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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.07.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187507016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18750701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18750701
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1875
- Monat1875-07
- Tag1875-07-01
- Monat1875-07
- Jahr1875
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 01.07.1875
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N 149. Monnemeats-Einla-ung. beaiunt ein neues Abonnement aus dm Indem Mir nochmals z« recht zahlreicher Be- theiligung einladen , gest^n wir uns die Versicherung, leine Mühe und «osten schenm zn wollen, nm dem „Freiberger Anzeiger" eine immer günstigere «ns- vahme PnblttE z« bnettm. religiöser «nd sittlicher Veztehvng soll «nnnterbrochm mit größter Aufmerksamkeit und Sorgfalt gehegt und aevlle^ werde« Zur Besprechung städtischer Interessen stehm die Spalte« für Jede« offe«, der ei« warmes Herz für die kommunalen ««gelegevheitm uüsere/Stadt hat. Das Kenilleton beginnt hmte mit einem spannende« Romane und wird auch künftighin der Unterhaltung und Belehrung m»r gedtegme Stoffe zusühren. Hoffnung hin, daß unserem Streben die wüuschenSwerthe Unterstützung des geehrte« PEWmS nicht fehlen werde. Die Expedition. (Frotscher'sche Buchhandlung, «rbischeftr. Rr. 609.) Amtsblatt für die töuiglichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. DauuerLtag, den 1. Juli. 1875. SNelbergerMeigerW findet sich Rinnen. _ Handlung, zu senden. " " und Tageblatt. . Huudstags-Phantasien. Es ist geradezu erstaunlich, welch' ein kolossaler Humbug in Oesterreich mit den sogenannten „staatsrechtlichen Fragen" getrieben wird. Dieser ins Lächerliche streifende Mißbrauch der legitimistischen Phrase ist ganz geeignet, die sich ledig lich auf vergilbte Papiere stützende Legitimität selbst in das Gebiet der Absurditäten zu verweisen. Mit den an geblichen Ansprüchen Kroatiens oder Ungarns auf Dalmatien sieht es nämlich noch viel bedenklicher aus, als mit den Rechten der Wenzelskinder in Böhmen auf Mähren und Schlesien. Aber man lese nur Blätter wie „Pokrok", „Vidovdan", „ Czech" und wie all' diese Schmerzensschrei-Organe heißen mögen, um eine Idee von dem Wahnsinn zu erhalten, mit dem sie einzelne Bruchstücke längst abgethaner Nationen zu europäischer Weltmachtstellung aufzublähen sich bemühen. Es ist bei ihnen ganz selbstverständlich, daß Kaiser Alexander nach dem Odenwalve und zurück nach Rußland nicht seiner Gesundheit wegen reiste, daß er mit den Kaisern von Deutsch land und Oesterreich nicht aus Rücksichten persönlicher Freundschaft zusammenkam, daß er keine Zeit hatte, an sein ungeheures Reich und besten Bewohner zu denken — nein, was er sann, war „Pokrok", was er dachte, war „Vidovdan", was er sprach, war „Czech" ; im Wachen und im Traum, im Weltgeräusch und im stillen Kämmerlein umschwebte ihn das Bild dieser Edlen. Und nun berührte er auf seiner Rückreise sogar Böhmen! Mögen sämmtliche Ver nünftigen der Erde wähnen, die Kaiser kämen zusammen, weil sie persönlich mit einander befreundet sind: jene Blätter misten das bester. Sie behaupten: diese Begegnung auf dem Boden des czechischen Vaterlandes, auf dem Territorium I der böhmischen Krone habe deshalb stattgefunden, weil der. Beherrscher des großen slavischen Reiches im Osten seine Hand zum Schutze nach dem westlichen „slavischen Staate" ausstrecke. Das neue Reich wäre also fix und fertig, hätte man nur erst Böhmen, Mähren, Schlesien und die Lausitz zu einem Staate vereinigt. Das deutsche Reich wird sich natürlich hüten, die Herausgabe von Schlesien und der Lausitz zu verweigern; es hätte sonst mit dem Zorn des „Pokrok" zu rechnen und gegen den ist Bismarck ein wahrer Liliputaner — in der Selbstschätzung. Und auch von Oester reich ist keine Widersetzlichkeit gegen die