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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1880
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1880
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- Deutsch
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^ 212, 13. September. Nichtamtlicher Theil. 3723 meinerseits hoffe zuversichtlich, daß die Herren Verleger gesunden Sinn genug haben, einzusehen, daß derartige Bestrebungen keine selbstsüchtigen, sondern eminent gemeinnützige Zwecke ver folgen, und daß sie sich von Hrn. Alfred Lorentz und ähnlichen modernen Firmen kein Schnippchen schlagen lassen werden. Das wird aber doch offenbar durch die Art und Weise versucht, in welcher diese Herren die Leipziger Verleger-Erklärung zu umgehen bemüht sind. — Auch mir liegt einer jener genialen neuen Kataloge vor, in welchen für die „neuen" Bücher keine „Verkaufspreise" an geführt sind. Fragt man dann beispielsweise an, was Windscheid's Pandekten in neuester Auflage kosten, so erfährt man, daß man die selben neu mit 20A> Rabatt beziehen kann u. s. w. Das ist offen bar, wenn auch nicht gegen den Wortlaut, denn doch unbedingt gegen den Sinn der Verleger-Erklärung, welche doch Wohl nicht pro korma, sondern zu dem ausgesprochenen Zwecke erfolgt ist, die Schleuderei nach Möglichkeit zu unter drücken! Daß diese Möglichkeit vorliegt, beweist schon die Aende- rung im Geschäftsbetrieb der modernen Schleuder - Firmen, welche seit Erlaß jener „Erklärung" erfolgt ist, und ich möchte die Anzahl großer Leipziger Verleger kennen, welche die bekannte „Erklärung" unterschrieben haben und nun doch mit den neuesten Manipulationen des Hrn. Alfred Lorentz einverstanden sein sollen! Möglich immer hin, daß es noch einige Verlagsfirmen gibt, welche sich durch den „bedeutenden Bedarf" und den „glatten Baarbezug" zu schlecht angebrachten Rücksichten bestimmen lassen. Derjenige, welcher täglich in den Kreisen der jungen Juristen, Mediciner und Philologen verkehrt, weiß genau, was diese vorzugsweise von Leipzig und Berlin beziehen: Es sind meistens bekannte, gut ein- gesllhrte Compendien und Lehrbücher, welche von den Bestellern ge kauft werden müssen, eben weil sie zu deren Handwerkszeug ge hören. Diese Werke würden also auch ohne die Existenz der Leip ziger und Berliner Schleuder-Firmen von den Verlegern abgesetzt werden, nur nicht wie jetzt mit Freiexemplaren und hohem Rabatt, sondern ohne Freiexemplare zu gewöhnlichen Bedingungen an eine größere Zahl „normaler" und solider Sortimentsgeschäste; an die selben Sortimentsgeschäste, welche die Neuigkeiten der Herren Ver leger — und diese wollen doch auch verkauft sein — Jahr aus Jahr ein versenden und dadurch bekannt machen. Es soll damit keines wegs behauptet werden, daß die hier in Frage kommenden Berliner und Leipziger Geschäfte keine Nova und keine weniger gangbaren Werke absetzen; das bringt schon der starke Katalogversand und der rege Verkehr mit sich; allein ihr Absatz fällt doch gegenüber der Thätigkeit der deutschen Sortimenter — und es gibt darunter noch eine bedeutende Zahl tüchtiger Firmen — nicht ins Gewicht und ändert nichts an der Thatsache, daß sich die Berliner und Leipziger Schleuderfirmen mit Vorliebe dem Vertriebe bereits „gut ein- gesührter" Werke widmen, und daß es unter denselben eine ganze Anzahl gibt, die sich überhaupt nur mit „gangbaren Partieartikeln" befassen. Ein Verleger, der diese Thatsache beachtet, wird sich leicht entschließen, nicht bloß die Form und den Wortlaut, sondern den Sinn und Zweck der Verleger-Erklärung für sich verbind lich zu erachten! LI. — b. Unsere Wcihnachtskataloge. Es wird den meisten Lesern des Börsenblattes gewiß damit gedient sein, wenn der in Nr. 208 mit „Schluß" überschriebene Artikel über „Russell's Fachkataloge" wirklich der letzte über be legten Gegenstand bleiben wird. Um sich ein Urtheil über das Unternehmen bilden zu können, ist genug pro und contra