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Großenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt : 04.10.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id38343789X-188410048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id38343789X-18841004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-38343789X-18841004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungGroßenhainer Unterhaltungs- & Anzeigeblatt
- Jahr1884
- Monat1884-10
- Tag1884-10-04
- Monat1884-10
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Nr. «8. verletzen, daß dasselbe an den Folgen dieser Verletzung verstorben ist. Staatsanwaltschaftliche Erörterungen haben deshalb stattgefunden. Am Montag Nachmittag war durch den Leichtsinn eines zehnjährigen Knaben Feuer am Waldesrande des k. Staats reviers Halbendorf bei Bautzen entstanden, und ist es nur dem energischen Eingreifen der freiwilligen Feuerwehr von Leichnam, sowie der dazu commandirten Tagelöhner zu danken, daß man des rasenden Feuers Herr wurde, sonst wäre wohl bei der herrschenden Dürre der ganze Wald zerstört worden. Bei einer am 2. October in Döbeln stattgefundenen Butterrevision wurden einer Händlerin 17 Stückchen Butter mit bedeutendem Mindergewicht polizeilich mit Beschlag belegt, sowie einer anderen eine kleine Partie mit weniger Mindergewicht sofort zerschnitten. Deutsches Reich. Der Geburtstag Ihrer Majestät der Kaiserin ist am 30. September zu Baden-Baden im engsten Familienkreise begangen worden. Die hohe Frau ist nunmehr in ihr 74. Lebensjahr getreten; erfreulicher weise hat dieselbe aber die Nachwehen der langen Krankheit, von welcher sie befallen, jetzt gänzlich überwunden, und die lebhafte Theilnahme, mit welcher die allverehrte Monarchin den bewegten rheinischen Festtagen gefolgt ist, läßt hoffen, daß ihre Herstellung eine dauernde sein werde. In den jüngst stattgehabten Sitzungen des Reichs- Versicherungsamtes soll man sich auch mit der Ausdehnung des Unfallversicherungsgesetzes auf den Eisenbahnbetrieb, sowie die Land- und Forstwirthschaft beschäftigt haben. Die Reichsregierung ernannte zu Vertretern bei der nächstens in Washington zusammentretenden internationalen Conferenz zur Vereinbarung einer allgemein giltigen Welt- Zeit den Gesandten des deutschen Reiches, v. Alvensleben, und den Bauinspector Hinkeldey, technischen Attache der Gesandtschaft zu Washington. In den deutschen Seeplätzen wird jetzt eine scharfe Controle hinsichtlich der vom Auslande her eingeschmuggelten focialdemokratischen und anarchistischen Schriften auögeübt. Zwei dieser Tage von Kopenhagen in Stettin angekommene dänische Dampfer wurden von Seiten der Polizei unter Zuhilfenahme erfahrener Hafenbeamten einer gründlichen Untersuchung nach derartiger Contrebande unterworfen. Die „Neue Reichscorrespondenz" schreibt: In der Kette der Maßnahmen, deren es zur Förderung einer kräftigen überseeischen Politik bedarf, bildet neben der Förderung deutscher Niederlassungen durch den Schutz des Reiches und ausreichender Postdampferlinien durch Reichssubvention die Errichtung einer deutschen überseeischen Bank ein so noth wendiges Glied, daß die Nachricht, nach welcher entschei dende Schritte zur Verwirklichung des Planes in Aussicht stehen, wohl begründet erscheint. Man darf nunmehr an nehmen, daß das Institut, welches nach Art der Neichsbank gedacht ist, auf der Betheiligung von Privatcapital ohne