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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.02.1900
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- 20.02.1900
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- Deutsch
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42, 20. Februar 1900. Nichtamtlicher Teil. 1441 Nichtamtlicher Teil Jubiläum der Firma Gerlach A Schenk in Wien. (Nach der »Oesterreichisch-ungarischen Buchhändler-Correspondenz.-) Am 1. Februar d. I. waren es fünfundzwanzig Jahre, daß die Firma Gerlach L Schenk sich in Wien heimisch niedergelassen hat. Ist ein Merteljahrhundert schon eine gar stattliche Zeit in unserem schnell hinrollenden Leben, so gilt sie noch viel mehr, wenn sie, so wie bei der erwähnten Firma, erfüllt war von stets emsiger Arbeit und begleitet von immer wachsendem Erfolge. Die Gründung der Firma reicht wohl noch um drei Jahre weiter zurück nach Berlin; aber ihren eigentlichen Charakter und ihre Bedeutung erhielt sie doch erst durch ihre Uebersiedlung nach Wien. Die öster reichische Kaiserstadt war eben damals in den siebziger Jahren durch die hervorragende Pflege der Chromolithographie gleich sam an der Spitze des Fortschritts der Reproduktionstechnik. Mag dies wahrscheinlich mitbestimmend für die Leiter des jungen Unternehmens gewesen sein, um ihre Thätigkeit von der Spree an die Donau zu verlegen, so war anderseits die Uebersiedelung der Firma mit eine der Hauptursachen, daß in Wien auch bis heute noch die Reproduktionstechnik sich auf durchaus hohem Niveau erhalten hat, da sie dort ein allererstklassiges polygraphisches Kunstinstitut in Verbindung mit xylographischen Ateliers und einer fachlichen Zeichenschule errichtete, dessen Leistungen so vorzügliche waren, daß sie schon auf der 1878er Pariser Weltausstellung mit der großen gol denen Medaille ausgezeichnet wurden. Das Haus befindet sich auch heute noch unter der Leitung seiner Begründer Martin Gerlach und Ferdinand Schenk. Ist der erstere der eigentliche künstlerische Geist des Unter nehmens, so ergänzt ihn der letztere in trefflicher Weise als tüchtiger und umsichtiger Kaufmann, der den überreich empor sprudelnden Ideen Gerlachs die reale Prägung, den kauf männischen Wert zu geben weiß. Beide Chefs haben in ihrem geteilten Wirkungskreis einen ebenso eifrigen wie ver ständigen Mitarbeiter in ihrem langjährigen Prokuristen Albert Wiedling. Martin Gerlach (geb. 13. März 1846) ist aber durchaus nicht bloß Kunstoerleger in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern auch ein überaus feinfühliger Kunstkenner und, fast könnte man sagen, selbst ein feinsinniger Künstler. Ursprünglich war er Zeichner, Graveur und Ciseleur, sowie Modelleur für Goldschmiedearbeiten. Von dieser ebenfalls künstlerischen Thätigkeit gelangte er aber nur auf verschiedenen Umwegen zu der Idee, größere Vorlagenwerke und Arbeiten der Reproduktionstechnik zu edieren. Hier fand er denn auch die eigentliche Arbeitsstätte für sein Talent. Seinen Anfang auf diesem Gebiete machte er mit der Herausgabe der »Perle«, Weltorgan für Juweliere, Gold- und Silberarbeiter, und mit den ebenfalls von ihm entworfenen Zeichnungen für das Werk »Das Gewerbe-Monogramm«. Die Ideen jagten ein ander förmlich bei ihm und eine war besser als die andre; das Fassen einer Idee war bei ihm auch gleichbedeutend mit der Ausführung. So schuf er denn im Verlaufe des ver gangenen Vierteljahrhunderts eine überaus lange Reihe von Publikationen, deren größter Teil nicht nur jedem Buch händler, sondern auch jedem Kunstfreunde geläufig ist. Und so erwuchs aus kleinen und bescheidenen Anfängen die Firma Gerlach L Schenk zu einem Welthause und wurde eine der schönsten Zierden der österreichischen Verlagsindustrie. Der Verlag umfaßt vorzüglich zwei Gruppen von Publi kationen. Solche von zumeist kunstgewerblichem und solche von mehr