Suche löschen...
Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.07.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-189107048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-18910704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-18910704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1891
- Monat1891-07
- Tag1891-07-04
- Monat1891-07
- Jahr1891
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 04.07.1891
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Weilage zum Areiöerger Anzeiger und Hageklaü. 152. Sonnabend, de« 4 Juli. 1891. Jom Zubiläum der Freiberger Lergakademie. VII. (Schluß.) Herr Oberbergrath FerdinandReich studirte in Leipzig und an der Bergakademie, war einige Jahre beim praktischen Hütten dienste angestellt, suchte dann sich vorzüglich in Physik und Chemie in Göttingen und Paris weiter auszubilden, und wurde bei seiner Rückkehr von da nach Freiberg im Jahre 1824 als Akademie-Inspektor angestellt. In den ersten Jahren dieser Anstellung hatte er viel mit dem noch nach Werner's Tode nicht ganz vollendeten Ordnen der Sammlungen, ganz besonders der Vereinigung der älteren berg- vkademischen mit der Werner'schen Bibliothek zn thun. Im Jahre 1827 zum Professor ernannt, las er von diesem Jahre an bis 1859/60 das Kollegium über Physik, während einiger Zeit in zwei Jahrcskursen. 1830 wurde ihm eine Vorlesung über Versteinerungslehre übertragen, die er bis 1841/42 hielt, dann aber abgab, weil er von 1842 an die Vorlesung über theoretische Chemie abzuhalten beauftragt wurde, welche er bis 1855/56, zuletzt im Vereine mit einem chemischen Repetitorium, vortrug. — In diesem Jahre wurde er als Assessor in's Oberhüttenamt berufen, und 1860 schied er mit Aufgabe der Vorlesung über Physik aus der Reihe der bergakademischen Lehrer, mit der Anstalt nur noch durch seine Funktion als Akademie-Inspektor verbunden. Von 1827 bis 1837 redigirte er das Jahrbuch für den sächsischen Berg- und Hüttenmann. 1853 wurde er zum Bergrathe, 1860 zumOber- bergrathe ernannt. Herr Professor Eduard Heuchler studirte von 1820 an auf der Bergakademie und dann in Dresden, Karlsruhe, Nom und Paris. Im Jahre 1829 wurde er an der Bergakademie als Lehrer der Zeichnenkunst angestellt, worin der Unterricht von da an einen gegen früher sehr erweiterten Umfang erhielt. Von 1831 an trug er auch die Vorlesung über Zivilbaukunst vor und beide Unterrichtsgegenstände sind auch jetzt noch in seinen Händen. — 1844 wurde er zum prädizirten und 1865 zum wirklichen Professor ernannt. Bei den verschiedenen Neu- und Umbauten der Bergakademie bethätigte er sich bis zum Jahre 1859, und beschäftigte sich außer seiner Dienstzeit als Architekt. Herr Stollnfaktor emer. Gustav Adolph Franke er- theilte den Unterricht in der Registerführung von 1831 bis 1845/46. Herr Bergrath Julius Ludwig Weisbach studirte an der Bergakademie von 1822 an und später in Göttingen und Wien. Nach dem Tode von Hecht übernahm er 1833 dessen Vorlesungen über angewandte Mathematik und Bergmaschinen lehre, die er bereits im vorhergegangenen Lehrjahre zu Ende geführt hatte, und 1835 auch über allgemeine Markscheidekunst. Im Jahre 1842 übernahm er nach dem Abgang des Herrn Professors C. Naumann das Kollegium über Krystallographie und 1851 das neu eingesührte Kollegium über beschreibende Geometrie. Nach dem Abgang des Professors Brückmann ist ihm ferner der Vortrag über Maschinenbaukunst übertragen worden, wogegen er die Vorlesung über beschreibende Geometrie abgegeben hatte. Auch hielt er von dieser Zeit (1858) an statt des obligatorischen Kollegiums über Krystallographie freie Vor träge über theoretische Krystallographie und Optik, welche er jedoch seit 1862 an seinen Sohn, Herrn Professor Albin Julius Weisbach abtrat. 