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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.10.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187410016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18741001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18741001
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1874
- Monat1874-10
- Tag1874-10-01
- Monat1874-10
- Jahr1874
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.10.1874
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Rußlands selbst. In Moskau gab es Heuer bereits so viele offen bar böswillig gelegte Brände, daß das Publikum dort in hohem Grade aufgeregt ist und „Verdächtige" dutzendweise von der Polizei aufgefangen werden, ohne daß man der Thäter habhaft werden kann. Blos Einen, Wassiljef mit Namen, hat man durch Ver sprechungen bewogen, ein Geständniß zu machen, und dieses brachte der Behörde die unangenehme Ueberzeugung bei, daß man es da mit förmlich organisirten Banden zu thun habe, die auf ihr Ziel gemeinschaftlich und planmäßig hinarbeiten. Wassiljeff allein hat mit den Helfershelfern seiner Bande mehr als vierzig Schadenfeuer gelegt, wofür er von einem ihm „unbekannten Herrn" Geld bekam, Den Schaden in Folge der heurigen Brände in den russischen Städten veranschlagt man bereits auf Millionen, wobei Moskau allein mit mehr als einer und einer halben Million betroffen worden ist. Die Stadt JekaterinoSlaw, tief im Südosten Ruß lands, wurde jüngst wiederholt (achtmal nach einander) von Brän den heimgesucht, was in der Stadt eine solche Panik verursachte, daß Bürgermeister und Polizei-Chef eine Proklamation erließen mit der Aufforderung, gegen eine Belohnung von 500 Rubeln Mitthetlung an die Behörden zu machen, die zur Entdeckung der Brandleger führen könnten. Dabei wird „strengste Diskretion und Straflosigkeit" den Denuncianten zugesichert. Auch werden Mtt- theilungen, die überhaupt „verdächtige Individuen" betreffen, von den JekaterinoSlawer Behörden entgegen genommen und „ange messen honorirt." ES ist nicht zu verwundern, wenn die Regie rung einer solchen bedenklichen Lage der Dinge gegenüber mit aller Strenge ihre Maßregeln trifft. In einer Reihe von Provinzen, Kasan, Samara, Jaroslaw, Biatka, wurden viele Bauern verhaftet, welche Proklamationen verbreitet haben sollen, die zur Brandstif tung ausforderten. Alles, was irgend einer geschloffenen Gesellschaft oder einem Vereine ähnlich sieht, wird unbedingt aufgelöst und die gewesenen Mitglieder werden scharf beaufsichtigt. Die „K. H. Z." erhielt in diesen Tagen eine direkte Zuschrift aus Tiberias in Palästina vom 7 September mit der Nachricht, daß in dem „gelobten Lande" noch immer die Hungersnoth fort- dauert, und daß die Einwohner desselben nur am Leben erhalten werden können, wenn Europa ihnen zu Hilfe kommt. Sachseu. Freiberg. Als von Interesse für den zahlreichen Kreis unsrer Leser aus dem Bezirke des Königs. Gerichtsamts Freiberg wird uns mitgetheilt, daß der zettherige Vorstand des letzter», Herr GertchtSamtmann Hertel, mit dem 15. d. M- in gleicher Stellung zum König!. Gerichtsamte Leipzig II. versetzt wird, zu dessen Nachfolger in seiner hiesigen Stelle aber Herr Gerichtsamt- mann Schütze zu Bischofswerda ernannt ist. — Der „A. A. Z." wird von Dresden telegraphisch gemeldet, daß Graf Herbert Bismarck, der älteste Sohn des Reichskanzlers, zur Zeit Attache bei der preußischen Gesandtschaft in Dresden, vom 1. Oktober an nach München in gleicher Stellung geht. — Infolge der mit dem 1. Januar k. I. eintretenden Reichs währung treten auch bei der königlich sächsische» LandeSlotterie mehrfache Aenderungen ein. Nach dem diesfallstgen Plane bleibt die Anzahl der Loose von 100,000 unverändert, ebenso das bis herige Verhältniß der Gewinne und Nieten, nämlich je die Hälfte. Hinsichtlich deS Preises tritt eine Erhöhung ein, das ganze Loos lostet in bevorstehender 87. Landeslotterie durch alle 5 Klaffen 156 Mark und find auch dem entsprechend die Gewinne erhöht worden. In der ersten Klaffe, deren Ziehung aber wegen der neuen Rechnungsweist erst den 4 /5. Januar k. I. geschieht, beträgt der erste Gewinn 30,000 Mark, der zweite 15,000, in der zweiten Klaffe 40,000, resp. 20,000 Mark, in der dritten Klaffe 50,000, resp. 25,000, in der vierteil Klaffe 60,000, resp. 30,000 Mark. Die bedeutendste Veränderung hat die fünfte Klaffe auszuwetsen; die Zahl der Gewinne beträgt 36,000 mit einem Betrage von 11,853,000 Mark, welche sich folgender Gestalt vertheilen: I. Ge winn (daS große Loos) 500,000 Mark, 2. Gewinn 300,000 Mark, 3. Gewinn 200,000 , 4. Gewinn 150,000, 5. Gewinn 100,000, 6. Gewinn 50,000 Mark. Dann folgen 5 Gewinne L 30,000 Mark, 20 ä 15,000, 50 L 5000 600 ä 3000, 700 ä 1000, 800 ä 500, 1900 ä 300 und 31,919 Gewinne zu 200 Mark. Die Gesammt- billanz beziffert sich in Einnahme und Ausgabe für d'e ganze Lotterie auf 14,508,000 Mark. (Dr. I.) Meißen. Mittelst der Steinhebemaschine hat man in der