kunsthistorischem Charakter. Von dem Bestreben geleitet, den Kunstgewerbetreibenden treffliche Vorlagenwerke zu geben, schuf er die Werke »Alte und neue Fächer«, »Orna mente alter Schmiedeeisen«, »Todtenschilder und Grabsteine«, »Die Bronzeepitaphien der Friedhöfe zu Nürnberg«, »Nürn bergs Erker, Giebel und Höfe« und noch viele andere diesen verwandte. Aber Marsin Gerlach genügte es nicht, in den alten ausgetretenen Geleisen zu bleiben, er suchte neue Bahnen und schloß sich auch als der ersten einer mit feinem Ver ständnisse der neuen Richtung in der Kunst an. Nicht nur die neue Ornamentationskunst, sondern auch die ebenfalls der neuen Zeit angehörende Erkenntnis der innigen Zusammengehörigkeit von Kunst und Kunstgewerbe fanden in ihm nicht nur einen begeisterten, sondern auch thatkräfsigen Förderer. Der modernen Ornamentationskunst diente er insbesondere mit den beiden förmlich monumentalen Publikationen »Die Pflanze in Kunst und Gewerbe« und »Das Thier in der dekorativen Kunst«. Hier schon, wie ganz besonders aber in dem durchaus originellen Werke »Festons und decorative Gruppen aus Pflanzen und Thieren«, das nur auf photographischen Aufnahmen nach der Natur beruht, hat er auch die dekorative Kunst von den abgebrauch ten historischen Stilen zu ihrer eigentlichen Nährmutter, der Natur, zurückgeführt und war damit für die Moderne förm lich bahnbrechend. Der Verbrüderung von Kunst und Kunst gewerbe hinwiederum diente besonders das prächtige Werk »Allegorien und Embleme«. Bei all dieser Thätigkeit ver gaß er aber auch nicht das kunsthistorische Gebiet und edierte nebst mehreren anderen Sachen auch die noch immer laufenden, jedem Künstler und Kunstfreunde heute schon un entbehrlich gewordenen »Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina und anderen Sammlungen«. In den letzten Jahren hat die Firma sich auch in Budapest etabliert und den ungarischen Markt in ihren Thätigkeitskreis gezogen Sie gab mit Unterstützung der ungarischen Regierung zwei hoch bedeutsame Werke heraus: »Die historischen Denkmäler Un garns auf der Millenniums-Ausstellung« und die »Minta- lapok« (Musterblätter für die Holz-, Eisen- und Textilindustrie und für die Keramik). Die Firma verstand es auch, eine ganze Reihe der be deutendsten Künstler für sich zu gewinnen. Wir nennen hier nur Professor Seder, Direktor in Straßburg i. E., die Professoren Berger, Sturm, Lossow, Marr, LiskL, Pirner, Klimt, Moser und Max Klinger, wie auch den be rühmten Maler Professor Franz Stuck, der lange Zeit hin durch den größten Teil seiner Thätigkeit der Firma ge widmet hat. Welch große und einen hohen Wert repräsen tierende Schätze auf diese Weise in den Besitz der Firma kamen, offenbarte sich dem Publikum wiederholt durch die öfteren von der Firma gebotenen Ausstellungen, aber recht eigentlich erst vor vier Jahren, als die Firma im Wiener Künstlerhause ihre zahlreichen Oelgemälde, Aquarelle und Zeichnungen in einer Ausstellung vereinigte. Herr Gerlach verstand es nicht nur, trotz aller Schwierig keiten für seine Ideen stets den entsprechenden Künstler zu finden, sondern auch die Originale in künstlerisch vollendeter Weise zu reproduzieren. Und das war vielleicht noch schwie riger, weil die Firma trotz ihrer großen Bedeutung derzeit über keine eigene graphische Werkstatt verfügt. Würde die Firma wieder eine derartige Ergänzung erhalten, so würden ganz sicherlich ihre Leistungen ein noch höheres Niveau erreichen und sie würde gewiß bald nicht nur eine der ersten Weltsirmen — das ist sie ja schon heute — sondern eine geradezu führende Firma im Kunstverlage werden. Aber auch in dieser Hinsicht verstanden es die Herren Gerlach und Schenk, sich stets die richtigen Mitarbeiter auszusuchen. Ihre Verlagswerke sind fast ausnahmslos im österreichischen Inlands hergestellt SiekemindsechMter?^brMNg. IW
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