finanzielle Garantie des Reiches basirt werden wird, daß die einzelnen Antheilscheine auf einen größeren Betrag, etwa 10,000 Mark, lauten und etwa fünf Jahre unüber tragbar sein sollen. Das für die westafrikanische Station bestimmte deutsche Geschwader segelt am 15. October von Wilhelmshaven ab. Schweiz. Das Polizeigericht in Liestal verurtheilte wegen Verbreitung von Plakaten, welche den Hingerichteten Anarchist Stellmacher verherrlichen, die Anarchisten Robert Pfau und Anton Bächler, Beide Schweizer, zu ;e drei und Theodor Weiß aus Dresden zu sechs Monaten Gefängniß. Italien. Wenn die Besserung in den öffentlichen Gesundheitsverhältnissen anhält, dürfte das nächste Con- sistorium Ende dieses Monats stattfinden. Frankreich. Das osficiöse Journal „Paris" weist die auf angeblich übertriebenen oder falschen Informationen beruhenden Anschuldigungen gegen die auswärtige Politik Jules Ferry's entschieden zurück und sucht nachzuweisen, daß der leitende Minister lediglich mit Deutschland gemein schaftliche Interessen vertheioigt, so daß weder von einer Allianz, noch von dem Aufgeben berechtigter Forderungen die Rede sein könne. Die auswärtige Politik des Eabinets sei nach wie vor die Politik der freien Hand. Der „Telegraphe" fährt fort, Informationen bezüglich der deutsch-französischen Allianz zu veröffentlichen. Unterm 1. October meldet das Blatt, die neue, durch den Fürsten Bismarck vorgeschlagene Conferenz werde am 23. October stattfinden und hierbei die durch den französischen Bot schafter de Courcel vorbereitete deutsch-französische Con vention zur Geltung kommen. Die Gerüchte über günstige Aussichten der wieder an geknüpften Unterhandlungen mit China gewinnen an Bestand. Wie der „Telegraphe" erfährt, wäre der apostolische Vicar in Junnan, Tenouillv, getödtet worden und seien die Christen daselbst heftigen Verfolgungen ausgesetzt. Einer amtlichen Zusammenstellung zufolge sind in der Zeit vom 20. bis 26. Septbr. in Frankreich in 62 Ge meinden inSgesammt 177 Choleratodesfälle gegen 210 der Vorwoche gezählt worden. Im Seinedepartement wurden zwei, sowie je ein Todesfall in Saint-Denis und Saint- Ouen constatirt. England. In Irland herrscht seit einiger Zeit wieder eine bedenkliche Stimmung; denn die Mondscheinmänner regen sich aufs Neue. In vielen Gegenden wird das Vieh mißliebiger Pächter auf der Weide verstümmelt, anderen wird der „rothe Hahn" aufs Dach gesetzt oder gelegentlich ein halbes Dutzend Kugeln ins Haus geschossen. Die langen Nächte begünstigen die agrarischen Ausschreitungen in hohem Grade und sollte es einen strengen Winter geben, so dürfte es an Gewaltthaten und Verbrechen auf der grünen Insel nicht fehlen. Die neuen, durch die Haltung der Beeren in Süd- Afrika geschaffenen Verhältnisse haben das Ministerium der Colonien bereits ernstlich beschäftigt. Lord Derby hat dem Obercommissar energische Instructionen übermittelt und er klärt, daß das Vorgehen der Boeren im Betschuana- und im Zululande nicht geduldet werden könne. Auch soll die Idee, eine Conföderation dec südafrikanischen Colonien zu Grotzenhatner Unterhaltung-- und Anzeigeblatt. Sette L schaffen, jetzt vom Ministerium der Colonien wieder ernst lich ausgenommen werden. Rußland. In einem Leitartikel über die Kaiser-Be gegnung in Skierniewice hebt die „Moskauer Zeitung" besonders hervor, daß dieselbe die völlige Sicherstellung der wesentlichsten Interessen jeder der drei Großmächte