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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187401247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18740124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18740124
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1874
- Monat1874-01
- Tag1874-01-24
- Monat1874-01
- Jahr1874
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.01.1874
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reiöerger AHeiger und . Tageblatt. AvtSblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ! Erscheint i. Fretber^jed. Wochmt. Ab. ü U. für den and. Tag. Ins», werden bi« V. 11 U. für nächste Nr. angen. Sonnabend, 24. Januar. Drei« vierteljährl. SO Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile »derberen Raum mit 1 Ngr. berechnet. 1874 >4 Kreiberg, den 24. Januar 1874 Zwei scheinbar polare Gegensätze im politischen Leben, der Mtramontanismus und die Sozialdemokratie, begegnen sich doch in einem Punkte: in dem Haß und der erbitterten Feindschaft gegen da- neue deutsche Reich. Man kann nicht behaupten, daß die bei den Parteien zu diesem Zwecke ein besonderes Bündniß abge schlossen haben ; dessen bedarf es nicht. Die Gemeinsamkeit des Haffes ist ausreichender Ersatz für jedes Bündniß. Auch ohne Vertrag bewegen sich beide Parteien, wie verschieden ihre positiven Ziele auch sein mögen, doch der deutschen Regierung gegenüber in derselben Richtung. Sie unterstützen einander bei allen politischen Akten. Der „Voigtländische Anzeiger" brachte dieser Tage einen Ausruf an die Sozialdemokraten des 23. Wahlbezirk, bei der Stichwahl zwischen dem sich zur freisinnigen Partei zählenden Advocat Kraust aus Dresden und dem Rittergutsbesitzer Seiler auf Neuensalz letzterem die Stimme zu geben. Woher, wird man fragen, kommt diese Feindschaft, diese Ge meinsamkeit des HaffeS gegen das deutsche Reich? Die Ursache ist nicht schwer zu finden. Beide Parteien befinden sich im Gegen satz zum Staate, nicht blos dem deutschen, sondern jedem Staate, im Gegensätze zu jeder kräftigen Staatsordnung und Regierungs gewalt. Und weil gegenwärtig der deutsche Staat vor allen an deren mächtig dasteht, weil er immer kräftiger sich zu entwickeln verspricht, deshalb gerade wird ihm vorzugsweise die Ehre zu Theil, von den Ultramontanen und Sozialdemokraten am glühend sten gehaßt zu werden. Der deutsche Staat ist das Ziel ihrer Angriffe, weil sie wissen, daß nach seiner Demüthigung oder Zer trümmerung das stärkste Bollwerk hinweggeräumt wäre, welches ihren Plänen Widerstand entgegenstellt. Deutschland aber, indem er ihre Pläne bekämpft, streitet nicht nur für seine Macht und sein Dasein, sondern zugleich für das Recht aller Staaten, für das Prinzip des Staates selbst. Das Ziel des UltramontaniSmus ist die Begründung eines die ganze Menschheit umfassenden, vom Papste absolut regierten Weltreichs. Er will die einzelnen Staaten nicht geradezu vernich ten — denn er bedarf für seinen Zweck eine von der Kirche ge sonderte weltliche Macht — aber er will sie soweit schwächen, daß sie der Kirche Vasallendienste leisten müssen und von der Hierarchie als willenlose, ihren Zielen zu steter Verfügung stehende Werkzeuge benutzt werden können. Das ist der wahre Sinn der vom Papste erhobenen Forderung, daß über die Grenzen der kirch lichen und staatlichen Rechte und Befugnisse lediglich die Kirche zu entscheiden habe. Da die deutsche Regierung dieses Recht selbstverständlich für sich in Anspruch nimmt und mit aller Kraft zu vertheidigen bereit ist, so hat ihr und dem deutschen Reiche der die Kirche leitende JesuitismuS den Krieg