Losreißung dreier halb deutscher Provinzen zu befürchten, denn der Kaiser — so versichert der „Czech" allen Ernstes — passirte nur Prag, um alle Hindernisse zwischen der Krone und der Nation zu beseitigen. Verwandte Seelen finden sich! In der Südslavere ahnte man sofort beim Eintreffen der Nachricht von der Begegnung des russischen und österreichischen Kaisers, zu welchen kühnen Phantasien sich die Brüder in Norden auf schwingen würden. Die Eifersucht erwachte; der serbischen Ehre drohte Gefahr, wenn die Serben nicht noch Dümmeres ausheckten. Und sie haben es in der That zu Stande ge bracht. War schon die Reise des Fürsten Milan eine Parodie auf die dalmatinische Kaiserreise, so läuft jetzt die geringste ihrer Erwartungen auf die Befreiung und Einigung aller Serben hinaus, also auf die Annexion der Herzegowina, Bosniens, Montenegros, Dalmatiens und Ungarns bis gegen Pest hin. Der Zweck der Kaiserzusammenkunft be stand nur darin, die Balkan-Halbinsel zu einer Anzahl christlicher Staaten umzubilden, an deren Spitze der Kaiser von Byzanz stehen werde. Zum Kaiser wird der Herzog von Edinburgh ernannt. Hoffentlich schlagen die böhmischen Journale dieser Albernheit gegenüber verschämt die Augen nieder, weil sie im Erfinden so gar arg übertrumpft wurden. Mehr al- die Serben kann unmöglich der verbissenste Czeche leisten. Diese Rivalität im Schwindeln hat wber ein lächerliche» Seitenstück in einer andern Rivalität. Die GroßmannS- ücht, von welcher die Agitatoren unter den einzelnen slavischen Stämmen geplagt werden, kommt einer voll ständigen Neutralisirung der panslavistischen Agitation gleich. Diese Parteiführer wollen die Einigkeit aller Slaven, voraus gesetzt aber, daß gerade ihr Stamm das Zentrum eines Großstaates werde, welcher recht viele Aemtchen und Sine kuren zu vergeben, recht viele uniformirte Pflastertreter zu versorgen hat. Den Kroaten ist die illyrische Form recht genehm, wenn Agram die Haupt? und Residenzstadt des erträumten lyraförmigen Reiches wird. Die Altslovenea wollen das illyrische Königreich mit der Hauptstadt Laibach, ein anderes mögen sie nicht. Die Montenegriner schneiden wieder saure Gesichter, daß sie nicht den Mittelpunkt bilden sollen. So will Jeder die Einheit, nur daß er dabei die erste Violine spiele. Könnte das zivilisirte Europa nur während eines Sommers einmal auf seine Existenz verzichten, so gäbe es keinen köstlicheren Spaß, als den Herren Slaven für ihre Absichten und Pläne freie Hand zu lassen. Da würde unter allen Stämmen ein schönes Raufen um den Vorrang und innerhalb jedes Stammes wieder ein horrendes Prügeln um den fettesten Biffen beginnen! Leider kann sich Europa diesen Spaß nicht gönnen und muß sich daher mit den Hundstags-Phantasien dieser närrischen Menschen begnügen. FeuiUe: e-n. Am Abgrunde. Roman von So Werner. Ein blauer Himmel voll Sonnenschein — darunter der schattige Schloßpark, welcher gegen das Herrenhaus hin in einen kurzgeschorenen Rasenplatz auslief — eine Musikbande und jubelnde, ländliche und städtische Tänzer mit gerötheten Wangen — das war das Erntefest von Blendlingen. Auf der Veranda des Schlosses saß Herr Erich Weidenberg mit seinen Gästen. Er war es, der das Fest veranstaltet hatte, er, der reiche und angesehene Besitzer des Rittergutes von Blendlingen nicht allein, sondern eines ganzen Komplexes von Gütern und industriellen Etablissements. Bei seines Vaters Tode war freilich von alledem noch nicht gar viel vorhanden gewesen, und um so erklärlicher war das lebendige Selbstbewußtsein des Mannes, der seinen blühenden Wohl stand größtentheils der eigenen geistigen Regsamkeit verdankte. An eine Marmorsäule gelehnt stand der alte Herr da und blickte zufriedenen Auges auf das heitere Völkchen der Schnitter und Schnitterinnen. Hei, wie die kurzen Röckchen flogen^ wie die Bursche hell jauchzten! „So nachdenklich, Papa?" rief eine glockenhelle Stimme, und eine