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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.05.1878
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 01.05.1878
- Sprache
- Deutsch
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1712 Nichtamtlicher Theit. 100, 1. Mai. man sieht, daß man sich verspeculirt und verdruckt hat, dann wird ein großes Lamento über die saumseligen Sortimenter erho ben, die solche schöne Bücher nicht zu würdigen und abzusetzen verstehen, und man schreit dann so nebenbei auch wohl über die lange Creditzeit im Buchhandel und über dergleichen mehr. Wenn doch die jungen Herren, die jetzt so vielfach an dem altehrwürdigen Bau des Buchhandels rütteln und Stein nach Stein aus dem Gebäude, welches die Väter so sorgsam aufgebaut und für gut befunden haben, und welches sich im Laufe der Jahre auch als sehr zweckmäßig erwiesen hat, — wenn diese Heißsporne doch aber bedenken möchten, daß unser Geschäft ein ganz eigenartiges und ein ganz anderes ist, als eben ein Laden, in welchem Kaffee, Zucker, Syrup, Häringe und andere für des Leibes Nahrung und Noth- durft nöthige Dinge verkauft werden! Die zur Erhaltung des Lebens nothwendigen, wenn auchoftnichteinmal sosehrnothwendigen Speisen, Getränke rc. müssen natürlich zuerst gekauft werden, denn man ist daran gewöhnt und der große Consument — Magen genannt — würde auch höllisch brummen, wenn man ihn vernach lässigen' wollte. Personen nun, die für die leibliche Nahrung sorgen und ihre Artikel des Jahres über mehrmals umsetzen, die dafür auch meistentheils gleich das baare Geld einnehmen, diese freilich können leicht einen kürzeren Credit nehmen; wie aber steht es mit denjeni gen Personen, welche die geistige Nahrung feil halten, solche unterzubringeu suchen und davon leben müssen?! Verdammt schlecht! Denn sie müssen sich quälen, ja sogar schinden könnte man sagen, von früh bis spät, und was ist ihr Lohn jetzt? Kaum fällt noch so viel ab, daß man anständig davon leben kann, und wer etwa eine große Familie zu ernähren hat, der ist in der That nicht zu be neiden; er kommt selten einmal vorwärts und erübrigt nichts. Wohlhabend oder gar reich gewordene Sortimentshändler wird man jetzt wohl nur sehr selten noch finden. Es ist bei dem jetzigen schlechten Buchhändler-Rabatt, wo einige Verleger sogar das Viertel noch für zu hoch für den Sortimenter halten, wo andere, reich ge wordene, die früher noch ein Drittel gaben, dies auf einmal auf 30 oder 25o/o herabminderten, wo der Sortimenter in vielen Fällen gezwungen ist, noch einen Rabatt an das kaufende und von vielen Handlungen verwöhnte Publicum abzugeben, damit andere Schleuderfirmen nicht alles an sich reißen, gar keine Freude mehr, Buchhändler zu sein; die meisten andern Geschäftsleute verdienen weit mehr als wir und bei weniger Mühe und Arbeit. Und nun noch die schönen Aeußerungen, die man oft seitens des Publicums anhören, die man meist für gerechtfertigt erklären muß! Da sagt z. B. bald Dieser, bald Jener aus dem Publicum: es kämen im Buchhandel die größten Schwindeleien vor, man würde übervortheilt, betrogen und beschwatzt von vielen der Leute, die sich Colporteure nennen und die jetzt schaarenweise im ganzen Lande herumziehen und in Dorf und Stadt, Haus bei Haus, oft mals ganz schauderhafte Literatur vertreiben und dabei Ver sprechungen von zu liefernden Gratis-Sachen (Röcke, Hosen, Damenkleider, Mäntel, Uhren, Löffel u. s. w.) machen, die gar nicht gehalten werden können und nicht versprochen sind. Wir kennen Städte, in welche manchmal täglich zwei, drei und mehr Col porteure einziehen und das Publicum behelligen; kaum ist der eine fort, so kommt schon wieder ein anderer, und es ist nur zu ver wundern, daß das Publicum noch immer so langmüthig ist und nicht gleich jedem Colporteur die Thür zeigt, der sich ihm Präsen- tirt. Wir haben ganz abscheuliche Erfahrungen in dieser Beziehung