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Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.11.1900
- Erscheinungsdatum
- 1900-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1878454692-190011279
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1878454692-19001127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1878454692-19001127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFreiberger Anzeiger und Tageblatt
- Jahr1900
- Monat1900-11
- Tag1900-11-27
- Monat1900-11
- Jahr1900
- Titel
- Freiberger Anzeiger und Tageblatt : 27.11.1900
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«r.274. Rr. 274 lvo». ganz erx Gestern stand kürzlich wegen dem Schöffen- Refta Zn meir «om, 25. W daS But durch Ausstchen °b, die dahin Rillionen und zusehen. Nur Neapel, 2 und ein ungehe von Explosione inerden. S8mi ebgereist, um d London, Mngenen Depe dem Küstenhan ^en und qefi lichen umgekow Paris, 25 «us den Boulev ^vgen. Zahlr M Hotel Sc' ihrer Sympatk ihn Befriedig, Zwischenfall di und beglückwü Verschiedenes. * AuS Konitz, 21. November, wird berichtet: die Frau Martha Matzloff, die Ehefrau des Meineids verurtheilten Bernhard Maßloff, vor Were gethan, ar Schwierigkeit, die Unfähigleit zu täu verlieren und dar waren. Jedes Mo ehe der Sergeant, t Persönlichkeit festg netMen;ein Kur Mr Sie riskirte den.' Der Major jemand gesehen h» ungelegt hätten, w nug zu zielen, um Soldaten wissen r „jll. während Bu Mdheit an daran M' ist eine Umr beschrieben ist, und ^Gegenstandes M einen Hügel t Mn Posten von Me gestellt wer! Fo vom Hellen i ihre Beobachtungs Whl hüten, die schneiden. Sie we Segenwart nicht ungsloS auf dem! digen Eigenschaft, leit und BeweglicI M man bei Aen die Engländer ni posten so schwere! von Poplar Grov Tage geschlafen h während er Obers retten wollte, die > ein prächtiger unl Surenheeres. Se' seine Kundschafte Leute, deren Mu waren im Durchs auf Vorposten od lichleit seiner St Rückzuges auf W zunickgelegt habe 417 englische Ge genommen wurde lniwagen gebrack M die Nacht ge dem ich neben der aus dem Boden li Worte getreten mich nach Norde drei Tagen: meir ein wenig Mehl, der einige Tage zählt Burnham, Rolle; in der Na, wenige hundert Wr alS die an mal? rauchen: a Gebrauch deS 2 Major Burnhan nervig, er hat e Eindruck eines k Mck erweckt den Kaltblütigkeit v Kämpfen gegen ' Sine ar, Badeortes Zopv dem,Ges." zust ein gemeinsame- wäre nach Hel Deutschland. Freiberger Anzeiger ««d Lckgeblatt. Seite 4. — 27. N«ve«ber< gericht, um sich wegen Diebstahls zu verantworten. Sie hatte diesen Diebstahl Ende August begangen und gestand ihn während der Verhandlung schließlich ein, worauf sie vom Gericht zu einer Woche Gefängniß verurtheilt wurde. Bei dieser Gelegenheit trat durch Bekundung mehrerer Zeugen zu Tage, wie schlecht der Vater der Angeklagten, der Ehemann, der ebenfalls zu Zuchthaus wegen Meineids verurtheilten Frau Noß, von Frau und Töchtern behandelt wurde. Unter Anderem wurde erwiesen, daß Frau und Kinder den alten Mann längere Zeit gezwungen hatten, in einem Stallraum zu nächtigen. (Las find also die Vertrauegs- personen der antisemitischen Agitatoren!) — Gestern Abend machten die Fortbildungsschüler wieder einmal vor dem Hause des Fleischermeisters Adolph Levy eine antisemitische Demon stration und erfüllten die Danzigerstraße