nach sich ziehen dürfte. Als vorzüglichstes Ergebniß der Entrevue betont der Artikel die Herstellung jener herzlichen Bezie hungen Rußlands zu Oesterreich, wie sie zwischen Rußland und Deutschland bereits hergestellt waren. Letztere herbei zuführen sei freilich viel leichter gewesen, weil zwischen Rußland und Deutschland nur Mißverständnisse persönlichen und zufälligen Charakters obgewaltet hätten; allein zwischen Rußland und Oesterreich könnten reale Mißhelligkeiten ent stehen. Die Annäherung der Kaiser sei nicht nur für den europäischen Frieden wichtig, sondern noch mehr für die Aufrechterhaltung des inneren Friedens und die Befestigung des monarchischen Princips. Wenn Oesterreich aus irgend welchen Gründen von einem gemeinsamen Vorgehen gegen die Anarchisten Abstand genommen hatte, so existirten diese Gründe jetzt nicht mehr; dies bezeuge die Entrevue. Es fei daher unnütz, zu ergründen, gegen wen die Lntento eorclmlo der drei Großmächte gerichtet sei. Vor Allem müsse sie sich gegen das Institut der internationalen Ban diten richten, welche das heilige Asylrecht genießen bei Regierungen, welche das Verständuiß oder das Gewissen für das, was sie dadurch thun, verloren hätten. Amerika. Die internationale Conferenz zur Festsetzung des ersten Meridians ist am 1. October in Washington eröffnet worden; anwesend sind Vertreter von 22 Ländern. Neueste Nachrichten. Bremen, 2. October. Nach hier eingegangenen Nachrichten erhielt der Vertreter der Firma Lüderitz in Angra Peguena, Heinrich Vogelsang, am 9. August er. vom Corvettenkapitän v. Raven die Mittheilung, daß er das afrikanische Küstengebiet zwischen dem 26. Grad südlicher Breite und der Wallfochbai, sowie nördlich der Wallfischbai zwischen Cav Frio unter den Schntz des dentahen Reichs gestellt und daß er zn diesem Zwecke in Sandwich Harbour, sowie nördlich von der Wallfiichbai and Cap Frio die deutsche Flagge aufgehißt und Grenzpstthle mit den deutschen Nationalfarben ausgestellt habe. Zugleich wurde der Vertreter der Firma Lüderitz ersticht, deutschen und englischen Kriegsschiffen, welche in Angra Peguena einlaufen, hiervon Mit theilung zu machen. Paris, 2. October. Der Präsident Grevy wird heute Abend 11 Uhr znrückerwartet. Der Kriegsminister legte in einem heute früh stattgehabtcn Ministcrrathe den Entwurf für die Organisation der Eolonialarmee vor. — Die Eredite für die Expedition in Tonkin und in China bis zum Ende des Jahres, welche bei Eröffnung der Kammern beantragt werden sollen, werden im Ganzen nicht mehr als 10 Millionen betragen. — Am Sonnabend findet ein Ministerrath unter dem Vorsitze Grevy's statt. — In Eiry le Noble bei Macon hat ein Dyna mit-Attentat stattgesunden, durch welches erheblicher Schaden angerichtet wurde. — Die heute hier über militärische Operationen des Admirals Courbet und über die Besetzung bon Kelung durch französische Truppen verbreitet gewesenen Nachrichten werden von der „Agence Havas" mit dem Bemerken demeutirt, daß die Regie- rnng seit zwei Tagen keine osficielle Mittheilung von dem Ad miral Courbet erhalten habe. Bukarest, 2. October. Der König nnd die Königin treten nächsten Montag die Reise nach Deutschland an, nm der Feier der goldenen Hochzeit des Fürsten und der Fürstin von Hohen- zollern in Sigmaringen beiznwohnen. Nuchrichtm mrs ZtM mW Großenhain, den 3. October. Auf die morgeu, Sounabeud, Abends 9 Uhr 9 Min. beginnende nnd 12 Uhr 42 