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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.05.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-05-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189105145
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910514
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910514
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1891
- Monat1891-05
- Tag1891-05-14
- Monat1891-05
- Jahr1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 14.05.1891
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Irrgang j Donnerstag, den 14. Mai. Inserate werd« bi» Bormittag 11 Uhr angmom- men und bcttägt der Preis für die gespaltene Zeile H oder der« Raum lb Pfg. und Tageblatt Amtsilall für die lluiglichm und Müschen Behörden zn Freiberg «nd Brant. Bekanutmachnng. Unter dem Rindviehbestande deS Erbgerichtspächters Hermann Ehrlich in Rieder- bobritzsch ist die Maul- ««V Klauenseuche ausgebrochen Treibers, am 13. Mai 1891 Königliche AmiShauptmannschaft. I. V.: »«ML. Br. Auktion. Freitag, ven 15. d. vormittag» v/, Uhr sollen im amtsgerichtlichen Auktionslokale hier folgende Musikinstumente, als: 1 Zither, I Herophon, 1 Klarinette, 2 Flöten, 1 Seraphine, 8 Handharmonikas, 1 Symphonion, 1 Mignon- Orgel und 1 Manopan, nächstdemaber ein Fatz Weißwein gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Freiberg, am 11. Mai 1891. Aktuar 8«LmMt, G.-V. Bekanntmachung. Am 18. unv 18. Mai b. I. wird der 11 Uhr 10 Min. Abends von DreSVen-Alt- stabt nach Tharanvt verkehrende Personenzug Nr. 274 bis Freiberg (Ankunft daselbst 12 Uhr 44 Min. Nachts) weitergeführt werden. Ferner wird am 17. unv 19. Mai v. I. auch der Personenzug Nr. 253 schon von Freiberg (Abfahrt 5 Uhr — Min. früh) abgc- loffen werden. Dresden, am 4. Mai 1891. Königliche Generalvirektion der sächsischen «taatsetsenbahnen. »«Ui»«»». Bekanntmachung. Die auf den Schlägen der Abtheilungen 12, 15, 16, 27, 34 und 41 lagernden Nadelholz- Stämme und -Klötzer, sowie die in den Abtheilungen 3 und 19 noch vorhandenen fichtenen Derbstangen und weichen Astmeter des Naundorfer Forstreviers sollen Donnerstag, den 21. Mai d. I., vormittags von 10 Uhr an, im Gasthose „zum Sachsenhof« bet Klingenberg meistbietend versteigert werden, was mit dem Bemerken bekannt gegeben wird, daß speziellere Angaben aus den in den Schankstätten und bei den Ortsbehörden der umliegenden Ortschaften aushängenden Plakaten zu ersehen sind. «Suigl. Forftrentamt Tharandt «nd KSnigl. Stevterberlvaltung »aundorf, am 11. Mai 1891. Bekanntmachung. Der Ferkelmarkt in Großhartmannsdorf beginnt am 19. Mai lfv. Jahres und findet dann allwöchentlich Dienstag im hiesigen Gasthofe statt. Großhartmannsdorf, am 9. Mai 1891. Der Gemetnderath. I »«MI«, G.-V. Die socialen und politischen Wirren in Belgien. Seit Langem schon bildet Belgien den Mittelpunkt der sozialistischen bez. anarchistischen Umsturzbeweguno, und in der That bietet das Land den geeignetsten Boden für eine Um wälzung der bestehenden Verhältnisse. ArbriterauSstünde ge hören dementsprechend dort zu den regelmäßig wiederkrhrenden Erscheinungen. Neuerdings hat diese Bewegung, die sich in der ersten Zeit fast ausschließlich auf wirthschaftlichem Gebiete bewegte, eine eigcnthümliche Wendung genommen, insofern sie mit allerhand Fragen der allgemeinen Politik insbesondere mit der Verfassungsrevision und der Einführung des allgemeinen Stimmrechis verquickt wurde. Zudem haben sich die anar chistischen Elemente mehr und mehr der Führung zu bemäch tigen verstanden, und der Kumpf gegen das „Käpital" wird mit einer Bösartigkeit geführt, sodaß man der Entwickelung der Dinge nur mit