schon erlebt und haben Thatsachen gesammelt, die wir demnächst einmal ausführlicher zu veröffentlichen gedenken, und es ist uns schon einige Male Passirt, daß uns vor Scham das Blut ins Gesicht gestiegen ist, wenn den Buchhändlerstand beschimpfende Aeuße rungen in öffentlichen Localen laut wurden, und wir haben dann gewünscht, nicht Buchhändler zu sein! Wir halten die sogenannte Colportage, wie sie heutzutage meist betrieben wird, für einen großen Krebsschaden des Buchhandels, mögen auch Andere, die dadurch verdient haben und noch verdienen, dieselbe für eine außerordentlich gute und zweckmäßige Einrichtung halten! Doch wir sind von unserem eigentlichen Thema ganz abge kommen, wir wollten eigentlich heute nur constatiren, daß die jetzige Creditzeit im Buchhandel keineswegs eine übermäßig lange ist, und daß sie, wenn nicht zum Schaden des Ganzen, nicht abgeändert wer den kann. Man glaube doch nur ja nicht, daß das Publicum sich auf einmal nun so beeilen würde, die Buchhändler-Rechnungen halb jährlich oder gar vierteljährlich zu bezahlen, wenn die Herren Ver leger decretiren würden: Du, liebes Publicum, mußt von jetzt ab unsere Verlagsartikel hübsch bald bezahlen, damit der Sortimenter den Verleger auch hübsch halbjährlich bezahlen kann. Wir glauben, es würde, zum Schaden der Verleger, ganz anders kommen, und manches Buch künftighin dann ganz unverkauft bleiben, wenn solches nicht beim Buchhändler auf Rechnung geschrieben werden kann; denn das Publicum ist nun einmal an einen längeren Credit gewöhnt, und wenn man den ihm fernerhin nicht mehr gewähren wollte, dann würde es wohl den Ankauf dieses und jenes Buches lieber ganz unterlassen, statt ihm unangenehme und vielleicht auch genirende Zahlungsbedingungen einzugehen. Das Publicum lechzt gar nicht so sehr nach den vielen neuen Verlagsartikeln, die immer und immer gebracht werden, und jeder Sortimenter weiß, wie schwer es oftmals hält, einBuch, und sei es auch noch so gut, zu ver kaufen. Ja, lesen und leihen möchte man wohl gern manches Buch, aber kaufen? Ist nicht! Das Bücherkaufen wird bei uns in Deutschland von recht vielen Personen nun einmal als ganz über flüssig angesehen, und wer kein Fachgelehrter ist, der braucht ja auch selten einmal ein Buch, hat eigentlich auch nicht einmal die Zeit zum Lesen eines solchen übrig, weil jetzt fast in jedem Hause Zeitungen gehalten werden, und wer eine solche liest, z. B. das Berliner Tage blatt, die Vossische Zeitung mit ihren vielen Beilagen rc., der hat gerade genug zu thun, will er seine freien Stunden ausfüllen. Und überdies — bringen ihm nicht die Zeitungen alles ihn Jnteressirende? Greifen sie nicht in alle Fächer über ? Bringen sie nicht — zum Schaden des Buchhandels — Romane und Novellen, Reisebeschreibungen, Aussätze über die Landwirthschaft und Viehzucht, über Chemie und alles mögliche Andere?! — Daher fort mit dem Geschrei nach Verkürzung des Credites, und wer nicht im Stande ist und wessen Mittel es nicht erlauben, den althergebrachten Credit im Buchhandel geben zu können, dem rathen wir: lieber ganz das Verlegen zu unterlassen und sich einer anderen Branche zuzuwenden, bei der er leichter und schneller zum Ziel, reich zu werden, gelangen kann, als beim Buch handel, bei dem nun einmal mit Dampfgeschwindigkeit nichts aus zurichten ist. —r. as- Abgesehen von den gewöhnlichen Mittheilungen aus den Kreisen des Buchhandels, finden auch anderweitige Einsendungen, wie: Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst — Aufsätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung, des Urheberrechts und der Lehre vom Verlagsvertrag — Mittheilungen zur Bücherkunde — Schilderungen aus dem Verkehr zwischen Schriftsteller und Ver leger — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Literatur und des Buchhandels willkommene Ausnahme und angemessene Honorirung.
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