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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.09.1882
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.09.1882
- Sprache
- Deutsch
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Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Eigenthum des vörseuvereinS der Deutschen Buchhändler. 212. Leipzig, Mittwoch den 13. September. 1882. Nichtamtlicher Theil. Vor fünfzig Jahren. Blätter aus der Geschichte des deutschen Buchhandels, aus Anlaß des sünszigjährigen Jubiläums der Firma I. Ritter in Gießen*) mitgetheilt von Eduard Zernin. Der Beschluß des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, eine Geschichte des deutschen Buchhandels erscheinen zu lassen, kann gar nicht freudig genug begrüßt werden. Wir werden aus diese Weise dermaleinst ein Werk erhalten, welches gewiß dazu beitragen wird, die »och nicht allgemein bekannten resp. anerkannten Ver dienste des Buchhandels um Hebung der Cultur und Civilisation in ein Helles Licht zu setzen. Die Achtung der anderen Stände und das eigene Standcsbewußtsein werden hierdurch eine Steigerung erfahren müssen, welche hoffentlich auch auf das Wohlbefinden der einzelnen Glieder dieses Standes, dem als Kulturträger eine so be deutende Ausgabe auserlegt ist, befruchtend zurückwirken wird. Zu dieser Geschichte des deutschen Buchhandels sind aber viele Einzelbeiträge erforderlich. Wir haben daher stets eine aufrichtige große Freude empsunden, wenn wir gründlichen, besonders ans archivalische Quellen sich stützenden Arbeiten begegnet sind, welche das wenig erhellte Dunkel der früheren Zeit in Bezug auf buch händlerische Verhältnisse mit Erfolg aufzuklären bemüht waren. Auch wir möchten heute einen kleinen Beitrag zu dem zu erwarten den großen Werke liefern, welcher auf völlig zuverlässigen Quellen materialien beruhend, vielleicht nicht ganz unwillkommen sein möchte. Derselbe soll im Anschluß an die in Nr. 65 d. Bl. gegebenen Mittheilungen über das Geschäftsjubiläum der I. Ricker'schen Buchhandlung in Gießen die Geschichte der Gründung dieser Firma näher ausführen und einzelne Streiflichter auf eine Periode werfen, welche unter dem Nimbus der „guten alten Zeit" etwas über Ge bühr gepriesen zu werden pflegt. Wir verdanken die Benutzung unserer Materialien der Güte des jetzigen Besitzers der genannten Firma, welcher dieselben auf unsere Bitte aus seinen Familien papieren uns überlassen hat. Im Jahre 1831 besaß Gießen, damals eine Stadt von etwa 7000 Einwohnern, nur zwei Buchhandlungen, und zwar die von Balth. Ehr. Ferber und G. F. Hetzer Sohn. Beide betrieben mit Eiser und Erfolg besonders das Sortimentsgeschäst, jedoch kein Antiquariat. In der letztgenannten Firma war Herr JosefRicker aus Villmar im früheren Herzogthum Nassau mit der Leitung des Sortiments schon seit dem Jahre 1827 betraut, nachdem er vorher bei G. F. Hetzer Vater als Lehrling und Gehilfe thätig gewesen war. Wie jeder thätige Mensch, der Selbstvertrauen besitzt und zugleich durch die Liebe eines jungen Mädchens beglückt wird, em- ") Siehe Nr. SS d. Bl. Neunundvierzigster Jahrgang. Pfand unser Ricker das dringende Bedürfniß, sich selbständig zu machen. Er trat daher im Februar des Jahres 1831 aus dem Heyer'schen Geschäfte aus und versuchte zunächst in einer tüchtigen Handlung des nördlichen Deutschlands ein geeignetes Unterkommen zu finden, resp. eine solche zu erwerben. Seine desfallsigen Be mühungen führten jedoch nicht zu einem ihm zusagenden Ergebniß, sodaß sich Ritter entschloß, nach Gießen zurückzutchren, um mit der Familie seiner Braut, einer Tochter des Universitäts-Actuars Eck stein, seine weiteren Lebenspläne zu besprechen. Derselbe hatte nämlich inzwischen die immer festere Ueberzeugung gewonnen, daß die Stadt Gießen selbst ihm einen völlig geeigneten Boden zur Be gründung der eigenen Selbständigkeit zu gewähren im Stande sei, und gedachte nun mit allen Kräften dieses Ziel zu erstreben. Er sollte aber erfahren, daß dieses Ziel nichts weniger als leicht zu er reichen sei. Im Juni 183 l wandte sich Ricker an das Großherzog lich Hessische Höchstprcisliche Staatsministerium des Innern und der Justiz mit einer unterthänigstcn Vorstellung und Bitte, worin er um „gnädigste Ertheilung des Jndigenats und der Erlaubniß zum Betriebe des Sortiments-, Verlags- und antiquarischen Buch handels in Gießen" nachsuchte. Das Gesuch wurde ihm jedoch ab geschlagen unter Anführung folgender Gründe: weil drei Sorti mentsbuchhandlungen in Gießen nicht wohl bestehen könnten und kein Grund vorliege, die bestehenden Handlungen durch einen „Aus länder" zum Nachtheile Aller gefährden zu lassen. Unser Ricker ließ sich hierdurch nicht abschrecken. Sofort wandte er sich nochmals an die genannte Behörde mit demselben Gesuch und führte darin wörtlich Folgendes aus: Das höchstpreisliche Slaatsministerium wolle mir gnädigst erlauben, meine Bitte nochmals mit Rücksicht auf das Abschlagsdecret zu begründen. Gewiß ist es höchsten Orts nicht entgangen, daß seit Anfang dieses Jahrhunderts die Zahl der Buchhandlungen, der literarischen Erzeug nisse und der Literatursrennde sich aller Orten bedeutend vermehrt und im Allgemeinen verdoppelt hat. Infolge der allseitigen Für sorge für das Schulwesen re. war es nicht anders möglich, als daß das literarische Bedürsniß in gleichem Maße stieg, und so sehen wir jetzt die Masse des Volks, die vordem kein Buch kannte, mit nützlichen Kenntnissen aus Büchern sich bereichern und dadurch immer höhere Forderungen an die Literatur stellen. Einzelne Wissenschaftszweige sehen wir als besondere selbständige Wissenschaften sich gestalten und unter allen Volksclassen ausbreiten; statt vieler erinnere ich hier nur an die Technologie, deren vorzüglicher Nutzen erst in der jüngsten Zeit erkannt worden ist, und deren Ausbildung unserm Zeitalter Vorbehalten zu sein scheint. Gießen, Hauptstadt einer Provinz von nahe 000,000 Seelen, Mittelpunkt der Landstraßen, Sitz der Provinzial-Regierung, des Hos- gerichts, einer stets reger blühenden Universität, die neuerdings durch eine Forstlehranstalt und eine katholisch-theologische Facultät erweitert worden ist, und deren Lehrer- und Schillerzahl sich um die Hülste gegen früher vermehrt hat, Sitz eines Gymnasiums, mehrerer gelehrten Bor- bereitungsschulen und Erziehungsanstalten, einer Realschule rc. — dieses Gießen sollte nicht mehr als 2 Sortimentshandlungen zu nähren im Stande sein, während im Durchschnitte durch ganz Deutschland aus 542
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