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ther oder eine wilde Katze sitze ihm auf dem Nacken. — Ich hatte keine Lust, ihm diesen Glauben zu benehmen, zog vielmehr meinen "Dolch aus der Seite, den ich glücklicher Weise bei mir hatte, und stach ihn jedesmal damit, so oft ich bemerkte, daß er im Laufen Nachlassen wollte. Bei jedem solchen Nadel stich stieß er ein Gebrüll aus und verdoppelte seine Eile. Ich schwebte in einer furchtbaren Gefahr. Der Haufe folgte uns in einiger Entfernung in einer Fronte von fast einer Weile, und unvermeidlich ging cs über meinen Körper, wenn es meinem Büffel gelang, mich abzuwerfen. Nichts desto weniger konnte ich mich eines stillen Lächelns nicht enthalten, wenn ich an die groteske Figur dachte, die ich bei diesem Ritte spielen mußte. Indessen lief der Büffel immerfort, und zwar in so wülhendcr Hast, daß er zuweilen auf die Knie stürzte, schnaubend und brüllend vor Wulh undSchrecki In unserer Linie lag eine kleine Bergkette. Ich hatte sie schon seit Beginn des Rittes von Weitem bemerkt, imd ich wußte, daß, wenn cs mir gelange, sic zu erreichen, ich gerettet sein würde. Sie war ungefähr 3 Meilen von unserem Livouac entfernt. Ich bemühte mich, meinen schäumenden Düffel nach einem dieser Hügel hinzulcnkcii, indem ich ihn mitmeinem Dolchzurletztcn Kraftanstrcngung antrieb. Er trug mich willfährig bis auf einige 100 Schritt von dem Fuße desselben. Das war der Augenblick, wo ich Abschied von meinem schwarzen Gesellen nehmen mußle. Ich hälte ihn leicht rödken können; denn der verwund barste Thcil seines ungeheueren Körpers lag in der Stichwcile meines Dolches. Aber ein Gefühl der Dankbarkeit für meinen Retter hielt mich davon ab. Jetzt ließ ich meine Hand von seinen Zöllen los, nuschle langsam am Hintcnhcile herab, und ohne mir Zeit zu nehmen, ihm gute Nacht zu sa gen, sprang ich mit der vollsten Schnelligkeit mei ner Deine der Anhöhe zu. Dort klomm ich hinauf, setzte mich auf ein Felsstück und wcndere meine Augen nach der Prairie. Der Mond schimmerte immer noch im lebhaf ten Glanze. Mein schwarzer Geselle hatte nicht weit von der Stelle, wo ich von ihm gewichen war, Hall gemacht, blickte zurück und schien ganz erstaunt zu sein. Es lag so etwas Komisches in seines Miene, daß ich in ein lautes Lachen aus brach; auf meinem hohen Posten befand ich mich in vollständiger Sicherheit. So weit ich nach Südwesten hin blicken konnte, war die Prairie schwarz und in Bewegung. Die lebendigen Wogen rollten gegen mich an; aber ich konnte sie jetzt ohne Furcht betrachten. ^)iese tausend blitzenden Augensterne, welche wie Johanniswürmchen leuchteten, verursachten mirjctzt keinen Schrecken mehr: Die Masse war ungefähr eine halbe Meile von mir entfernt; ich glaubte von Weitem einige Blitze zu sehen und Flintenschüsse zu hören; Liese Wahrnehmung verscheuchte die Unruhe, die ich über das Schicksal meiner Gefährten empfunden hatte; denn ich erkannte daraus, daß sie wohl und munter waren. Die Büffel näherten sich jetzt dem Hügel, auf welchem ich saß, und thciltcn sich, wie sic in ihrem Laufe bei jedem ihnen aufstcßendcn Hindernisse zu thnu pfle gen, in zwei große Ströme zur Rechten und zur Linken. Ich blieb auf meinem Felsen ungefähr zwei Stunden, indem ich ruhig wartete, bis der schwarze Strom sich verlaufen haben würde. Es mar, als ob ich auf einer Insel mitten in einem dunklen, funkensprühenden Meere mich befände. Der Strom rollte immer weiter vorwärts; endlich erblickte ich in einer Entfernung von dem Haupttrupp die Ap- ricrgarde der wilden Bestien, und ich verließ mein Ajpl. Meinen Weg mitten durch das zerstampfte und ganz schwarz gewordene Terrain nehmend, sah ich, daß das, was kurz vorher ein prächtiger Rasenteppich gewesen war, jetzt sich wie ein frisch geackertes und zerwühltes Feld darstelltc. Ich wendete mich südlich, und hörte nach einiger Zeit entfernte Stimmen; bei dem Hellen Scheine des Mondes er kannte ich mehrere Reiter, die in verschiedenen Richtungen galoppirend die Ebene Lurchkreistcn. Ich schrie: „Halloa!" Eine Stimme antwortete der meinigen, und ein Reiter kam eiligst auf mich zu; es war St. Vrain. „Allmächtiger Goli, Haller!" schrie er, indem er sein Pferd parirte und sich über den Sattel bog, um mich bester sehen zu können. „Lind Sie es oder ist cs Ihr Geist? Bei Golt, er ist cs selbst und lebt noch!" „Und besindct sich ganz schlau!" antwortete ich. „Aber wo kommen Sic ber? Aus den Wolken? Vo« Himmel? Woher denn?" Diese Frag« wurde säst gleich zeitig von den Anderen wiederholt, die intest herangckom- men waren und mir die Hand schüttelten, als ob sie mich seil einem Jahre nicht gesehen hätten. „Mein Gott, in die Lust geschleudert, zerstampft von den Hufen von einer Million verdammter Büffel, und nicht lodl! Scrrr....!" ries Gode. „Wir waren eben damit beschäftigt, Ihren Leichnam zu suchen, oder was etwa davon noch übrig seln konnte," sprach St. Vrain. „Wir haben die Prairie Schritt sür Schritt eine Meile im Umkreis durchstöbert, und dachten bald nicht anders, als dast die wilden Bestien Sic gefressen haben müßten. Wir sahen, wie Sie in die Lust geschleu dert wurden und auf den dicksten Haufen zurücksielen. Es versteht sich, dast wir Sst für verloren hielten. Aber wbe. in aller Well konnten Sie nur davon kommen?" ' ' Ich erzählte den staunenden Kameraden mein Abentcu. und man nanntcznich von dem Tage anblos den Büffelrciterö Meine Gefährten hatten indcst gute Arbeit gemacht, und ein Dutzend schwarze Ungeheuer, die hier und da ans der Ebene lagen, gaben davon Zeuznist. Sie hatten auch meine Büchse und meine Decke wiedergcfundcn; letztere war durch die Hufe der Büffel tief in die Erde gestampft. . St. Vrain hatte noch einigeSchlucke Cognac in seinen Flasche; nachdem wir sie geleert und die Vcdette wieder ausgestellt hatten, legten wir uns aus den grünen Nasen und schliefen ruhig bis an den Morgen.