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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.05.1895
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.05.1895
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18950507
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189505070
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Erscheint sin Verbindung mit den -Nach richten ans dem Vnchhandcl-) täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Jahresprets: für Mitglieder ein Exemplar to fiir Nichtmitglieder 2V Börsenblatt fiir den Anzeigen: für Mitglieder 10 Pfg., für Nichtm'tglicder 20 Pfg., fiir Nichtbuch händler 30 Pfg. die dreigespaltene Petit zeile oder deren Raum. Deutschen Buchhandel und die verwandten Geschäftszweige. Eigentum des Börscnvcreilis der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Leipzig, Dienstag den 7. Mai. 1895. Nichtamtlicher Teil Kvlpvrtage-, Reise- und Sortiments- Buchhandel. lVgl. Börsenblatt Nr. 101, 104.) III. Eine Entgegnung an Herrn bl. «Ich konnte den Menschen nicht anders los werden.« Der Kolportage ist in Herrn bl. im Börsenblatt Nr. 101 vom 2. Mai ein äußerst gewandter Vorkämpfer und Schutz redner entstanden. Man muß seine, gewiß interessante, Ab handlung sehr aufmerksam lesen, um von dem in geschicktester Farbenmischung und Lichtanwendung gemalten Bilde nicht geblendet zu werden. Der Kernpunkt des Ganzen, sozusagen das Geheimnis für die Erfolge des Kolportage- und Reise buchhandels glaube ich mit obigem als Motto benutzten Satze richtig herausgehoben zu haben. Die an das Sortiment ge richtete Frage, warum es das Reisegeschäft ruhig andern Leuten überläßt; der fernere Rat an das Sortiment, selbst Kolporteure in seinen Dienst zu stellen — sie hängen auf das engste mit diesem Satze zusammen. Deshalb ergiebt sich da raus auch sogleich die Antwort. Es ist eben nicht jedem möglich, in seinem Aufträge Geschäfte machen zu lassen, die grade von den Gebildeten und Hühergestellten als eine Auf dringlichkeit Empfunden und von diesen nur widerwillig ab geschlossen werden, weil sie den mit »unbesiegbarer Suade« ausgerüsteten Menschen nicht anders los werden können. Da zu gehört die rücksichtslose Gesinnung und Entschlossenheit jenes smortev Jankee, der seinem Sohn eindringliche Rat schläge für den Lebensweg mitgiebt und jeden Satz mit den Worten schließt: »Lut s,t all mallo wous^!« Das erheischt eine Shylocks-Natur, die unerbittlich auf ihrem Schein besteht und ihn durch den Gerichtsvollzieher zu präsentieren weiß. Die in der That glänzenden Bilder des Herrn bl. müssen auch in diese Beleuchtung gestellt werden, sonst könnt cn sie leicht bethörend wirken. Hätte er wirklich recht, wäre mit seinen Ratschlägen jedem der Schlüssel in die Hand gedrückt zu der Thür, die iu eine »sorgenfreie Existenz«, in »innerliche Befriedigung«, zu einem »Selbstgefühl des ganzen Standes« führt, so sollte man so schnell als möglich Schulen einrichten, in denen die »unbesiegbare Suade« ausgebildet wird; iu denen jene Leute systematisch trainiert werden, welche »nichts weniger als bescheiden sind, und, durch leichten Verdienst verwöhnt, von der Hand in den Mund lebend, gern mit Vorschüssen auf den Leib rücken«. Denn thatsächlich liegt das Geheimnis der Erfolge des Kolportage- und Reisebuchhandels in der un besiegbaren Suade, die nicht eher versiegt, als bis das Opfer, »um den Menschen los zu werden«, seine Unterschrift gegeben hat. Wenn die Leute, welche ihr ganzes Können auf der Zunge tragen, deren ganzer Reichtum die Zunge ist, deren Gesinnung nicht tiefer liegt, als die Zunge: wenn diese Leute erst der bestimmende Faktor im und für den Buchhandel Zweiimdsechzlgster Jahrgang. werden, dann sollte man als Symbol des Buchhandels auch die Zunge, weithin prangend, als Banner und Panier über dem Buchhändlerhause anbringen. Aber ich befürchte, es würde dann nicht mehr lange dauern, und die Hand des alten Apostels Jakobus, der in seiner Epistel (konf. Kap. 3 Vers 4 u. flg.) die Zunge so richtig gekennzeichnet hat, würde mit Flammenschrift an die Wand des großen Saales im selben Hause dem deutschen Buchhandel sein Mene Tekel schreiben. - Der Kreis Norden soll, nach Herrn bl., in seiner Ein gabe ein Schlachtengemälde der bittern Not und der blutigen Reuethränen aus jenen Fällen gemacht haben, wo die Sub skriptionen durch Ueberredungen erschlichen worden sind. Nach Herrn bl. liegt die Sache indessen so, daß die Subskribenten sich nur Einschränkungen auferlegen in Bezug auf den Genuß von Bier, Cigarren, Vergnügungen, Karten- und Billardspiel und dadurch ihre Gesundheit befördern. Kommt ein solcher Subskribent wirklich einmal in Not, so bezahlt ihm der Sor timenter gern die Hälfte des Ladenpreises für ein Kon versationslexikon, der Privatmann mit Vergnügen zwei Drittel, »schlimmsten Falles bekommen also die Subskribenten bei sofortigem Verkauf eine Summe von 80 bis 110 ^ in die Hände, die sie unter anderen Umständen nie zurückgelegt haben würden«. Somit bedeutet nach Herrn bl. die Sub skription auf ein Konversationslexikon für den Unbemittelten eine Förderung der Gesundheit und schlimmstenfalls eine Sparanlage von 80 bis 100 Ich richte demgegenüber an Herrn bl. die Frage: Woher kommen denn die Tau sende von Klagen, welche die Reisegeschäfte alljähr lich gegen ihre Subskribenten anstrengen? Ich habe im vergangenen Jahre gelesen, daß der Klage-Antrag eines Reisegeschäftes der Provinz Sachsen die laufende Nummer 10 000 und einige hundert trug. Nein, so harmlos, wie Herr bl. die Sache darstellt, ist sie nicht. Deshalb mag sich auch nicht jeder mit ihr be fassen; denn nicht jedem ist »but sb Ul rvslls wous^« oberster Grundsatz, und nicht jeder besitzt eine Shylocks-Natur, wie auch nicht jeder um den auf ihn zurückfallenden Preis des Vorwurfes »ich konnte den Menschen nicht anders los werden Geschäfte machen kann. Unmöglich ist es, auf alle die unrichtigen und nichtigen Bemerkungen des Herrn bl. hier einzugehen. Von den letzteren nur noch eine. Er sagt: »Der bessere Roman entbehrt des allgemeineren Interesses. Aus dem Zusammenhänge geht hervor, daß damit gesagt sein soll, er eigne sich nicht für den Reisevertrieb. Ich behaupte, daß überhaupt jedes bessere Buch sich im allgemeinen wcderfürReisegcschäfte,noch fürKolportage eignet. Wie groß, bezw. wie klein ist denn die Ziffer derjenigen Werke, die durch Kolportage und Reisegeschäfte vertrieben werden? Ich habe kein statistisches Material dafür, jedenfalls aber ist die Ziffer winzig, gegenüber der gesamten Literarischen Produk tion. So winzig sie indessen auch sein mag, so gefährlich ist sie doch der gesamten anderen Produktion. Denn sie ver drängt und schädigt in starkem Maße durch die unbesiegbare
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