1836 wurde er zum Professor, 1856 zum Bergrath ernannt. Herr Bergrath Moritz Ferdinand Gätzschmann stu dirte seit 1821 an der Bergakademie, wurde 1829 Maschincn- bausekretär, zugleich Assessor in allen Bergämtern inMaschinen- bauangelcgenheiten, 1836 Professor, 1862 Bergrath; er führte am Schluß des Jahres 1832(33 die von Hecht unbeendigt ge lassene Vorlesung über allgemeine Markscheidekunst zu Ende und trug dieselbe auch 1833/34 vor. Von 1835 an übernahm er den Vortrag beider Kurse der Bergbaukunst. Von 1838 ist die Redaktion des Jahrbuches für den sächsischen Berg- und Hüttenmann, und seit 1835 ein Theil der Bibliothckgeschäste an ihn übergegangen. Von 1843 an leitete er den damals begründeten praktisch-bergmännischen Vorbereilungskurs für Diejenigen, die auf der Bergakademie ausgenommen zu werden wünschten. Herr Gymnasial-Oberlehrer vr. Pröls erlheilic seit 1841 den im Jahre 1828 gegründeten Unterricht in der französi schen Sprache in zwei Kursen, der zuvor von verschiedenen Personen, in deren Wahl man zum Theil nicht glücklich ge wesen war, gegeben wurde. Herr Bergrath Karl Bernhard von Cotta frequcntirte die Bergakademie seit 1827, studirte später in Heidelberg und war dann vom Frühjahr 1839 bis Herbst 1842 bei der forst- und landwirthschastlichen Akademie zu Tharandt angestellt. Bereits in dieser Stellung nahm er Theil an der Bearbeitung und Herausgabe der geognostischen Karte von Sachsen, die er in Gemeinschaft mit Herrn Pofessor Naumann vollendete. Im Jahre 1842 wurde er als Nachfolger des Letzteren, als Pro fessor der Geognosie, die er im ersten Jahre in zwei Kursen, dann aber bis jetzt in einem Kurse, zugleich mit einem gcog- nostischen Repetitorium verbunden, vortrug, an die Bergaka demie berufen. Seit 1843 kam dazu eine Vorlesung über Verstein^rungslehre, seil 1851 über Erzlagerstättenlehre. 1862 erfolgte seine Ernennung zum Bergrath. Herr Professor Franz Wilhelm Fritzsche studirte von 1829 an auf der Bergakademie und fungirte dann in verschie denen Stellen als praktischer Hüttenoffiziant, 1843 trat er zu erst mit der Bergakademie in unmittelbare Verbindung, indem er das Kollegium über praktische Chemie zu Ende führte und in den beiden folgenden Jahren (1844—1846) ebenso, wie die analytische Chemie, leitete. — 1849 erhielt er den Unterricht über Probirkunst neben seiner damaligen Funktion als Berg wardein und Bergamtsassessor, von 1853 an als Schiedswar- dcin. 1856 wurde er zum Professor und Oberhüttenamts assessor ernannt, und trug von da an bis jetzt die Vorlesung über allgemeine Hüttenkunde, über Probirkunst aus trockenem Wege nebst Praktikum und die neu eingesührte über Probir kunst auf nassem Wege vor. Herr Karl Johann Angust Theodor Scheerer stu dirte von 1830—1832 zwei Jahre an der Bergakademie und ein Jabr in Berlin, war sechs Jahre lang Hüttenmeister auf dem Blaufarbcu'.oe^? zu Mudum in Norwegen, studirte dann abermals ein Jahr in Berlin, machte dort sein Doktorexamen, ging ein Jahr auf Reisen (wobei er 1840 auch Freiberg wieder auf längere Zeit besuchte) und wurde 1841 zum Lektor der Metallurgie, metallurgischen Technologie und Probirkunst an die Universität zu Christiania berufen. Nachdem er diese Stel lung sechs Jahre inne gehabt hatte, wandte er sich 1847 nach Freiberg, woselbst er 1848 zum Professor ernannt wurde und die Vorlesungen über praktische und analytische Chemie über nahm, die er bis jetzt noch vorträgt. Dazu kamen aber 1856 noch die Vorlesungen über theoretische Chemie und Eisenhütten kunde, die er ebenfalls unausgesetzt fortführt. 