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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.01.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187801220
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18780122
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18780122
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1878
- Monat1878-01
- Tag1878-01-22
- Monat1878-01
- Jahr1878
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 22.01.1878
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^ ^7 BerzerNMer mdTageblall. Amtsblatt für die Mglichm uud Wüschcu Behörden zu Freiberg uud Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in FreibergSdorf. 18. ,! Erschein« jitrn t^ochmlog ÄLtNd» 6 Uhr für vm antxm Tag. PreU vkrttljährlich 2 Mir! W Ps., pvtimonML t M. M Pf u. einmonatl. 7b Pf. 30 Jahrgang. Tienstag, den 22. Januar. Juielatt Eren dt» BormNtags II Uhr für nächste Nummer angenommen und die gesualtme Zeile oder deren Raum mir IS Pf. berechnet. 1878. Nachbrstrllnngkn aus den » für die Monate Februar uud März werden von der unterzeichnete« Expedition wie von fämmtliche» Postaustatten zum Preise vo« 1 Mark 75 Pf. angenommen. kuekkanälung. Äus dem Ständesaate. xi. 2. Dresden, 20. Januar. Die Lage unsrer Kammerpräsidenten war in der letzten Woche keine beneidenswerthe. Immer auf der Jagd nach Berathungsmaterial für die Plenarsitzungen, konnten sie Nichts ausfindig machen als einige Petitionen, für ge wöhnlich das letzte Futter solcher parlamentarischer Ver sammlungen, die sonst weiter Nichts zu beißen und zu brocken haben. Abgesehen von zwei weder besonders er heblichen noch zeitraubenden Angelegenheiten haben beide Kammern in der letzten Woche nur von Petitionen sich ge nährt, und auch dieses kärgliche Futter ging zur Neige, da die PetitionSdeputationen mit allem Aufwande ihrer Kraft nicht soviel zu schaffen vermochten, als die Kammern täglich in einigen Minuten erledigen konnten. Das Material, das dem Präsidenten der Ersten Kammer zur Verfügung stand, konnte ohne Mühe in 11 Stunden erledigt werden, also in der Hälfte der Zeit, die man auf eine normale Plenarsitzung rechnet, und die Kammer mußte also auf Viertelsrationen gesetzt werden, um mit dem wenigen Material zwei Sitzungen auszufüllen. Dann war es aber auch zu Ende, und da auch kein neues hinzukam, so blieb dem Präsidenten v. Zehmen nichts Andres übrig, als den Geschästsbankerott anzusagen, mit andern Worten sich außer Stande zu erklären, Tag und Berathungsgegenstände der nächsten Sitzung zu bestimmen. Inzwischen hat sich aber die Petitionsdeputation wiederum bereit erklärt, über sechs Petitionen mündlichen Bericht zu erstatten, ein Material, das bei weiser Eintheilung die Abhaltung von mindestens zwei, vielleicht auch von drei Plenarsitzungen erlaubt. Etwas besser ging es dem Präsidenten der zweiten Kammer. Ec konnte vier, allerdings auch nur ganz kurze Sitzungen abhalten und ihm stehen für die nächste Woche einige Deputationsberichte, darunter der über den wichtigen Etat des Kultusministeriums, zur Verfügung. Es ist aber zu fürchten, daß auch diese fetten Biffen von der Kammer viel zu schnell verschluckt werden, und alsdann kann der Präsident wieder seine Jagd nach neuen Berathungsmaterial ausnehmen. Nichts wäre aber unrichtiger, als wenn man, wie dies einige Blätter thun, diesen Zustand als einen besonders be trübenden auffassen oder gar behaupten wollte, es werde zu wenig und zu langsam gearbeitet, Im Gegentheil, es wird