahlen behufs Ergänzung der Stände von 1854 geschritten werden müssen. Diese Operation dürfte kaum binnen Monatsfrist beendigt sein und die preußische Agitation wird nun -dahin gerichtet sein, bei diesen, fast die Hälfte einer jeden Stände versammlung umfassenden Ergänzungswahlen echte schleswig-holstei nische Junker und verläßliche Anschlußmänner durchzusetzen. Dann wird die Einberufung der Versammlungen erfolgen, welche vor schriftsmäßig erst 13 Wochen nach geschehener Einberufung zusam mentreten können. Wenn Alles gut geht, so werden sich also die getrennten Stände von Schleswig und Holstein frühesten« im Mo nat October d. I. versammeln. Welch ein Spielraum bleibt da noch der preußischen Anschluß-Agitation I
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