Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.06.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187506123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18750612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18750612
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-06
- Tag1875-06-12
- Monat1875-06
- Jahr1875
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 12.06.1875
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MmbergerAMigerW ß»nt II. Et. Handlung, zu senden, und Tageblatt. Amtsblatt für die königlichen und städtische» Behörden zu Freiberg und Braud. 133. Sonnabend, den 12. Jnni. 1875. Krieg oder Friede»! Unter dieser Ueberschrift bringt der französische Schrift steller A. Karr im „Figaro" eine längere Abhandlung, die so vortheilhaft von ähnlichen Erzeugnissen der französischen Presse absticht, daß wir uns den Dank der Leser zu ver dienen glauben, wenn wir hier eilten gedrängten Auszug folgen lasten. Im Eingang hebt der Verfasser hervor, Frankreich habe von jeher durch gewisse Glanzpunkte seiner Geschäfte ganz Europa in einer ununterbrochen fortgesetzten Unruhe erhal ten. „Wenn Frankreich die Violine spielt", sagte man, „beginnt Europa zu tanzen." Es sind noch viele Leute am Leben, welche jenen Glückssoldaten gesehen haben, der Eu ropa verwüstete und die Königreiche unter seine Brüder vertheilte. Wien, Berlin, Moskau, Rom, Neapel, Madrid, Mailand, Venedig, Amsterdam waren von unsern siegreichen Truppen besetzt — die Kunstsammlungen und öffentlichen Plätze zu Paris hatten sich mit der Beute bereichert. Die fünfzehnjährige Dauer der bourbonischen Restauration, die achtzehnjährige Regierungsdauer Louis Philipp's hatten die Welt inzwischen wieder beruhigt. Niemand dachte damals daran, Frankreich anzugreisen, seine afrikanischen Besitzungen genügten ihm, um die kriegerische Seite seines Charakters zu beschäftigen, und das Bischen Lorbeeren zu pflücken, welche es nun einmal bei seinem Mgimd für unentbehr lich hält. Als man aber den Neffen des Kaisers Napoleon, wel cher sich bislang nur durch ein unregelmäßiges Leben, so wie durch frevelhafte und gewaltthätige Umsturzversuche be merklich gemacht hatte, Dank der napoleonischen Mythologie, d. h. in Folge des Andenkens an das massenhafte Elend, welches sein Onkel über ganz Europa gebracht hatte — den Thron dieses Onkels besteigen sah, da sprach er um sonst das Wort aus: „Das Kaiserreich ist der Friede." Es war nämlich nicht unbeachtet geblieben, daß diesen Worten ein Meineid und eine Verletzung der Ge setze vorherging. Wäre das Kaiserreich inzwischen aber auch wirklich der Friede gewesen, so hätte Europa dessenunge achtet kein Interesse gehabt, Preußen dieselbe Nolle spielen zu lassen, welche Frankreich von 1802 bis 1815 gespielt hatte. Man würde sich einfach derartigen Versuchen wider setzt haben. Aber als man den Kaiser Napoleon sich in ungerechte, alberne, wahnsinnige Kriege stürzen, als man nach dem italienischen, den Krimkrieg, den mexikanischen Krieg, den Conchinchine-Krieg sah, als man den Gast Frankreichs, den Kaiser von Rußland, durch den Advokaten Floquet in- ultiren ließ, als auf diesen nämlichen Gast Frankreichs von Berezowski ein Mordanfall geschah und die Pariser Jury dennoch „mildernde Umstände" aussprach — damals ägte Europa zu sich selbst: Diese Franzosen sind unver besserlich und an allen Frankreich umgebenden Gränzen konnte man fortan den Ruf hören: Schildwachen m erkt auf! Nachdem hierauf der Verfasser die für Frankreich er wachsenen Folgen des letzten deutsch-französischen Kriegs besprochen, fährt er fort: Der Krieg ist ein so rohes und gleichzeitig ein so einfältiges Ding, daß mitunter die Ein fältigkeit noch weit über der Rohheit zu stehen scheint- Gegen jeden Krieg muß man sich auflehnen und nicht nur allein gegen jenen, in welchen man den Kürzern zog. Wie Friedrich der Große sagte, muß man nicht erst dann Wenn Sr. heilige Majestät Zufall entschieden, daß man Sieger sei, den Krieg für gerecht, groß, edel erklären; dies dann „Lorbeeren pflücken" und „Palmen erndten" rc. rc. nennen, sondern wenn man besiegt ist, muß man die Toll heit und Rohheit nicht begehen, mcht wissen zu wollen, welcher Wahnsinn darin liegt, wenn zwei Völker, welche ich einander nichts gethan haben