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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.09.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-186609269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18660926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18660926
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1866
- Monat1866-09
- Tag1866-09-26
- Monat1866-09
- Jahr1866
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 26.09.1866
- Autor
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Tageblatt. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg, Sayda u. Brand. V 223. Erscheint jeden Wochentag früh S U. Inserate werden bi« Nachm. 3 Uhr für die nächste Nr. angenommen. Mittwoch, den 26. September Prei» vierteljährl. SV Ngr. Inserate werden die gespalten» Zeile oder deren Raum «i» S Pf. berechnet. MS. —MW Die bayerische Kriegführung. Von allen am jüngsten Kriege betheiligten Staaten hat unbe stritten Bayern den gehegten Erwartungen am wenigsten entsprochen, und seine Kriegführung war derart lässig und mangelhaft, daß hin und wieder selbst das Wort „Verrath" laut ward. Die Enttäu schung fiel um so schwerer ins Gewicht, je anspruchsvoller in den einleitenden Vorstadien des Krieges dieser Staat aufgetreten war. Allgemein erwartete man hiernach von dieser Seite her ein, wenn nicht Ausschlag gebendes, so zum Mindesten thatkräftigeS rasches Eingreifen in den Gang der Ereignisse. An der günstigen Gelegen heit hierzu gebrach e« nicht. Keiner Macht war es so in die Hand gegeben, mit verhältnißmäßig unbedeutenden Mitteln und leichtem Kraftaufwand große Erfolge zu erzielen. Bayern hatte es in der Hand, Sachsen, Kurhessen und Hannover zu entsetzen und den west lichen Theil der preußischen Monarchie vom Osten abzuschneiden, und die bayerische Armee wäre, wenn sie Mitte Juni wirklich 40—50,000 Mann Truppen im schlagfertigen Stande gezählt hätte, wozu man sich in der mit Oesterreich abgeschlossenen Convention anheischig gemacht hatte, dieser Aufgabe vollständig gewachsen ge wesen, denn um diese Zeit hatte Preußen an den betreffenden Stellen nur die Corps der Generale Manteuffel, Göben und Beyer entgegenzusetzen, welche, Alle» in Allem, höchstens 40,000 Mann zählten, aber in weiten, 20 — 30 Meilen von einander entfernten Zwischenräumen operiren mußten. Bevor sie sich zu vereinigen vermocht, hätten die bayerischen Truppen die Hannoveraner befreit und konnten mit dem inmittelst zur Formirung gelangten achten Bundesarmeecorps Fühlung gewinnen. Man würde derart gestärkt dem Gegner eine dreifach überlegene Truppenmacht gegenüber zu stellen gehabt haben. Welch' eine ganz andere Wendung der Krieg dann genommen hätte, selbst nach den böhmischen Niederlagen, liegt auf der Hand. Und zu Alledem bedurfte es lediglich einer sofor tigen Action Bayerns unmittelbar nach dem Kriegsausbruch. Statt dessen blieb man fast vierzehn Tage an der sächsisch-thüring- schen Grenze unthätig stehen und die Versäumniß dieser kostbaren Zeit gestaltete sich um so verhängnißvoller, je trefflicher sie vom Gegner benutzt ward. Nicht mit Unrecht wird daher Bayern von seinen Verbündeten für das Mißgeschick des Krieges vorzugsweise verantwortlich gemacht. Ungeachtet de» großen Fehler», den man mit diesem lässigen Zaudern beging, wäre indessen noch nicht» verloren gewesen, auch nachdem die Entsetzung Sachsen» nnd die Befreiung der Hannove raner hatte aufgegeben werden müssen, wenn wenigstens von dem Augenblicke der Action an die Kriegführung der Bayern eine einigermaßen den Regeln rationeller Kriegskunst entsprechende ge wesen wäre. Da» achte Bundesarmeecorps hatte sich inzwischen nothtürftig formirt, anfangs Juli