Besorgniß entgegen sehen kann. Auch die Aus dehnung, die der Ausstand bereits gewonnen hat, ist eine ganz außerordentliche. Man schätzt die Zahl der streikenden Berg arbeiter allein aus 150000. Dazu kommen die Arbeiter zahl reicher großer Eisenwerke, Dockarbriter und Vertreter anderer Gewerke in nicht geringer Anzahl. Zu der Entwickelung eines allgemeinen Ausstandes freilich scheint cs nicht kommen zu sollen. Trotzdem sind die Zustände bedenklich genug; nament lich in Folge der abscheulichen Ausschreitungen der Streikenden. So wurden in der Nacht zum Sonnabend nicht weniger als elf Dynamitattentate an elf verschiedenen Orten verübt. Daß die Ausständischen ferner Eisenbahnzüge hatten zur Entgleisung bringen wollen, Telegraphendrähte durchschnitten, Brand stiftungen versucht hatten und dergleichen mehr, wurde bereits berichtet. Ferner wird aus Lüttich gemeldet, daß die Gemüse händler und Milchverkäufer, die zur Stadt fahren wollten, unterwegs ohne Weiteres ihrer Vorräthe beraubt worden sind. In Seraing sind alle Straßenlaternen zertrümmert worden, was allem Anscheine nach vorher in einer geheimen Versamm lung beschlossen worden ist. In Jemappe erhob eine Anzahl im Ausstande befindlicher Grubenarbeiter Kontributionen; anderwärts wurde ohne feste Besteuerung geplündert. Dies nur als Beispielei Offenbar haben die Führer die Masse der Arbeiter nicht mehr vollständig in der Hand. Die Führer wissen übrigens sehr wohl, daß die Grubenverwaltungen nicht in der Lage sind, das allgemeine Stimmrecht einzuführen. Trotzdem kehrt diese Forderung in den Kundgebungen der in den Ausstand eintretenden Arbeiter regelmäßig wieder, gerade wie der Generalrath der sozialistischen Arbeiterpartei in der Begründung seines Beschlusses, den von dem belgischen Bergmannsbunde begonnenen Ausstand zu unterstützen, so wie auf dessen Ausdehnung über die vier belgischen Kohlenbassins nach Kräften hinzuwirkcn, die Einführung des allgemeinen Stimmrechts als ersten Punkt bezeichnet. Die allgemeine Lohnerhöhung und die Einführung des achtstün digen Arbeitstages kommen erst an zweiter und dritter Stelle. Bezeichnend für die grenzenlose Naivetät, mit der theilweise die Arbeit eingestellt wurde, ist ein der „Köln. Zeit." zugehender Bericht über den Hergang einer Arbeitseinstellung in Angleur: „Drei Tage vorher war dem Fabrikanten von Seiten der Ar beiter mitgetheilt worden, daß der kürzlich unter seinen Arbeitern gegründete Fabrik-Gewerkverein mit Forderungen an ihn heran treten würde. Gestern kamen die Arbeiter, an der Spitze des Vorstehers ihres Gewerkvereins, zu dem Besitzer. Sie verlangten 25 Prozent Lohnerhöhung, zeigten sich aber nicht im Mindesten ärgerlich oder auch nur erstaunt darüber, daß diese Forderung abgelehnt wurde. „Aber," fragte der Besitzer, „wenn ich euch die 25 Prozent mehr gäbe, würdet ihr dann weiter arbeiten?" Die Antwort lautete verneinend. Die Arbeit wurde also ein gestellt. Nun, es war eben nicht böse gemeint, denn auf die Bemerkung des Besitzers, daß doch wohl einige zur Erledigung einer begonnenen Arbeit bleiben müßten, bezeichnete der Vor steher des Gewerkvereins die Leute, und alles verlies ruhig. Der Besitzer wird nicht auf Vertragsbruch klagen; er weiß, daß seine Leute ihre Forderungen unter einem moralischen Druck gestellt haben und nur der Form wegen. Da dilst kein Zureden des Besitzers, und wo das Ausstandsfieber herrscht, da muß es sich einfach austoben." Leider ist es nicht überall so friedlich zugegangen. Es hat harte Zusammenstöße zwischen Arbeitern und der Gendarmerie gegeben, bei denen viel Blut geflossen, und man mutz sich noch auf schwere Ausschreitungen gefaßt machen, denn die Arbeite rbevölkerung ist nicht nur tief erbittert, sie ist auch vorwiegend ungebildet und der Achtung vor Gesetz und Recht unkundig Wenn man trotzdem in Brüssel behauptet, die Lage habe „nichts ernstlich Bedrohendes", so beweist das nur wieder die unglaubliche Verblendung, welche die leitenden Klassen Bel giens beherrscht. Die klerikale Regierung des Landes ist taub und blind. Sie sicht die wachsende Gefahr nicht und hört nicht die Warnungsrufe. Sie hat nur eine Sorge, sich so lange als möglich am Ruder zu erhalten, um alle liberalen Einrichtungen zu zerstören und die Wiederkehr einer liberalen Regierung für lange Zeit unmöglich zu machen. Die vorherige liberale Regierung hat es nicht besser gemacht, und so haben die Arbeiter seit Jahrzehnten klerikale und liberale Regierungen abwechseln sehen, aber keine hat eine Halbwegs ersprießliche Reformtbätigkeit entfaltet, jede brach nur die Parteibollwerke ab, welche ihre Vorgängerin errichtet hatte. Neuerdings hegt nun die Volksvertretung die Abficht, Reformen cinzusühren, namentlich das Wahlrecht zu erweitern, aber sie ist von einer staunenswcrthen Indolenz. Sie beschäftigte sich bitter mit Budget fragen und allerhand Kleinigkeiten, aber es fällt ihr nicht im Mindesten ein, sich mit der Verfassungsreform zu beeilen. Eine andere Frage ist es, ob man es ihr verargen kann, daß sie in der Erweiterung des Wahlrechtes engere Kreise zu ziehen gedenkt, als es die Streikenden fordern. In den Kreisen der Arbeiter verlangt man entschieden das allgemeine Stimmrecht. Aber die maßgebenden Faktoren, die Regierung und die Kämmcr- mehrheit, wollen vom allgemeinen Stimmrecht nichts wissen. Der von der Negierung eingebrachte Entwurf zur Verfassungs revision befürwortet vielmehr ein Wahlrechtsystcm, das die Zahl der Wähler von 130000 auf rund 600 000 erhöhen würde. Das allgemeine Stimmrecht, wie es z. B. in Deutschland besteht, würde dagegen rund 1200000 Belgier zu Wählern machen. Wenn man sich jedoch angesichts der Ausschreitungen der bel gischen Arbeiterbevölkerung vergegenwärtigt, auf welch niedrigem Standpunkte der Volksmoral die Masse der belgischen Arbeiter bevölkerung sich befindet, so muß man die Bedenken theilcn, dieser wüsten Masse die vollen politischen Rechte einzuräumen. Richte man zunächst das Hauptaugenmerk auf die Hebung der Volks bildung. Hier aber gilt es, nicht länger zu zögern, eben so ist es die höchste Zeit, die geplanten Reformen des Wahlrechts nicht länger hinauszuschieben, damit das belgische Volk zu der Erkenntnis; kommt, daß cs den maßgebenden Faktoren doch Ernst ist mit einer Reform der Verfassung. Zweifellos aber ist es der belgischen Regierung vor Allem Ernst mit der Unterdrückung des Ausstandes. Während bis her nur diejenigen Theilnehmer am Streike verhaftet wurden, die sich irgend eines Vergehens schuldig gemacht hatten, mochte dasselbe auch wenig ernster Natur sei», sollen jetzt die Führer oder Unter-Führer der Arbeiterpartei verhaftet werden, welche in irgend welcher Form sich der Aufreizung schuldig machen. Das Militär ist in großem Umfange aufgebolen. Ob das belgische Heer freilich allen etwa an dasselbe herantretenden Anforderungen gewachsen sein wird, ist mehr als fraglich. In einer schon früher erwähnten Denkschrift spricht General v. der Smissen, einer der hervorragendsten Offiziere der belgischen Armee, unverhohlen aus, daß der Zustand des Heeres nahe an moralische Zersetzung grenzt. In diesem Aktenstücke erklärte er, „daß cs den Soldaten an Kaltblütigkeit und Kraft des Vor gehens gefehlt habe, und daß er mehrfach aus Akte übler Ge sinnung und Schwäche gestoßen sei. In Einzelheiten war er knapp, aus Sorge, daß sein Bericht doch über kurz oder lang veröffentlicht werden könnte, und deshalb unterließ er eS auch, über gewisse Punkte, welche dem Ansehen der Armee hätten Eintrag thun können, die volle Wahrheit zu sagen ; aber er gab dem Wunsche Ausdruck, seinen Bericht durch mündliche Erklärungen zu vervollständigen, die ihm wichtig genug dünkten, daß sie von dem gesammten Ministerrath angehört würden. Der Kabinetschef gab dem Drängen des Generals van der Smissen nach und dieser eilte in das Finanzministerium, wo er die Mitglieder der Regierung zur Berathung versammelt fand. Der General machte mit der ihn charakterisirenden echt militärischen Geradheit darauf aufmerksam, daß die Aenderung des Rekrutirungssystems dringend noththue, weil die Armee in ihrer derzeitigen Zusammensetzung nicht die nöthigen Bürg schaften varbiete, zumal unter Umständen, wo cs sich um Unter drückung von Ausschreitungen der Arbeiterbevölkerung handele, welcher die Soldaten selber angehörten, und aus welcher man sie — bei Einberufung der Urlauber — gerade in dem Augen blicke heraushole, wo man ihrer nothwendig bedürfe. Er be tonte, daß die Abneigung, von der Waffe den Aufständischen gegenüber Gebrauch zu machen, um so mehr zu fürchten wäre, wenn die Truppe statt Brandstifter und Plünderer Arbeiter vor sich sähe, welche nach der Aufhebung der in dem mili tärischen Stellvertretungssustem gegebenen sozialen Ungleichheit verlangren." — Hoffentlich bleibt dem belgischen Militär die Probe auf seine Tüchtigkeit erspart! Tagesschau. Freiberg, den 13. Mai. Der deutsche Kaiser ist Dienstag früh »m 8 Uhr in Potsdam wieder eingetrosfen und auf der Wildparkstation von Ihrer Majestät der Kaiserin und den drei ältesten Prinzen empfangen worden. Wie in den Vorjahren, so sind auch in diesem Frühjahre preußische Offiziere von der Infanterie, der Kavallerie und Artillerie zu den Frühjahrsübungen der österreichischen Armee abkommandirt, ebenso österreichische Offiziere zu denen der preußischen Armee. Heinrich von Treitschke veröffentlicht in der Münchener „Allg. Ztg." einen ihm am 9. Mai 1881 zugegangenen Auf satz des Grafen Moltke über die Schlacht von König- grätz. Die Ausführungen haben vorzugsweise für militärische Kreise Bedeutung. In soweit sie auch darüber hinaus Interesse beanspruchen, lassen wir sie auszugsweise folgen. Graf Moltke schildert, wie der Vortheil der inneren Opcrationslinie einer in Böhmen rechtzeitig versammelten Streitmacht gegen zwei von Norden und Osten vorgehende preußische Heere in dem selben Maße schwinden mußte, wie sich beide einander näherten: „Die Vereinigung von zwei, bis dahin gesonderten Armeen auf dem Schlachtfelde selbst halte ich für das Höchste, was strategische Führung zu erreichen vermag." Man habe die Trennung der Heere planmäßig so lange fortgesetzt, bis ein Hauptscklag ge führt werden konnte. Ein Kriegsrath habe während dieses wie des folgenden Krieges nicht stattgefunden. Als am 2. Juli die Berichte über die Rekognoszirungen eingegangen waren, — es war Abends 11 Uhr, Moltke hatte sich eben niederge legt, um „die Sorgen des Heute zu vergessen, und gestärkt für den Morgen zu erwachen" — da ging er zum König, den er im Feldbette liegend antraf; „es bedurfte nur weniger Worte"; der König war sofort entschlossen, am frühen Morgen den Feind von allen Seiten anzugreisen, „und es kam nur noch darauf an, die Mitwirkung des Kronprinzen sicher zu stellen, welcher jetzt gerade in der Flanke des Gegners stand, aber, um ihn zu erreichen einen Marsch von 2 Meilen zurückzulegen hatte. Es lag nun durchaus im Schlachtplan, daß die I. Armee nicht vorzeitig zueinerallgemeinenOffensive schreiten, sondern den Feind
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