und sich gegenseitig nicht einmal kennen, mit einer weit fürchterlichen Wuth sich zer reißen, als es die wilden Thiere thun, welche doch durch den Hunger dazu angetrieben werden. Daß der Haß und der Groll gegen die Deutschen weit weniger gerecht ist, als jener gegen Napoleon III. und seine Minister, welche den letzten Krieg erklärt haben, ohne auch nur die geringste Chance auf ihrer Seite, oder Trümpfe in ihrem Spiel gehabt zu häShn, daß ferner dieser Haß und Groll gegen die Deutschen auch weit weniger gerecht ist, als jener gegen Herrn Gambetta und dessen Freunde, welche diesen nämlichen Krieg mit noch weniger Chance und Trümpfen fortgesetzt und ihn sogar mit dem Namen „Krieg auf Leben und Tod" belegt haben, während sich doch keiner unter ihnen der geringsten Gefahr aussetzte, ein Krieg der ihrerseits nur den Zweck hatte, die Gewalt in Händen zu behalten und „Auf Leben und Tod" die großen Besoldungen einzustreichen — dies Alles bedarf keines weiteren Beweises. Die Preußen haben eben mit uns Krieg geführt und Dank unseren Chefs bessere Chancen ge habt, als unterm ersten Kaiserreich. Sie hatten uns einen langen Groll bewahrt. Wir wollen cs auch machen wie sie, vorausgesetzt, daß langer Groll in unserm Charakter und in unsern Mitteln liegt; immerbin aber sollten wir dieses Gefühl nicht in Gegenbeschuldigungen ausdampfen , wollen, deren Uebertreibungen höchstens in den ersten Augen blicken der Niederlage erlaubt sind. Wir sollten uns weit eher ins Gedächtniß zurückrufen, was wir selbst unter dem ersten Kaiserreiche gethan haben; gedenken wir nur, aus welchen Elementen wir Dasjenige aufbauten, was man den Ruhm Napoleons „des Großen" und die berühmte Napoleon'sche Legende nennt! Es muß offen gesagt werden, die Preußen haben Paris behandelt, wie man den Schachkönig behandelt : man macht ihn matt, aber man nimmt ihn nicht; sie haben auch selbst in der Trunkenheit des Erfolges nicht vergessen, daß Paris — diese Stadt voller Schätze und Meisterwerke — der ganzen Welt angehört. Sie haben sich zu Paris nicht aufgehalten, sie sind auch nicht in die Stadt einge- treteu — wenn man einen raschen Schein-Eintritt nicht dafür halten will — und leider waren es Franzosen, welche unsere Monumente einäscherten. Wir Franzosen hingegen sind während drei Jahre von 1806 bis 1809 in Preußens Hauptstadt geblieben, und haben unsere Säbel auf dem Berliner Pflaster umher rasseln lassen; auch haben wir ihnen damals nicht blos zwei Provinzen, sondern die Hälfte ihres Gebietes genommen. Ferner haben die Preußen unsere Frauen geachtet und wir hatten von ihnen nicht zu erdulden, was sie, ganz abgesehen von ihren Niederlagen, im Jahre 1806 von uns erdulden mußten, nämlich die bekannte „Blagne" (freche Scherzreden) und die so schreck liche französische Galanterie! Herr Karr bestreitet sodann mit Entschiedenheit, daß Preußen (er spricht als echter Franzose eben nur immer von den Prussiens) entfernt daran denke, Frankreich von Neuem in den Krieg zu stürzen und beantwortet dann die Frage, was Frankreich zu thun habe, wie folgt: Was wir heute zu thun haben, besteht jedenfalls darin, uns nicht mehr fröhlichen Herzens der Absonderung hinzu geben, es besteht ferner auch noch darin, nicht nur allein Preußen, sondern die gesammte Welt davon zu überzeugen, daß wir viel und mindestens hinlänglich genug mit unsern eigenen Angelegenheiten zu thun haben, daß unsere ge fährlichsten Feinde in unserer Milte leben und daß, wenn wir auch in unserm innersten Herzen, irgend einen Revanchegedanken hegen — es ist dies der Trost und das Recht jedes Besiegten — die vernünftigen Leute dennoch dessen Verwirklichung auf eine unbestimmte Epoche hinaus schieben, wo Keiner von Jenen, welche heute noch leben, mehr auf der Welt wäre. Wenn die Revanche dann je stattfindet, so wird der Kampf zwischen Franzosen und Feuilleton. Der Bcttclmusikaut. Novelle von Schmidt-Weißenfels. (Fortsetzung.) Nun, und wenn ich es weiß? antwortete er gleich- giltig. Du stöbest mich zurück, Grausamer. Gut, so werde ich Filippo heirathen. Fortunato lachte laut auf. Um so besser, Livia, um so besser. Du bist nicht eifersüchtig deshalb? Du willigst ein? fragte sie ihn zornig. Von Herzen, Livia. Filippo ist ein guter Mensch, der muß eine Frau haben. So soll er sie