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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.09.1909
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.09.1909
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- Deutsch
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^ 21h, 10 September 1S0S. Fertige Bücher. Börsenblatt f. b. Drschn. Buchhandel. 10337 Verlag von Egon Fleischet A Co., Berlin VV. y ^ Wir versandten Rundschreiben über folgende Neuheiten Ich bin ein Flüchtling Roman von Otto Alscher Llmschlagzeichnung von L. Widlizka Geh. M. 3.50; geb. M. 5.— „Ich bin ein Zigeuner, bin ein Flüchtling, flüchtig im Leben", stellt Otto Alscher als Motto an den Anfang seines Romans. Und die Worte des Liedes treffen so recht das Ruhelose, Unstete, das diesen Menschen anhaftet Wir wissen wenig aus dem Leben der Wanderzigeuner, und was wir wissen, kommt von der gegnerischen Seite und betont die schlechten Eigenschaften dieser bedauernswerten Rasse. In Alscher ist ihnen ein Verteidiger entstanden, der uns das Denken und Dichten, das Leben und Treiben dieser Geächteten von ihrem Standpunkt zeigt Sie verstehen nicht, warum sic gehaßt und verfolgt werden. Sie hadern deshalb mit Gott und Menschen; scheuen vor nichts zurück, um sich das eine Gut zu erhalten, für das sie alles andere lassen, für das sie leben und sterben: die Freiheit. Die jahrhundertelangen Verfolgungen konnten ihnen den Freiheitsdrang nicht nehmen, aber sie sind Fatalisten geworden und schwermütig. — Die Not, die Trauer und die Klage der Verfolgten, die Melancholie der einsamen Steppen hat Alscher in dies Buch gebannt, das ihn schnell bekannt machen wird Sieger und Besiegte Novellen von Lulu von Strauß und Torney Geh. M. Z.50; geb. M. 5 — Ihre Vorliebe für historische Stoffe zeigt Lulu von Strauß und Torney auch wieder in dem vorliegenden Novellen bande. Alle drei Geschichten sind der Vergangenheit entnommen. Und wer die früheren Arbeiten der Verfasserin auf diesem Gebiete kennt, wer ihre Balladen, ihren Roman Lucifer, das Meerminneke und der Los am Brink gelesen hat, der weiß, mit welcher Wucht sie diese Stoffe zu gestalten versteht, wie anschaulich sie Zeit und Menschen hinstellt, wie lebendig, kräftig und farbig Sei es, daß sie die Not und das Elend geplünderter und gequälter Bauern uns vor Augen führt wie in Auge um Auge, oder uns in die Gruftdämmerung von St. Chiara mit ihrem mythischen Glanz versetzt wie in der Legende der Felsensladt Neben dem Ernst kommt diesmal auch das Leiters zur Geltung. Das Tanz- liedchen ist so recht geeignet zum Vorlesen an stürmischen Abenden, um sich und andere an etwas Buntem, Lustigem zu erfreuen. Michael De Ruyters Witwerjahre Roman von Franz Servaes Geh. M. 5. -; geb. M. 6.50 Der „Witwer" ist ein literarisch noch kaum fixierter Typus. Lier wird zum ersten Mal im großen Stil der der Versuch unternommen, dessen Roman zu schreiben; das heißt den Roman eines Mannes ohne Frau, doch mit Kindern; ohne sexuelle Gebundenheit, doch mit familiären Verpflichtungen. Lierdurch kommt in das Ganze, schon rein durch das Thema, ein reiches Kontrastspiel: aus der einen Seite die Freiheit und der Drang des Sichauslebens eines erotisch veranlagten Individuums; aus der anderen die strikten unausweichlichen Forderungen der familiären Existenz, verkörpert in den Kindern. In diesem Roman wird die Familie als Problem behandelt. Er ist, unbeschadet manch heiterer und graziöser Details und mit all seinen leidenschaftlichen Schilderungen erotischer Gefühlserlebnisse, ein tief ernstes, ja eminent sittliches Buch: ein Buch für Väter und Mütter. Das nette Mädel Roman von Fedor von Zobeltitz Umschlagzeichnung von L. Anker Geh. M 6. -; geb. M. 7 50 Das nette Mädel heißt Traute Köhler und ist ein Bürgerstöchterchen in irgend einer Lansastadt. Sie kommt aus kleinen Kreisen, aus der Enge philiströser Verhältnisse durch eine Schulfreundin in die Gesellschaft hinein: und auf einmal folgt ein ganzer Schwarm Verehrer der Spur des niedlichen Edelwilds. Es ist wie draußen im Walde. Das Animalische wird lebendig. Der Vrunftschrei tönt, und der Kampf um bas Weibchen hebt an . . . — Wie sich das nette Mädel aus der Amstrickung und den Gefahren des Ewig-Männlichen rettet und dank ihrer inneren Sauberkeit aus der Wirrnis der Empfindungen den rechten Weg zum Glücke findet, das hat Fedor von Zobeltitz mit großer psychologischer Feinheit und flotter Feder famos zu schildern verstanden. Daß er ein ausgezeichneter und immer unterhaltender Erzähler ist, wissen wir. Er hat hier aber doch noch mehr geboten: eine Charakterstudie von ungewöhnlicher Feinheit, reich an interessanten Zügen und anmutigen Einzel heiten, ein figurenbelebtes Kulturbild, in dem auch die geistreiche Laune des Verfassers und sein nie versagender Lumor zu glücklichem Ausdruck kommen. Sochachtungsvoll Berlin W Linkstr. 16 Egon Fleische! ch Co. Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. 1346
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