Min. endende Mondfinsternis; machen wir hie'durch nochmals aufmerksam. — Tie Fälle, daß Postkarten ohne Adresse, um'raukirt oder mit auigeklebten Zeitungsausschnitten w. durch die Briefkasten eingclicfert werden, haben sich nach einer Mittheilung der Post- behörde in letzter Zeit so bedeutend vermehrt, daß wir im Interesse des correspondirenden Publikums ganz besonders auf die bezüglichen Bestimmungen der Postordnung aufmerksam macheu, wouach unfrankirte und ungenügend srankirte Postkarten, Postkarten beleidigenden Inhalts, oder solche, welche nach Beseitigung der ursprünglichen Aufschrift oder der aus der Rückseite zuerst gemachten schrift lichen Mittheiluugeu mit anderweiter Aufschrift bez. mit neueu Mittheiluugeu versehen worden sind, und Postkarten mit Beklebungen, z. B. mit aufgeklebten Photographien, sowie mit angefügten Waarenprvben von der Postbeförderung ausgeschlossen werden. — Ferner bemerken wir noch, daß nach Ländern des Welt postvereins nur die von der Reichspostverwaltung aus- gegebenen Postkarten zulässig sind und deshalb alle von Privatpersonen hergestelltcn Formulare nicht zur Absendung ge langen. Z. B. können die in neuerer Zeit in größeren Buch- und Papierhandlungen käuflichen Postkarten mit Abbildungen von Dresden rc. nur zu Mittheiluugeu uach in Deutschland und Oesterreich-Ungarn gelegenen Orten Verwendung finden. — Im eigenen Interesse der Corrcspondenten ist denselben dringend zu empfehlen, die vorstehenden Bestimmungen genau zu beachten und die Sendungen vor der Auflieferung bezüglich des Vor handenseins der Aufschrift einer Prüfung zu unterziehen. Vermischte. Einige Sonntagsjäger, so schreibt man aus Kissingeu, mache» unsere Nachbarschaft sehr unsicher. Eine im Walde grasende alte Kuh wurde als Hirsch zur Strecke gebracht, ein harmlos weidender Hammel thcilte das Schicksal der Rehböcke und ein schon seit Jahren auf der Saale ein beschauliches Daseiu füh render, ganz zahmer Schwan, die Freude der Spaziergänger, wurde vou den grausamen „Jägern" als eine ganz seltene Wild beute erlegt. Unter dem gejammten Hausgethier herrscht große Panik. Auf der über die Saale führenden neuen Drahtseilbahn ent gleisten, wie mau der „N. Pr. Ztg." aus Kisten vom 30. Sep tember schreibt, 6 mit Steinen beladene Wagen. Dieselben stürzten aus bedeutender Höhe herab und zertrümmerten poll- ständig. Menschen kamen dabei glücklicherweise nicht zu Schaden. Ein schweres Verbrechen ist in den; etwa 2 Stunden vou Nordhausen entfernten Dorfe Limlingerode verübt worden. Ein Altsitzer lebte daselbst seit längerer Zeit mit seinem Sohne in Unfrieden wegen Vermögensauseinaudersetzung. Nachdem nun am 25. September ein von einem Rechtsanwalt Vvrgenommeuer Vergleichsverstich keinen Erfolg gehabt, gingen Beide nach Hause und dort entspann sich zwischen ihnen em neuer Zwist, der da mit endete, daß der Vater den Sohn erschlug. Bei der Verlesung der ungarischer; Thronrede in der alten Ofener Hofburg durch dell Kaiser Franz Joseph hat sich außer jenen Dingen, welche die Politiker seither lebhaft beschäftigen, auch noch ein anderes kleines „Ereigmß" zugetragen, das m seiner Art „sensationell" wirkte und in den weitesten Kreisen gar eingehend besprochen und mannigfach commentirt wird. Der Kaiser Franz Joseph hat sich nämlich zum ersten Mal in seinem Leben eines Binocle zum Lesen bedient. Dasselbe lag neben der Thronrede bereit und bevor der Monarch zu lesen