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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.10.1910
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1910-10-22
- Erscheinungsdatum
- 22.10.1910
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- Deutsch
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246, 22. Oktober ISIO. Nichtamtlicher Teil. Törsenbtatt f. d. Dtschn. Tuchhandel. 12613 am 2. Januar 1877 Firma und Warenlager an die Brüder Louis und Albert Meder aus Heidelberg, deren väterliche Kunst- und Musikalienhandlung dortselbst allen Stu dierenden an der Ruperta - Carola aus dem Jahre 1850 bis 1880 in guter Erinnerung sein wird. Ihr Vater Georg Meder, Mitglied des Scheffelschen »Engern», kam durch diesen Kreis und seine Tätigkeit mit allen damaligen Be rühmtheiten der Universität in Berührung, und in seinen Geschäftsräumen gingen Männer wie Gervinus, Bunsen, Helrnholtz, Kirchhofs, Häußer, Blunlschli, Vangerow, Mittermaier, Renaud. Treitschke, v. Chelius, Simon und viele andere Größen der Wissenschaft ab und zu. Solche Atmosphäre blieb natürlich nicht ohne Einwirkung auf Denken und Fühlen der Söhne und besähiglc sie, die im besten Sinne geleitete Firma Amsler L.Ruthardt im Geiste ihrer Gründer fortzufllhren und sie zu der heutigen Höhe und zu Ansehen zu bringen. Im Jahre 18SS raffle der Tod Herrn Albert Meder aus seiner erfolgreichen Tätigkeit hinweg. Der überlebende Bruder übernahm die schwere Aufgabe, das weitverzweigte Geschäft im Interesse der jüngeren Generation allein weitcrzuführen, bis zu dem jetzt eingetretenen Zeitpunkt, der der Firma junge, frische Kräfte in den Personen der Herren Otto, Karl und Ernst Meder zuführt. Die Übernahme der Firma durch die Brüder Meder fiel in die Zeit der Nazarener und der Höchstbewertung des Linienstiches. Nur von solchem Gesichtspunkte aus ist es zu verstehen, daß die Firma im Jahre 1883 sür Professor Mandels Stich nach Raffaels Sixlina 120 VOO „O zahlte, einen Preis, der sür eine gestochene Kupferplatte kaum je wieder erreicht weiden dürfte. Schon ein Jahr später setzte die Bewegung zugunsten der Radierlechnik ein, und die Firma wurde Eigentümerin der großen Radierung von B. Mannfeld nach Menzels Gemälde -Paiaisgarten des Prinzen Albrecht». Im Jahre 1887 erwarb sie die Original-Radierung Hubert Her- komers nach seinem Gemälde-Dame in Weiß» (Miß Grant). Und nun folgt die Bekanntschaft mir Max Klingel, die allmählich zu den freundschaftlichsten Beziehungen zwischen Autor und Verleger heranwuchs. Wir wollen hier nur die beiden in jeder Hinsicht ganz großen Werke unseres bedeutendsten deutschen Radierers nennen: »Brahms-Phantasie» und »Vom Tode», die Verlagseigentum der Firma wurden. Neben diesen großen Objekten geht noch eine ganze Reihe kleinerer Veröffentlichungen her, unter denen wir besonders dis wirkungsvollen Farbenholzschnitte von Albert Krüger nach Lorenzo di Credi. Rubens und Holbein nennen müssen und zum Schlüsse (1909) die große ausführliche Monographie Professor Singers über das graphische Werk Max Klingers Außerdem ist der Frrma auch die hohe Ehre zuteil geworden, Seine Majestät Kaiser Wilhelm II. unter ihre Autoren zählen zu dürfen mit den beiden seinerzeit viel erörterten Gravüren »Völker Europas wahret Eure heiligsten Güter» und »Niemand zu Liebe. Niemand zu Leide». Als Ver legern Seiner Majestät wurde beiden Inhabern der Hof- litel verliehen und, als besondere Auszeichnung, spesenfrei. Trotz dieser Verlagstäligkeit blieb aber der Schwerpunkt des Geschäfts das Sortiment, also der Detailverkauf, und nicht zum kleineren Teile das Antiquariat. Ein ähnlich reiches Lager von guten Stichen nach Gemälden alter Meister war in ganz Deutschland nicht zu finden. Der verstorbene Herman Grimm, fast täglicher Gast in den Räumen der Firma, wußte das sehr zu würdigen, und Woche für Woche wandeile