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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.04.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187504272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18750427
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18750427
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-04
- Tag1875-04-27
- Monat1875-04
- Jahr1875
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.04.1875
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",-r ü FmbergerMelger und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Jofcrat« .( ««»den bi» «es- mittag» r» Uhr st>r »Schst« Nr. an^» nommen u. bi« »«- Ipolteoe geil« vbrr deren Raum mit 10 Ps. berech»«t. Ingram stab ft-t» an di« tkpednt»^ Frollcherlq« Buch- handlung, zu senden. «rschrint j«b«n «acheataa «bmd» « Uhr für t«n andrcn lag. Orci« diertrljshr- »lchLM«rIü.->Pf., »»«imonatl. l MI. i0 Ps. und ein» monatl. 7ü Pf. Die Redaktion de- lindet sich Rinnen- «asse »St. II. Li. 95. Dienstag, den 27. April. 1875. Da« katholische Lirchengrmeindevermögen. Mit Rücksicht auf die weiter unten folgende Berathung des preußischen Abgeordnetenhauses über das Verwaltungs gesetz des katholischen Kirchengemeindevermögen« glauben wir an dieser Stelle um so mehr etwas eingehender die Materie besprechen zu sollen, als gerade dieses Gesetz in unserem Kampfe gegen Roin von ungemeiner Tragweite und prinzipieller Wichtigkeit ist. Der vom Abgeordneten Professor Gneist als Reserent der BorberathungSkommission erstattete Bericht enthält eine so ungemein- Fülle interessanten und wichtigen Stoffes und gewährt einen so außerordentlich tiesen Einblick in da« innere Wesen und Getriebe der römischen Kirche sowt« der afsiliirten politischen Parteien, daß eine Analyse d«Ge>ben sür Jeden willkommen sein muß, der nicht theilnahmilo« dem großen Kulturkampf« der Gegen wart zuschauet. Wer freilich die Zeit nicht versteht, in der er leb«, also auch kein Interesse an den bewegenden Ideen derselben empfindet — der lege nachstehende Betrachtung ungelesen zur Seite. Der Sinn des gemzen Gesetzentwurfs geht dahin, die bisher eigentlich in vermZWnSrechtlicher Hinsicht fast mund- todte katholische Kirchengemeinde selbständig zu machen. Es liegt ihm daher eine Anschauung zu Grunde, die der jetzt innerhalb der römischen Hierarchie zur Alleinherrschaft gekommenen schnurstracks zuwiderläust. Der Staat nämlich erkennt nur ein zur Gemeinde gehöriges Kirchenvermögen an, während man von Rom au« die sogenannte Papaltheori» geltend zu machen bestrebt ist; da« heißt man substituirt nur ein einziges Kirchenvermögen der römisch katholischen Kirche, als deren oberste, alle Fäden zusammensaflende Spitze eben der unfehlbare Papst erscheint, dem bis zu einem Grade die Oberaufsicht, unter Umständen die Bestim mung über das Kirchenvermögen nicht abgesprochen werden kann. Von diesem Standpunkte aus wurde denn auch der Prinzipalantrag seitens der klerikalen Mitglieder des preußi schen Abgeordnetenhauses dahin gestellt, die Zustimmung zu dem vorliegenden Gesetze als dem revidirten (jetzt aus gehobene») Artikel lb der Verfassungs-Urkunde zuwider, nicht zu ertheilen, eventuell sich hierüber mit den bischöflichen Behörden zu verständigen. Beide Anträge wurden, wie voranSzusehen war, abgelehnt und das Bestreben der Minderheit in der Kommission war nunmehr ausschließlich darauf gerichtet, durch allerlei Zu ¬ sätze und dehnbare Wortbezeichnungen den außerordentlich