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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187104129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18710412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18710412
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Paginierfehler: Seite 666 als Seite 66 gezählt.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1871
- Monat1871-04
- Tag1871-04-12
- Monat1871-04
- Jahr1871
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.04.1871
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Tageblatt. AmtSblM des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsümter und der StadtrLthe zu Freiberg u. Brcttü». D 82. Erscheint jedm Wochentag Nb. k U. für ten and. Tag, Inserate werden bi« V, ll U. für nächste Nr. angen, Mittwoch, -en 18. April Preis vierteljährl. 20 Ngr. Inserate «erden die gespaltene Zeil« »der denn Raum mit 8 Pf. »«rtchnet. 1871. 4- Freiberg, 11. April. „Sieh', eS ist Frühling in Deutschland geworden!" Wenn wir hinaustreten in die große freie Natur, dann wird die Hoffnung wieder in unS lebendig: wie ja zu keiner Zeit stärker, als zur Zeit de- Erwachens der Natur das Herz des Menschen voll edlerer Empfindungen und voll reinerer Wünsche pocht. Und diesmal ist unsere Hoffnung nicht ohne Berechtigung. Das Auferstehungsfest der Natur aus den eisigen Fesseln des Winters, die Auferstehung des jungen Grüns aus dem Todesschlummer der in die Erde ge streuten Saaten mahnt uns auch an das Auferstehungsfest des Völkerlebens, an dessen Früchte und Errungenschaften. Fast ein Bierteljahrhundert ist seit jenem Ruf der Auferstehung deS Geistes und der Freiheit, der von jenseits deS Rheins herüberdrang und die so lange im Todtenschlaf gelegenen Geister erweckte, verflossen. Manche Frucht, die damals gereift, verfiel der Fäulniß; viele Blüthen wurden von dem bald folgenden Sturm der Reaction verjagt. Aber die damals in den deutschen Boden gefallenen Keime von der Lebensfähigkeit und der Kraft der Nation waren nicht mehr zu ertödten; sie haben alle Stürme der Reaction überdauert — trotz Verfolgung und Einkerkerung, trotz aller Jrrgänge der Gesetzgebung und Diplomatie ist jener im Geiste der Völker nicht zu ertödteNde Keim zur herrlichen Frucht gereift. Wem schwillt daS Herz nicht voller Hoffnung, daß dieser Frucht auch die wohlthuenden Strahlen deS LichtS und der Freiheit nicht fehle« werden, wenn er jetzt seinen Blick auf diese Auferstehung einer ganzen Nation, auf die Auferstehung Deutschlands wirst! Dunkle Schatten umdüstern zwar noch immer den Hellen Tag und daS gefiederte schwarze Geschlecht, die Kirchthurmbewohner, umkreist krächzend den »tuen deutschen Bau, um sich in demselben die besten Plätze auSzusuchen, wo eS seine Nester bauen und die Eier der Zwietracht, de- Hasses und der Verfolgungssucht hineinlegen kann. Aber der Geist der deutschen Nation hält an dem Bau, dem Tempel seiner Einheit, Wache. Er wird nicht dulden, daß in die noch offenen Falten deS deutschen EinheitSgewandeS der Samen der Fäulniß gestreut, daß eS mit pietistischem Firlefanz und römischen Schnüren besetzt werde. Dieser gewaltige Geist deö deutschen Volke», der mächtig und erhaben wie noch zu keiner Zeit sich jetzt gezeigt, möge stets im Geiste des Friedens, der Wohlfahrt und der Freiheit sein. Dann werden unsre Wünsche zur vollen Währheit werden und unS zu dem Ausruf begeistern: „Sieh', es ist Frühling in Deutschland geworden!" Die Neuesten Nachrichten aus Frankreich liefern den trau rigsten Beweis für die bereits eingetroffene Befürchtung, daß die Wuth, mit welcher der zwischen Paris und Versailles auSzebro- chene Bürgerkrieg geführt werden würde, die Greuel des Krieges Mt de« Deutschen nicht nur erneuern, sondern weit überholen Möchte. „Auge um Auge, Zahn um Zahn" — nach diesem Gebote will die Commune von jetzt an mit den gefangenen RegierungS- truppen verfahren. Wir dürfen uns darauf gefaßt machen, daß fie auch im Innern der Stadt sich gegen alle ihre Gegner mit Pulver und Blei nicht sparsam bezeigen wird. ES ist wahrhaft unbegreif lich, wenn die Commune in ihrer neuesten Proclamation von ihrem Siege spricht und die Nationalgarden beglückwünscht. Offenbar verdienen die Depeschen der Versailler Regierung, wenn fie auch vielleicht Manche- mit zu lebhaften Farben auSmalen, doch darin Glauben, daß sich da- Plateau von Chatillon im