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Leipziger jüdische Wochenschau : 23.09.1932
- Erscheinungsdatum
- 1932-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id391878840-193209235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id391878840-19320923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-391878840-19320923
- Sammlungen
- Historische Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger jüdische Wochenschau
- Jahr1932
- Monat1932-09
- Tag1932-09-23
- Monat1932-09
- Jahr1932
- Titel
- Leipziger jüdische Wochenschau : 23.09.1932
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13. 9. 32. 5. Jahrgang Nr. 31 Ef SnO Leipzig, den 23.Sept.1932 Die „Leipziger Jüdische Wochenschau“ erscheint am Freitag Redaktionsschluß: Dienstag mittag 12Uhr Anzeigenschluß: Mittwoch mittag 12 Uhr Schriftleitung und Geschäftsstelle: Leipzig C 1, Fregestr. 31, Tel. 10562 Anzeigenpreise: Berechnung erfolgt nach Millimeterzeilen Es kostet die 6gespaltene 41 mm breite Zeile 15 Rpf. im redaktionellen Teil 20 Rpf. Wochenschau Hebräische Jugendtagung in Berlin. — Zentralkomitee des jüdischen Weltverbandes beschließt Einberufung eines he bräischen Kongresses nach Palästina für 1983. — Neue anti semitische Welle Uber Europa. — Äußerungen führender ausländischer Politiker gegen den Antisemitismus. — Schutzmaßnahmen für die hohen jüdischen Feiertage. Auch in den vergangenen Tagen fanden wieder mehrere wichtige jüdische Tagungen in Berlin statt. Im Lehrer vereinshaus zu Berlin tagte die hebräische Jugend, Nachum Levin konnte 65 Vertreter aus allen Teilen Deutschlands begrüßen. Die Hauptreferate hielten Mosche Schapiro, Nachum Levin und Resnikow. Es wurde festgestellt, daß die hebräische Bewegung unter der Jugend sich nur in or ganischer Verbindung mit Palästina entwickeln kann. Nachum Levin führte, ungefähr aus: Palästinas Erde, Ghaluziuth und hebräische Sprache sind der höhere Sinn unserer Renaissance-Bewegung. Zionismus ohne Hebräisch und ohne Judentum ist: Biro-Bidschan. Hebräisch ohne Zionismus ist: Loschon Kaudesch. Es wurden praktische Beschlüsse gefaßt, die für die Entwicklung der hebräischen Bewegung unter der Jugend Deutschlands entscheidend sein sollen, so u. a. Beschlüsse betreffend Veranstaltung hebräischer Lager, Seminare. Feste (Chag Habikurim). Im Anschluß daran wurde Nachum Levin zum Vorsitzen den des Zentralrates für hebräische Arbeit unter der jüdi schen Jugend Deutschlands gewählt, der Leitung gehören weiter an: Pape, Ziemals, Dr. Salomon, Brecher und Aloni. Als Auftakt zur Konferenz fand im Lehrervereinshaus am Sonnabend — gleichzeitig als erste Winterveranstaltung der Berliner Zionistischen Vereinigung — eine Kundgebung statt, die überwiegend von Jugendlichen und Jugendbün den besucht war. Nachum Levin führte in hebräischer Sprache aus, die hebräische Sprache solle wieder werden, was sie seit Jahrtausenden war: das Bindeglied der Juden. Dr. Nachum Goldmann skizzierte den Zusammenbruch der ehemaligen jüdischen Zentren. Alle Versuche, die Juden frage zu lösen, sind mißglückt. Weder die Minoritätenrechte in Osteuropa, noch der Anschluß an den idealistischen, re volutionären Kommunismus, noch die Emanzipation in Westeuropa und Amerika haben die Lage der Juden end gültig gebessert. Der Judenhaß in Deutschland hat die jüdischen Bindungen an die Umwelt zerrissen, die so nicht wiederhergestellt werden können, auch wenn die Situation etwas besser werden sollte. Das Tragischste aber ist, daß die Juden selbst diesen Ereignissen nicht mehr innerlich so ge festigt gegenüberstehen, wie einst. Demgegenüber bedeutet der Zionismus die Rückkehr zum Judentum vor der Rück kehr ins Judenland. Die Reden wurden umrahmt von hebräischen Chören und einer hebräischen Szene, die symbolisch das Erwachen einer neuen Jugend zur Arbeit darstellt. * WÜMZC Qjamtrv -JJlodesa/bti' ercruju^au&cmc jGaipxjLg Scke. SchiUitras&s buxgstrcurst,J& reicroN usoi- postscheck-kto 6iist- Compfets, 0Qeider, ‘7Känfe£ 0Q>stume l .Wasen, oftriefcsaeßen erster Wiener 0fäuser • SCegant • cfportßcfi LEIPZIG, BURGSTR. 24. TEL. 14903 Vom 13. bis 15. September fand in den Räumen des Beth Am Iwri in Berlin die Plenarsitzung des Zentralkomitees der Brith Iwrith Olamith statt, an der auch Mitglieder des Rates dieser Organisation, die auf der Konferenz im Juni 1931 gewählt wurden, teilnahmen. Die Sitzung bekam ihr besonderes Gepräge durch die Beteiligung des Bürger meisters von Tel Aviv M. Dizengoff und des Mitgliedes der Exekutive der Jewish Agency Professor S. Brodetzky an derselben. Nach einleitenden Worten des Leiters des Berliner Büros des Brith Iwrith Olamith, Dr. S. Rawidowitz, begrüßte Prof. Brodetzky die Tagung im Namen der Exekutive wie auch im Namen des englischen Komitees der Brith Iwrith Olamith und unterstrich die Bedeutung der hebräischen Be wegung und ihres Organs, des hebräischen Weltverbandes, für die Entwicklung des Zionismus. M. Dizengoff überbrach te den Wunsch der Stadtverwaltung Tel Aviv, daß der erste Kongreß des Weltverbandes in dieser Stadt statt finde, die, wie er sagte, berufen ist, die „jüdische Kongreß- Stadt“ zu werden. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage der Ein berufung des Kongresses. Es wurde nach umfassender Aus sprache der Beschluß gefaßt, den Kongreß im Jahre 1933 nach Palästina einzuberufen. Zu diesem Zweck soll ein spezielles Komitee in Palästina geschaffen werden, für das der Kern bereits in Form eines Lokalkomitees der Brith Iwrith Olamith besteht. Ferner soll auch in Amerika ein Kongreßkomitee ins Leben gerufen werden. Es scheint wieder einmal eine antisemitische Welle über Europa zu gehen, so liegen uns Nachrichten über Ausschrei tungen aus der Tschechoslowakei, Lettland und leider auch aus dem Reiche vor. In Teplitz-Schönau wurde ein jüdischer Passant auf der Straße von jugendlichen Rowdies ange fallen und verletzt. Aus Riga kommt die bedauerliche Kunde, daß es bei einem Fußballwettkampf zwischen Hakoah und einem Team lettländischer Studenten zu antisemitischen Demonstrationen der Studenten kam, die in Überfälle auf jüdische Sportler und Passanten ausarteten. Es ertönten Rufe wie „Werft alle Juden in die Düna!“ und „Schlagt die Juden, wo Ihr sie trefft!“. Auch in Deutschland feiert die antisemitische Bewegung wieder Orgien, jüdische Pfad finder wurden überfallen, eine nationalsozialistische Aktion gegen jüdische Ärzte eingeleitet mit dem Bestreben, die jüdischen Ärzte um Arbeit und Brot zu bringen. Da ist es nun höchste Zeit, daß sich Stimmen wie die des bulgarischen Ministerpräsidenten mehren, der den Plan hat, eine inter nationale Konvention zur Bekämpfung des Antisemitismus zu schaffen und gleichzeitig offen bekannte, daß die jüdi schen Bürger Bulgariens als gleichwertig zu behandeln seien und jede Regierung die Pflicht habe, sie gegen anti semitische Hetzen zu schützen. Auch auf der Tagung der Kriminalisten in Frankfurt a. M. hörte man mannhafte Worte der Bekämpfung einer nat.-soz. Rechtslehre aus dem Munde von dem bekannten, Berliner Rechtsgelehrten Prof. Kohlrausch. Gegen die Forderung Gleißpachs — bekannt durch seine Duldung antisemitischer Angriffe unter seinem Rektorat in Wien — ein rassemäßig orientiertes Strafrecht zu schaffen, wandten sich energisch die Prof. Radbruch, Schmidt und Hentig. — Auch der Schweizer Bundespräsi dent Motta wandte sich mit nicht mißzuverstehender Deut lichkeit gegen die Judenhetze. Er hielt auf der 600-Jahrfeier der Stadt Luzern eine Rede über den schweizerischen Staats- und Volksgedanken, die durch die Schweizer Sender verbreitet wurde und im ganzen Lande einen starken Ein druck hervorrief. Bundespräsident Motta erklärte, die Schweiz bleibe eine Hauptträgerin des Freiheitsgedankens in der Welt. In ihrem reinsten Sinne bedeute Demokratie nicht nur Rechtsgleichheit, sondern auch Brüderlichkeit. In schroffsten Gegensatz zum Geiste der Demokratie, fuhr Bundespräsident Motta fort, würden sich diejenigen setzen, die eigene Mitbürger ihrer Konfession, Sprache; Ab stammung oder Standes wegen geringschätzen wollten. Die. in jüngster Zeit hier und da zum Vorschein tretenden Ver suche zu einer Judenhetze sind daher unschweizerisch. Ebenso unschweizerisch sind die Leidenschaften eines überspannten Nationalismus. * Unerfreulich jedoch mutet die Kunde an, die aus Rumä nien zu uns kam, die uns immer wieder beweist, wie weit wir von einer Gleichberechtigung in den Ländern, in denen wir leben, entfernt sind. In der letzten Sitzung der rumä nischen Kammer hat der jüdische Abgeordnete Dr. Josef Fischer in einer Kleinen Anfrage an den Landwirtsqhafts- O Os 8®' m -cs » 0 ® **• §■ s <' w ® (*• SS- e* m 9» «*■ **• rt m • » ■Os. 00 er
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