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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.03.1895
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.03.1895
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- Deutsch
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1372 Nichtamtlicher Teil. 60, 12, Marz 1895. liest (nach Dehn) für seine Abonnenten »Gratisinessen«, ver treibt also wohl sein Blatt »mittels Zusicherung von Prämien«. Auch werden durch »fromme Kolporteure« »Lourdesbücher« in Baden den Bauern zu gunsten des französischen Wallfahrts ortes »aufgeschwatzt«. Auch im evangelischen Lager weiß man das Instrument des Kolportierens zu schätzen; ohne Gratismessen zu versprechen, werden 140 000 Nummern des Berliner Evangelischen Sonn tagsblattes, 120 000 Nummern des Stuttgarter Sonntags blattes und 185 000 Stück vom Hamburger »Nachbar« abgesctzt. Welche Summen hier mitsprcchen, sei an einem Beispiele dargelegt: Von Meyers großem Konversationslexikon sind von 1885 —1893: 124 000 Exemplare im Werte von 21 280 000 durch den Reiscbuchhandcl abgesctzt; im eigentlichen Kolportage buchhandel 19 000 Exemplare mit 3 230 000 Beim billigen »kleinen Meyer« fallen wieder auf den Kolportage buchhandel 26 000 Exemplare mit 620 000 ^8 und 12 000 Stück mit 280 000 ^ auf den Reisebuchhandel. Brehms Tierleben ist in 15 000 Exemplaren mit 2 500 000 ^ ver kauft; von Meyers Klassikerausgaben sind im Reisegeschäft für etwa 1 000 000 verkauft worden; ähnliche Summen haben andere Artikel des Bibliographischen Instituts gebracht. Sehr große Erfolge haben Velhagen L Klasing, wie bereits im Reichstage hervorgehoben, mit »Daheim«, Andrees Handatlas, Stacke »Deutsche Geschichte«, Jäger »Weltge schichte«, Rogges Kaiserbüchlcin, Rommels Lutherbüchlein erzielt. Diese Firma erklärt, daß sie ^/g ihres ge samten Absatzes dem Reise- und Kolportagcbuch- buchhandel verdanke; beim Bibliographischen Institut ist das Verhältnis noch größer. Dieses Institut hat seine Ab nehmer wie folgt nach ihrem Stande eingeschrieben: 17 °/o Kaufleute, 15 „ Militär, 13 „ Lehrer, 20 „ Verkehrsbeamte, 9 „ Baugewerbe rc., 6 „ Verwaltungsbeamtc, 5 „ Gutsbesitzer, 3 „ Justizbeamte, 3 „ Künstler, 3 „ Rentiers, 2 „ Wirte, 1>/s„ Acrztc, 1'/s„ Studenten, 1 „ Rechtsanwälte. Wir erwähnen ferner Werke wie Cottas Bibliothek der Wcltlitteratur, Rcklams llnivcrsalbibliothck, Hallbergers Illu strierte Romane aller Nationen, Schönlcins Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Collection Spemann, Nords Prachtbibel u. s. w. Aber auch fachwisscnschnftliche Werke bedeutender Art haben lediglich durch den Kolportage- und Ncisebuchhandel ihr Glück gemacht, z. B.: Muspratts Chemie (Breslau bei Ader holz), Ziemssens Handbuch der speziellen Pathologie rc.; selbst das große Generalstabswerk hat seinen Erfolg zum großen Teile uns zu danken. Wieviel Hände, wieviel Arbeit ein solcher großer Vcrlags- artikel in Bewegung setzt, ist den wenigsten gegenwärtig. Zur ersten Auflage der ersten Serie von Cotta's Biblio thek der Weltlitteratur sind verbraucht: 500 000 ^ für Papier, 30000 „ Stereotypie, 250 000 ^ „ Satz und Druck, 570000 „ Einbände (einschließlich der Ausgaben für Leinwand, Farben, Vergoldung rc.) Was stecken in dieser Summe für Arbeitslöhne, wie viele Personen leben jahraus jahrein davon, vom Holzschleifer im Gebirge bis zum Gnlanteriearbeiter, der