sehr fleißig gearbeitet, aber hinter geschlossnen Thüren, in den Deputationen, welche ihr Möglichstes thun, um ihre Arbeiten so schnell zu erledigen, als es nur irgend möglich ist, als es insbesondere die Gründlichkeit, die denn doch mit demselben, vielleicht mit noch größerem Recht qe fordert werden kann als die Schnelligkeit, erlaubt. Die Erfahrung lehrt, daß eine in der Deputation, in welcher alle Parteien nach dem Verhältniß ihrer Stärke vertreten sind, recht gründlich vorbereitete Angelegenheit in der Kammer auch fast immer sehr schnell erledigt wird, und wenn die Deputationen trotz angestrengter Arbeit uicht so viel liesern können, um wöchentlich vier ordentliche Plenar sitzungen auszufüllen, so liegt die Schuld nicht an ihnen, sondern daran, daß sich über die Sachen gar nicht mehr viel sagen läßt, daß die Vorlagen so gut vorbereitet sind, daß sie ohne viel Schwierigkeiten zur Annahme gelangen können. Die Erfahrung lehrt auch, wie schwer es einem Einzelnen wird, seinen Ideen gegen das einhellige Votum einer Deputation Geltung zu verschaffen, und wenn also der Einzelne auf Verfechtung seiner Ideen verzichtet, so handelt er ganz praktisch und vermeidet nutzlose Debatten, welche dann doch auch aus Kosten der Steuerzahler gedruckt werden müßten. Die wirkliche Ursache, warum die De putationen für das Plenum nicht genug Material schaffen können, liegt vielmehr darin, daß nicht genug Deputationen >a sind und nach Lage der Verhältnisse nicht genug ge- uldet werden können. Wäre man in der Lage, wie der Reichstag, für jede Vorlage oder mindestens für kleinere Gruppen zusammengehöriger Vorlagen eigene Deputationen wählen zu können, so würde man die Berichte viel schneller erhalten. Aber was der aus nahezu 400 Mitgliedern bestehende Reichstag kann, das kann nicht die sächsische Kammer, die nur 80 Mitglieder zählt, von denen ohnehin schon mehr als 50 in Deputationen untergcbracht sind. Es wird also auch in Zukunst so bleiben müssen, wie es bisher war und wie es trotz aller Revisionen der Geschäftsordnung sich nicht ändern ließ: es wird bei jedem Landtage eine Zeit kommen, wo die Kammern aus Mangel an Berathungsstoff entweder gar keine oder nur kurze Sitzungen halten können. — Es ist selbstverständlich nicht leicht, aus der Prtitions- spreu der letzten Woche einige Goldkörner heraus zu finden. Zum größten Theile betrafen die Petitionen Privatange legenheiten oder lokale Interessen, wie auch Debatten nur an wenige Petitionen sich anknüpften. Aus der Ersten Kammer ist nur zu erwähnen eine Petition einer großen Anzahl von Kirchschullehrern, die seit einer Reihe von Jahren nach dem Ausdrucke des Kultusministers mit einer Hartnäckigkeit, die Nichts zu wünschen übrig läßt, bei jedem Landtage wiedergekommen find mit dem Verlangen, daß ihnen das aus dem Kirchendienst erwachsende Einkommen voll gewährt und nicht, wie es zur Zeit auf Grund des Gesetzes geschieht, soweit es den Betrag von 600 Mar übersteigt, auf das Einkommen aus dem Schuldienst ange rechnet würde. Die Herren haben das Glück gehabt, daß ihre Ansprüche von der letzten Synode als berechtigt an erkanntworden sind, und auch bei der Verhandlung sprachen zwei Mitglieder dieser hochwürdigen Versammlung, die Herren Oberhofprediger 0r. Kohlschütter und v. Erdmanns doi ff, im Prinzip für die Petenten, wenn sie auch gleich zeitig erklären mußten, daß sie die gegenwärtige Zeit nicht für geeignet hielten, die Wünsche desselben zu befriedigen. In der That dürste die Majorität beider Kammern mit der Regierung nicht nur jetzt, sondern auch in Zukunft weit mehr durch die Rücksicht auf die Gemeinden sich leiten lassen, welche im Falle der Erfüllung der Wünsche der Petenten ihren Aufwand für ihre Schuleinrichtungen sich lehr vergrößern sehen würden, als durch die Rücksicht aus die Petenten, welche dadurch, daß ihnen außer dem ge- ämmten gesetzlich festgestellten Minimaleinkommen aus dem Schuldienste auch das Einkommen aus dem Kirchendienste bis zum Betrage von 600 Mark zufließt, einem nicht zu unterschätzenden Vortheil genießen vor denjenigen ihrer Kollegen, welche lediglich auf ihr Schuleinkommen ange wiesen sind. Eine Schulangelegenheit beschäftigte auch die Zweite Kammer, und zwar die Frage des Turnunterrichts in der einfachen Volksschule. Viele Gemeinden haben es noch nicht fertig gebracht, bis zu dem nun ablaufenden Termine die nöthigen Einrichtungen zur Einführung dieses Unter richts zu treffen, und die Regierung hat die Ueberzeugung gewonnen, daß diese Angelegenheit einer anderweiten gesetz lichen Regelung bedarf, die allerdings erst beim nächsten Landtage erfolgen kann. Wenn die Majorität der Peti tionsdeputation zuerst dem Beschlusse der Ersten Kammer sich geneigt gezeigt hatte, welche ihrerseits der Regierung die Ermächtigung ertheilen wollte, die Einführung des Turnunterrichts in den einfachen Volksschulen bis aus Weiteres zu vertagen, so kam doch schließlich noch in der Sitzung selbst ein Kompromiß zwischen Vieser Majorität und der Minorität zu Stande, die in Anerkennung des hohen pädagogischen Werths des Turnunterrichts die Vertagung nur bis zum Jahre 1880 eintreten lassen wollte und man entschied sich schließlich für eine Vertagung bis zum Jahre 1882 unter gewissen Cautelen. Die wichtigste Petition war ohne Zweifel die ebenfalls schon seit einigen Landtagen regelmäßig wieberkehrende Petition der Landgemeinde Limbach bei Chemnitz, ihr zu gestatten, daß sie die Städteordnung für mittlere und kleine Städte annehmen dürfe. Schon an zwei Landtagen ist diese Angelegenheit verhandelt worden, ohne daß es zu einem übereinstimmenden Beschlusse beider Kammern ge kommen wäre. An und für sich kann es wohl kaum einem Bedenken unterliegen, wenn man einer Gemeinde gestattet, sich diejenige Gemeindeordnung auszusuchen, die sich für ihre Verhältnisse am besten eignet, und wenn eine kleine Stadt von vielleicht 1000 Einwohnerik mit vorwiegend ackerbautreibender Bevölkerung nach der Sädteordnung für - Keutllet»« ia »er v e t l « , e. mittlere und kleine Städte verwaltet wird, so giebt eS kaum einen sachlichen Grund, einer industriellen Landgemeinde von ca. 10.000 Einwohnern, deren Verhältnisse im Laufe der Zeit ganz und gar städtische geworden sind, die Erlaubniß ur Annahme dieser Städteordnung oder, wenn sie eS für nöthig halten sollte, sogar der revidirten Städteordnung zu versagen. In d:r That sind im Wesentlichen politische Motive für die Gegner der Petition ausschlaggebend ge wesen. Man sürchtet, bei Gewährung der Bitte der Ge meinde Limbach dieselbe Bitte auch anderen Gemeinden, die in ganz ähnlichen Verhältnissen sich befinden, nicht ab schlagen zu können, und glaubt, daß infolge dessen daS jetzige System der Landtagswahlen als unhaltbar sich er weisen könnte. Es mag dahingestellt sein, inwieweit dieses Bedenken begründet ist; indessen scheint es doch, als ob die städtischen und industriellen Interessen mit dem jetzigen Wahlsystem, das ihnen die sämmtlichen Städte und außer dem noch die vorwiegend