erklärt, und zwar unter dem Vorwande: man wolle die Kirche vergewaltigen und sie ihrer Rechte und Be fugnisse berauben. Auch die Sozialdemokratie umspannt mit ihren Zielen die ganze Welt. Sie will vom Staate im bisherigen Sinn nichts wissen und was sie Staatsgewalt nennt, ist die Herrschaft des organisirten ArbeiterstandeS. Das materielle Wohlsein desselben ist ihr der höchste Schmuck der Gesellschaft. Dagegen sind „Vater land" und „Nationalität" nur hohle Worte. Die Herstellung eines Zustandes, in welchem der Arbeiterstand bei möglichst wenig Arbeit aller nur denkbaren materiellen Genüsse theilhastig wird, ist der Sozialdemokratie das höchste Ziel der Entwickelung. Also auch sie ist darauf angewiesen, den deutschen Staat als das stärkste Bollwerk des staatlichen Prinzips auf Leben und Tod zu bekämpfen. Wie kommt es nun, daß diese beiden Parteien bei den jüngsten Wahlen so bedeutende Erfolgt erzielt haben? Die Rührigkeit und straffe Organisation in beiden reichsfeindlichen Lagern hat un zweifelhaft viel gethan, aber nicht Alles! Die Ursache der großen Erfolge liegt vielmehr darin, daß die innere Reichspolitik in ver- hältnißmäßig großen Kreisen der Bevölkerung nicht genug populär geworden ist. Soll in den nächsten drei Jahren die Zahl der Gleichgültigen oder Unzufriedenen im Volke sich nicht noch weiter vermehren, so wird der Liberalismus die Herrschaft, die er im neuen Parlament errungen, dazu verwenden müssen, die Reichs regierung in die Bahnen einer wahrhaft freisinnigen inneren Politik zu drängen, damit sie auf die reaktionären Maßregeln verzichte, die im Preßgesctz und in der Aufhebung der Schwurgerichte bereit- ihre Schatten vorausgeworfen haben. Das ist die beherzigenS- werthe Lehre, welche Fürst Bismarck und die Mehrheit des Reichs tages aus dem Wahlresultat ziehen sollen; das ist der Aufgaben noch eine, welche die letzten Reichstagswahlen an jeden Freund des deutschen Reiches stellen. Takesgeschichte. In einem Artikel, welchen die „Provinzial Korrespondenz" dem neugewählten Reichstage widmet, wird nach Darstellung der Partei- Verhältnisse, wie auch wir sie berechnet haben ausgeführt, daß, wenn danach die Regierung auch bestimmt hoffen dürft, für die Durchführung ihrer höchsten und entscheidenden Aufgaben an und für sich auch in dem neuen Reichstage eine sichere und bereitwillige Stütze zu finden, man sich doch von vornherein nicht verhehlen dürfe, „daß eine fast aufs Doppelte gestiegene Zahl der grund sätzlichen Gegner einen größeren und vielfach lähmenden Einfluß auf den Gang der parlamentarischen Thätigkeit zu üben vermag; während andererseits die künftige nationale Mehrheit selbst ver möge ihrer erheblich veränderten Zusammensetzung auch bei wesent licher stlebereinstimmung über die Ziele der ReichSpolitik doch in Betreff der Mittel und Wege zur Erreichung derselben eine volle Verständigung nicht immer eben so sicher iq Aussicht stellt, wie er seither der Fall war." Dem Bundesrathe hat der Reichskanzler jetzt auch das Material für die Bankgesetzgebung zugehen lassen. Es ist ein ungemein um fassendes Volumen von einigen achtzig Druckbogen und enthält eine Uebersicht der gesetzlichen und statutarischen Bestimmungen über Zettelbanken und Banknoten-Ausgabe 'in Deutschland nebst einer Sammlung der Statuten der deutschen Zettelbanken. Die Uebersicht verbreitet sich im ersten Titel über Bestand, Grundver fassung, Betriebsfonds und Geschäftskreis der 34 deutschen Zettel- banken, wovon 12 Institute auf Preußen, 1 auf Baiern, 5 auf Sachsen, 16 auf die übrigen Bundesstaaten mit je 1 Bank kommen.
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