waren seine Bortruppen jenseit Gießen vorgeschoben und standen kaum drei Tagemärsche von den Bayern seitwärts, ohne durch feindliche Truppen von ihnen getrennt zu sein. Line Vereinigung beider Truppenkvrper unterlag somit nicht den geringsten Schwierigkeiten. Inzwischen hatten sich zwar auch die getrennten preußischen Corps zu einer einheitlichen Opera ¬ tionsarmee unter den Befehlen de» Generals Falkenstein vereinigt; allein dieselbe zählte, wie sich au» preußischen officiellen Berichten ergiebt, höchsten» 40—45,000 Mann, war mithin noch nicht so stark an Zahl, al» die Gayern für sich allein. Diese letzteren hätten mithin, sollte man meinen, e» selbst ohne die Unterstützung de» achten BundeSarmeecorp» auf eine Schlacht ankommen lassen können. Zu einer solchen ist e» aber in dem ganzen Feldzuge be kanntlich nicht ein einzige» Mal gekommen. Wo ein Zusammen treffen zwischen den Preußen und Bayern stattfand, erhob es sich nicht über den Character eine» gewöhnlichen Gefecht», und hier zogen die Bayern überall den Kürzern, da sie, ihre Operationskräfte nie beisammen habend, regelmäßig immer in der Minderzahl wären. Bon diesem Gesichtspunkte aufgefaßt ist die Bemerkung eine« Wiener Blatte« auf das den bayerischen Waffen, weil sie intact aus dem Kampfe hervorgegangen , gespendete Lob de» Herr« v. d. Psordten: „Die Bayern hätten es nichs einmal zu einer tüchtigen Niederlage bringen können", nicht ganz ohne Berechtigung. Die bayerischen Truppen gelten al» brav und tapfer, in früheren Feldzügen haben sie sich fast immer als tüchtig und brauchbar bewährt, an ihnen kann mithin die Schuld nicht gelegen haben. Andere Factoren müssen zusammengewirkt haben, um ein so wahr haft klägliches Resultat hervorzubringen, und in dieser Beziehung enthält ein Aufsatz im neuesten Hefte der „Grenzboten" ebenso interessante al», wenn die Thatsachen nicht für die Wahrheit sprächen, fast unglaublich klingende Aufschlüsse. Wir geben in Nachstehendem da» Wichtigere daraus. Schon bei dem Einmarsch der Bayern in Thüringen wurden Beobachtungen gemacht, die namentlich in Bezug auf Verpflegung, Marschordnunz und DiSciplin ungünstig ausfielen. Die Truppen führten zwar Verpflegung und Alle» reichlich mit sich, aber für die Erhaltung derselben war nicht hinreichend gesorgt. So war da« auf eine Menge Wagen geladene Brod von dem auffallenden Regen wetter so durchweicht worden, daß e» eine breiige Masse und ganz ungenießbar geworden war. Ebenso war e» mit dem mitgeführten Fleisch, das bei der Wärme in Fäulniß übergegangen war. Da« Meiste wurde in die Werra geworfen. Die Wagen waren sämmt- lich unbedeckt, und so konnte e» nicht ander» kommen. Besonder» auffallend war auch der mächtige Train. Zum Transport de» HeergerätHS kamen die Equipagen, Pferde und Dienerschaft der vielen Prinzen und der höheren Generale. Namentlich ging da der Commandirende, Prinz Karl, selbst mit gutem Beispiel voran, der fast seinen ganzen zahlreichen HauLhalt mit sich geschleppt haben soll. Die Nichtcombattanten, Auditoren, Aerzte, Verwaltungsbe amte fuhren meist in Kutschen. Ueberraschend war bei den meiste» Officieren die unzureichende geographische und topographische Kennwiß. Kaum über die vaterländische Grenze hinaus, und man war schon in einer terra incoxaita. Kaum daß sie in der Geographie ihre« eigenen Landes, das sie eben verlassen, etwas tactfester erschienen. Manche, die von Mellrichstadt über einen unbedeutenden Höhenzug, die „Schanze", der sich auf der einen Seite in» Bayerische absenkt und dessen Kamm die Grenze bildet, mit herübergekommen Ware«, hielten da» für den Thüringer Wald und freuten sich, diese« so
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