1862 wurde er zum Bergrath ernannt. Herr Oberbergrath Oswald Erhard Römisch studirte von 1838 an auf der Bergakademie, und sodann die Rechte in Leipzig. Als Assessor des Freiberger BergamleS übernahm er 1849 die Vorlesungen über Bergrechte und bergmännischen Geschäftsstyl, die er, 1850 zum Professor ernannt, bis zum Jahre 1855/56 fortsetzte. Er schied dann wieder von der Berg akademie, indem er als Berymeister nach Marienberg versetzt wurde, und später als Mitglied in das Oberbergamt eintrat. Herr Professor Karl August Junge war Lehrer an der Königl. höheren Gewerbeschule, als er im Jahre 1852 als zweiter Professor der Mathematik an die Bergakademie bernfen wurde, um höhere Arithmetik und Geometrie, und höhere Ana lysis zu lesen. Schon im folgenden Jahre wurde das erstere dieser beiden Kollegien in zwei Kurse gelheilt, und der Ge nannte übernahm auch die Vorlesung über beschreibende Geo metrie. Im Jahre 1859 kam noch der Unterricht in der prak tischen Markscheidekunst dazu. Herr Bergamtsassessor Paul Martin Kreßner, der von 1838 an auf der Bergakademie, dann in Leipzig die Rechte studirte, hielt die Vorlesungen über Bergrechte und bergmän nischen Geschäftsstyl in den Jahren 1856 bis 1862/63. Herr Professor Hieronymus Theodor Richter studirte, nachdem er sich bereits als Pharmazeut ausgebildet hatte, von 1843 an auf der Bergakademie, war im praktischen Hütten dienst angestellt, arbeitete längere Zeit mit Plattner, wurde 1853 Hültcnchemiker und hielt seit 1856 die Vorlesung über Löthrohrprobirkunst und das dazu gehörige Praktikum, 1857 wurde er zum Oberhüttenamtsassessor und 1863 zum Professor ernannt. Herr Professor Albin Julius Weisbach studirte an der Bergakademie von 1850 an, dann in Leipzig, Berlin, Göttingen und in Heidelbeig, woselbst er promovirte. Von 1857 an er- theilte derselbe den Unterricht in den mineralogischen Hebungen und trägt von 1860 an die Physik vor. 1863 wurde er zum Professor ernannt. Herr Hültcnraiter Karl Gottlieb Gottschalk trug von 1858 an die Vorlesung über Buchführung vor. Herr vr.Johann Friedrich Richard Klemens Rube, schon seit längerer Zeit Assistent in dem chemischen Labora torium bei Herrn Bergrath Scheerer, als welcher er den nach Loeben berufenen Herrn Professor Robert Julius Richler er setzte, las von 1862 an ein Privatkollegium über chemische Technologie. Herr Geheimfinanzsekretär Rudolph Eduard Gerlach bezog 1849 die Bergakademie und studirte nach vollendetem bergakadcmischen Kursus die Rechte in Leipzig. Von 1863 an trug er, obwohl in Dresden lebend, die Vorlesungen über Bergrechte und bergmännischen Geschäftsstyl vor. Wenn nun außer der bisherigen Lehrer an der Bergaka demie noch mehrerer Männer zu gedenken ist, die, wenn auch nicht als Dozenten, für dieselbe thätig waren, so sind vorzugs weise und zuerst die Vorsitzenden der Königlichen bergakadcmi- schcn Disziplinarbehörde, verfassungsmäßig Mitglieder des Königlichen Oberbcrgamtes, zu nennen. Es waren dieselben von 1844 an Bergrath Kühn, von 1848 an Oberbergrath Stiller, von 1856 an Oberbergraih Schütz und seit 1862 Herr Oberbergraih Edler von der Planitz. Als zweites Mitglied und Stellvertreter des Vorsitzenden dieser Behörde fungirle von ihrer Errichtung an der Kreisamtmann zu Frei berg, fungirte aber seit 1854 der Direktor des Freiberger Be zirksgerichtes, Herr Appcllationsrath Schwäbe. Die Administration der bergakademischen Mineralien - Verkaufs- Niederlage war vom Jahre 1852 an in den Händen des Herrn Faktors Wappler. Hiermit schließt der in der vor 25 Jahren erschienenen Festschrift enthaltene Bericht. Wir unsererseits sehen davon ab, das Verzeichniß durch eine Auszählung der Lehrer, welche in den letzten 25 Jahren an der Königl. Bergakademie thätig waren, zu vervollständigen. Dieselben gehören zum großen Theil noch der Gegenwart an; ihr Wirken und ihre Verdienste sind noch frisch im Gedächtniß. Der Amerikaner. Roman von Adolf Streckfuß. (42. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Dafür danke ich Ihnen aus vollem Herzen. Hoffentlich werden Sie recht lange bleiben." „Die Dauer unseres Bleibens wird abhängen von der Gewährung einer Bitte, welche ich für mich und meinen Freund Kurt an Sie richten möchte, Herr Müller." „Wenn ich sie erfüllen kann, ist sie gewährt, ehe sie noch ausgesprochen ist." „Dann bin ich der Erfüllung sicher; aber nicht so ganz sicher bin ich, ob Sie sich nicht vielleicht verletzt dadurch fühlen werden, wenn ich Ihnen ganz offen mittheile, daß wir Beide eine Zeit lang geschwankt haben, ob wir Ihre Einladung, längere Zeit im rothen Hause als Ihre Gäste zu bleiben und von hier aus unsere Parthien in das Gebirge zu machen, annehmen dürfen. Wir haben dankbar Ihre Gastfreundschaft während der Wetternacht angenommen, aber unmöglich ist es uns, für viele Tage, vielleicht für Wochen in Ihrem Hause zu leben, wenn Sie uns nicht gestatten, Ihnen für die Zeit unseres Aufenthaltes ein entsprechendes Kostgeld zu zahlen. — Wir bleiben Ihnen trotzdem zum größten Danke verpflichtet und werden, wenn Sie mir meine Bitte erfüllen, dankbar von Ihrem Anerbieten, einige Wochen bei Ihnen zu verleben, Gebrauch machen; aber wir können es eben nur dann, wenn wir wissen, daß Ihnen aus dem langen Besuche, außer der Störung, die ein solcher immer in Ihrem Familienleben be wirken muß, nicht auch noch recht erhebliche Kosten erwachsen." „Eine seltsame Forderung!" bemerkte der Amerikaner, der durch Fall- Worte offenbar unangenehm überrascht worden war. „Kurt von Dussem und sein Freund Doktor Falk wollen die Gastfreundschaft in meinem Hause mit baarem Geld« bezahlen!" „So dürfen Sie meine Bitte nicht auffassen, Herr Müller!" ägte Doktor Fall eifrig. „Gastfreundschaft läßt sich überhaupt niemals bezahle.,." „Und doch bieten Sie mir baareS Geld! Aber gleichviel, ich habe Ihnen versprochen, Ihren Wunsch zu erfüllen und wenn ich ruhig über denselben nachdenke, finde ich, daß er nicht (ungerechtfertigt ist. Sie wollen mir nicht zn Dank ver« pflichtet sein!" „Herr Müller" — „Lasten Sie mich auSreden, Herr Doktor! Ich erkenne an, daß es für Sie peinlich sein muß, für längere Zeit der Gast eines Ihnen ganz fremden Mannes zu sein. Ich habe zu lange in Amerika gelebt, um von Ihrem Anerbieten länger als für einen Augenblick unangenehm berührt zu werden. Ich nehme es an. Wir wollen das Geschäftliche dieser Angelegen heit gleich regeln, damit später von derselben gar nicht mehr, am wenigsten in Gegenwart meiner Töchter gesprochen werde. Wie hoch soll das Kostgeld sein, welches Sie mir zahlen wollen?" Falk fühlte sich bei dieser Frage durchaus nicht behaglich. Er schaute fragend Kurt an, der bisher an dem peinlichen Ge spräche sich nicht betheiligt hatte, aber Kurt schwieg auch jetzt hartnäckig und so blieb Falk nichts übrig, als die unangenehme Verhandlung weiter zu führen, um so mehr, als er es ge- gewcsen war, der gestern Abends den Vorschlag gemacht hatte, sich durch drS Anerbieten eines anständigen Kostgeldes von jeder Verpflichtung für die gastliche Aufnahme im rothen Hause zu befreien „Wenn es Ihnen recht ist, möchten wir der Berechnung die sehr billigen Preise zu Grunde legen, welche wir in Wald hausen, im „Greisen" gezahlt haben. „Die Preise kenne ich, sie haben sich, wi^ ich höre, nicht geändert seit der Zeit, in welcher ich mehrere Wochen Pensionär im „Greisen" war. Für die volle Pension zahlte ich täglich vier Mark, hatte dafür aber mein besonderes Zimmer." „Ganz recht. Wir bewohnten zwei gesonderte Zimmer und haben eben so viel gezahlt." „Zwei Zimmer sollen ebenfalls für Sie eingerichtet werden. Ich habe Raum genug im Hause. Aber die Bequemlichkiten, welche Ihnen im Gasthaus zu Gebote stehen, kann ich Ihnen nicht bieten. Sie müssen zufrieden sein, mit unserer einfachen Familienlost, keinesfalls dürfen Sie mir daher mehr als höchsten- Jever zwei Mark täglich Pension bezahlen. Ich will von Ihnen nicht verlangen, daß Sie mir durch unentgeltliche Gast freundschaft verpflichtet sind, aber Sie dürfen auch nicht von mir fordern, daß mir ein Bortheil, wie ihn der Gastwirth nehmen muß, aus Ihrer Bewirthung erwächst. Sind Sie ein verstanden ?" „Der Preis ist zu gering " „Nein, er übersteigt im Gegentheil noch die Kosten, welche mir durch Ihren Besuch erwachsen können. Ich bitte Sie, kein Wort mehr darüber zu äußern. Wir sind also einig und ich sage Ihnen nun noch einmal ein herzliches Willkommen, wenn auch nicht ganz so freudig, wie vor der Erfüllung Ihres Wunsches. Und nun kommen Sie, meine Herren, ich führe Sie zu meiner Frau und meinen Töchtern, die mir wohl schon im Herzen zürnen werden, daß ich die lieben Gäste ihnen noch nicht zugesührt habe." XVII. Die beiden Freunde waren im rothen Hause einquartiert. Der Amerikaner und seine Frau und Töchter hatten Alles ausgeboten, um den Gästen den Aufenthalt in dem einsamen Hause so angenehm zu machen, wie möglich. Zwei Zimmer waren ihnen eingeräumt, für Kurt dasselbe Gemach, welches er mit Falk in jener ersten Nacht bewohnt hatte, für Falk ein zweites Zimmer im oberen Stockwerke unmittelbar neben dem Schlafgemach des Hausherrn. Beide Zimmer waren einfach, aber wohnlich bequem eingerichtet, so daß sich in ihnen die Gäste wohl für einige Wochen behaglich fühlen konnten. Hätte nur nicht zwischen ihnen und der Familie, in deren Heim sie eine so gastliche Aufnahme sanden, der geheimnißvolle, immer auf's Neue sich ausdrängende Verdacht gelegen, dann hätten sie sich nirgends wohler sühlen können als im rothen Hause, nirgends konnten sie herzlicher und freundlicher aus genommen werden, als hier. Aber gerade die Liebenswürdigkeit und die aufrichtige Herz lichkeit, welche sowohl der Amerikaner als seine Frau den beiden Gästen zeigte, wirkten niederdrückend auf Kurt. Er hatte ein böses Gewissen dem Manne gegenüber, der ihm so überaus freundlich entgegen kam und gar nicht verhehlte, daß er eine besondere Zuneigung für Kurt hege. Auch gegen Falk war der Amerikaner sehr zuvorkommend und freundlich, aber doch in ganz anderer Art, wie gegen Kurt. Mit Falk plauderte er, mit Kurt aber suchte er gern eine ernste Unterhaltung; mit Kurt verband ihn auch die gemeinschaftliche Vorliebe für die Botanik, und es erschien daher nur natürlich, daß er mit Kurt schon am ersten Abende mehrere Parthien verabredete, die wesentlich dem Aufsuchen einiger hochseltener Gebirgspflanzen gellen sollten, eine größere Ausbeute an Schmetterlingen und Raupen aber nicht versprachen. Als Kurt sein Bedenken aus sprach, daß Falk für diese Parthien wohl kaum ein größeres Interesse haben könne, erwiderte ihm Falk lachend: „Du hast ganz Recht, alter Freund, Deine seltenen Pflanzen haben nur dann ein Interesse, wenn sie seltenen Raupen zum Futter dienen; aber wir sind ja glücklicherweise nicht verheirathet und nicht gezwungen, uns gegenseitig einen Zwang auszuerlegen. Mir paßt es vortrefflich, in den nächsten Tagen ganz allein durch die Wälder zu wandern. Mir ist in der Nacht der Plan zu einer neuen Novelle gekommen, den kann ich nicht besser als bei einsamen Wanderungen ausarbeiten Selbst Deine Gesellschaft würde mich stören, und ich bin Herrn Müller besonders dankbar, daß er mich auf eine anständige Weise von Dir befreit!" Kurt konnte nach dieser Antwort Fall's das Anerbieten des Amerikaners nicht ablehnen, aber es war ihm doch recht un behaglich, daß er durch dasselbe noch mehr als bisher auf den intimen Verkehr mit demselben angewiesen wurde. Vergaß er
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder