Rudolf Jenak Der sächsisch-polnische Markt und die Salinen von Wieliczka Das Kurfürstentum Sachsen betrieb von alters her Handel mit dem Königreich Polen sowie über Polen hinaus mit Rußland, der Türkei, Litauen und Persien, Ausgetauscht wurden die typischen Landesprodukte. Durch Sachsen führte, von Frankfurt am Main kommend, über Leipzig und Görlitz die Hohe Straße, ein alter, ursprünglich königlich-böhmisch privilegierter und geschütz ter Handelsweg, der weiter über Breslau, Krakau, Lemberg nach Kiew und weiter reichte. Sach sen und Polen waren füreinander Transitländer. Von besonderem Interesse Augusts II. und seiner Beamten, mit der Schaffung der sächsisch polnischen Union den Warenaustausch zwischen beiden Ländern auszuweiten und zu ver bessern, zeugt die Einrichtung der Commerziendeputation im Jahre 1698. Kein geringerer als Graf Wackerbarth legte seinem König ein umfangreiches Schriftstück vor, in welchem zahlreiche konkrete Schritte zur Ausgestaltung des Handels mit dem polnischen Teil der Union dargelegt werden. 1 * In jene Zeit fallen auch die Bemühungen besonders holländischer Kaufleute und Reeder, unter der Flagge des Königreichs Polen sowie mit sächsisch-polnischen Finanzmitteln eine dem Vorbild der Niederländischen Compagnie bzw. der britischen Ostindischen Compagnie nach- geschaffene Handelsgesellschaft mit Flotte, Häfen, Werften und Speichern im Raum Danzig zu etablieren. Sie sollte Ostseehandel mit Handelsschiffahrt im Mittelmeer und im Schwarzen Meer verknüpfen. Bemerkenswert ist die Intensität, mit der August II. einzelne von ihm Beauftragte an ver schiedenen europäischen Finanzzentren in Wien, Genua, Amsterdam, Kopenhagen Geld- und Handelsgeschäfte betreiben läßt. 2 * Es kann auch davon ausgegangen werden, und dies vermer ken auch polnische Historiker in jüngeren Untersuchungen, daß August II. nach militärischen und politischen Mißerfolgen, besonders in den letzten fünfzehn Jahren seines Lebens eine stär kere Hinwendung zu den wichtigen Anliegen der Verwaltung und Ordnung der Staatsangele genheiten in Polen selbst suchte. 3 * Nach seinem Tode und der komplizierten, weil international verflochtenen Klärung seiner Nachfolge, wurde unter seinem Sohn, August III. als König in Polen und Kurfürst von Sachsen, diese Festigung der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen bei den Ländern fortgeführt. Dies wird anschaulich am Beispiel der Ausbeutung der Salinen von Wieliczka und Bochnia nahe Krakow und der Saline Sambor in Galizien, deren Erträge gegen über den Jahren vor 1733 erheblich gesteigert wurden. Diese Salinen, deren Existenz seit dem 11. Jahrhundert nachgewiesen ist 4 *, wurden mit der Herausbildung des polnischen Staates zu einer wichtigen herrschaftlichen Einnahmequelle. Die