Mittheilnngen über die Verhandlungen des Landtags. I. Kammer. 48. Dresden, am 6. October 1874. Ächtundvierzigste öffentliche Sitzung der Ersten Kammer am 2. October 1874. Inhalt: Ansprache des Präsidenten von Zehmen bei Wiedereröffnung der Kammersitzungen mit Hinweis auf die ausgeschiedenen, resp. verstorbenen und neu eintretenden Mitglieder der I. Kammer, so wie Vortrag eines Abschiedsschreibens des Bürger meisters Müller bei seinem Austritt aus der Kam mer, begleitet mit Worten ehrenden Andenkens. — Registrandenvortrag Nr. 530 — 652. — Vor trag des Herrn Secretär Löhr, die Wahl der Herren Graf Schall-Riaucour und von Watz dorf zu Mitgliedern der Ersten Kammer bctr. — Vereidung neu eintretender Mitglieder. — Urlaubs gesuche. — Berathung des Berichts der II. Deput. über das König!. Decret Nr. 1, den Rechen schaftsbericht auf die Finanzperiode 1870/71 be treffend. (Königl. Decret Nr. 1, s. Beil. z. d. Mit- theil.: Decrete 1 Bd. S. 1 flg. — Bericht u. der II. Deput., .s. Beil. z. d. Mittheil.: Berichte der 1. K. 2. Bd. S. 395 flg.). — Feststellung der Tagesordnung für die nächste Sitzung. — Vor lesung und Genehmigung des Protokolls' über die heutige Sitzung. Präsident von Zehmen eröffnet die Sitzung 10 Uhr 20 Minuten Vormittag in Gegenwart der Herren Staatsminister Freiherr von Friesen, vr. von Gerber, von Nostitz-Wallwitz, des Herrn Regierungscommissars Geh. Finanzraths Römisch, sowie von 35 Kammermit gliedern. Präsident von Zehmen: Ich bitte die Herren, ihre Plätze einzunehmen, und eröffne die Sitzung. l. K. (S. Abonnement.) Meine Herren! Se. Majestät der König hat uns nach einer Vertagung von wenigen Monaten anderweitig zusammenberufen, um die noch in diesem Sommer uner ledigt gebliebenen Vorlagen des gegenwärtigen Landtags zum Abschluß zu bringen. Es sind dies im Wesentlichen die Gesetzvorlagen, die directen Steuern betreffend, und der Rechenschaftsbericht. So kurz aber auch nur die Zeit unserer Trennung gewesen ist, so hat dieselbe doch sehr wesentliche Veränderungen in unserer Mitte herbeigeführt und zahlreiche Lücken gerissen. Noch immer sind durch Krank heit am Erscheinen behindert, so daß wir auf ihre Mitwirkung nicht werden rechnen können, Herr Graf Hohenthal, Herr Graf Einsiedel-Reibersdorf, Herr von Miltitz, und nach einer neuerlichen Anzeige auch Herr von Posern. Durch theil weisen Verkauf seines Guts ist aus unserer Mitte geschie den Herr Denmer, durch Niederlegung seines Amtes Herr Bürgermeister Müller. Endlich ist uns durch den Tod ent rissen worden Herr von Sahr. Dafür sind als neugewählte Mitglieder für die Oberlausitz eingetreten: Herr Graf Schall-Riaucour und Herr von Watzdorf, während wir für den Bürgermeister Müller noch keinen Ersatz erhalten haben. Bei Gelegenheit des Vortrags aus der Registrande wird der Kammer Bericht erstattet werden über das Ergeb niß der Prüfung der Wahlen der genannten Herren und sodann eventuell zu ihrer Verpflichtung verschritten werden. Herr Bürgermeister Müller hat sich noch durch ein beson deres Schreiben bei der Kammer verabschiedet und gestatte ich mir, dasselbe den geehrten Herren vorzulesen. Es lautet: „Da durch meine heute erfolgte Amtsniederlegung als Bürgermeister der Stadt Chemnitz zugleich meine Mitgliedschaft der Ersten Hohen Kammer erlischt, so kann ich nicht Unterlasten, der Hohen Ersten Kammer meinen innigst gefühlten Dank abzustatten für das viel-r fach mir bewiesene Wohlwollen und für die freundliche- Nachsicht, deren ich mich bei den Landtagen innerhalb» eines 24jährigen Zeitraumes zu erfreuen hatte. Habe ich mich mit wahrer Liebe und Hingebung den mir überwiesenen Geschäften unterzogen, so glaube ich auch da auf wohlwollende Beurtheilung rechnen zu. 127 Rechen schafts bericht 1870/71.