mit „Hepp Hepp'- Gcschrei. Hinznkommende Gendarmen stellten die Ruhr aber schleunigst durch ein ganz probates Mittel her: anstatt Verhaf tungen vorzunehmen, was nur langwierige Prozesse zur Folge gehabt hätte, griffen die Gendarmen ein Paar der Hauptschreier aus der Menge heraus und applizirten ihnen eimge tüchtige Ohrfeigen; damit verging den Burschen sofort die Lust zu weiter«, Heldenthaten, die Menge stob auseinander, und die antisemitische Demonstration hatte binnen zwei Minuten ein Ende gefunden. * Ein hunverttausenv Mark-Diebstahl wurde in der Wohnung der 75jährigen Rentierswittwe Blohm in Neuendeich bei Uetersen verübt. Den Dieben fielen Werthpapiere in Höhe von 25000 Mk. und Hypothekeninstrumente im Gesammtbetroge von 75000 Mk. in die Hände. Das Merkwürdigste bei der Sache ist, daß die alte Dame ihr Vermögen — im Küchenspinde ausbewahrte. Die Diebe haben nun vermuthlich um die Agen- thümlichkeiten der Bestohlenen gewußt, wodurch sie leichte Arbeit hatten, indem sie das Spind mit dem darin steckenden Schlüssel nur zu öffnen brauchten. Die sofort seitens der Polizei ange stellten Ermittelungen haben bisher zu keinem Resultat geführt. * Eine Ehe-Lotterie. Ein griechischer Menschenfreund, der vor einiger Zeit in Korfu gestorben ist, hat eine beträchtliche Summe für eine Stiftung ganz neuer Art hinterlassen. Es handelt sich um eine Lotterie, deren Nummern arme junge Mädchen darstellen, die sich eines tadellosen Rufes erfreuen; eine gewisse Anzahl von ihnen, deren Nummern gezogen werden, erhalten eine Mitgist, die sie zur Anschaffung ihrer Aussteuer verwenden können. In jedem Jahre läßt das zu diesem Zweck ernannte Komitee, an dessen Spitze der Erzbischof der Insel steht, in den Zeitungen ankündigen, wie viel Plätze frei sind und wie viel Kandidatinnen also untergebracht werden können. Daraus stellen sich die Bewerberinnen vor, es werden genaue Erkundigungen über sie eingezogen, und wenn das Ergebniß günstig rst, erhalten sie ihre Nummern. * Die am 1. Dezember in Verbindung mit der Volkszählung stattfindeude Obstbaumzählung hat in einzelnen Gegenden des westlichen Mecklenburg zu dem unsinnigen Gerüchte Veranlassung gegeben, daß durch die Obstbaumzählung bezweckt werde, von den Obstbaumbesitzern für jeden Obstbaum eine jährliche Steuer von 40 Pfg. zu erheben. Leider hat dieses thörichte Gerede unter der ländlischen Bevölkerung jener Gegenden Glauben gefunden, und diese Leute sind nun einfältig genug, ihre schönen Ob st bäume zu fällen, um diese nicht zu ver st euern. * Die Meisterstücke eines Kundschafters. Ein Mit arbeiter des „Temps" hat in London mit dem Major Burnham, dem amerikanischen Kundschafter, der Lord Roberts die werth- vollsten Dienste geleistet hat, gesprochen und berichtet von diesem Folgendes: Burnham traf, von Lord Roberts telegraphisch aufgefordert, am 13. März in Kapstadt und am 15. im Haupt quartier ein, gerade noch rechtzeitig, um an der Schlacht bei Paardeberg theilzunehmen. Noch an dem Abend seiner Ankunft befahl ihm der Marschall, Cronjes Lager zu umschlei chen, was er unter dem Schutze der Nacht ausführte. In drei Stunden erspähte er die Anzahl der Personen, die Munition und die Lebensmittel, über die der Burenkommandant verfügte. Nachdem dieser merkwürdige Mann die Welt von Norden nach Süden durchquert hatte, leistete