15 Gerd Spitzer Der Kunstsammler Johann Friedrich Lahmann als Entdecker, Bewahrer und Stifter Wenn das Thema »Private Kunstsammler in Dresden« in den Mittelpunkt einer speziellen Er örterung gerückt wird und dabei sehr rasch auch die Frage nach dem Verhältnis solchen priva ten Sammelns zur Öffentlichkeit und ihrem Kunstbesitz in den Kreis der Überlegungen eintritt, dann darf der Name Johann Friedrich Lahmann (1858-1937) nicht fehlen, ja er muß hier mit besonderem Nachdruck genannt werden. Als Kunstfreund wie als Kunstsammler war Lahmann eine Persönlichkeit von besonderer Eigenart, und als Stifter für die Staatlichen Museen in seiner Wahlheimatstadt Dresden hat er sich unschätzbare Verdienste erworben. Der Name Lahmann ist heute in Dresden zwar geläufig, doch wird er wohl zumeist mit dem Bruder des Sammlers, dem Arzt Dr. Pleinrich Lahmann (1860 —1905), und dessen Lebenswerk, dem Lahmann-Sanatorium auf dem Weißen Hirsch, in Zusammenhang gebracht. Eine umfas sende Darstellung und Würdigung der Verdienste des Kunstsammlers, des Schriftstellers und Dichters Johann Friedrich Lahmann steht dagegen noch aus, 1 ^ und sie kann in unserem kurzen Beitrag auch keineswegs geleistet werden. Vielmehr soll — aus dem Blickwinkel einer früheren Begegnung mit dem beispielhaften Wirken dieses Sammlers heraus 2) - auf dessen Lebenswerk erneut aufmerksam gemacht und dabei die Besonderheit einer sehr persönlichen Haltung in wenigen Andeutungen gleichsam nur skizzenhaft umrissen werden. Johann Friedrich Lahmann wurde am 30. Juni 1858 in Bremen geboren und ist am 5. Juni 1937 in Dresden, seiner langjährigen Wahlheimatstadt, gestorben. Der Brückenschlag zwischen diesen beiden Lebenszentren, der alten Kultur- und Hansestadt an der Weser und der Kunst- und Residenzstadt am Elbstrom, hat seine Biographie entscheidend geprägt, und er ist den beiden Orten durch sein Vermächtnis noch bis über den Tod hinaus verbunden geblieben. Lahmanns Herkunft aus einer alten Bremer Bürgerfamilie ermöglichte ihm einen Lebensweg, der nicht auf den Broterwerb allein ausgerichtet war, sondern schließlich in die zurückgezogene Existenz eines Sammlers einmündete, der ganz seinen künstlerischen Neigungen leben konnte. 3 ^ Die musische Atmosphäre im Elternhaus hat den jungen Lahmann nachhaltig geprägt, und schon früh begann er mit eigenen dichterischen Versuchen sowie Übungen in der Gesangskunst. Das persönliche Lebenswerk des Schriftstellers, Bühnenautors und Dichters Johann Friedrich Lahmann ist in der Öffentlichkeit heute kaum bekannt, obwohl einige seiner Arbeiten gedruckt worden sind und ein Schauspiel »Genoveva« von ihm sogar 1894 am Bremer Stadttheater seine Aufführung erlebt hat. 1 Nach dem Besuch des Gymnasiums und dem Ablegen der Reifeprüfung 1879 in Bremen