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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1905
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- Deutsch
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> mannigfaltig, allgemein interessant, und an innerem i Gehalte reich seyn. Ich selbst werde alle meine Stunden >. daran wenden und die bessern Mitarbeiter gleichfalls l dazu vermögen. Wenn aber aller dieser Bestrebungen un geachtet die öffentliche Stimme gegen uns ist, so muß die Unternehmung aufgegeben werden. Mir ist es unmöglich, mich lange gegen Stumpfsinnigkeit und Geschmacklosig keit zu wehren, denn Lust und Zuversicht allein sind die Seele meines Wirkens.« Auch an Humboldt schrieb Schiller um diese Zeit in ähnlichem Sinne: »Mit den Horen gebe ich zuweilen die Hoffnung auf. Nicht allein deswegen, weil es zweifelhaft ist, ob uns das Publikum treu bleiben wird, sondern weil die Armuth am Guten, die kaltsinnige Aufnahme des weni gen Vortrefflichen mir die Lust mit jedem Tage raubt. Ich werde zwar nicht vorsetzlich zum Untergang des Journals beytragen, aber auch nicht sehr emsig es in seinem Falle zu halten bemüht seyn.« Die Klagen klingen dann fast in jedem Briefe wieder, und Cotta hatte Mühe, Schiller die Bedenken auszureden. Nur zu bald war der Dichter der Unternehmung wieder überdrüssig geworden; die Schwierigkeiten, die sich ihm in den Weg stellten, die Angriffe, die das Journal zu erleiden hatte, verstimmten ihn sehr, und am liebsten hätte er sie schon nach wenigen Heften aufgegeben. Im Oktober fragt er wieder an, wie es mit dem Absatz der Horen stehe, und ob sie fortgesetzt werden sollen; ec bittet Cotta, sich ja nicht von einem falschen poiut 6'bonnsnr leiten zu lassen; »denn ob ich gleich lieber wünsche, daß das Journal foct- geht, so geht Ihre Convenienz doch jeder andern Rücksicht vor, und auf meine schriftstellerische Actioität hat es gar keinen Einfluß, in welcher Form und welchem Vehikel ich meine Arbeiten ins Publikum bringe,» schreibt er dabei. Cotta antwortet unterm 9. November: »Was die Fortsetzung der Horen betrift, so glaube ich, daß hierüber nur allein der Punkt der Ehre einen Zweifel veranlassen kan, wenn man nemlich glaubte, es würde Ehren voller seyn, der Fortsetzung in einem Zeitpunkt zu entsagen, wo die Anzal der Abnemer noch so zahlreich ist, daß das Publikum keinen andern Grund dieses Ent schlusses finden könnte, als sich dem undankbaren Gezische eines Theils desselben nicht länger auszusezen. (Da diß bei Angabe der Subscribenten, nemlich im lezten Heft geschehen würde, so könnte man auf keine andre Ver mutung geraten.) Ehrenvoller als wenn man abwartete, bis die Anzal der Abnemer die Fortsezung nicht mehr erlaubte. Dises ist das Einzige, was mich in dem Ent schluß wegen der Fortsezung wankend machte, aber auch diß glaube ich kommt nicht in Betracht, da die Anzal der Abnemer doch immer so zalreich ist, daß deren Ver minderung in einem so beträchtlichen Grade nicht wol denkbar ist.« Er ist jedoch der Meinung, daß die Absatzverhältnisse noch so gut seien, daß man an ein Aufgeben der Zeitschrift nicht denken dürfe, und daß ein solcher Gedanke Schiller nur gekommen sei, weil das Publikum nicht ganz befriedigt schiene; dem aber könne man abhelfen, indem man mehr leichtverständliche Sachen und weniger lange, schwerwissen schaftliche Aufsätze bringe. Schiller erklärt hierzu denn auch seine Bereitwilligkeit: »Es mag also Key der Fortsetzung der Horen bleiben, und an mir soll es nicht fehlen, für die Popularität der Materien und Darstcllungsarten alles zu thun, was ver nünftiger Weise erwartet werden kann. So schwere Sachen ivie meine aesthetischen Briefe kommen ohnehin nicht mehr vor und vor so dunkel geschriebenen, wie man sagt, daß die Humboldtischen Aufsätze seyen, sollen Sie künftig auch nichts mehr zu besorgen haben« heißt es in seinem Antwortschreiben vom 16. November. Die Angriffe, die die Horen erfuhren, veranlaßten Goethe und Schiller zur Abfassung der Temen, auf die noch zurückzukommen sein wird. Natürlich fehlte es nicht an Gegenangriffen, und die Horen waren ein beliebter Angriffs punkt. Als nun 1796 wieder die Frage zur Erwägung stand, ob man die Zeitschrift eingehen lassen wolle, waren Herausgeber und Verleger der Meinung, daß es zu jenem Zeitpunkt nicht ginge. »Ich hoffe nicht, daß wir bey dem neuen Jahrgang soviel Käufer verlieren sollen, indessen mag es damit gehen wie es will, so muß das Journal doch das nächste Jahr fortgesetzt werden, wenn es auch mit dem dritten Jahrgange aufhört: denn unter den jetzigen Umständen dürfen wir nicht nachgeben» schreibt Schiller unterm 9. November 1796, und Cotta stimmt ihm zu und spricht die Erwartung aus, daß der Absatz besser sein würde, als es den Anschein habe. Aller dings war der Absatz sehr zucückgegangen, woran zum teil die andauernden Kriege Schuld halten. Der Buchhändler Spener, der unter den vorliegenden Umständen auch ein Fortführen der Horen erwartet, schreibt im Hinblick auf die Verminderung der Abnehmerzahl: »So weit wirds aber doch wohl nicht damit kommen, daß sie wie Lavaters Manuscript für Freunde bloß auf Kosten dieser Freunde gedruckt würden. - Im nächsten Jahr dünkt Schiller dann aber doch die Zeit gekommen, die Horen aufhören zu lassen, und obwohl Cotta sich ursprünglich dagegen erklärt, stimmte er später doch zu. Mit dem Jahre 1797 hörte die Zeitschrift, von der der Dichter sich eine neue goldene Zeit versprochen hatte, auf zu erscheinen. Das letzte Stück ist im Frühjahr 1798 erschienen. Hielten die Horen auch nicht das, was sie versprochen hatten, so hatten sie für Schiller wie für Cotta doch eine große nicht zu unterschätzende Bedeutung. Erst durch die Horen wurde der enge Freundschaftsbund zwischen Schiller und Goethe geschlossen; die zwei größten Dichter Deutsch lands standen und kämpften fortan Schulter an Schulter. Was die Beiden einander waren, zeigen die Briefe, die sie gewechselt haben, und die Äußerungen, die sie Freunden gegenüber taten. Überall stößt man auf die Zeugnisse der Verehrung und Dankbarkeit, die beide für einander hegten. »Ich kan» nie von ihm gehen, ohne daß etwas in mir ge pflanzt worden wäre«, sagt Schiller von Goethe, und an andrer Stelle: »Die Unterhaltung mit Goethe hat meine ganze Jdeenmasse in Bewegung gebracht. Über so manches, worüber ich mit mir selbst nicht einig werden konnte, hat die Anschauung seines Geistes mir ein unerwartetes Licht angesteckt - Wie hoch aber Goethe von Schiller dachte, wie er ihn verehrte und wie er ihn vermißte, bezeugt der Epilog zur Glocke. Nie hat Goethe wärmere, vollere Töne gefunden, nie hat er seinen Empfindungen so freien Lauf gelassen, wie in diesen herrlichen Stanzen. Die Vereinigung der beiden Großen zog den Haß derer auf sich, die bis dahin das Feld und die große Menge be herrscht hatten. Schon die Ankündigung der Horen bereits weckte zahlreiche Angriffe, und nach dem Erscheinen der ersten Hefte war eine gehässige Kritik eifrig an der Arbeit, um einen Erfolg zu hintertreibeu. Schiller und Goethe fühlten sich durch die Kritik verletzt, um so mehr, da sie nicht dulden konnten, daß die Mittelmäßigkeit siegen und herrschen sollte. In beiden entstand der Gedanke, daß eine Abwehr geboten
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