er in einem halben Jahr eine übermenschliche Arbeit, brachte ganze Nächte auf dem Veidt zu, forcirte feindliche Linien von 30 Kilometer Länge und 20 Kilo meter Breite und dann auch noch jedesmal die eigenen Linien, wenn er Lebensmittel brauchte. Auf die Frage, warum er das- trug auch nicht unwesentlich die Sicherheit bei, mit der da» städtische Orchester seine Partie durchführte. — A«S vem Bureau deS Stadttheater». Morgen Dienstag gelangt das Lustspiel: Fräulein Doctor bei klemm Preisen zur Aufführung. — Die Schauspiel-Novität: Johannis- feuer von Hermann Sudermann geht am Mittwoch erstmalig in Scene. ** Das morgen Dienstag im Hotel zum schwarzen Roß statt findende S. Philharmonische Coneert gewinnt besonderes Interesse durch die Mitwirkung des ConcertsängersHrrrn Gustav BorcherS aus Leipzig. Dieser ausgezeichnete Künstler wird außer einer Novität „Volkers Nachtgesang" mit Orchester von G. Langenbeck noch Lieder von Schumann, Schubert, Grieg ic. zum Vortrag bringen. Von Orchesterwerken hat Herr Kapell meister C. Zimmer für dieses Concert fast ausschließlich Novitäten (für Freiberg) gewählt. Goldmark's wundervolle, jeden Musik freund interessireiide Sakuntala-Ouverture, R. Wagner's Meister- singer-Scencn aus dem 3. Akt, das Orchester-Virtuosenstück Tanz der Nymphen und Satyrn von G. Schumann, eine äußerst schwierig auszufübrende Komposition und zum Schluß I. Haydn'S Sinfonie O-äur (mit dem Bärentanz), ein nachgelassenes Werk. " Wochenspielplan ver Kgl. Hoftheater in Dresden. Altstadt: Dienstag: Die Fledermaus. — Mittwoch: Der fliegende Holländer. — Donnerstag: Die Afrikanerin. — Frei tag: Tannhäuser. — Sonnabend: Samson und Dalcka. — Sonn tag : Der Wildschütz. — Neustadt: DienStag: Giganten. — Mittwoch: Der Großkaufmann. — Donnerstag: Für die Sonn abend-Abonnenten des 1. Dezember: Zwei Eisen iin Feuer. — Freitag: Hasemanns Töchter. — Sonnabend: Außer Abonnement. Zum ersten Male: Flachsmann als Erzieher. — Sonntag: FlachSmann als Erzieher. Berg, und Hüttenwesen. Am Freitag Abend in der 7. Stunde kam auf der Kgl. Grube Himmelssürst der Doppelhäuer Emil Metzler auS Langenau in der Grube zu Schaden. Derselbe hatte Berge in eine Rolle gesäubert. Als er die Masse mit der Brechstange fortstieß, rutschte er aus und fiel in die Rolle. Einige schwerere Verletzungen machten die Unterbringung im Bergstijt zu Brand nöthig. SOO Steuerpflichtige haben ein Generalgesuch, in welchem um Erlaß de» letzten Termin» der städtischen Steuer» gebeten wird, beim Stadtrath eingeretcht. In der letzte» Rathssttzung, in der diese Angelegenheit nun zur Sprache kam, wurde da» Ansinnen abgelehnt und beschlossen, daß die Petenten auf den vorgeschriebenen Weg zu verweisen sind. Die Sache erregt allenthalben Aufsehen. Der in 'Bischofswerda verhaftet« Limonadenschänker Heine au» Georgswalde i. B. ist der Kgl. Staatsanwaltschaft Chemnitz eingeliesert worden, um sich wegen de» auf ihm ruhenden Ver dachts de» Grotzmilkauer Mädchenmordes zu recht fertigen. Auch bestätigt «S sich, daß dessen Fran, nach deren Verbleib die Behörden eifrig forschten, sich seit dem 14. d.M. in Schluckenau in Haft befindet. Der in Hütten bei Königstein wohnhafte Leutnant a. D. v. Sch. wurde erschossen in seiner Wohnung aufgefunden. Der bedauernSwerthe Mann, welcher sehr schwerhörig war, hat den Selbstmord in geistiger Umnachtung ausgeführt. Am 22. d. M. traf der erste Verwundete auS Ostasien in seiner sächsischen Heimath ein, der Sohn deS in der Lötznttz ansässigen Generalmajors z. D. von Wolf, Leutnant z. S. von Wolf. Er hatte zur Besatzung S. M. S. „Hertha" gehörig am Sturme auf die Befestigungen von Tientsin theilgrnommen und bei dieser Gelegenheit eine schwere Schußverletzung durch eine Shrapnelkugel in» linke Kniegelenk davongetragen. Herr von Wolf verbringt im elterlichen Hause einen mehrwöchigen Urlaub zu seiner Kräftigung, um sodann die erhoffte völlige Wieder herstellung durch den Gebrauch eines Thermalbades zu erlangen. »k Der größte Theil der Schulklassen in Hartha ist wegen heftigen Auftretens von Diphtheritis und anderen HalSkrank- heitrn bis mit 5. Dezember geschlossen worden. Der Stadtrath in Augustusburg hat, nachdem die Aktien gesellschaft „Elektrizitätswerk Helios" in Dresden die ihr von staatswegen verliehene Konzession zur Erbauung einer Draht seilbahn von ErdmannSdorfnach Augustusburg den Chemnitzer Elektrizitätswerken übertragen hat, auch seiner seits seine Zustimmung dazu ertheilt und eine ZinSgarantie von 4 Proz. aus daS 470000 Mk. betragende Anlagekapital über nommen. Bezüglich deS Licht- und Kraftwerkes, welches mit der Drahtseilbahn verbunden werden soll und in obigen Betrag mit inbegriffen ist, sind ebenfalls bereits dahin Abkommen getroffen worden, daß elektrisches Licht und elektrische Krast für die Stadt Augustusburg und ihre Villenkolonie auf 20 Jahre von den Chemnitzer Elektrizitätswerken als alleiniger Konzessionsinhaberin beschafft werden. Kunst, Wissenschaft, Literatur. * Mit einer geistlichen Mustkaufführung in der Petrikirche klang die ernste Feier deS TodtensonntagS harmonisch aus. Der Bedeutung des Tages Rechnung zu tragen, war vor allem das Hauptwerk der Aufführung berufen, das Requien von Verhulst, einem Niederländer, der, in Leipzig unter Mendelssohn auSgebildet, sich durch vortreffliche Kammermusik und viele kirch liche Kompositionen einen Namen gemacht hat; dennoch ist er außerhalb der Grenzen seines Vaterlandes wenig bekannt ge blieben. Um so dankenSwerther war es, daß der Lehrergesang verein uns gestern die Bekanntschaft mit einem seiner reifsten Werke vermittelte. DaS Requiem zeigt neben einer sicheren Be herrschung der Kompositionstechnik ein feines Gefühl für die Schönheit der Form und feinsinnige Behandlung der Harmonie, die allem Gezwungenen und Schroffen auS dem Wege geht. DaS Streben nach Selbständigkeit ist nirgends zu verkennen, auch wo der Komponist offenbar in den Spuren seines Meisters wandelt. Besonders charakteristisch ist die oft eigenthümlich berührende Knappheit seiner Sprache (z. B. im Benedictus) und die sparsame, aber umso treffendere Verwendung äußerer, im Kirchen stile ungewöhnlicher Klangeffelte (z. B. im Anfang, der am Schluß wiederkehrt). Für das Gelingen der in mancher Beziehung schwierigen Chöre darf der Lehrergesangverein, der sich mit Glück seine Ziele immer höher steckt, ein uneingeschränktes Lob bean spruchen. Sein Dirigent, Herr H. Nickol, hat wieder einmal den überzeugenden Beweis geliefert, daß er zu den Berufenen gehört, die neben der technischen Fähigkeit, einen Chor zu leiten, auch eine Krast der Auffassung besitzen, die ebenso sehr von künst lerischem Feingefühl zeugt wie sie jeder Verflachung entgegen zutreten weiß. So war denn der Erfolg des Werkes umsomehr gesichert, als auch die Sänger ihrer Aufgabe volle Hingebung und volle» VerstLndniß entgegenbrachten. Alle Leistungen des ChoreS waren vorzüglich, und auch der Mangel an glanzvollen Tenören trat diesmal weniger fühlbar hervor. Einen tiefen Eindruck hinterließ das „Abendmahl" von Hegar, eine Komposition von bestrickender Schönheit, deren Schluß leider stark absällt; hier zeigte der Chor, ebenso wie in der Hymne „Herr, unser Gott! erhöre unser Flehn" von Schubert, daß ihm auch die feineren Schattirungen geläufig sind. Der 84. Psalm von A. Becker schloß die Aufführung stimmungsvoll ab. In die Hauptsoli deS Requiems theilten sich Herr Kammersänger Gießen (Dresden) und Herr Löschner, Mit glied des Vereins. Ersterer entfaltete zwar den ganzen siegreichen Glanz seiner mächtigen und wohllautenden Stimme, konnte aber in seinem Vortrage nirgends den Opernsänger verleugnen, ein Umstand, der dir Wirkung der beiden in ihrer prunklosen Ein fachheit so ergreifenden Lieder von I. W. Franck „Jesus heißt mein Seelenfreund" und „Komm, Gnadentau" etwas beeinträchtigte, auch störte hier eine kleine Neigung zum Zutiefsingen, wohl eine Folge der für einen Bühnensänger ungewohnten Orgelbegleitnng. Zu voller Wirkung brachte er jedoch die Kavatine aus dem Paulus „Sei getreu bis in den Tod". Besser wußte den kirchliche» Stil Herr Löschner zu wahren, der natürlich neben einem so hervorragenden Berufssänger einen schweren Stand hatte, um so anerkennenSwerther war eS, daß er sich allenthalben mit Ehren behauptete und seine schönen Mittel immer trefflich zu verwerthen wußte. Die übrigen Solisten, die Herren Kind (Zwickau) Seifert und Gödann (Dresden) verhalfen den Soloquartetten zu gutem Gelingen, wenn auch in der Schubertschen Hymne die Reinheit der Tongebung durch den 1. Tenor etwas gefährdet wurde. — Als Cellovirtuose von sicherer Technik führte sich Herr Schildbach (Leipzig) ein, ein Schüler Grützmachers, der in dein Air von Bach, in dem Adagio von Boccherini und der Begleitung zu der Kavatine einen vor nehmen, auf geschmackvolle HerauSarbeitung einzelner Schönheiten gerichteten Vortrag zeigte, während eS unbegreiflich war, daß ein Salonstück, wie die Kantilene von Davidoff mit ihren ebenso eleganten, wie nichtssagenden Passagen sich in ein Kirchenkonzert, noch dazu an einem solchen Tage verirren konnte. — Der Orgel part, dessen sicheres Beherrschen für die Gesammtwirkung aller Darbietungen von größtem Werthe war, lag in den Händen des Herrn Kantor Stein, der nicht nur dieser anstrengenden Aufgabe in allen Punkten gerecht wurde, sondern in seiner Aufopferung noch so weit ging, daß er die einzige Gelegenheit, wo er sich ausruhen konnte (beim u espeUs-Chor von Hegar) benutzte, um das Baritonsolo prächtig wiederzugeben. Zum guten Gelingen (geringem Grade erst seit 5 Jahren. Wie bekannt, war von 7 (Zeugen am 13. Oktober ds. Js. von dem gegenüber befindlichen 'Kenster mit Hilfe des Opernglases beobachtet worden, wie Dit- Büch, mit der Brille auf der Nase, an einer Nähmaschine gesessen Arbe, sich bewegt, ja sogar sich niedergebückt und den Riemen der Mähmaschine m Ordnung gebracht habe. Daraus war zum Lhei! von der Presse den behandelnden Aerzten der Borwurf -gemacht worden, daß sie sich von Dittrich und seiner Familie Hätten übertölpeln lassen. Gegen diesen Borwurf hauptsächlich -wandte sich Vortragender, indem er sagte: Eine 18 Jahre lange fortdauernde Simulationseiausgeschlossen. Alle Merzte und Laien, welche Dittrich je gesehen, haben ihn in diesem ^Zustande gesehen. Dittrich sei jederzeit vollständig theilnahms- klos gewesen; eine derartige Gefühllosigkeit, wie sie Dittrich chatte, könne unmöglich ein Mensch 18 Jahre lang heucheln. Ein freiwilliges Aufliegen Jahre lang nehme kein Mensch auf sich. Die Kontracturen des rechten Armes, der beim Gerade- Liegen stets wieder zuriickschnappte, die unfreiwilligen Zuck ungen im Oberschenkel und Arm seien unmöglich 18 Jahre lang nachzuahmen. Zudem seien die Zusammenziehungen im Ober schenkel nie zu überwinden gewesen. An eine Täuschung von Seiten der FrauDittrich sei auch nicht zu denken, denn wiederholt habe Frau Dittrich dem behandelnden Arzte gegenüber ihre Freude ausgesprochen, daß Dittrichs Zustand anscheinend sich nach und nach bessere, er beispielsweise von Zeit zu Zeit Morte wie „Mein" und „Dein" von sich gebe. Der Mord und der Selbstmord der Frau Dittrich seien mit größter Wahrscheinlich keit lediglich auf gekränkte Ehre und den Verlust ihrer Ruh« zu rückzuführen. Was die sieben Zeugen, die den Dittrich als Si mulanten beobachtet haben, betrifft, so sind ja Irrungen mög lich, und ist dies wissenschaftlich erklärlich. Es könne diese Beob achtung auf Suggestion und Antisuggestion zurückzuführen sein. Zu bedauern sei es nur lebhaft, daß die am 16. Oktober ds. Js. anberaumte Krankenhausüberführung zu Nichte geworden sei durch das traurige Ende des Dittrich und seiner Frau, wenn quch Vortragender nicht glaubt, daß Dittrich im Krankenhause als Simulant entlarvt worden wäre. Die vorgenommene Sek tion habe nun makroskopisch «inen völlig negativen Befund er geben, die mikroskopische Untersuchung dagegen habe einen mög- lichenGrund für dieKranlheitserscheinungen erwiesen, wenn auch durch die in die vordere Stirngegend eindringende, das Gehirn durchbohrende, bis in das Hintere Schädeldach gehende Kugel ganz wichtige Theile des Gehirnes zermalmt worden seien. Als Ursache der Krankh«itsersch«inungen faßte dann der Vortra gende den ursprünglichen Unfall auf. Derartige Erscheinungen seien, insbesondere bei Eisenbahnunfällen, eine bekannte täglich« Erscheinung und werden unter dem Namen traumatische Neurose zusammengefaßt. — An der darauffolgenden Debatte betheilig- «n sich mehrere andere Aerzte und zwar sämmtliche im Sinne deS Vortragenden. Alle hielten den D. nicht für einen Simu- hanten, sondern für einen Schwerkranken, der vielleicht, wie es vorkommt, in seiner Krankheit sogenannte Helle Augenblicke ge habt habe. Sämmtliche in der Versammlung sehr zahlreich ver tretenen Dresdner Aerzte erklärten sich am Schluß mit dem Vortragenden solidarisch, indem sie den Dittrich als einen schwerkranken traumatisch-neurotischen Mann bezeichneten. c Der kommandirende General deS 19. (2. Kgl. sächf.) Armee korps v. Treitschke in Leipzig der vor Kurzem bekanntlich durch einen Sturz mit dem Pferde sich einen Unterschenkelbruch pizog, befindet sich auf dem Wege vollständiger Genesung. Der Heilungsprozeß hat seither einen normalen Verlauf genommen, jo daß der General bereits wieder hat Gehversuche anstellen