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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.02.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187802157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18780215
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18780215
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1878
- Monat1878-02
- Tag1878-02-15
- Monat1878-02
- Jahr1878
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 15.02.1878
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1878. 39. Jnjtt-t« »mtm bi» D-NMU««» 11 Uhr für nächste Nummer angenommen und die gespaltene Zeile oder denn Raum mit iS Pf. berechnet. Erscheint jeden Wochentag Abend» ü Uhr für di» andern lag. drei» vierteljährlich S Marl 8b Pf-, poeinumatlich 1 M. 80 Pf. u. «inmonatl. 78 Pf. 29 Jahrgang. Freitag, den 15. Februar. Amtsblatt für die königlichen nnd städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortlicher Redakteur: Iuliu- Bra^n in FreibergSdorf. mü TagMü. Tagesschau. Freiberg, 14. Februar. Die Orient-Interpellation im deutschen Reichstage war schon für den gestrigen Mittwoch in Aussicht ge nommen, aber da Fürst Bismarck noch immer zögert, nach Berlin zurückzukehren, konnte sie selbstverständlich nicht stattsinden. Weshalb Fürst Bismarck nicht kommt, darüber äußert heute ein Berliner Blatt: „Wer etwa in unseren politischen Kreisen damit unzufrieden sein möchte, daß Fürst Bismarck den Reichstag und Bundesrath über Tag und Stunde seiner Rückkunft aus Varzin im Ungewissen läßt, mag sich mit dem Kaiser Wilhelm trösten, der neulich zu einer hervorragenden Persönlichkeit geäußert haben soll,, er wisse selbst nicht, wann der Reichskanzler zurückkomme; auf dem letzten Hofballe habe er den jungen Bismarck dar nach gefragt, derselbe habe ihm aber keine Auskunft geben können. Von anderer Seite kommt eine Mittheilung, welche vielleicht aus psychologischen Motiven einiges Licht über die Absichten des Fürsten verbreitet; derselbe trinkt nämlich mit Vorliebe einen leicht lösenden Brunnen, den er sich aus Berlin verschreibt. Als sehr guter Hausvater werden die Bestellungen stets so berechnet, daß bei seiner eventuellen Abreise von Varzin auch keine Flasche davon übrig bleibt. Nach näheren In formationen soll die letzte Bestellung bis Montag den 18. Februar reichen." Wenn wir auch diese Anyahmen hier wieder geben, glauben wir doch das Zögern de- Reichskanzlers auf andere Gründe zurückführen zu müssen. Es ist bekannt, daß die im Reichstage eingebrachte Inter pellation ausdrücklich dem Wunsche BiSmarck's entspricht, daß er sie also selbst bestellt hat; ebenso bekannt ist das gegenwärtig zugeknöpfte Verhalten der russischen Politik und es mag daher zwischen Varzin und Petersburg ein überaus lebhafter Depeschenverkehr stattsinden. Bevor Fürst Bismarck nicht volle Klarheit über die letzten Ziel punkte Rußlands erhalten, wird er auch über die orienta lische Frage nicht öffentlich sprechen wollen. Die Verzö gerung seiner Rückkehr dürfte demnach andeuten, daß im Bereiche des Dreikaiser-Bundes es gegenwärtig etwas faul sein mag. Die halbamtliche „Provinzial - Korrespondenz" schließt ihren heutigen Leitartikel über Pius IX. und die bevor stehende Papstwahl mit den Sätzen: Fern sei es in diesem Augenblick, die schweren Kämpfe und Zerwürfnisse zu be tonen, welche aus der erwähnten Gestaltung der römischen Kirchenverhältniffe gerade für Deutschland in den Bezieh ungen zwischen Staat und Kirche entstanden wären und müssige Vermuthungen darüber aufzustellen, ob auf den kriegerischen Papst diesmal ein friedlicher folgen werde. Es fehlen alle sichern Anhaltspunkte, um die Entscheidung der Kardinäle, welche nächste Woche zum Konklave sich ver einigen, vorherzusehen Eins jedoch steht fest, wie immer die Papstwahl ausfallen möge, die Kirchengesetzgebung, wozu Preußen und daS deutsche Reich in den letzten Jahren sich veranlaßt sahen, giebt Bürgschaft dafür, daß die staatlichen Interessen und Erfordernisse unter allen Umständen gewahrt werden. -- Ueber den Empfang des ReichS- tagSpräsidiumS feiten des Kaisers meldet die „Prov.- Korresp.", der Kaiser habe demselben im Hinblick auf die augenblickliche ernst« Lage die durch die äußeren Verhältnisse bestimmte Hoffnung ausgesprochen, daß es trotzdem gelingen werde, den Frieden Europa's zu er halten. Der bairische Landtag genehmigte gestern den Etat für ReichSzwecke, 1b Millionen Mark, ohne Debatte und setzte in den Reserve-Etat für allenfallfige Erhöhung der Matrikularbeiträge 250,000 Mark »in. Auf Anfrage des Abg. Schel, ob im Ablehnungsfälle der Tabaksteuer das Tabakmonopol eingeführt werde, schwieg der Minister. Der Abg. Freitag wünschte keine anderen Einnahmequellen als die Matrikularbeiträge, weil die letzteren allein das Föderativprinzip im Reiche zum Ausdruck bringen. Im österreichischen Abgeordnetenhaus« hat man au« gestern die Generaldebatte über den Zolltarif noch nicht zu Ende geführt. Der Abgeordnete vr. StadkovSky wurde wegen Nichterscheinens seines Mandates für verlustig er klärt. -Im ungarischen Unterhause meldeten an und begründeten die Abgg. Ernst Simonyi und Ignaz Helsy Interpellationen, welche ziemlich identisch find und in den Fragen kulminiren, ob die Regierung die FriedenSbasen kenne und dieselben nicht für die Interessen der Monarchie, be sonders Ungarns, schädlich halte und was sie zur Ab wendung der der Monarchie drohenden Gefahr zu thun gedenke. v In Italien haben vor einigen Tagen an mehreren Orten, namentlich aber in Mailand, Demonstrationen gegen die Garantiegesetze nattgefunden, während die Regierung sich die pünktlichste Ausführung dieser Gesetze bisher hatte angelegen sein lassen. In Rom eitern die radikalen Blätter gegen die Garantiegesetze, während dagegen die liberalen Blätter das von Seiten der Republikaner befürwortete Vorgehen, das den Fanatikern des Vatikans und den aus ländischen Strebern, wie Manning und Howard, in die Hände spielt, lebhaft tadeln. In den Straßen Mailands lief eine Kundgebung gegen die Garantiegesetze in eine solche gegen die Tabakvertheuerung aus. — Die Absicht einer Vertagung der Parlaments-Eröffnung ist wieder auf- gegeben worden. Die Eröffnung findet am 20. statt und König Humbert wird selbst die Thronrede sprechen. Das Requiem für König Viktor Emanuel ist auf den 16. ver tagt worden. Die Vorbereitungen dazu find großartig; Tag und Nacht wird im Pantheon gearbeitet, während gleichzeitig im inneren Hofe des Vatikan die Maurer arbeiten begonnen haben, die eine vollständige Abschließung des Konklaves nach der bestehenden Regel zum Zwecke Haban. Die „Liberta" tadelt energisch den Beschluß, die ammer während de» Konvaves zu ^eröffaeu. Po- tische Kreise bezeichnen diese» Vorgehen als unvorsichtig. — )er Kardinal-Kämmerer Pecci befahl die Instandsetzung >es päpstlichen Galawagens, der seit 1870 unbenutzt ge- «lieben war. Diese scheinbar unbedeutende Nachricht erregt im Vatikan darum Aufsehen, weil danach Pecci eine so fortige feierliche Ausfahrt de- neuen Papstes für möglich zu halten scheint. Nach der allgemeinen Ansicht wird das Konklave kaum einige Tage dauern. — Die klerikale Voce della BeritL bringt einen Leitartikel, betitelt, „das Kon klave und der künftige Papst." Sie sagt: Die Gegner behaupteten, mit PiuS starb das politische Papstthum, und so bleibe nur der allseitige Wunsch, da» Konklave erwähle stnen liberalen, gemäßigten Papst, der versöhnlich gegen die moderne Bildung, dem Grundsatz getreu bleibe: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Die Voce erklärt sodann: DaS Konklave wird zweifelsohne nur einen Mann wählen, welcher erleuchteten Verstand, erhabenes Gemüth und Klugheit des Uriheils nicht weniger besitzt, als besonnen« Mäßigung. Die nöthigen Bedingungen für die Lebens fähigkeit eines solchen Papstes seien Unabhängigkeit von staatlicher Gewalt. Schließlich aber sagt die Voce: Papst thum und moderne Bildung seien unversöhnlich, so lange die lateinische Race erniedrigt wird durch das über mächtige Vordringen derantikatholisch-teutonisch-sla- vischen Gewalt. — Die Staatsanwaltschaft in Florenz hat vom Justizminister strenge Befehle erhalten, eine Untersuchung wegen der Orsinibombe vorzuuehmen, die am Sonntag bei Gelegenheit des Requiems für den König — angeblich durch Klerikale — unter die Menge geworfen wurde. Unter den reactionären französtsche« Blättern thut namentlich die „Gazette de France" wieder einmal ein Uebriges, indem sie entwickelt, daß, wenn Pius die Welt mit Ruthen gezüchtigt, der neue Papst sie mit Scorpionen behandeln werde, und das könne gar nicht anders sein ; aber eben deshalb müßten die Katholiken ihre Ohren steif halten, denn die Feinde der Kirche würden mit verstärkter Wuth ins Feld rücken. — In Bezug auf die Orientdingt giebt die „Republique franyaise" England den Rath, ruhig zu bleiben, aus den Siegen Rußlands Nutzen zu ziehe, und sich in keiner Weise zu einer gefährlichen Manifestation Hinreißen zu lassen. Die meisten übrigen Journale sprechen sich in demselben Sinne aus und hoffen, daß die Weisheit und Mäßigung der Regierungen Verwickelungen vorbeugen werde. Im englischen Parlament dauern die Ocientdebatten noch fort, ohne daß sie wesentlich Neues zu Tage förderten. Aber die Deputirten scheinen sich mehr und mehr in einen gewissen Kriegseifer hineinzureden. So wollen die konser vativen Mitglieder Lord Derby ihr Vertrauen entziehen, falls er sich nicht unbedingt der Politik Lord Beaconsfield anschließen sollte. Der „Morningpost" zufolge traten gestern 20 bis 30 Parlamentsmitglieder, welche der Orientkrifi» zanz besondere- Interesse zuwenden, in dem Carltonklub ju einer Sitzung zusammen, um die Veranstaltung eine» Meeting» der konservativen Deputirten vorzubereiten, in welchem die Unterstützung der Regierung in einer festen einigen Politik rugesagt und da» unbegrenzte Vertrauen zu Lord Beaconsfield ausgesprochen werden soll. Die vor geschlagene Resolution erhielt später im Unterhause 50 bis 60 Unterschriften, darunter diejenigen deHnaßgebenden Mit glieder der Regierungspartei — Die Rüstungen dauern fort. Auch im Arsenal von Sheerneß herrscht angestrengte Thätigkeit, sämmtliche Arbeiter begannen am 12. d. damit, über die gewöhnliche Arbeitszeit hinaus zu arbeiten unde» hat die Annahme sehr zahlreicher neuer Arbeiter stattge funden, um die Vollendung der im Bau begriffenen 4 Ka nonenboote zu beschleunigen. Es werden Vorbereitungen getroffen, um die Garnison des Fort» Point in der Themse vollständig auszurüsten. Ebenso ist die Arbeitszeit von über 3000 Arsenalarbeitern, welche in Portsmouth mit der schleunigsten Vollendung von Kriegsschiffen beschäftigt find, verlängert und eine große Anzahl neuer Arbeiter engagirt worden. — Im Oberhause wurde vom Lordprästdent de» Geheimen Rache-. Herzog von Richmond, dteRinderpestbill eingebracht. Dieselbe enthält kein Verbot der Einfuhr von Vieh au» Rußland, Deutschland oder Belgien, sondern überläßt eS dem Geheimen Rath, gegen die Einfuhr von Vieh aus solchen Ländern, wo di« Rinderpest herrscht, Berhinderung-maßregeln zu treffen. Alles fremde Vieh must Landun-rhäfea geschlachtet werden, es s«i denn, daß eS zum Zwecke der Zucht eingeführt würde, oder von einer Ausstellung zurückkäme.'. Die Bill paffirte die erste Lesung. j . Wahrscheinlich bekommen wir aus der Türkei die ersten positiven Nachrichten über die Bedingungen des russisch- türkischen Friedensschluffes, denn Vefik Pascha erklärt am 11. in der Konstantinopeler Deputirtenkammer, er werde innerhalb vier Tagen die Frtedensbedingungen der Kammer mittheilen. Thessalien sei von den griechischen Truppen geräumt. Falls die englische Flotte in die Dar danellen einlausen sollte, werde die Regierung dagegen protestiren und die ganze Verantwortung für diesen Schritt England zuschieben. — In der Provinz Damaskus find anläßlich der Erhebung der Steuern Unruhen ausgebrochen; mehrere Notabele von Damaskus wurden nach dem Innern des Landes verbannt. Der neue Gouverneur von Syrien begab sich auf seinen Posten. Die Lage in Syrien wird als eine kritische angesehen. — Der erste Dragoman der früheren russischen Botschaft, StaatSrath Onou, ist in Konstantinopel eingetroffen. Es heißt, der türkische Bot- schafter in Berlin, Saadullah Bei, sei an Stelle Sadik Paschas zum zweiten Bevollmächtigten der Türkei auf der Konferenz ernannt worden. - Die Kammer hat Reouf Pascha aufgesordert, persönlich sein Verhalten als Kom mandant und Kriegsminister zu rechtfertigen. — Zahlreiche Flüchtlinge werden von Konstantinopel nach Egypten ür- sördert. Die griechische Regierung gab den auswärtigen Mächten offiziell Mittheilung von den Grausamkeiten der Tscherkeffen und Baschibozuks in Thessalien und protestirte energisch gegen den gefährlichen Zufiand der grichischen Provinzen der Türket, welche die Intervention griechischer Truppen nöthtg zu machen schien. Circa 700 Insurgenten verschanzten sich im Dorfe Macrinitza bei Volo; 4500 Türken einschließ lich 2000 Aegypter bereiten einen Angriff auf die Insur genten vor. Nachrichten aus Kreta zufolge find viele Grausamkeiten von Baschibozuks gegen die Einwohner von Rethymos begangen worden. Die Albanesen treten zahl reich zu den griechischen Truppen über, welche sie auf nehmen. General Soutzo zog seine Demmission zurück. Nach russische« Behauptungen hat Fürst Gortschakoff schon längst England die gemeinschaftliche Besetzung von Konstantinopel angetragen, England dieselbe jedoch resustrt. Die Konferenz werde den Diplomaten schwere Arbeit machen, denn auch auf die Interessen der Nachbarstaaten müsse Rücksicht genommen werden. Die zu bildenden Staaten sollen eine Garantie gegen revolutionäre Umtriebe gewähren. Der für Bulgarien in Aussicht ge nommene Prinz Alexander von Hessen denke nicht im Entferntesten an die Annahme einer bul garischen Dornenkrone. Aus Adrianopel wird ge-
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