haben. Aber ich liebe Dich dennoch, Fortunato. Um so besser, antwortete er wieder. Gut denn, brach sie mit einem übermüthigen Ton ab. Auch ich werde denken: um so besser. So wurde Livia dann Filippo's Frau und Filippo war glücklich deshalb, Fortunato ärgerte sich nicht darüber, Livia machte sich keine Sorgen, und der alte Basso ließ sich bereitwillig für die Nolle des Hochzeitsvaters gewinnen. Das ganze Quartetts behandelte die Hochzeit wie ein gemeinsames fröhliches Hausereigniß. Alte Kameraden mit ihren Freundinnen wurden eingeladen, und die ganze Gesellschaft traktirte Philippe aus seinen Ersparnissen bei Grognola mit einem guten Diner und reichlichem Wein. An Kräften zum munteren Aufspielen fehlte es nicht; auch nicht an Frauen und Mädchen, mit denen die Herren tanz ten und sangen, sich neckten und heitere Geschichten erzähl ten. Papa strich wacker den Baß und Fortunato spielte die Geige mit zweien und dreien der anderen Musikanten; auf die Pauke fchiug, wer von erhitzendem Tanz sich eben erholen wollte, und Grugnola selbst, hatte er Zeit, kant mit dem Triangel herzu. Filippo aber schenkte ein, wo die Gläser geleert, und schwiegen dann Klavier und Baß und Geige und Pauke, so brachte inan ein Evviva dem Brautpaar; es klirrten die Gläser zusammen und lachenden Antlitzes begaben die Pärchen sich wieder auf ihre Plätze zurück. Livia, dem Arm ihres letzten Tänzers sich scherzend ent windend, ging auf Fortunato zu, der hinter dem Klavier schon seit Ende des Diners sich behauptete, eine Flasche mit Wein neben sich, und mehr als einmal, daß er sie geleert. Wie immer farblosen Antlitzes, war sein Auge heut matter denn je, sein Wesen noch apathischer. Er schien im Geiste gar nicht bei den Anwesenden zu sein, und wie es seine Gewohnheit war, träumte er iu sich hinein, ohne doch melancholisch zu sein. Im Gegentheil, es lag ein frcnndliches Lächeln um seine Lippen und drückte er das Gesicht gegen die Geige beim Spielen, so konnte man glauben, er schlum mere dabei und es gaukelten ihm heitere Gedanken durch den Sinn. Nun, wie gefalle ich Dir, Freund? fragte sie in zärt licher Erwartung und setzte sich auf seine Kniee. Ach, sagte er halb spöttisch, Du bist schöner als sonst. Du tanzest ja nicht!? Bist gar nicht lustig heut' auf meiner Hochzeit. Du irrst, Livia; ich bin ungeheuer vergnügt. Ich sah Dich schon anders, Fortunato. Am Ende bist Du doch verdrossen über diesen Tag? Welche Einbildung! versetzte er lachend, ganz auf richtig lachend. Was ist denn nun anders, daß Du Frau bist? Sie sah ihn an und lächelte. Du hast Recht. Es bleibt Alles beim Alten. Was sollte sich denn auch ändern? Komm, forderte sie ihn dann traulich auf, laß uns tanzen! Tanzen? Ach, Livia, warum? Weil heut meine Hochzeit ist. Da tanze ich mit Keinem lieber, wie mit Dir. Fortunato nickte freundlich mit dem Haupt. So muß es auch sein. Ja, ja, so muß es auch sein, Livia. Warum sollst Dil nur mit Deinem Mann tanzen? Nein Du hast Recht; wir wollen tanzen miteinander. Und als erfasse ihn ein Wahnwitz, so lachte er plötzlich laut und gellend, und von seinem Platz aufspringend, klatschte er in die Hände und rief: Ein toller Tanz — halloh! Auf, auf, ihr Musikanten! Ein Bacchanal, ein Bacchanal! Er riß Livia in den kleinen Saal, und als er Filippo sah, schlug er ihn freundschaftlich auf die Schulter und rief: Alter Freund — da, geh in die Ecke und mache Platz. Jetzt wird lustig getanzt mit Deinem Weibe! Sieh gut zu, Horst Du? Filippo, ich rathe Dir, sieh gut zu, daß Dir die Liebste nicht aus den Augen tanzt. Filippo winkte mit der Hand, als verstehe er den Scherz und dann eilte er selbst nach dem Musikantenwinkel und forderte mit seiner Geige zum Tanz auf. Pflichtmäßig richtete der Alte den Baß auf und legte sich die Noten zurecht; der Klavierspieler schlug seine Akkorde an; der Paukenschläger ergriff den Schlägel, Grugnola kam mit dem Triangel herbei. Halloh! Avanti: schrie Fortunato, dessen Blicke trunken waren. Spiel auf, Filippo — so ist's recht. Und Filippo spielte auf, einen rasenden Galopp, und das Klavier erdröhnte, die Pauke schallte, der Baß brummte, der Triangel läutete. In wildem Jagen flogen die Paare, am wildeste» Fortunato und Livia, die sich leidenschaftlich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite