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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.07.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-187907246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18790724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18790724
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1879
- Monat1879-07
- Tag1879-07-24
- Monat1879-07
- Jahr1879
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 24.07.1879
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— — > ! Erscheint jeden Wochentag Abend- S Uhr für den l andern Tag. Preis vicncljährlich 2 Mark 2S M., zweimonatlich 1 M. SO Pf. u. einmonatl. 7ü Pf. Inserate werden bi- Bormittags 11 Uhr angenom- men BeMAiy^ und Tageblatt. Amtsblatt für die königliche« und städtischen Behörden zu Freiberg und Braud. Verantwortlicher Redakteur Iuliu» Braun iu Freiberg. 31. Jahr,,»,. - Donnerstag, dm 24. Juli. ! rare weroen ow «ormruags ii uyr angenom- o und beträgt der Preis für die gespaltene Zelle 1 / «H oder deren Raum IS Pfennige. I Abonnements imf Ne« u»ck V«8«KI»tt für die Monate August und September werde« voa siimmttichm Postaustatte« wie vo« der unterzeichnete« Expedition uud de« bekaaute« Aus gabestellen in Freiberg, Braud, Halsbrücke, Groß schirma und LanghenuerSdorf zum Preise vo« 1 Ml. 5« Pfg. aageaommm. LxpvlMion lieg „ssfeibengei» ^nrsigei' uns Isgsblall." Die reaktionäre Strömung. Mehr als je spricht man jetzt von der reaktionären Strömung, die sich Bahn gebrochen. Die konservativ-kleri kale Mehrheit im Reichstage, der Rücktritt der drei preußi schen Minister Falk, Hobrecht und Friedenthal gelten als Anzeichen für diese Strömung; manch» andere Personal veränderung verstärkt diese Symptome. Noch ist zwar eine eigentlich reaktionäre That nicht zu verzeichnen; aber wie bei einem befürchteten unangenehmen Etwas fast immer die bange Erwartung desselben beängstigender wirkt, als später das Eintreten des Befürchteten selbst, so hat sich auch jetzt, obwohl Thatsächliches noch gar nicht vorliegt, eine unbe hagliche und zum Theil aufgeregte Stimmung Bahn ge brochen, welche vielleicht schwerer auf dem Volke lastet, als wenn wir schon mitten im reaktionären Strome drin wären. Namentlich geben die Berliner Zeitungen diese Stimmung recht deutlich wieder. Was uns betrifft, so sind wir weit entfernt davon, die Möglichkeit einer Reaktion überhaupt leugnen zu wollen, wenn wir auch nicht glauben, daß dieselbe etwa so be schaffen sein könnte, wie in den fünfziger Jahren. Die Freisinnigen im Lande werden gut daran thun, ihr Pulver trocken zu halten, wenn andererseits auch die Ueber- treibungen, Aufregungen, Beunruhigungen und Hetzereien nicht zu billigen sind, zu welchen einzelne Organe der Presse ihre Zuflucht nehmen. Aber vom unbefangenen Standpunkte aus müssen wir darauf aufmerksam machen, daß die gefürchtete reaktionäre Strömung viel mächtiger und wohl auch gefährlicher an einer anderen Stelle ist als da, wo sie gesucht wird. Sie scheint uns nämlich viel be- achtenswerther unten zu sein, als oben. Es könnte ein verhängnißvoller Jrrthum werden, wollten wir glauben, die liberale Partei sei die Partei des „deut schen Bürgerthums." Die große Masse des Volkes gehört weder der einen noch der anderen Partei an und diejenigen Politiker, welche diese breiten Schichten des Volkes für sich in Anspruch nehmen, verfallen in eine gefährliche Selbst täuschung. Man kann getrost behaupten, daß die Mehrzahl der intelligenten und mit politischen Angelegenheiten sich beschäftigenden Bürger einer freisinnigen Anschauung hul digt; neben diesen Tausenden aber laufen Hunderttausende, welche sich keineswegs fest an ein Parteiprogramm binden, sondern bald der einen, bald der anderen Richtung zu fallen, je nachdem die Versprechungen der Programme, die Persönlichkeiten der Kandidaten, die Stimmungen und Strömungen im Volke ihren Einfluß äußern. Mit einem Worte: den Ausschlag bei den Wahlen geben nicht die Parteimänner, sondern die Massen der nicht an eine bestimmte Partei sich bindenden, den politischen Angelegenheiten überhaupt gleichgiltiger gegenüberstehenden Wähler. Wäre es anders, so ließe sich ja auch gar nicht die Thatsache erklären, daß in einem und demselben Wahl bezirke heute die eine und nach kurzer Zeit die Gegenpartei die Mehrheit erhält: In jenen breiten Schichte« nun scheint sich in der letzten Zeit — ob geflissentlich durch gewisse Bestrebungen und Agitationen genährt, lassen wir dahingestellt — eine ausgesprochene reaktionäre Strömung eingenistet zu haben. Wer Gelegenheit gehabt, sich im Volke umzusehen, wird uns beisttmmen, wenn wir behaupten, daß eine Abschaffung neuer Gesetze, die Rückkehr zu früheren Zuständen gar nicht so ungern gesehen würde, als man sich gemeinhin vorstellt. ES konnte selbstverständlich nicht auSbletben, daß die neuen Gesetze zunächst viele Unbequemlichkeiten, Härten und Unebenheiten erzeugten, und das Gute was sie brachten, erst allmählich und langsam an den Tag kommen kann. In mancher Hinsicht sind die neuen Gesetze auch in der That der Verbesserung fähig und bedürftig. Von Vielen aber wird nun das Kind gleich mit dem Bade ausgeschüttet und man will von der ganzen neuen Gesetzgebung von Freizügigkeit, Gewerbefreiheit rc. nichts mehr wissen, klagt über die Lasten, welche diese Gesetze gebracht und möchte deshalb am liebsten sie ganz aufgehoben wissen. Hierin aber scheint «ns gerade die größte Gefahr für unser StaatSleben zu liegen; denn wenn diese Stimmung den Gelüsten, welche bet einzelnen Parteien unstreitig exi- stiren, zu Hilfe kommen sollte, wenn sie ihnen die Mehr heit in der Volksvertretung verschaffte, dann freilich hätten wir eine recht schlimme Reaktion zu erwarten, die für unser Vaterland sehr gefährlich werden müßte, weil dieses unmöglich ein solches Schwanken der Gesetzgebung von einem System zum anderen vertragen könnte. Die Lehren, welche sich aus dieser Sachlage ergeben, sind einfach genug. Wir müssen Alles einsetzen, um dieser reaktionären Strömung im Volke zu begegnen, müssen über das Wesen der neuen Gesetzgebung, ihre Vorzüge und segensreichen Folgen aufklären. Wir werden dabei mehr Erfolg haben, als wenn wir immer blos gegen die Reaktion, die von oben droht, deklamiren. Die Reaktion von unten ist gefährlicher und läßt sich eher bewältigen. Sollte wirk lich eine Reaktion von oben kommen, so werden wir die selbe mit unseren Klagen, Befürchtungen und Anfeindungen doch nicht aufhalten. Meineide. Die preußische Regierung hat, von dem ihr durch die Reichs-Justiz-Gesetze eingeräumten Rechte Gebrauch machend, durch eine soeben veröffentlichte allerhöchste Ordre eine Amtstracht für die Richter, Staatsanwälte und Gerichts schreiber, sowie für die in den öffentlichen Sitzungen der Ober-LandeSgerichte und der Landgerichte auftretenden Rechtsanwälte vorgeschrieben. Die Einführung von Amts tracht wird in denjenigen Landestheilen, welche eine Amts tracht bisher nicht kannten, mit getheilten Empfindungen ausgenommen werden ; vielleicht überwiegen die Stimmen derjenigen, welche von solcher Neuerung nichts wissen wollen. Jndeß glauben wir doch, daß die Feierlichkeit der richter lichen Amtshandlungen durch solche Amtstracht gewinnen kann, und daß es für Manchen, der vor Gericht zu thun hat, nicht gleichgiltig ist, ob der ihn vernehmende Richter einen Frack (vielleicht sogar einen recht abgeschabten) trägt, wie ihn jeder Kellner hat, oder ob der Richter in der Robe vor ihm erscheint. Namentlich in einer Hinsicht wünschten wir eine beson dere Feierlichkeit vor Gericht gewahrt zu sehen: bei der Eidesleistung. Welche Bedeutung der Eid, ganz ab gesehen von der religiösen Seite, hat, brauchen wir nicht auseinanderzusetzen. Ein großer Theil unsres Rechtslebens beruht auf dem Eide. 'Im Strafverfahren werden alljähr lich Hunderte und Tausende auf Grund der Aussagen von vereidigten Zeugen verurtheilt, im bürgerlichen Rechtsver fahren entscheidet die Leistung von Eiden oft über den Be sitz von großen Kapitalien, über die ganze Existenz eines Menschen. Und doch, wie gleichgiltig werden die Eide zu weilen vor Gericht geleistet! Als handle es sich um eine ganz gewöhnliche alltägliche Sache, wird da manchmal die Eidesleistung vollzogen, welche an sich wie in ihren Folge» einen Akt von der höchsten Wichtigkeit bildet. Fast hand werksmäßig möchte man das Gebühren von Manchen nennen, welches sie bei diesen Gelegenheiten an den Tag legen. Dem Richter, welcher mit Geschäften überlastet ist und welcher täglich eine Anzahl von Eiden abzunehmen hat, kann freilich kein Vorwurf gemacht werden, wenn er sich auf das beschränkt, was ihm das Gesetz vorschretbt und im Uebrigen nicht auf eine besonders feierliche, auch äußerlich der Wichtigkeit des Akts genügend Rechnung tra gende Art der Eidesleistung hält. Aber eben darum wün schen wir, daß das Gesetz die Eidesabnahme auch äußerlich mit der Würde umgeben möge, die der Akt beanspruchen darf. Man wird einwenden und wir geben gern zu, daß Biele solcher Formen nicht bedürfen, um der Heiligkeit des Eide- eingedent zu sein. Aber die Gesetze werden nicht für Viele, sondern für Alle gemacht, und bei einer so tief in das Leben einschneidenden Handlung, wie es die Eidesleistung vor Gericht ist, muß es doch wohl geboten erscheinen, dem Bildungsstandpunkte Aller Rechnung zu tragen. Man bedenke doch nur die große Anzahl von Fällen, in welchen die Schwurgerichte über fahrlässig oder gar böswillig ge leistete Meineide zu entscheiden haben; und doch dürften nur die allerwenigsten solcher Fälle sich so beweisen lassen, daß überhaupt eine Verfolgung eintreten kann. Haben doch einzelne Staaten, wie z. B. Rußland, eben der Häu figkeit der Meineide wegen, den Eid als Beweismittel im bürgerlichen Prozeßverfahren schon vollständig streichen, müssen! Wir glauben denn doch, daß dieses Ueberhand^ nehmen der Meineide und der entsetzlichen, für ganze Fa mtlien verhängnißvollen Folgen derselben zu dem Wunsche führen muß, es möchte die Bedeutung des Eides auch D.mjenigen, bei welchem die sittlichen Begriffe nicht so icharf ausgebildet sind wie bei dem Durchschnitt unsres Volkes, durch Einführung gesetzlicher Normen für eine recht würdige Ableistung des EideS vor Gericht zu Gemüth ge führt werden. Daß dann die Meineide aufhören würden, glauben zwar auch wir nicht; aber wenn die Ableistung eines Eides nicht so ganz alltäglich, so einfach und gewöhn lich erschiene, würde sich doch wohl Mancher hüten, dies oder das vor dem Gericht zu beschwören. Und schon das wäre ein Gewinn. Tagesschau. Freiberg, 23. Juli. Gestern Abend 6 Uhr traf der deutsche Kaiser beim besten Wohlsein im offenen vierspännigen Extrapostwagen in Gastein ein. Der Badeort war mit Fahnen, Guirlanden und Ehrenpforten festlich geschmückt. Der Kaiser wurde bei seiner Ankunft von dem Prinzen August von Württem berg, dem Statthalter Grafen Thun, dem Botschafter Grafen Beust, dem Fürsten Rohan, dem Landeshauptmann Grafen Lamberg, dem Landesforkmeister Ulrici, dem Grafen Wil helm Bismarck und von der Ortsbehörde empfangen. Die Badegäste hatten sich zu Ehren des Kaisers mit Kornblumen geschmückt, die Damen brachten Blumenspenden dar, von der gesammten Bevölkerung wurde der Kaiser mit lebhaften Hochrufen begrüßt. Der Reichskanzler hat auf Grund des bezüglichen Bun- desrathsbeschlusses die Anweisung zur Einziehung und Ver rechnung der für die Geschäfte des Reichsgerichts in Ansatz kommenden Kosten und die maßgebenden Normen kundgegeben; ebenso die Abänderungen der Betriebs ordnung für die Eisenbahnen Deutschlands. Von beson derem Interesse sind dabei die Maximalsätze für Entschädigung verloren gegangener oder beschädigter Thiere, falls der Ab-
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