Annen. Zu dem Streik in der „Leipziger VolkS- Leitung" erlassen die Ausständigen eine Erklärung, in der eS u. A. heißt: „Die heute auS dem Geschäft austretenden Mit glieder deS Deutschen Buchdruckerverbandes treten nicht auS wegen Einführung der Setzmaschinen im Geschäft, auch nicht wegen der sich dadurch nöthig machenden Entlassung, sondern weil: Den zwei Entlassenen gegenüber erklärt wurde, gegen ihre technische Tüchtigkeit sei nichts einzuwenden, aber sie arbeiteten nicht genügend für die Parte i. ...." — Man wird sich diesen Vorgang merken für den Fall, daß die Sozialdemo kraten wieder einmal Beschwerde führen sollten, wenn in irgend einem Betriebe Arbeiter entlassen werden, welche „nicht genügend für die Ordnungspartei", wohl aber sür die Sozialdemokratie gearbeitet haben. Vom Ministerium deS Innern zur gutachtlichen Aeußerung über die (in Preußen eingeführte) Waarengruppirung zur Waarenhaussteuer aufgefordert, beschloß die Leipziger Gewerbe kammer einstimmig, „die Besteuerung auf der Grundlage der Waarengruppirung nicht zu empfehlen, dagegen eine allgemeine, ttach der Höhe des Umsatzes sich steigernde Umsatzsteuer für Waarenhäuser rc., mit Ausnahme derjenigen Handwerksbetriebe, in welchen Anschaffung»- und Veräußerungsgeschäste vorgenommen werden, indem Material angeschafft wird, um eS nach der Be- und Verarbeitung zu veräußern, zu befürworten, sowie ferner die Einführung einer besonderen Steuer für Filialen und Zweiggeschäfte, unbeschadet des Umsatzes derselben anzurathen, überhaupt aber die reichsgesetzliche Regelung dieser Besteuerung vorzuichlagen". Am Sonnabend entsprang in Zwickau am Schloßgraben- weg einem Transporteur ein Sträfling, den dieser in dasLandes- gesängniß abliefern sollte. Der Ausreißer kam aber nicht weit, nach kurzer energischer Verfolgung wurde er von städtischen Straßenarbeitern ausgehalten und dem Transporteur wieder übergeben. WaS man kaum sür möglich gehalten, ist eingetroffen: die streikenden Sticker in Plaue» i. B. haben beschlossen, die Arbeit heute Montag nur unter der Bedingung wieder auszu nehmen, daß die Lohnmaschinenbesitzer den vor dem Einigungs amte aufgestellten neuen Lohntarif anstatt vom 10. Dezember ab bereits am heutigen Montag gelten lassen. Vergeblich war den Leuten zugeredet worden, sich belehren zu lassen, da eine so günstige Wendung für sie vielleicht nie wiederkehren dürfte. Die mikroskopische Untersuchung der Leichentheile des Hut macher» Neitsch in Löbau hat ergeben, daß thatsächlich Milz brand die Todesursache war. Auch ist der Wittwe die definitive Mittheilung auS Berlin zugegangen, daß sie nunmehr auS der Unfallkasse Unterstützung erhält. Todt aufgefunden wurde auf der Bahnlinie Kamenz- Arnsdorf unweit der Abzweigstelle der Elstraer Linie ein Soldar deS 13. Infanterie-Regiments Nr. 178. In demselben wurde der auS Nordhausen gebürtige Soldat Hoffmann vom Kamenzer Regiment erkannt. Es ist festgestellt worden, daß er sich hat überfahren lassen. Die Veranlassung sür die selbstmörderische That scheint Furcht vor Strafe wegen eines geringfügigen Ver gehens gewesen zu sein. Ein recht eigenartiges Gesuch haben ca. 900 Einwohner von Meerane in Gestalt einer Mässenpetition um Erlaß der noch fälligen Steuern an den dortigen Nath gerichtet. Genannte
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