gluthäugige, schlanke Jungfrau mit dunklem, vollem Haar und frischen Granatlippen schwebte mehr an ihm vorüber, als daß sie gegangen wäre. Zwei Fingerspitzen Mr. ^uken Hand hatte sie leicht auf die Rechte eines großen, kräftig gebauten jungen Mannes gelegt, dessen ganzer Erscheinung man es auf den ersten Blick ansah, daß er zu den Bevorzugten, zu den in der Wiege schon mit Glücks gütern Gesegneten gehörte. Er verneigte sich leicht vor dem Herrn des Hauses, dessen Tochter bald darauf an seiner Seite in den Reihen der Arbeiter an dem Tanze theilnahm und auf ihren kleinen Füßen so graziös und sicher über den Rasenplatz dahinflog, als sei er das glätteste Parquet. Der alte Herr lächelte still vor sich hin, indem er das hübsche Paar beobachtete. „Ein schöner Mann, der junge Nordheim!" flüsterte er. „Mir wäre solche Wahl schon recht!" Unweit des Gutsherrn stand noch ein junger Mann. Er war groß und kräftig, mit hoher Stirn, lockigem, braunem Haar, mit gebogener Nase, wettergebräunten Zügen — und mit großen, braunen Augen, in denen es eigenthümlich blitzte und flammte. Auch er schaute auf den Tanzplatz hinab. Mit den Armen auf das Geländer der Veranda sich stützend, verfolgte er unablässig jede Bewegung des schönen Paares, welches von Herrn Erich Werdenberg mit so vieler Freude betrachtet wurde — aber augenschein lich theilte Ludwig Steinbach, der Gutsverwalter, diese Freude nicht. Um seine Lippen zuckte es und seine Hände krampften sich fest um das Holzwerk des Geländers. „Wenn der glatte Nordheim sie an sich risse und un glücklich machte, das wäre mein Tod!" murmelte er. Da kamen die Beiden zurück nach der Veranda, und noch ehe sie die Treppe zu derselben heraufstieg, nickte die Tochter des Gutsherm dem erregten Verwalter voller Heiter keit und Lust einen Gruß zu. Mühsam zwang sich der vielleicht nur sieben oder acht Jahre ältere Mann zu einem Lächeln, und nun bemerkte sie seine Verstimmung und trat mit plötzlich ernster gewor denen Mienen auf ihn zu. Ihr Gesicht glühte von der Lust des Tanzes und ihr Busen wogte, indessen in ihrem Blrcke eine leichte Besorgniß lag. „Was ist Ihnen nur, Ludwig?" sagte sie leise und legte ihre kleine, weiße Hand auf seinen Arm. „Ihr Blick »st so bttterböse — habe ich Ihnen etwas zu Leide gethan?" Forschend, durchdringend sah ihr der Verwalter einen Moment in's Auge. „Nein, Wally", sagte er mit unmerklich zittemder Stimme. „Was sollten Sie mir wohl gethan haben? Ein böser Blick aus meinen Augen könnte ja auch nimmermehr Ihnen gelten, wissen Sie denn das noch nicht?" Das Mädchen war noch röther geworden als vorher schon. Sie blickte zu Boden und wollte eben etwas erwidern, als Ludwig Steinbach sie rasch unterbrach: „Herr Werdenberg scheint mit Ihnen sprechen zu wollen; darf ich auf den nächsten Tanz zählen?" Wally nickte nur mit dem Kopfe und drehte sich um, da sie von ihrem Vater, neben welchem der junge Nordheim Platz genommen hatte, gerufen wurde. Der Verwalter aber eilte schnell hinunter nach dem Rasenplatze, wo etwas ab seits ein erhöhtes Orchester eingerichtet war. Die Musikanten stimmten eben ihre Instrumente. „Da kommt eine Bestellung", sagte Einer, dessen Hans eine Fidel hielt. Allerdings näherte sich Ludwig dem Orchester, wo der Geiger gerade seinen Bogen faßte. „Herr Verwalter," sagte der etwas abgerissene und keineswegs mehr junge Mensch — „Sie wollen das hier haben!" Dabei strich er rasch einige Male über die Saiten bin und lächelte verschmitzt. Es war der Anfang eines schon recht alten, aber immer noch beliebten Stückes, den er spielte, indeß der Verwalter, der noch gar nicht zu Worte gekommen war, ihn e> staunt und betroffen ansah. „Gut, spielen Sie das," sagte er jetzt. Ich werde mich zu revanchiren wissen, Meister Erler." „Ohne Sorge, Herr Verwalter — soll gespielt werden so schön, wie nur je bei den Geburtstagsfesten der kleinen
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