gesagt, und wenn derselbe trotz der abrathenden Stimmen und trotz des sehr richtigen Hinweises in dem erwähnten Schlußartikel, daß wir in Deutschland eine Fülle vorzüglicher bibliographischer Hilfsmittel besitzen, die anderen Ländern mangeln, den noch zu Stande kommen sollte, so ist dies Sache der verschiedenen Betheiligten. Dagegen mögen hier einige Worte über eine andere Sorte von Katalogen gestattet sein, die in den letzteren Nummern des Börsenblattes vielfach annoncirt wird. Es sind dies die sog. „Weihnachtskataloge". Als vor nunmehr circa SO Jahren die Hinrichs'sche Buchhandlung zum ersten Male einen Katalog unter dem Titel „Weihnachtskatalog" herausgab, hat sich gewiß Jeder über diese, mit sachlicher Kenntniß angefertigte und objectiv ge haltene Zusammenstellung von anerkannt guten und für den beab sichtigten Zweck passenden Büchern gefreut. Man sah dem Unter nehmen an, daß es nur dem angegebenen Zwecke zu dienen bestrebt und daß es deswegen unternommen war. Der Katalog bestand fast nur aus dem eigentlichen Texte; Inserate enthielt er sehr wenig. Bei den jetzt erscheinenden Weihnachtskatalogen verhält es sich aber geradezu umgekehrt: die bezahlten Inserate bilden den größten Bestandtheil der Kataloge, der eigentlichejText verschwindet gegen über den Annoncen fast, und das ganze Unternehmen läuft schließ lich auf eine Sammlung von bezahlten Inseraten hinaus, von denen eine unendlich große Anzahl Bücher betrifft, welche man beim besten Willen nicht zur Weihnachtsliteratur rechnen kann. Man muß in diesem Falle Wohl unterscheiden und wohl berücksichtigen, für welches Publicum die Weihnachtskataloge eigentlich berechnet sein sollen, und in welchen Händen sie Nutzen bringen, d. h. Fingerzeige zum und beim Kausen von Geschenken geben. Der Literatursreund und Literaturienner, der sich in der Literatur aus dem Laufenden zu erhalten gewohnt ist, der sich auch zu anderen Zeiten, als nur um Weihnachten in Buchhandlungen um sieht, und der überhaupt mit der Cultur und Geistesströmung fortschreitet, braucht keinen Weihnachtskatalog zur Hilfe zu nehmen, um sich bei einem beab sichtigten Geschenke Rath zu holen. Der Weihnachtskatalog bewährt seinen praktischen Nutzen in den Händen von Leuten, die im Allge meinen der Literatur ferner stehen, und denen eigenes Urtheil und eigeneKenntniffe abgehen. Diese Leute wissen aber auch nichtzu unter- scheiden, was in den Katalogen bezahlte Inserate sind, und was den eigentlichen Text bildet, und da erstere splendider und in die Augen fallendergesetztzuwerdenpflegen, so wird das derartig auffallendAn- gezeigteleicht sürdasWichtigsteundBesteindenWeihnachtskatalogen gehalten. Bei dem in Deutschland leider fast ganz fehlenden Prinzipe, sich im Buchhandel zu specialisiren und nur gewisse Branchen der Literatur zu cultiviren, ist es überhaupt schon für den einzelnen Sortimentshändler sehr schwierig, sein Lager halbwegs in that- sächliche Uebereinstimmung mit den in den Weihnachtskatalogen angeführten und den eigentlichen Text bildenden Büchern zu bringen; geradezu unmöglich ist es aber, die meisten von den in den bezahlten Inseraten empfohlenen Büchern bei Completirung des Lagers zu berücksichtigen. Die Sortimentshandlungen geben die Weihnachts kataloge mit ihren betreffenden Firmen aus, und das Publicum ist berechtigt, zu erwarten, daß die angczeigten Bücher auch vorräthig sind. Wenn sich nun die Nachfrage von Seiten des Publikums, wie es erfahrungsgemäß geschieht und aus den angeführten Gründen geschehen muß, meistentheils aus die Bücher erstreckt, die in den auf fallend und splendid arrangirten, bezahlten Inseraten empfohlen sind, von denen der Sortimcntshändlcr wenig oder nichts aus Lager hat, und wenn dem Publicum von dem Ankäufe der in den Inseraten empfohlenen Bücher mit voller Ueberzeugung in sehr vielen Fällen abgerathen, dagegen zu anderen weniger auffallend gesetzten, im S10-
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