die letzte Goldpressung auf dem Einbanddeckel anbringt? Wie weit die Erkenntnis der Wichtigkeit der Kolportage bereits vorgedrungen ist, beweist das Eintreten des Pastors Naumann in Frankfurt a. M., z. B. in seinem Buche »das soziale Programm der evangelischen Kirche«: Sie ist für das Land und die kleinen Städte der Ersatz für die Volksver sammlungen der Großstädte, man müsse die gute Kolportage pflegen, selbst wenn dies Opfer erfordere. Die gute Kolportage-Littcratur! Das ist's! Aber schafft sie her? Vertreiben wollen sie die Kolportage-Buchhändler mit Freuden; es wäre ein wunderschönes Geschäft, wenn jedermann nur so darauf brennen möchte, der Pfarrer, der Bauer, der Dienstbote und seine Herrschaft, daß der Kolporteur nur ja nicht bei ihm vorbeigeht. Gewiß lacht bei diesem Ge danken jedem Kolporteur das Herz im Leibe. Aber woher nehmen? Wer kennt nicht die Schriften, in welchen gute Volkslitteratur gefordert wird? Auch an allerhöchster Stelle ist dieser Wunsch vorgetragen worden. Aber wo ist der Mann, der dem Volke verständlich, spannend und ernst und doch gemütvoll und so zu schreiben verstände, daß er, die Kluft der Stände überbrückend, sowohl im Vorderhause wie im Hinterhause sein Publikum fände? Bis Deutschland dieses Genie geboren hat, werden wir uns eben mit den Versuchen begnügen müssen, welche aller orts gemacht werden. Aber das sei laut verkündet: Das Honorar braucht für niemand ein Hindcrungsgrund zu sein, sich der Volkslitteratur zu widmen; denn der Kolportage buchhandel kann jedes Honorar zahlen; und wenn es auch noch so groß wäre, es würde, wenn der Erfolg da ist, den Verleger nicht genieren. Es wird nötig sein vorzuführen, um wieviel direkt und unmittelbar beim Kolportage-Buchhandel beteiligte Personen es sich handelt. Wir weisen auf Schulz' Adreßbuch des Buchhandels 1894 hin und auf die II. Abteilung, Seite 24—31 (Kolportage- Buchhandel). Diese offiziellen Angaben ergeben, daß sich in Deutschland 179 Verlags-Buchhandlungen und 516 Sortiments- Buchhandlungen befinden, welche sich hauptsächlich mit Kolportage beschäftigen. Außerdem existieren noch etwa 3000 Kolportage-Buchhandlungen, welche Schulz' Adreßbuch nicht enthält, weil sie direkt oder von Grosso-Geschäften beziehen. Veranschlagen wir, daß diese 179 großen Verlags Hand lungen durchschnittlich nur je 6 Kommis, 2 Markthelfer, 20 Setzer, Drucker und bei der Papierfabrikation beschäftigte Arbeiter, 20 Schriftsteller, Zeichner und Holzschneider ernähren, so ergiebt das 48 x 179 — 8592 Personen und bei einem Durchschnittsgehalt von nur 1200 — 10 310 400 Nehmen wir die 516 Sortimcntsgeschäfte mit durch schnittlich 2 Kommis, 5 Kolporteuren, 2 Markthclfern und Austrägern au, ohne Berücksichtigung der für Geschüfts- arbeitcn benötigten Drucker, Papicrhäuder, Buchbinder, Kom missionäre u. s. w., so ergiebt das inkl. Inhaber 5160 Per sonen mit einem jährlichen Durchschnittsgehalt von ä 1200 ,/6 -- 6 192 000 Des weiteren sollen die 3000 Kolportagebuchhändlcr durchschnittlich nur je 5 Kolporteure, 2 Kommis, 2 Austräger und 1 Markthelfcr — 33 000 Personen (inkl. Inhaber) be schäftigen, so ergiebt das bei einem Durchschnittsgehalt von ä 1000 — 33 000 000 Nun existieren nach Schulz II. Abt., Seite 145—146 noch 80 Neisebuchhandlungen; rechnen wir auf jede durch- Sa. 1350 000 „E.
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