industriellen ländlichen Distrikte sichert, bei Weitem besser wegkommen, als wenn man nach dem Vorbilde anderer Staaten und nach dem Vorbilde der Reichstagswahlen die Wahlkreise lediglich nach Rück sichten der geographischen Lage aus Städten und Dörfern zusammensetzte; man könnte also wohl annehmen, daß die Vertreter der städtischen und industriellen Interessen, die gegenwärtig und wahrscheinlich auch künftig die Mehrheit in der Kammer haben, sich einer Aenderung des jetzigen Wahlsystems kräftig widersetzen würden. Diese Verhält nisse hatte aber die Petitionsveputation diesmal ganz auS dem Spiel gelassen; sie wollte sich einzig und allein auf die von ihr gerechtfertigt gefundene Petition der Gemeinde Limbach beschränken und hatte, um das Zustandekommen eines übereinstimmenden Beschlusses beider Kammern mög lichst zu erleichtern, sich mit dem bescheidenen Anträge be gnügt, die Petition der Regierung zur Erwägung zu über weisen. Als aber in der sich anknüpfenden Debatte die Sache wiederum prinzipiell behandelt wurde, als auch der Nsgierungskommiffar prinzipielle Bedenken äußerte, da glaubte auch die Majorität der Kammer nichts Anderes thun zu können, als ihren Beschluß vom vorigen Landtage zu wiederholen, der dahin ging, die Petition der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen. Für die Petenten ist dieser Beschluß freilich kein Glück, da die Erste Kammer demselben kaum beitreten dürfte; aber vielleicht ist es mög lich, daß aus dem Vereintgungsverfahren der Antrag der Deputation als gemeinschaftlicher Beschluß beider Kammern wieder herauskommt, und dann könnte die Gemeinde Lim bach auf eine Erfüllung ihrer an sich so bescheidenen Bille rechnen. Vom Kriegsschauplätze. Seit vorigem Sonnabend ist es sowohl über die kriegerischen Vorgänge im Süden des Balkans sowie über die Waffenstillstands-Verhandlungen fast ganz still geworden. Es fehlt sogar die Bestätigung der letzten türkischen Nachricht, wonach die Russen am 19. d. in Adria nopel eingezogen sein sollen. Eine offizielle russische De pesche vom 19. meldet nur aus Schipka: Nach hartnäckigem Kampfe mit den bewaffneten Einwohnern nahmen die Moskauer Leibdragoner am 16. d. Hermanli ein, wobei zwei Dragoner getödtet und 8 verwundet wurden. Die rasche Einnahme Trnowo's und Hermanli's war die Folge der Energie deS Generals Strukoff, welchem Skobeleff zwei Kommandos des sämmtlichen Vortrabs seines Detachements auvertraute. Letzteres konzentrirt sich in Hermanli, der Vortrab unter Strukoff marschirt heute weiter. — Nach dieser offiziellen Mittheilung läßt sich allerdings erwarten, daß Adrianopel bereits in russischen Händen ist, zumal die Türken es freiwillig geräumt haben. Dringende Gründe müssen es allerdings sein, welche die Pforte zur Räumung dieses Platzes veranlaßten, auf dessen Befestigung man in den letzten Wochen noch 35 Millionen Franks verwendete. Ein „zweites Plenum" ist Adrianopel genannt worden. ES hätte immerhin, wenn es auch schließlich gefallen wäre wie Plenum, und wegen Mangel an einer ausreichenden Zahl von Vertheidigern sogar früher gefallen wäre als Plewna, doch einen nicht unbeträchtlichen Theil der russischen Armee für einige Zeit beschäftigt und gebunden. Ja den Händen der Russen aber, die eine genügende Besatzung hineinwerfen können, wird es, wenn der Krieg wider Erwarten seinen weiteren Verlauf nehmen sollte, geradezu unüberwindlich. Adrianopel ist in einer Beziehung der Position von Plewna
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