Besitz der Re- gieruntzStruppen befindet und daß die Insurgenten namentlich in deN Fort« Jssh und BanvreS die Schrecken einer Belagerung durch- zumachen haben, auf die fie wohl von Seiten der Deutschen, nicht aber von Seiten ihrer eigenen Landsleute gefaßt sein mochten. In der Thal ist eS eine merkwürdige Wendung des Geschicks, daß Herr TMS jetzt selbst die Tüchtigkeit der von ihm MS DaseM gern« fMn Festun-Swerke erprobt. Daß die Insurgenten zum Aeußersky entschlossen find, beweist die MafsenauShebung, durch die alle Män ner von 17 bis 35 Jahren unter die Fahnen gerufen werden. Die Unruhen in den Departements scheinen allerdings gedämpft zu sei», aber auch dort hat eS immerhin Blut genüg gekostet und man kann noch keineswegs behaupten, daß überall schon die Ruhe ge sichert ist. Marseille hat sich erst nach einer sechsstündigen Be schießung ergeben. In Paris selbst haben jetzt die rothen Jacobiner daS Uebergewicht über die mehr socialistischen Führer gewonnen. Die beabsichtigten BersöhnungSfeste find verboten worde«. Die Herrschaft der Jacobiner bedeutet übrigens die vollendetste Organi sation deS Bürgerkrieges im ganzen Lande. Ob unter solchen, Um ständen nicht doch noch ein Eingreifen de» deutschen OccupationS- heereS wird nöthig werden bleibt abzuwarten. Wir reihen diesen Mittheilungen noch folgende nach der Herausgabe der letzten Nummer eingegangen« Depeschen an: Paris, 7. April, Morgens 7 Uhr. Die Nacht war ruhig, man hatte keine Kanonade gehört. — „Eri du peuple" schreibt: Die Truppen der Commune bewachen die feindlichen Stellungen. Bei dem Angriff der Versailler . Truppen auf,, die Brücke von Neuillh wurde der Obrift der Commune, Bourgoiug, getödtet; derselbe ist durch den Lommandanten Lehnet ersetzt. Demselben Blatte zusolge wurden die Versailler Batterien bei de« Fort BanvreS demontirt und zwei Mitrgilleusen genommen, Die Commune sendet Verstärkungen an Mannschaftey und Artillerie nach l'Hay. — Nachmittags 2 Uhr. Seit heute Morgen findet ein lebhafter Kampf in Courbevoie statt. Diz Versailler Artillerie ist auf beiden Seiten der halbmondförmig auf den Höhen von Puteaux aufgestellten Linientruppen placirt, welche, auch m den Häusern von Puteaux im Hinterhalte liegen. Die Artillerie der Nationalgarde, in der Seitenallee außerhalb des Thore» von Maillot und auf den Wällen bet dem Thore von Neuillh aufgestellt, be schießt die Positionen der Versailler Truppen. Beide Theile unter halten auch ein lebhafte» Gewehrfeuer. Drei Granaten find M das Innere der Enceinte beim Thore von Neuillh niedergfsallep. Auf der Seite von Chatillon fand heute keine Kanonade statt, auch die Forts Jssh, BanvreS, Montrouge, sowie da» Fort Valerien schweigen. — Abend» 6 Uhr 15 Minuten. (Bericht der Commune.) Gegen 2 Uhr griffen die Versailler Truppen M be deutender Stärke die Barrikade an der Brücke von Neuillh, an, welche durch Nationalgarden während der Nacht wiedergenommrn und neu aufgerichtet worden war. Die Versailler Truppe» hatten am Fuße der Statue Napoleon'», am Ende der Avenue. M«e Bat terie errichtet, desgleichen hatten fie weiter unten zur Rechten und zur Linken Batterien aufgerichtet, mit welchen fie die Barrikade und das Thor von Maillot beschossen. Die innerhalb der Barri kade stehenden Föderirten hatten Kanonen und Mitraifleusen; eMe 4pfündige Batterie, die außerhalb de» Thore« von Maillot erriAet war, feuerte unausgesetzt gegen die Versailler Truppen. Granat« fielen in der ganzen Avenue nieder und erreichten dg« Thor von Maillot. Die in der Avenue gelegenen Häuser erlitten stach: Be schädigungen. Da« Artilleriefeuer dauerte bi« 4z Uhr. Um diese Stunde schickten die Versailler Truppen Tiraiüeur« vor, offenbar in der Absicht die Barrikaden mit Sturm zu nehme«. Dieser Plan wurde aber wieder aufgegeben und ein Flankenangriff von der rechten und linken Seite her unternommen. E» folgt« n« fast eine Stunde lang heftige« Gewchrfeuer, welch«» von beide» Seiten durch Artillerie verstärk wurde. Gegenwärtig (5z lchr) scheint der Kampf in der kuv ä'^ro äv tnowpbe ein sehr lebhaf ter zu ein. Auch auf beiden Seiten der Barrikade wird «Hitttrt gefochten. E» steht zu besorgen, daß nach Wegnahme dtr,Barri- kade der Kampf sich de« Thore von Maillot näher« wnd«. , Hk Nationalgarde wird da» Terrain Zoll für Zoll M denStraßMAdu Pari« yertheidigen, wenq «§ tzm
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