eine Mappe Anschauungsmaterial in sein Colleg zur Freude der Hörer. Denn damals war der Apparat sür Kunstgeschichte noch mager ausgcstattet, nicht bequem zugänglich, — kurz, die Firma durste jahrelang dem be liebten Lehrer die Schätze ihrer Mappen leihen, bis dann all mählich die Lichtbilder an ihre Stelle tiaten. Für diese Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 77. Jahrgang. Förderung wurde dem älteren Firmeninhaber Louis Meder der Königliche Kronenorden verliehen, dem wenige Jahre später der Großherzog von Baden den Zähringer Löwen- ordcn mit Eichenlaub folgen ließ. Kurze Zeit darauf wurde den beiden Firmeninhabern auch von Ihrer Majestät der Kaiserin, die regelmäßige Besucherin der Sonderausstellungen war, der Hoftitel verliehen. In das Übernahmejahr 1877 fiel auch dis Neubesetzung der Direktorstelle im Königlichen Kupferstichkabinett durch vr. Lippmann aus Wien, dessen Energie und Organisations talent diese Sammlung erst auf den hervorragenden Platz gefördert hat, den sie unter den öffentlichen graphischen Sammlungen heute einnimmt. Herr Louis Meder genießt seit über 30 Jahren das Vertrauen, das Königliche Kabinett auf allen berühmten Auktionen vertreten zu dürfen, und es war ihm seinerzeit geglückt, der Samm lung das erste größere Geschenk zuzuführen, das das Kabinett in den Stand setzte, aus der berühmten Rembrandt- Sammlung des Herzogs von Buccleuch herrliche Blätter im Betrage von über 100000 ^ zu erwerben. Außerdem gingen durch seine Hand zahlreiche kostbare Unica, die heute eine Zierde und einen Schatz unseres Kupferstichkabinetts bilden. In ununterbrochener Reihe von fast 90 Auktionen führte die Firma dem Berliner Kunstmarkt Sammlung auf Sammlung zu, unter denen besonders zu nennen wären die Sammlungen Baron Mecklenburg, Lobanow- Rostowsky, Hebich - Hamburg. Ralf von Retberg - München, Kleoer-Cöln, Stvrck - Bremen, Holland! - Braunschweig, Mohrmann-Hamburg, ferner die Berliner Sammlungen Mützell, Oppermann von Sollet - Berlin, Pommer-Esche, Robert Waiden, Dunsing, Dorgerloh und viele andere. Die mit großer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt ver faßten Auktionskataloge der Firma genießen volles Ver trauen in der ganzen Sammlerwelt, und manche derselben haben bleibenden Wert durch ihren beschreibenden Inhalt wie z. B. der umfangreiche Katalog zur Geschichte der Lithographie der Sammlung Aufseesser. An die Beziehungen zum Königlichen Kupserstich-Kabinett knüpften sich solche zur Reichsdruckerei, wohin anfangs der achtziger Jahre zur Leitung der chalkographischen Abteilung der soeben in den Ruhestand getretene hochverdiente Professor Wilhelm Roese von Wien berusen woiden war. In dieser Abteilung begann damals auf Betreiben vr. Lippmanns neben den Handzcichnungen alter Meister und den Handzeichnungen Dürers das große, auf ca. 12 Mappen veranlagte Werk zu erscheinen »Kupfer stiche und Holzschnitte alter Meister in Nachbildungen-, dessen Entführung in den Kunsthandel der Firma Amsler L Ruthardt übertragen wurde und dessen mustergültige Faksimile- Drucke seitdem ihren Weg über die ganze kunstliebende Welt genommen haben. Als anerkannte Autorität in der Beurteilung der graphischen Kunsterzeugnisse, insbesondere der Arbeiten der alten Meister des fünfzehnten bis achtzehnten Jahrhunderts wurde der jetzige Senior-Chef der Firma, Herr Louis Meder, schon vor Jahren ehrenamtlich als Mitglied der Königlich preußischen künstlerischen Sachverständigen-Kammer gewählt, ebenso gehört er der Sachverständigcn-Kommission der Reichs druckerei an. Vor mehreren Jahren ist die Firma nun auch Eigen tümerin des Hauses geworden, in dem sie seit fünfzig Jahren mit schönem Erfolge gewirkt hat. Mögen ihr unter der neuen Führung der jüngeren Generation viele weitere glückliche Jahre beschicken sein! IS24
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