klaren und knappen Text der Vorlage einer sogenannten juristischen Auslegung zugänglich respektive bedürftig zu machen. Die unverdrossene Zähigkeit und Schlauheit, mit der die römisch-gesinnten Abgeordneten ihren verlorenen Posten so lange als möglich zu halten suchten, ist achtung gebietend-, nicht minder bemerkenswerth ist es jedoch, zu sehen, wie unentwegbar die RegierungSvertreter und die Kommissionsmitglieder ihr Ziel im Auge behielten und sich in kein einziges der sehr geschickt eingelegten Fangeisen und Verhaue locken ließen. Der schärfste Kamps entbrannte um Paragraph 13, der von der Wahl des Vorsitzenden respektive StellvertretersdesKirchenvorstandeshandelt. Die Regierung hatte in ihren, Entwurf den Pfarrer als den geborenen Vorsitzenden noch gelten lasten -, Dank den Bemühungen der Kommission ist dieser Prellstein beseitigt. Der Kirchen vorstand hat die Verwaltung de« Vermögens, der Jnven- tarisirung der vorhandenen Bestände, die Ausstellung der Etats zu besorgen. Wie nothwendig gerade die Jnventarisirung ist, geht daraus hervor, daß neuerdings aus einer Anzahl von Kirchen und Klöstern werthvolle Kunstgegenstände ohne Misten oder selbst gegen den Wunsch der betreffenden Ge meinden veräußert worden sind. Aus dem Hildes heimer Domschatze ist ein alter mit Edel steinen besetzter Teppich spurl«» »Srschwunden! Nicht minder heftig wurde über d«n PiOdn der Ge meindevertretung und der Gahl der Vorsitzenden gestritten. Bo» kkrökkäler Seite erklärt« man ganz unumwunden, daß dt»s« Art Gemeindevertretung mit dem Geist, der römisch- katholischen Kirchenverfastung kaum vereinbar fei und sie werde auch, sofern sie zur Beseitigung des Aufsichtsrechles der kirchlichen Oberen bestimmt sei, den Weg zu einer kirchlichen Revolution eröffnen. Für die Sitzungen der Gemeindevertretung kann die Oeffentlichkeit beschlosten wer den. Es ist zu bedauern, daß die Kommission nicht die obligatorische Oeffentlichkeit mit dem Rechte des Ausschlusses derselben unter Umständen angenommen hat; doch steht zu hoffen, daß die Plcnarberathung hierin eine Abände rung wird eintreten lasten. Sehr wichtig ist, daß die kommissarische Besorgung die kirchlichen Vermögensaugelegen- heiten, falls die Wahl der Kirchenvorsteher und der Ge meindevertretung überhaupt nicht zu Stande kommt und auch der Versuch einer Neuwahl fruchtlos bleibt, in einem Zusatze der Kommission zu Paragraph 47 vorgesehen wurde. Außerdem ist in einem folgenden Paragraphen die Anzahl der Fäll« namentlich ausgeführt, in denen die Beschlüsse des KirchenvorstandeS und der Gemeindevertretung zu ihr« Gültigkeit die Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörde bedürfen. Das GenehmigungSrecht greift Platz: bei Erwerb, Veräußerung und dinglicher Belastung von Grundeigenthum, bei Veräußerung von kunstgeschichtlichen oder wissenschaftlich werthvolle» Gegenständen, bei Anleihen, Neubauten für den Gottesdienst oder für die Kirchenb«amt«n, b«i Anlage oder veränderter Benutzung von Begräbnißplätzen, b«i Ausschreibung von Sammlungen, Kollekte» für kirchlich^, wohlthätig« oder Schulzwecke» außerhalb der Kirchen- gememde, bei Verwendung des Kirchenvermögen« sür Zwecke, welche nicht die Gemeindekulturbedürfniste selbst betreffeit. Auf diese Weife hofft man dem PeterSpfennig seine Zu- flußkanäle möglichst abzugraben. Den Bischöfen, welche sich den StaatSgesetzen untyp- wersen, ist bei der Vermögensverwaltung ein Mitr«cht zu- gestanden; die« ruht aber sofort, sobald