begann, steckte er, nachdem er sein Haupt etikettegemäß mit dem einer Krone gleichenden Kalpak bedeckt hatte, das Glas auf die Nase, das er unmittelbar nach der Beendigung der Verlesung wieder ablegte. Das „Ereigniß" wirkte als solches nicht allein darum, weil der Kaiser eben zum ersten Acht in seinem Leben das Glas benutzte, sondern auch und hauptsächlich, weil mall weiß, daß der Herrscher stets eine unüberwindliche Aversion speciell gegen Binocles hegte und es beispielsweise nicht duldete, daß sich Offiziere desselben bedienten. Von jetzt an aber ist das Binocle im Ansehen gestiegen, es ist hoffähig geworden, und „das Binocle des Kaisers" erfreut sich schon einer großen Popularität. Der treuen Anhänglichkeit eines klugen Hundes war schon oft die Rettung eines Menschenlebens zn verdanken, daß aber die Treue eines Hundes für dessen Besitzer gefährlich wurde, mag sich nur selten ereignet haben. Der m der Nähe von Neu stadt bei Wien wohnende Gutspächter P. kann aus eigener Er fahrung von einem solchen Falle erzählen. Der Pächter hat eine prächtige Bulldogge, die mit außerordentlicher Treue an ihrem Herrn hängt und ihm auf Schritt und Tritt folgt. Vorige Woche kam der Pächter vom Walde, wo er einige Bäume hatte fällen lassen, die er auf einem Wagen nach Hause ins Dorf führen ließ. Als die Baumstämme abgcladen wurden, wurde durch einen unglückseligen Zufall Herr P. von einem der Stämme so heftig gestreift, daß er bewußtlos zu Boden fiel. Es war noch ein großes Glück, daß er unter die Wagenstange zu liegen kam, während der mächtige Baumstamm oberhalb derselben ruhte. Die Wagenstauge konnte übrigens auch jeden Augenblick brechen, und so wäre die Geiabr für den unter derselben Liegenden, er drückt zu werden, keineswegs ausgeschlossen gewesen. Der Knecht, der anwesend war, wollte selbstverständlich sofort seinem Herrn behilflich sein — aber er mußte es bei dem guten Willen lassen, da der Hund, der in der Nähe stand, mit fletschenden Zähnen jede Annäherung an seinen Gebieter verhinderte. Umsonst waren alle Versuche, den Hund zu beschwichtigen, derselbe würde jeden Fremden, der seinen Herrn hätte berühren wollen, in Stücke zerrissen haben. Wer weiß, wie die peinliche Situation geendet hätte, wenn nicht glücklicher Weise noch rechtzeitig die Frau des Pächters hätte herbeigerufen werden können, der es der Hund gestattete, dem Gatten zu Hilfe zu kommen. Zwischen den beiden Dörfern Gawoi und Ottolai auf der Insel Sardinien eristirt, wie die dortigen Blätter erzählen, schon seit undenklichen Zeiten eine Art Kriegszustand, dessen Ursache eine einfache Seelenmesse ist. Dieselbe wurde von einem Bauern für die Kirche seines Geburtsortes gestiftet, ohne daß jedoch der fromme Stifter den Namen seines Geburtsortes genau ange geben hätte. Nun streiten sich beide Döner um die Ehre, der Geburtsort dieses Mannes zu sein. In der vorigen Woche kam es deshalb zwischen beiden Dörfern zu einem förmlichen Gefecht und zuletzt mußte die bewaffnete Macht einschreiten. Diese ward sogar gezwungen, von ihrer Schießwaffe Gebrauch zu machen, so daß das Schlachtfeld mit Todten und Verwundeten bedeckt war. Einen eigenthümlichen Racheact haben, wie aus Lück be richtet wird, polnische Schmuggler an einem „Verräther", dem Polen Schwiginski, bei Suchowolla verübt. Derselbe hatte die Bauden verschiedene Male den Russen in die Arme geliefert. Als er an einem Abend der vorigen Woche die