Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.05.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187505168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18750516
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18750516
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-05
- Tag1875-05-16
- Monat1875-05
- Jahr1875
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 16.05.1875
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MeibergerAMgerS lind Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. 11, Sonntag, dm 1k. Mai. 1875. Psinqsten. Tas nüchterne Alltagsleben wird wohlthätig von fest» Uchen Pansen durchbrochen, die wie Ruhepunkte zur Er quickung und zur Sammlung anmuthen. Keinem dieser Feste schlägt das Menschenherz so freudig und hvffnungsfroh entgegen, wie Pfingsten. Es ist das Fest der Blüthen und alles dessen, was im Leben noch zu Blüthen berechtigt; es ist die Poesie des Maienfrühlings, der sich jede Brust sehnsuchtsvoll erschließt. Die Arbeit ruht, Alles feiert und Macht einen Abschnitt in der Werktagsthätigkeit. Wie im Wetteifer mit der Natur, die sich in ihrer jugendfrischen Verjüngung zeigt, schmückt sich das Haus und der Mensch in der Lust am neuaufsteigenden Lebensgang, den ihm Sommer und Herbst, den ihm das gleichsam nun erst voll erschlossene Jahr eröffnet. Was seither noch geheimnißvoll die Knospe in der Welt der Pflanzen verhüllt, was in der innigen Beziehung des Menschen zur Natur ihm bis dahin erst erwartungsvol von ihr hoffen ließ — jetzt, im Sonnenglanze der Pfingst- zeit, zeigt sich schon mit größerer Bestimmtheit der werdende Segen des Jahres in der Blüthe der Fruchtbäume, in dem Stand der Saaten, in dem Schwellen des Rebstocks. Die Sorgen, die ja alle menschlichen Hoffnungen begleiten, die Sorgen vor einem heimtückischen Eishauch, welcher Ver nichtung in dies Blüthenleben der Natur bringen könnte, sie entwichen flüchtig vor der siegreich gebliebenen Jugend pracht des Erdschmucks; diesmal besonders lacht Feld und Flur in seltener Ueppigkeit, aller menschlichen Voraussicht nach ein Jahr der reichsten Ernte verheißend — genug der Gründe zur berechtigsten Freude der Menschen, die aus dem Segen der Natur so viel für den Segen ihres Lebens brauchen. Das ist Pfingsten, wenn die Knospen springen und die Früchte ansetzen, wenn die Prosa des Werdens aus lachenden Kelchen die Poesie ausduftet, wenn sich die Sorge in Hoff nung, die ringende Kraft zu fertigen Gebilden verklärt. Wie in der Natur, so im Einzelleben der gesitteteren Menschen, so im Dasein der Völker, die sie bilden. Ein jegliches Jahr bringt über die Pflanzenwelt nach Sturm und Frost nach hartem Winterschlaf neues Erwachen, neues Erblühen und Befruchten — ein neues Pfingsten, ein Fest der Wiederauferstehung! Und in jedes Menschenleben, bis zum Ende unsrer Tage, wiederholt sich in gleicher Art dieser Aufschwung aus drückendem Dasein zu neuen Hoff nungen und neuem Muth, welche die kommenden Anfor derungen ertragen kaffen. Ißt nicht schon dem Kinde mit jedem Höhenpunkte eines neuen Lebensjahres ein Pfingsten gekommen, ihm zwar unbewußt, aber ein immer freudigeres Hoffen für die Mutterbrust und das Vaterherz, das zarte Wesen erstarken und wachsen zu sehen? Dann, wenn die Jugend ihr großes Pfingstfest in voller Erkenntniß hält — die Jungfrau einer Rose gleich in Liebe erglüht, der Jüng- lung mit festem Blick den Gang in's Weite zu frucht bringender