die Herren den Gehorsam verweigern. So lange in einem bischöflichen Sprengel die Leistungen aus Staatsmitteln an Geistliche eingestellt sind, darf der Kirchenvorstand an die Geistlichen Besoldungen, Gebühre» oder Abgaben nur mit Genehmi gung de« Staate» auszahlen Vorläufig machen die Klerikal«» noch di« Mi«n«, als störe sie das Gesetz wenig; allein mit der Zeit wird auch von ihnen die tiefe Wahrheit des Hansemann'schen Worte« erkannt werden, daß in Geldsachen die Gemüthlichkeit aushöre. Tagesschau. Freiberg, den 26. April. Sowohl Kaiser Wilhelm in Wiesbaden als auch das kronprinzliche Paar in Florenz empfangen fortwährend Be suche hoher fürstlicher Personen. Beim Kaiser trafen am Sonnabend die Prinzessin Elisabeth, Gemahlin deS Prinze» Karl von Hessen und die beiden Töchter des GroßherzogL von Cachsen-Welmar ein. Am Sonntage verließ der Kronprinz Florenz, um Victor Emanuel in Neapel einen Besuch abzustatten. (Vergl. telegr. Depesche.) Der bevorstehende Aufenthalt des Fürsten Bismarck in Lauen burg wird nur ein ganz kurzer sein. Die Reise dorthin hat de» ursprünglichen Dispositionen entgegen im Laus« voriger Woche nicht ausgesührt werden können, weil, nach dem ei» Unwohlsein des Reichskanzlers behoben war, di. FcuiUeton. Dresdner Briefe. i. Es darf nicht Wunder nehmen, wenn dieser erste Bries sich in ein frostiges Gewand kleidet-, der Mensch gehorcht unbewußt der ihn umgebenden Natur und nicht besser er geht es Ihrem Korrespondenten, der, fröstelnd im scharfen, staubwirbelnden Nordwestwind, nach kurzer Umschau das Fenster schließt und sich mürrisch hinter seine» Schreibtisch zurückzieht. Fürchten Sie jedoch nicht, daß diese höchst subjektive, melancholische Frühliugsbetrachtung einen Schatten Wersen soll auf die Reihenfolge meiner wiederkehrenden Berichte; der Lenz steht siegesgewiß vor der Thüre und mit dem ersten warnien Sonnenstrahle verscheuchte er die Nebel gebilde winterlicher Stubenhockerei. Wind und Staub und Kälte haben auch unsere lieben Dresdner nicht abhalten können, in Helle» Hausen, der Frühjahrsparade zu Ehren des Geburtstages Sr. Majestät des Königs beizuwohne», die, trotz der ungünstigen Witterungs verhältnisse, zu allerhöchster Zufriedenheit ausgefallen sein soll. Geringere Theilnahme schien dagegen das herkömmliche Abblasen eines Chorals, der Sachsenhymne u. s. w. von dem mit gleich herkömmlichen Teppiche» geschmückten Rath- hausbalkon zu finde»; Publikum wie Musiker »ahmen Angesichts der schneeigen Temperatur wenig Notiz von einander, und der mit dem Wochenmarktc verbundene leb- haste Verkehr vermochte nicht die festliche Stimmung zu erhöhen. Vom RalhhauSbalkon zum Nachhause und von da zu dem Rache unserer Stadl ist der Weg nicht wett und da darf nicht verschwiegen werden, daß Frenide wie Einheimische den Kops darüber schütteln, daß derselbe noch nicht Rath gesunden hat, die höchst unzulängliche, veraltete und un-> gleichmäßig auf die Stadt vertheilte Straßenbesprengung einer gründlichen Reform zu unterwerfen. In Paris, ins Wie», in manchen Städlcn der Schweiz, wie Zürich u. s. w. genügen wenig Arbeitskräfte, nur mittelst auf Räder ge stellter Schläuche in kurzer Zeit ganze Stadtviertel in aus reichender Weise mit Wasser zn bespritze», und hier, wo eine in beste» Zustande befindliche, kostbare Wasserleitung alle Straßen durchkreuzt und Wasser im Uebermaaße spendet, muthet man »och ser»er de» Bewohnern zu, sich mit den primitiven, mehr staubentwickeluden, als staublöschenden Sprerigeinrichlungen zu begnügen? Der Volksmund hat sich bereits dieses NothslandeS bemächtigt und rust beim Auswirbel» einer staub- und schmutzgetränkte» Gistwolke verzweiselnd aus: „Saalbach hilf!" Das Projekt der Gründung einer zweiten conservativen Zeitung am hiesige» Platze scheint, wie voranSzusehen war, nur geringe Unterstützung gesunden zu haben; man täuscht sich in gewissen Kreisen noch immer geflissentlich über die durchaus liberale Stimmung des gebildeten Theiles unserer Bevölkerung. Dagegen scheint man ernstlich zur Bildung eines Vereins konservativ Gesinnter schreiten zu wollen, dessen Spitze voraussichtlich gegen den hiesigen Reichsverein, dem Vcrcusigungspunktt aller Reichstreuender verschiedensten Schattirungen, gerichtet sein dürste; es bleibt abzuwarten, ob die alten Schlagwörter im Stande sind, den schlummern de» Lokalpatriotismus wieder wach zu rusen oder ob es bei künstlichen Wiederbelebungsversuchen sein Bewenden haben wird Die rauhe Witterung trägt nicht zum geringen Theile dazu bei, daß sich das Jutercsse sür Konzertsaal und Theater über die gewohnte Zeit hinaus wach erhalten hat. Beide Hosthcatcr sowohl, als das Rcsidcnztheater sind gut besucht, ganz zu schweigen vom Viktoriasalon, der nach wie vor seine zahlreichen Verehrer und Berehrerttmcn findet. Das Residenz theater namentlich hat eS verstanden, durch Einführung von > Gastspielen bedeutender Künstler seine schönen Räume all abendlich auf das beste zu füllen. Zuerst war e« Frau l Frieb-Blumauer von Berlin, die durch ihre meisterhafte Darstellung greifbar aus dem Leben entnommener Charakter bilder, durch Spiel und köstliche Mimik zugleich, das Publi kum entzückte, und neuerdings Herr Schelper, der nament lich durch die Darstellung des treuherzigen, uns Allen aus den Schriften Fritz Reuters bekannten und so lieb gewordenen Inspektor« Bräsig, im Schauspiele gleichen Namens, den außergewöhnlichsten Beifall errang. Jni gleiche» Theater steht, wie man hört, demnächst ein Gastspiel des Charakter- spielers Lehfeld in Aussicht. — Das Hoftheater in Altstadt erfreute uns durch Vorführung eines hintcrlassenc» Dramen- Bruchstückcs „Esther" von Grillparzer, dessen Hauptrollen vortrefflich durch Herrn Porth und Fräulein Haverlandt vertreten waren, während in Neustadt augenblicklich ein Gesanimlgastspiel der Mitglieder des Friedrich-Wilhelmstädter Theaters in Berlin stattfindet. Im raschen Gedankenfluge führt mich der Name Berlin zur neuen Berlin-Dresdner Eisenbahn, die ihrer Vollendung entgegen gebt und vermuthlich am I. Juni sür den Personen verkehr eröffnet werden kann; der Anschluß an die Staats bahn dürfte noch längere Zeit aus sich warten lassen. Die Bahn ist schnell und mit imponircndem Nachdrucke erbaut worden und wird wesentlich dazu beitragen, die Bevölkerungen beider Städte, die sich trotz ihrer geringen räumlichen Ent fernung bisher ziemlich fremd geblieben waren, einander näher zu bringen und unbegründete Vorurtheile aus dem Wege zu räumen. — Auch ein zweites, sür Dresden hoch wichtiges Projekt, der Bau einer dritten Elbbrücke, scheint seiner endlichen Verwirklichung entgegen zu gehen, cs ist nur zn bedauern, daß auch hier der Rath der Stadt nicht sür räthlich hält, dem guten Rathe Scharfblickender gemäß die neue Brücke nach dem Herzen der Neustadt zn rickten und damit die Erledigung des dringendsten Bedürfnisse«, die Entlastung der Augustus-Brücke, herbeizuführcn.
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