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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.03.1866
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.03.1866
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- Deutsch
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Plan: statt aller weitern Polemik nur Documente gegen Doku mente sprechen zu lassen, und aus dieser Veranlassung entstand dessen weltberühmte Sammlung ältester vortypographischer Drucke. Das Berufsgeschäft des Verfassers förderte die Arbeit, die sonst für ein Menschenalter und für das Vermögen eines Mannes unausführbar gewesen wäre. DerZweck decSammlung, welchen T. O. Weigel sich vorgesteckt hatte, war: zunächst die Ansprüche Hollands an die früheste Ausübung der Tylographie zu prüfen, und überhaupt die Beziehungen zu ermitteln, in wel chen die Typographie zu ihren Schwesteckünsten, der Metall- und Holzschneidekunst stand. Die Ergebnisse übertrafen die Erwar tungen. Für Hollands Ansprüche wurde kein Platten- oder Stöcke druck gefunden, der über einenvon 1460 (Nr. 113) hinausreichte, sofern überhaupt die auf diesem Blatt befindliche Inschrift hol ländisch und nicht vlamländisch ist. Dagegen zeugt ein wichtiges Blatt (Nr. 109) sogar für Englands Werkthätigkeit von 1450— 1470, und für die kunstreichen burgundischen Provinzen spricht eine Anzahl xylographischer Erzeugnisse von hoher Bedeutung. Was aberDeutschland betrifft, so wurden hierfür ungeahnt frühe Abdrücke von erhaben geschnittenen Metallplatten und Holzstöcken entdeckt, welche die Ausübung der Metall- und Holzschneidekunst zum Behuf des Abdrucks viel weiter als bisher angenommen wurde, Hinaufrücken. Wird auch der auf Blatt Nr. 11 dargestellte Druck, Christus am Kreuze darstellend, und von den Verfassern 1100—1150 gesetzt, nicht bei jedem Beschauer alle Zweifel besei tigen, ob dies wirklich ein Druck und nicht vielmehr durchaus eine Handzeichnung sei, worüber aber in letzter Instanz trotz des wunderbar schönen Facsimiles, eines wahren Meisterwerks der Nachbildung, doch nur die, welchen das Original vorliegt, ent scheiden können, so erscheint hier eine Menge von Metall- und Holzschnitten, welche mitSicherheit in dieZeit vor der Erfindung der Typographie, nämlich in die Zeit von 1375—1440, zu setzen sind. Auch gelang es, den wesentlichen Unterschied der Abdrücke von Metallplatten und Holzstöcken klar hervortreten zu lassen. Man mußte an krummgebogenen Randlinien (Nr. 63), welche Linien am Holzstock nur brechen, nicht aber sich bogenförmig bie gen können, zweifellos den Metallstock erkennen. Ferner ist die sich verschieden äußernde Technik an zwei Blättern desselben Gegenstands (Verkündigung Mariens), am Metall- und Holz schnitt, leicht durch Vergleichung zu ersehen, wobei zugleich das Mctallschnittbild sich offenbar als das Original (1415—1425), das Holzschnittbild aber als die um 1430 hergestellte Pausecopie kennzeichnet. Auch der Auftrag der Druckerschwärze liefert ziem lich sichere Merkmale: im Metallschnittdruck erscheint die Farbe grieslich, fließt in den Winkeln zusammen, und gibt dafür die Ecken nicht scharf, auch erscheinen an längern Linien die Ränder nicht genau, sondern weichen bald hie, bald dort zurück, was mit der größer» Glätte des Metalls, welche die Farbe nicht so gleich mäßig wie dasHolzaufnimmt, zusammenhängt. Am augenschein lichsten wird dies durch drei merkwürdige, in Weigel's Besitz be findliche Blätter (Nr. 71—73), Maria Magdalena mit der Sal benbüchse, St. Hieronymus und das Martyrium des Evangelisten Johannes darstellend, welche Holz- und Metallschnitt so vereint zeigen, daß das Bild in ersterer, der ornamentaleRahmen dagegen in letzterer Art ausgeführt ist, d. h., daß der das Bild tragende Holzstock in einen Metallrahmen eingesetzt, vielleicht auch, daß erst der eine und dann der andereabgedruckt ward, wie wenigstens an Nr. 72 durch das Jneinandergreifen von zwei Linien wahr scheinlich wird. Die Wirkungsvcrschicdenhcit der beiden Druck- weisen in Metall und Holz könnte gar nicht schlagender gefunden werden als an diesen davon völlig überzeugenden Blättern. Sodann war es eine für die Geschichte der Druckerkunst höchst wichtige Entdeckung, daß diese Abdrücke durch ihr Colorit, durch die Anwendung bestimmter Farben sich nach gewissenGrup- penunterscheiden, und selbst dieOrte ihrer Entstehung kundgeben. Es ermittelten sich besonders vier Schulen, eine schwäbische, eine fränkische, eine bayerische und eine niederrheinische Schule, von welchen die erste zu Ulm und Augsburg, die zweite zu Nürnberg und Nördlingen, die dritte zu Freising, Tegernsee, Kaisersheim bei Donauwörlh und Mondsee, und die vierte zu Cöln ihren Hauplsitz hatte. Auch die Kenntniß der größeren xylographischen Werke, ^rs morisnäi, 8xson1uw rrrti« sisne morisneii, Apokalypse, Historia 8t. Orueis, ^rs msmornnäi, 8a1vs RsZina, Passion, Entkrist, 8xsonium Uumanas salvutionis, Historia V.N. V., Sieben Tod sünden, Kalender.mit Aderlaßtafel u. s. w., gewann manche Be reicherung. Inhaltlich köstlich ist das Weigel'sche Unicum der so genannten acht Schalkheiten in acht Blättern, auf welchen der Kaufmann mit falschem Gewicht, der Kaufmann mit kurzer Elle, der Goldschmied mit unechtem Silber, der glatte Betrüger und Wucherer, der betrügerische Seiler, der betrügerische Grob schmied, der Kirchendieb aus demOpferstock und der betrügerische Unterhändler, jedes Bild von vierzeiligen Reimen begleitet (der schwäbische Dialekt vercäth Ulm als Entstehungsort), dargestellt wird. Die Reime des zweiten z. B. lauten: Ich bin ain jchalk uß rechter wurtz und miß mit ainer eln die ist ze kurtz Damit Han ich mengen ma betrogen und im daz sin aberlogen, oder die Reime unter dem Seiler: Ich bin ain schalk und och ain luder und wirck zemen izusammen) flachs und kuder (Werg)*) und Han es mit Hanf überzogen. Damit Han ich die lut betrogen. Von ganz besonderer Bedeutung war ferner die Auffindung eines merkwürdigen Kupserstichblattes mit der Bezeichnung P. 1451, durch welches Deutschlands früheste'Ausübung derChalko- graphic den italienischen Ansprüchen gegenüber augenfällig fest- gestellt wird. Es stelltMariaalsHimmelskönigin dar, und sichert dem Meister P. einen Platz unter Deutschlands Künstlern. Als Curiosa endlich erscheinen zwei Teigdcuckblätter, die besterhaltenen, welche bisher bekannt geworden sind, St. Georg zu Pferd (Teig druck mit Sammet, 1450—1475) und Maria als Himmelsköni gin (Teigdcuck mit Gold, etwa 1470) darstellend. Voraus aber geht als erster Abschnitt des Ganzen eine Ab handlung über den Zcugdruck von dem hierin als Autorität be kannten Ehrenstiftsherrn I)r. Fr. Bock. Auch da erscheint ein in Weigel's Besitz befindliches, im Ghetto von Neapel gekauftes Stück, hellrother leichter Seidentaffet mit aufgedrucktem rothen Ornament, nach des Verfassers Ansicht als das älteste bis jetzt bekannt gewordene und im sacacenischen Sicilien gegen den Schluß des 12. Jahrhunderts entstanden. Damals waren die Hauptplätze für Seidenindustcie Palermo und Messina in Sici lien, und Almeria, Granada und Sevilla in Spanien, mithin durchaus maurische Punkte. In den Tagen des letzten Norman- ncnkönigsSiciliens sollennach gleichzeitigen arabischen Berichten 10,000 Webstühle für Seidcngewebe in Palermo allein thätig ge wesen sein, und auch Bischof Otto von Freising spricht von der Seidenindustrie dieser Stadt. Von hier aus verbreitete sich dieser Kunstzweig in die Städte Oberitaliens, wo man es jedoch anfangs für angemessen hielt, ihnunterNachahmung saracenischerMuster, ja sogar arabischer Schriftsäume, zu betreiben. Die bisher für das älteste Stück von Zeugdruck angesehene Byssus-Casula des *) Das schwäbische Kutter oder Kudder bezeichnet überhaupt den (staubigen) Abfall und Kehricht.
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