Arbeit nimmt: dieser Mai des gangen Lebens, „der nur einmal blüht" — welcher Jubel begrüßt ihn, welche Seligkeit läßt er zurück! Und fort und fort ins kommende Alter ringt sich nach Trübsal und Leid doch immer wieder siegreich die Hoffnung empor und trägt ihre Blüthen bis zur letzten Lebenskraft. Immer wieder kommt doch ein Pfingsten, ein Wiedererstehen, ein Wiederbeleben, über den Mensche», an sich, in seinen Kindern, in seinen Theuren, in seinem geschäftlichen Wirken, seiner Gesundheit. Er lebte ja nicht mehr, zeigte sich so nicht des Lebens Kraft ; er ertrüge ja die Bürde des Daseins nicht, lächelte ihm nicht bis zum Greisenalter die Sonne, welche noch die schlummernden Kräfte in ihm wieder erweckt! Die Völker nicht anders! Es folgen sich in ihrem Leben nicht »linder Winterschlaf und Frühlingserwachen, nach dem Ringen ihrer Kräfte Feste des Sieges, jenes erquickenden Triumphes, welcher aus geistigen Erfolgen sich ergiebt. Uns Deutschen hat ein tausendjähriges Leben in der Geschichte der Völker nach vielen rauhen Zeiten immer wieder, solche Pfingsten gezeitigt und wir haben Ursache genug, auf alle diese Wiederverjüngungen stolz zu sein. An unserem Baum hat nach langer Nacht der Blüthensegen der Reformation geprangt und seine Früchte in der geistigen Befreiung aus unheilvoller Priesterherrschaft gezeigt. Ueber uns ist in mitten von Sturm und Wettern ringsum die Herrlichkeit einer neuen großen Literatur gekommen und durch die Poesie haben wir die erste nationale Vereinigung, die geistige Auferstehung aus dem Elend der feudalen Staats- winhschafl erhalten. Es war das Pfingsten unserer Jugend als Nation, von welchem an wir im eigenen Bewußtsein den Zielen männlichen Wirkens und Förderns zugesteuert sind. Aus jenen Pfingstblüthen eine» gesegneten Zeitalters sind herrliche und viele Früchte der Bildung und des Nationalgeistes geworden, von denen wir heute noch kosten und die uns Erquickung und Nahrung bieten. Kam dann nicht wieder der Feuerstrom über uns, als wir aufftanden, um die Ketten der Fremdherrschaft abzuschütteln? Nicht wieder, als der Völkerfrühling von 1848 uns erhob mit einem Drang nach Freiheit, als der Baum unseres Leben-, räftig gewurzelt, für seine Beste Luft und Licht nach natürlichem Recht verlangte? Und auch dies war ein große- Pfingsten unserS Lebens, als unsere Heere in den blutigen Schlachten von 1870 da- deutsche Kaiserreich errichteten und Preußen von der Macht des deutschen nationalen Willen getrieben, sich von ihm tragen lasten mußte und fortan weiter tragen lasten muß! Die zeugende Kraft unserer Natur ruht nicht; wir schaffen weiter, wir ringen fort nach neuen und unser- Lebens würdigen Zielen. Wir werden sie erreichen, deß sind wir gewiß; wir werden neue Pfingsten feiern im Jubel erreichter Freiheit. Es sind die Tage da, an denen man ruht und rückblickt, sich sammelt und aufsieht. Heute ist ein solcher Tag — heute ist Pfingsten! Und wie rings um wonnige Lust in Millionen Blüthen athmet, so freuen wir uns auch noch besonders der Hoffnungen, die sich für unser nationales Leben schon erfüllt, und derer, die noch reifen werden! Tagesschau. Freiberg, den 15. Mai. An den Verhandlungen der beiden Reichskanzler während der Anwesenheit des Czaaren in Berlin soll gutem Vernehmen nach auch der österreichische Botschafter Graf Karolyi thätigen Antheil genommen und zu diesem Zweck mit ausreichenden Vollmachten von Wien versehen worden