Elbe bei Niederspaar auch zwei große Sandstein-Quadern aus dem Flußbett« geschafft, die wohl gar von dem im Jahre 1845 zerstörten sogenannten Crucifix-Pfeiler der alten Brücke in Dresden herrühren und durch die Gewalt der Fluchen und des Eises bis hierher im Laufe der Zeit getrieben worden sein können. Sie liegen am Damme vor Neudörfchen und werden, wie alle großen im Laufe dieses Som mers aus der Elbe gehobenen Stetne, klein geschlagen und dann stromab verschifft. — An einem Weingelelte qm Elbdamme find tn diesen Tagen über 800 Trauben an einem Stocke gezählt worden; im vorigen Herbst hat man schon bis 300 Trauben daran gefunden. Waldheim, 29. Septbr. Gestern Vormittag gegen 9 Uhr brach in dem Bäßler'schen Brau- und Schänkgute zu Reinsdorf ein Schadenfeuer aus, welches in kurzer Zeit sämmtliche Wohn- und WirthschaftSräume mit allen Borräthen in Asche legte. Bei der herrschenden Trockenheit und der leichten Bauart der Gebäude nahm das verheerende Element so rasch überhand, daß fast sämmtliche- Rindvieh (16 Stück) und mehrere Pferde tn den Flammen um- kommen mußten. Ueber die Entstehungsursache verlautet nicht- Bestimmtes. Leipzig, 28. September. Die hiesige Handelskammer hat sich in der Steuerfragt dtr Petition der Handels- und Ge- werbekammer zu Plauen angeschloffen, welche in Bezug auf das Schlußgesuch mit der gegenwärtig hier zur Unterzeichnung aus liegenden Petition übereinstimmend, nur ausführlicher motivirt ist. Werdau. In der letzten Diöcesanversammlung der Kirchen vorstände der hiesigen Ephorte waren es zwei Punkte, die allge meines Interesse erregten: 1) die Leichenverbrennung und 2) die Einführung der Civilehe. Ueber Punkt 1 referirte Herr Schul direktor Flach von hier und wies an interessanten Beispielen nach, daß auch von kirchlicher Seite aus derselben gar kein Hlnderniß in den Weg gelegt werden könne, da in der Jetztzeit die Ver brennung einer Leiche unter keinen Umständen als heidnischer Brauch anzusehen sei. Trotzdem erklärte die Mehrzahl der An wesenden sich gegen die Leichenverbrennung, worauf Herr Pastor Härtel aus Lauterbach das Wort ergriff und „die Einführung der Civilehe" besprach. Der Herr Pastor malte die Civilehe als Ge spenst an die Wand, fabelte von allerhand ernsten Bedenken, welche gegen ihre Einführung sprechen sollen, sprach von drohenden Ge fahren rc. Herr Pastor Kittan forderte die Versammlung auf, einen Antrag an die Regierung gegen Einführung der Civilehe in Sachsen zu richten, der folgendermaßen lautet: „Die Einfüh rung der obligatorischen Civilehe ist für die sächsische Landeskirche weder Bedürfniß noch Wunsch. Die Diöcesanversammlung wünscht daher, daß die Civilehe in Sachsen nicht etngeführt werde u w das Kirchenregiment auch fernerhin ihre Abwehr anstrebr." — Gegen diesen Antrag machte Herr Stadtrath Temper sehr richsrg geltend, daß, selbst wenn in Sachsen kein Bedürfniß nach der Civilehe sein sollte, wir doch als Theil des großen Deutsche Reiches nicht gesonderte Wege gehen dürfen. Er könne überhaupt in der Einführung der Civilehe eine Schädigung des Volksieb-.us nicht sehen. Trotzdem wurde der Antrag mit Stimmenmehrheit angenommen. Mylau. Am 27. Sept, stürzte der 13jährige Sohn des auf dem Güterboden des Reichenbacher Bahnhofs beschäftigten Arbeiters Baumgärtel von einem Felsenabhang unweit des hiesigen Gottesackers herab und zog sich dabei erhebliche Verletzungen am Kopfe zu. Vermischtes. * Ronneburg. Am 24. September brannte der an der alten Reichsstraße von Nürnberg nach Leipzig gelegene, über 167 Jabre alte Gasthof der verw. Eckardt in Wachholderbaum, unter dem Namen „Busch" weithin bekannt, nebst dem daneben befindlichen Ktrmse'schen Gehöfte vollständig nieder. Bei der hohen Lage des Dorfes war das Feuer viele Meilen weit sichtbar Durch dasselbe ist einer jener selten noch anzutreffenden Gasthöfe zerstört worden, die durch ihre Bauart, innere Einrichtung usw. an die Frequenz der Landstraßen und das Fuhrmannsleben früherer Jahrhunderte erinnerten. Das Feuer ist in einem Seitengebäude des Gasthofs ausgebrochen und muthmaßt man vorsätzliche Brandlegung. Leider sind auch neben nicht unbedeutenden Getreitrvorräthen einiges Vieh ein Raub der Flammen geworden. * In Pohlitz bei Greiz hat sich am 25. September ein be dauerlicher Unglücksfall zugetragen. Zwei Knai m belustigten sich durch Schaukeln auf einer Wippe, die sie selbst aus einem Klotz und einem Bret zusammengesetzt hatten, welchem Vergnügen zwei andere noch im zarten Alter stehende Kinder, ein kleines Mädchen, Namens Lenck, und ein Knabe, Namens Schmalz, zusahen. Durch irgend einen Umstand fiel die Wippe zusammen, dir Daraufsttzenden stürzten herunter, wobei sich einer schwer am Ärm, der andere ebenso am Bein verletzte, während das kleine Mädchen durch den Klotz auf der Stelle getödtet wurde, ihr Gefährt« indeß so schwer« Verletzungen erlitt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.
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