Schmnggelgänge im Walde auskuudschaften wollte, gesellten sich zwei unbekannte Männer zu ihm. Plötzlich legten sie Hand an ihn, verstopften ihm den Mund, führten ihn in das Dickicht und steckten ihm so dann eine Stange derart durch beide Nockärmel, daß er mit seitwärts gestreckten Armen nur langsam aus seinem Waldge- sängnisse herauskommen konnte. Erft am vierten Tage fand den Unglücklichen ein Waldwart in vollständig hilfloser Lage und dem Tode nahe. Der Waldwart brachte den Mißhandelten ins nächste Dorf, wo er schwerkrank darniederliegt. Die Thäter blieben unbekannt. Eine Anzahl der Mitglieder der „British Association", welche diesmal in Montreal (Canada, abgehalten worden fit, war auf der Fahrt nach Quebec mit einem Dampfer in großer Gefahr, zu verbrennen. Das Schiff gerieth bei Point-au-Pie in Flam men und Mannschaften und Passagiere wurden nur mit genauer Noth gerettet. In der Maschinenhalle der Ausstellung für Haud- werkstechnik in Dresden befindet sich eine Maschine, deren Thätigkeit geradezu in Erstaunen setzt. Es ist dies die Zuschneidemaschine für Textilindustrie von Philipp- sohn L Leschziuer in Berlin. Diese in Deutschland und vielen anderen Staaten patentirte Maschine ist für den Handbetrieb, wie für Dampfbetrieb, wozu ciue halbe Pferde- krast genügt, eingerichtet. Sie eignet sich für alle Zweige der Textilindustrie und wird vorwiegend zur Anfertigung von Militär - Equipuungen, Herren - Garderoben, Damen- Mänteln, Corsets, Wäsche, Kragen, Manschetten und Ober hemden benutzt. Man glaubt seinen Augen nicht trauen zu dürfen, wenn man sieht, daß 60—80 Lagen dünner Stoffe mit Leichtigkeit im Nu zerschnitten werden. Die große und vielseitige Beweglichkeit der einzelnen Theile ge nannter Maschine, namentlich des KreismefferS ermöglicht das Zuschueiden in allen nur denkbaren Bogenlinien, Win keln u. s. w. Alle Arten Gewebe, Tuche und selbst Leder werden mit Leichtigkeit sauber zugeschnitten. Jede Maschine ersetzt 3—4 tüchtige Zuschneider und ermöglicht die ge naueste Controle der zu schneidenden Stoffe. Genannte Maschine hat sich bereits praktisch bewährt; so finden sich in den Königl. Preußischen Regiments-BTleidungs-Werk stätten von Neu-Nuppin, im Königl. Sächsischen Monti- ruugs Depot in Dresden und in den Kaiser!. Oesterreichischen Militär-Bekleidungs Werkstätten in Wien zum Zuschneiden von Drillich- und Tuchuniformstücken, wie auch in größeren Etablissements der Herrenkleider- und Damenmäntel-Con- fectionsbrauche dergleichen Zuschneidemaschinen in Thätigkeit. Die Handhabung der Maschine, welche besonders daö Interesse der Schneider erregt, ist einfach und leicht be greiflich. Eingesandt. In Frauenhain hielt am Mittwoch Abend Herr Schtll- directvr Schmidt aus Dresden seine zweite Wanderrede zu Gunsten des Candidaten der deutschfreisinnigen Partei vor etwa 50 meist ortsangehörigen Zuhörern. Nach Form und Thema unterschied sich der Vortrag nicht von dem in Treuaeböhla ge haltenen, wie überhaupt nicht von denen, die uns von den Herren der Fortschrittsparteien bei allen Reichstagswahlen der letzten Jahre geboten wurden, und zweifellos werden die Zuhörer in den noch folgenden Versammlungen genau übereinstimmende Ausführungen zu Gehör bekommen. Aus den Gesetzgebungen und Emrichtungen über Militärwesen, Wirthschafts- und Co- lonialpolltlk, Schutzzoll, Gewerbe- und Freizugigkeitswesen, so-
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