sein. Es wird deshalb in den getroffenen diplomatischen Abmachungen nichts enthalten sein, was ohne daS Vor- wiffen und die Zustimmung Oesterreich's geblieben ist und eine persönliche Begegnung des Kaisers Franz Josef mit seinen beiden Vetbündeten würde demgemäß nur der Form wegen noch Bedeutung haben. An dem Cinverstänbniß der drei Kabinete wird nichts geändert, auch wenn diese Zu sammenkunft der Monarchen unterbleibt. Dank des ver mittelnden deutschen Einflusses hat sich übrigens auch zwischen Rußland und England trotz der centralasiatischen Frage eine vollständige Soldarität bezüglich der Aufrechterhaltung des guo herausgebildet. Die russische Regierung hat, wie verlautet, schon vor der Reise des Kaisers Alexander nach Berlin in London Aufklärung über den Sinn gegeben, in welchen, sie diese Zusammenkunft auffaßt und sich des Einvernehmens der britischen Regierung versichert. Daß FeuiUNou. (Weiteres Feuilleton i« der Beilage.) einen sehr günstigen Eindruck namentlich durch die Frische -er eigenartigen Zeichnung. Kurfürst Moritz wird zunächst olgen, dann sein Bruder August, besten Sohn und Enkel Christian I. und Christian l». u. s. w. abwärts bis zu nicht vermag, sich, um es recht inild zu sagen, die Sympathieen der Steuerpflichtigen zu erringen. Der Stadtrath hat mit Vertheilung der Formulare zur Ausführung der Einkommens- Deklarationen begonnen, er bat Kommissionen für die Ab- chätzung ernannt, und an die Spitze dieser Kommissionen wieder Inspektoren gestellt, die eine reichlich bemessene Aus lösung erhalten; sie beträgt, nur für den einvierteljährigen, täglich zu leistenden Dienst berechnet, für die 27 Dresdner Inspektionen allein das nette Sümmchen von ca. 30,000 Mark. Sieht man sich die hierzu erlassenen Bestimmungen näher an, gedenkt man der zuversichtlich zu erwartenden Unmaste von Reklamationen und Widerlegungen, gedenkt man auch der hierbei von allen Betheiligten zu verwenden den Summe von Arbeitskraft und Arbeitszeit, und aner kennt schließlich die berechtigte Scheu der Steuerpflicktigen, jedem der sehr willkührlich gewählten, vielleicht recht klatsch süchtigen Herren Nachbarn genauen Ausweis über die Ver mögensverhältnisse zu ertheilen, so wird man sich eines ge linden Zweifels an der exakten Durchführung dieses um ständlichen und kostspieligen Apparates nicht erwehren können. Soviel läßt sich allerdings schon heute sagen: Die Unkosten werden lawinenartig anwachseil und sich schließlich sür das Land auf Millionen beziffern. Der leidige Kostenpunkt erinnert mich an ein bauliches Unternehmen, das schon große Summen verschlungen, und hoffentlich im Laufe dieses Sommers zu Ende geführt werden Dresdner Briefe. iv. August dem Starken und August III., zum Theil eine Reihe von Fürsten unerfreulichen Angedenkens für die Geschichte der sächsischen Lande. Man kann sich bei Betrachtung dieser Gestalten vergangener Jahrhunderte eigenthümlicher Ge danken nicht entschlagen; die Geschichte wird lebendig in uns, vergangene Größen und vergangene Zeiten tauchen vor uns auf, Großthaten der weltlichen wie der geistigen Macht teilen sich in den Vordergrund, aber auch Wandlungen, nef einschneidende, auf träumerischen Ehrgeiz basirte Schritte, die wir um des Landes wie um des Volkes willen tief be klagen müssen. Das Herz bekümmert sich und der Humor versagt den Dienst. wird; ich meine den Umbau der alten Bildergallerie. Es läßt sich, so lange das Gebäude noch vom Gerüste umgeben ist, schwer erkennen, ob das neue Museum Johanneum sic als ein einheitlicher künstlerischer und imposanter Bau Prä sentireu wird; vorläufig vermag das Auge des Laien einen befriedigenden Eindruck nicht mit hinweg zu nehmen- Mit Fortführung der Bilderreihe der sächsischen Fürsten l aus der AuaussiiLstriiki» wirk nack Gestatten Sie mir heute mit einem Glaubensbekenntniß zu beginnen, das mich möglicher Weife in den Augen ge wisser Leute diskreditirt und um den Nimbus bringt, der in der Regel um das Geheimnißvolle zu schweben pflegt. Ich bin, um es kurz heraus zu sagen, kein Politiker von Profession, und nasche nur an den reifen oder unreifen Früchten der Politik, wie etwa die Biene, die nach Honig sucht. Mein Geschmack konzentrirt sich in Folge besten inner halb ganz bestimmter Grenzen ; er findet sein Wohlgefallen an dem frischen Gedeihen unsres theuren Vaterlandes und verachtet Alles, was diesen Genuß verbittert und versäuert. Ich mag deshalb auch nichts wissen von Jenen, die mit kleinlichen Kniffen dem vorwärts dringenden Geiste der Geschichte ein Bein zu stellen vermeinen, ich »lag nichts wissen von partikularischer Gefühlsduselei, die mir, trotzdem ich ein echtes und rechtes Dresdner Kind bin, vollständig unverständlich ist, ich kann auch keinen Geschmack abgewinnen jener Halbheit, die auf der einen Seite das unfehlbare Dogma des Fortschritts zu verkünden behauptet, und au der andere» Seite nicht das mindeste Verständniß zeigt für den deutsch-patriotischen Schwung der Heranwachsenden Generation. Meine Anschauungen werfen mich fort von diesem Kampfplätze politischer Don Quixoterie, und meine Briefe — das ist der langen Rede kurzer Sinn — sollen, f"n von jeder Polemik, um deren undankbare Durchfechtung rch meme politischen Glaubensgenossen wahrlich nicht beneide, Atmungen wiederspiegeln, die der gebildete und größere Theil der Dresdner Bevölkerung zum Ausdruck und zur Geltung brmgt. , gute Absicht, diesen Stimmungen gerecht zu werden, Umschau zu halten. Sv muß ich heute offen bekennen, l vom Maler begonnen werden; das bisher Vollendete — daß die Ausführung des neuen Einkommensteuergesetzes j bekanntlich bis zur Figur Heinrich's des Frommen — macht Eine Angelegenheit, die eine Woche lang wieder einmal die Gemüther beschäftigte, ist nunmehr endlich durch die Erklärung des „Dresdner Journals" zu Grabe getragen worden ; ich meine die angebliche Sendung eines vertraulichen Bevollmächtigten »ach Rom in Sachen der Neuwahl eines Bischoss von Sachsen. Sie hat nur inSachseninsofern bleibenden Werth, als dadurch recht lebhaft konstatirt wurde, wie reiz bar, und gewiß mit Recht, das Dresdner Publikum aller Schattirungen gerade in diesem Punkte ist und wie sorgsam es über die verbriesten Rechte wacht und allem daraus Be züglichem mit Aufmerkjamkeit folgt. Was in dieser Bezie hung vor acht Tagen die hiesige Dresdner Zeitung mann haft und ohne Rückhalt sagte, waren goldne Worte, Worte so recht aus dem Herzen des Volkes herausgeschrieben, das den kirchlichen Frieben im engeren HeimathSlande gewahrt wissen will für alle Zeit und die Gewähr dafür findet in »minot «ick k^iuck H' »» -mn Mrrsuyrung oer Bttverrerye oer laymqen Minen der Gewissenhaftigkeit seines hochverehrten Landesfürsten, zwmgt mrch freilich, auch auf anderen Gebieten fleißig lauf der AugustuSstraße wird nach den Feiertagen wieder - ——
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite